RAD im Pott, Ausgabe Frühling 1997:

Fahrradwegenetz im Grünen wächst langsam, aber stetig

Radroute Veltenbahn freigegeben

Wie in der letzten Rad im Pott angekündigt, wurde Mitte Dezember im Stadtteil Freisenbruch der kombinierte Geh- und Radweg auf der ehemaligen Veltenbahntrasse offiziell eröffnet. Damit ist ein wichtiger Bestandteil einer weitgehend vom Autoverkehr unabhängigen Veloroute von Mülheim bis nach Bochum fertiggestellt. Zudem existiert nun eine Anbindung der Oststadt an den Erholungsraum Ruhrtal so wie zum S-Bahnhof Steele-Ost. Großer Vorteil der 2,6 km langen Veltenbahnroute ist die weitgehend steigungs- und kreuzungsfreie Führung. Sie ist eine gute Alternative zur vielbefahrenen und steilen Bochumer Landstraße. Da fällt der etwas längere Weg über die Veltenbahn kaum ins Gewicht. Fertiggestellt wurde die Radroute übrigens im Rahmen des vom Arbeitsamt und Land NRW geförderten Projektes "Arbeit und Lernen" zum größten Teil von 25 arbeitslosen Jugendlichen. Dabei wurden im Konsens mit Essener Firmen zwei der baufälligen Unterführungen saniert und ein Brückenneubau durchgeführt. Und da der Weg überwiegend durch Grüngebiete führt, wurde er nicht asphaltiert, sondern umweltverträglicher mit einer wassergebundenen Decke versehen. Zur Freigabe der Veltenbahnroute lieferte die SPD einen besonders peinlichen Beitrag ab. Obgleich Umweltdezernentin Dr. Krüger sowie das zuständige Grünflächenamt alle maßgeblichen Institutionen und Politiker offiziell eingeladen hatten, "eröffnete" die SPD zwei Tage zuvor mit einer eigenen Veranstaltung, auf der natürlich nur die eigenen Genossen vertreten waren, den Weg. Über die Gründe kann man nur spekulieren: Zum einem wollte man sich wohl die Lorbeeren alleine einheimsen, zum anderen soll es die Verwaltung, so erfuhr man hinter vorgehaltener Hand, "versäumt" haben, den Termin mit der SPD abzustimmen bzw. sich "genehmigen" zu lassen. Zu vermuten ist auch, daß man der inzwischen in gewissen SPD-Kreisen nicht mehr unbedingt wohl gelittenen Umweltdezernentin eins auswischen wollte. Ergebnis war jedenfalls, daß Pressevertreter, die bereits über die SPD-interne "Eröffnungsveranstaltung" berichtet hatten, zum offiziellen Termin gar nicht erst kamen. So scheint die eigentlich dringend notwendige Öffentlichkeitsarbeit für den Radverkehr zum Opfer parteipolitischer Eitelkeiten zu avancieren. Schade!

* Radroute Gruga-Annental

Entgegen der Meldung in der letzten RAD im Pott konnte der erste Bauabschnitt des zukünftigen Rad-/Gehweges parallel zum Annen- und Walpurgistal noch nicht bis zum Jahresende fertig gestellt werden. Zwar ist die Brücke über den Glockenberg in Rellinghausen installiert sowie weitere Unterführungen bereits saniert worden, die strenge Witterung zu Beginn des neuen Jahres tat jedoch ein ihres, um das Projekt zu verzögern. Ein Schnellschuß war leider auch der Hinweis, man habe sich mit Herrn Gruse am Bussardweg verständigen können. Gruse versucht seit langem, die an seinem Haus vorbeiführende Trasse mit allen Mitteln zu verhindern bzw. mit nahe zu undurchführbaren und vor allem unbezahlbaren Auflagen zu torpedieren. Letzter Stand: Es gibt zwar tatsächlich ein Übereinkommen, dessen Unterschrift Gruse jedoch immer wieder hinauszögert. Unser Tip: Die Stadt sollte einfach bauen!

* Radroute Hangetal - Hallopark

Dieser im Stadtteil Stoppenberg gelegenen Radroute fehlten bislang zwei wichtige Teilstücke: Zum einem die Brücke über die Ernestinenstraße; der Neubau ist jetzt offiziell von der Stadt ausgeschrieben worden, mit dem Baubeginn ist im Frühjahr zu rechnen. Das andere Teilstück liegt zwischen der Stoppenberger Straße und der Wallmannaue (entlang der zukünftigen Grünanlage Hangetal). Problem: Diese Trasse liegt auf Privatgelände. Mittlerweile hat sich die Stadt allerdings mit dem Grundstückseigentümer verständigt. Geplant ist hier die Einsetzung eines Teils der von EFI und ADFC gesammelten Gelder im Rahmen des Ökosponsoring. Hierbei beteiligte sich auch die Essener Aktion gegen Umweltzerstörung (EAU) mit einem nicht unerheblichen Betrag. Näheres dazu und über die generelle Verwendung der gesammelten Gelder berichtet eine der nächsten Ausgaben der Rad im Pott. Übrigens: Im Juni dieses Jahres werden leider die letzten der ursprünglich 40 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für den Radwegebau in Grünflächenbereichen auslaufen. Diese Leute haben im Rahmen ihrer als Qualifikation ausgelegten Tätigkeit ca. 30 km kombinierte Rad- und Wanderwege geschaffen. Damit ist ein wichtiger Bestandteil zur Förderung des Radverkehrs in Essen ersatzlos dem arbeitsmarktpolitisch sinnlosen Sparzwang der Bundesregierung zum Opfer gefallen.

Jörg Brinkmann


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