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Primäre Ziliendyskinesie (PCD) und  Kartagener Syndrom
zilien
pcd

Regelhafte Zilienstruktur (verschiedene Ebenen), daneben Mikrovilli
Verlust bzw. Reduktion der Dyneinarme als Zeichen der PCD
email:  Dirk.Theegarten@uk-essen.de


Zilien sind Membranausstülpungen, die im Bereich des Respirations- und Genitaltraktes vorkommen und im
allgemeinen Sprachgebrauch als Flimmerhärchen bezeichnet werden.

Die primäre Ziliendyskinesie (PCD) oder primäre ziliäre Dyskinesie ist eine seltene Erkrankung des Zilienaufbaues,
die zumeist im Kindesalter auffällig wird. Klinisch geht dieses in ca. 50% mit einem Kartagener-Syndrom (engl.
immotile cilia syndrome) einher. Die Vererbung erfolgt autosomal rezessiv. Hierbei kommt es infolge einer Störung der
mukoziliären Reinigung zu einer pluriglandulären Insuffizienz. Das Kartagener-Syndrom ist durch die Trias: 1. Situs
inversus viscerum, 2. Bronchiektasen und 3. Hypo- und Aplasie der Nasennebenhöhlen und Warzenfortsatzzellen
sowie Nasenpolypen gekennzeichnet. Auffällig werden die Kinder zumeist mit gehäuften Infekten der oberen und
unteren Atemwege.

Die zugrunde liegende Strukturstörung der Zilien kann mit einer Funktionsanalyse (Feststellung einer Reduktion der
Schlagfrequenz unter 10 Hertz, irregulärer Zilienschlag) und durch eine Untersuchung der Ultrastruktur erfasst
werden.

Für die ultrastrukturelle Untersuchung ist die Gewinnung von Zellen mittels Nasenbürstenabstrichen oder von Biopsien
aus den Atemwegen erforderlich. Das Material sollte in gepufferter 2,5%iger Glutaraldehydlösung fixiert werden. Die
Proben werden anschliessend für die Transmissionselektronenmikroskopie aufgearbeitet.
Die normale Struktur der Zilien ist durch das 9+2 Tubulusmuster gekennzeichnet. Wichtige Komponenten sind hierbei
die äusseren und inneren Dyneinarme, die Radspeichen, die peripheren und zentralen Mikrotubuli und die Zilienachse.
Die Diagnose der Erkrankung ist an die typische Klinik und die Feststellung von Ultrastrukturdefekten geknüpft, die
für die Erkrankung typisch sind und in der Mehrzahl der Zilien beobachtet werden können
. Die häufigsten Defekte sind
hierbei der Verlust oder rudimentäre Dyneinarme. Nur bei 3% der PCD-Patienten kann trotz
einer Funktionsstörung
kein Ultrastrukturdefekt nachgewiesen werden. Differentialdiagnostisch müssen sekundäre Zilienveränderungen
abgegrenzt werden, die infolge von Entzündungen auftreten.

Kooperationen:
- PD Dr. Uwe Mellies, Pädiatrische Pulmologie, Klinik für Kinderheilkunde III, Universitätsklinikum Essen
- PD Dr. Lutz Freitag, Abteilung für Interventionelle Pneumologie, Ruhrlandklinik - Westdeutsches Lungenzentrum, Essen

Samstag, 19. September 2009

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