RAD im Pott, Ausgabe Frühling 1997:

Duisburg:

Mobilitäts- und Verkehrsberatung Ruhrort (MOVE!):

Verkehrspolitische Überzeugungsarbeit ohne erhobenen Zeigefinger läuft aus

Auf knapp drei bewegende Jahre kann die Mobilitäts- und Verkehrsberatung Ruhrort (MOVE!) am Ende ihrer Tätigkeit Ende März zurückblicken. Ziel war es, Einfluß auf die Verkehrsmittel der in Ruhrort arbeitenden und lebenden Bevölkerung zu nehmen. Die dringende Notwendigkeit dieses Vorhabens zeigen schon einige wenige Zahlen. Der kleine Stadtteil mit seinen 6300 Einwohnern, die selbst 3000 Pkw fahren, muß täglich 2700 Pkw-Pendler verkraften, ganz zu schweigen von dem starken Autoverkehr, der in Ruhrort den Rhein quert.

MOVE! stand nicht nur als Anlaufstelle für persönliche Beratung (Auskünfte über Busse und Bahnen, Radfahren, Wandern, Fahrgemeinschaften) zur Verfügung - über 3000mal wurde dieses Angebot genutzt. MOVE! ging auch auf verschiedene Zielgruppen zu. Auf Aktionstagen mit Kindergärten und Schulen wurden Kinder und Jugendliche angesprochen. In einer Verkehrs-AG beleuchteten Schüler das Thema Mobilität von allen Seiten: Fahrplan lesen lernen, Besuch der DVG-Leitzentrale, Scotland-Yard in der Wirklichkeit mit Bussen und Bahnen, Tempomessungen im verkehrsberuhigten Bereich und vieles mehr. MOVE! suchte Unternehmen auf, um Hilfestellung zu geben, wie die Autonutzung vermindert werden kann. Gemeinsam führten MOVE! und ADFC mehrere informative Radtouren durch. MOVE! setzte sich für die Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr in Ruhrort ein. Angeblich wegen "verkehrssicherheitstechnischer Bedenken" - mit denen Duisburg wohl einen unrühmlichen Spitzenplatz in Bendenkenträgerliga einnehmen dürfte - wurden diese Maßnahmen, die auch von der Bezirksvertretung unterstützt wurden, von der Verwaltung nicht umgesetzt. Finanziert wurde das auf drei Jahre angelegte Projekt im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park zu 90 Prozent aus Mitteln der Städtebauförderung vom Land. 10 Prozent steuerte die Stadt Duisburg bei. Was bleibt? Eine ganze Menge: in den Schubladen der Verwaltung vorerst die Vorschläge zu den Einbahnstraßen; zwei Car-Sharing Fahrzeuge, die nun bereits zwei bzw. ein Jahr durchgehalten haben; eine DVG, die in manchen Punkten inzwischen viel fortschrittlicher denkt als noch vor drei Jahren; am Thema interessierte Kindergärten und Schulen; traurige Schüler, die MOVE! vermissen werden; sensibilisierte Bewohner und Beschäftigte. Was kann noch kommen? Für Radfahrer geöffnete Einbahnstraßen in Ruhrort und eine Mobilitätsberatung für die ganze Stadt. Der ADFC hat dazu neben anderen Institutionen seinen Mitarbeit angeboten.

Markus Westphalen


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