RAD im Pott, Ausgabe Winter 1996/97:

Nicht unmöglich, aber (noch) unpraktisch

Per Rad zur Neuen Mitte

Neue Mitte - 10.500 mal kostenlos das Auto parken und (zu bestimmten Aktionen) auch kostenlos Bus und Bahn fahren, das ist bekannt; aber mit dem Fahrrad dorthin? Es ist möglich, wenn es in der Werbung auch völlig verschwiegen wird. Kaum bekannt ist daher, daß direkt an der Neuen Mitte mit dem Emscher Park Radweg und dem (derzeit gesperrten) Kanalradweg R 0 zwei überregional bedeutende Radwanderwege entlangführen. Aber auch für die Oberhausener, die immerhin etwa 165.000 Fahrräder besitzen, ist die Neue Mitte per Rad zu erreichen.

Die neue Fuß- und Radwegeverbindung vom Brücktorviertel zur Neuen Mitte beginnt an der Kreuzung Brücktor-/Liebknechtstraße und verläuft parallel zur ÖPNV-Trasse. Hinweisschilder auf diese neue Verbindung fehlen aber, so daß Ortsunkundige durchaus Probleme haben, sie zu finden. Vorsicht auch bei der Abfahrt ins Lipperfeld: Die Rampe ist sehr steil, und zur Weiterfahrt sind zwei Parkstreifen zu überqueren. Auf Anregung des ADFC sind auf den Parkstreifen Poller gesetzt worden, so daß parkende Autos die Durchfahrt der Radler nicht mehr behindern können; ein Umbau dieses Übergangs ist aber die einzig sinnvolle Lösung. Etwas weiter nördlich muß man dann die B 223, die Essener Straße, überqueren - aber von der lange versprochenen Ampel ist noch immer nichts zu sehen. Mit fünf Minuten für 15 Meter muß man hier rechnen. Ob die geplante Ampel weniger Zeit für Fußgänger und Radfahrer bedeutet, muß abgewartet werden. Anschließend geht es über Umwege und unbefestigte Wege zur Neuen Mitte, während der Platz für einen direkten Weg nicht genutzt wird. Nicht viel besser sieht es bei einer Fahrt von der Neuen Mitte Richtung Norden aus. Von der neuen Haltestelle geht es zwar parallel zur ÖPNV-Trasse auf einem breiten, geteerten Weg zum Kanal und Gasometer, doch fehlt noch die Fortsetzung Richtung Osterfeld und Sterkrade. Auch wird die endgültige Planung abzuwarten bleiben, um zu entscheiden, ob diese für den Radverkehr wichtige Verbindung auch den Bedürfnissen entsprechend ausgestaltet werden wird.

Noch immer kann die Führung der Radfahrer auf den Wegen zur Neuen Mitte nicht überzeugen. Der ADFC hatte im September dem CentrO.-Management und der Stadtverwaltung seine Kritik mit geteilt. Bisher erreichte den ADFC nur die Antwort der Stadtverwaltung: "Eine Reihe von Anregungen/Forderungen sind aus meiner Sicht durchaus berechtigt", schrieb Planungsdezernent Jürgen Best. Erste Verbesserungen sind bereits umgesetzt, weitere wichtige Punkte lassen aber noch immer auf sich warten.

Oliver Mayer

Henkelmannbrücke endlich wieder geöffnet

Zur Erinnerung: Im Herbst 1994 war die Henkelmannbrücke im Zuge der Bauarbeiten zur ÖPNV-Trasse kurzfristig abgebaut worden und sollte restauriert werden. Die Stadt gab ursprünglich den Frühsommer 1995 als Zeitpunkt für die Wiedereröffnung an. Es stellte sich dann heraus, daß bis dahin die Brücke nur aufgebaut, aber wegen der fehlenden Rampen noch nicht benutzbar sein sollte. Tatsächlich sollte es noch bis in den Winter dauern, bis sich der Übergang wieder über die Gleise spannte. Anfang Juni 1996 kam dann der spannende Moment: Es war tatsächlich wieder möglich, die Bahnstrecke zu queren, allerdings nur auf einem Weg neben der Trasse auf der neuen ÖPNV-Brücke, die daneben aufgebaute Henkelmannbrücke blieb weiterhin gesperrt. Ursache waren nach Angabe der Stadt zu niedrige seitliche Absperrgitter, die ein Herabwerfen von Gegen ständen auf die Gleise verhindern sollen (RAD im Pott berichtete darüber). Die Stadt hatte allerdings schon die endgültige Beschilderung aufgehängt (ÖPNV-Brücke für Radfahrer, Henkelmannbrücke für Fußgänger), so daß es vom Brücktorviertel zunächst nicht möglich war, zu Fuß legal die Straßenbahnhaltestelle "Im Lipperfeld" zu erreichen. Nach einigen Wochen wurde die Beschilderung endlich geändert. Mittlerweile ist auch die Henkelmannbrücke wieder geöffnet, so daß zumindest für Fußgänger eine komfortable Verbindung existiert. Für Radfahrer und Rollstuhlfahrer ist insbesondere die südliche Rampe recht steil und stellt doch erhebliche Anforderungen an die Kondition.

Joachim Danzig


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