RAD im Pott, Ausgabe Frühling 1997:

Essen:

Anmerkungen zur SPD-Verkehr(s/t)politik

Die sich in letzter Zeit abzeichnende Entwicklung in der SPD-Verkehrspolitik in Essen gibt vermehrt Anlaß zur Besorgnis. Von der 1991 propagierten Verkehrswende hin zu umweltfreundlichen Verkehrsträgern ist kaum noch etwas zu spüren. Hier nun in Kurzform die wichtigsten Belege:

* Bau der A 52 quer durch das nördliche Stadtgebiet: Die Verkehrskommission der SPD hat sich mit einem 4 : 2 Votum für die Autobahn ausgesprochen (in völliger Tunnellage - total unrealistisch und somit Augenwischerei); die übrige Partei wird dem wohl folgen und den gegenteiligen Beschluß von 1991 kippen. Übrigens votierte auch Kommissionsmitglied und Umweltdezernentin Dr. Krüger für die A 52.

* Autobahnmäßiger Bau der B227n durch das Landschaftsschutzgebiet Asbachtal: Die SPD hat ihren Widerstand gegen dieses landschaftszerstörende und massiv Mehrverkehr produzierende Projekt aufgegeben. Es herrscht faktisch Baurecht, lediglich das Geld fehlt (noch).

* Schnellstraßengerechter Ausbau der Altenessener Straße: Nach der offenbar nicht mehr zu verhindernden Stillegung der Straßenbahn ist hier ein ähnlich gigantischer Ausbau geplant wie auf der Wilhelm-Nieswandt- Allee. Grotesk ist dabei der Umstand, daß zum einem im Bereich des Altenessener Bahnhofs noch nicht einmal mehr Platz für Radverkehrsanlagen bleibt, zum anderen im Zentrum Altenessens trotz gerade erwähnter Umgehungsstraße der Autoverkehr weiterhin fließen soll.

* Tiefgarage unter dem Rüttenscheider Markt: Hier spricht sich die SPD in einer plötzlichen Kehrtwendung auf einmal für die Tiefgarage aus, ohne dabei die von nahmhaften Verkehrsexperten befürwortete Anwohnerparkregelung abzuwarten.

* Sechsspuriger (Teil ) Ausbau der Alfredstraße/B224: Diese wird wegen der mehr als umstrittenen Bebauung von Grugastadion- bzw. Festwiesengeländes sowie der Erweiterungspläne der Messe für notwendig erachtet, genauso wie neue gigantische Autoabstellflächen im Stadtteil Haarzopf.

* Schleichende Demontage des geplanten Hauptradroutennetzes: Die Nordradroute ist, wie eben beschrieben, an entscheidender Stelle unterbrochen. Auch die Südroute über Rellinghauser-/Weserstraße sowie die West-Ost-Route über Wittering-/Moltkestraße stehen mit immer den gleichen Begründungen unter Beschuß: Die angeblich exakt an diesen Stellen ach so wichtigen Autoparkplätze. Dabei sollte es auch Autofahrern zuzumuten sein, mal einige Meter zu laufen (wie es z.B. den ÖPNV- Benutzern als Selbstverständlichkeit abverlangt wird!).

Jörg Brinkmann


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