RAD im Pott, Ausgabe Sommer 1997:
Essen:
Verwaltung ignoriert Radler-Votum
Inline-Skater verschärfen Lage am Baldeneysee
NRZ vom 19.4.: "Radler stießen frontal zusammen, 46-jährige schwer verletzt; die Frau und ein entgegenkommender Radler mußten mehreren Inline-Skatern ausweichen und prallten aufeinander". Seit Jahren ist der beliebte Rundkurs um den Baldeneysee der Unfallbrennpunkt Nr. 1 zwischen Radfahrern bzw. Fußgängern und Radlern. Und seit die Skater-Invasion auch das Ruhrtal bevölkert, hat sich die Situation dramatisch verschärft.
Über eine Lösung des Problems wird seit Jahren diskutiert. Nun hat die Verwaltung kurzerhand beschlossen, auf dem problematischsten Teilstück, dem zwischen Kupferdreh und Werden auf der Südseite des Sees liegenden Hardenbergufer, die Trennung zwischen Fuß- und Radweg aufzuheben, sprich den dort vorhandenen Mittelstrich zu entfernen. Auf der neuen Mischfläche hätten dann alle die gleichen Rechte. Vielleicht seien danach alle Beteiligten etwas vorsichtiger, so die Wunschvorstellung der Verwaltung. Die Idee ist natürlich nicht neu. Bereits 1990 hatte die Polizei vor Ort eine Umfrage durchgeführt, bei der besagter Mischfläche eindeutig eine Absage erteilt worden war (65 % der Fußgänger und 80 % der Radfahrer waren dagegen). In ihrem ersten diesjährigen Rundbrief starteten nun EFI und ADFC eine Umfrage unter den über 450 Mitgliedern. Der Rücklauf von immerhin 110 Antwortkarten ergab, daß 70 % die Trennung beibehalten wollten, nur 16 % befürworteten die Mischfläche. Überraschend war das Votum von 32 % für den Einbau von temporeduzierenden Maßnahmen, wie z.B. die Bodenschwellen des Leinpfades zwischen Werden und Kettwig! Die Verwaltung will dennoch an ihrem 50.000 DM teuren Plan festhalten, hat allerdings von der für den westlichen Abschnitt zuständigen Bezirksvertretung IX einen Dämpfer erhalten. Diese lehnte die Pläne rundweg ab, während sich die Kupferdreher Kollegen der BV VIII noch Bedenkzeit erbeten haben. Die Krönung setzt dem Ganzen allerdings ein sogenannter "Inline-Guide NRW" des Essener Klartext-Verlages auf, der unter den 30 Streckenbeschreibungen den Baldeneyseerundkurs als ideale Strecke herausstellt, desweiteren die Strecken vom Kemnader See nach Steele-Horst bzw. weiter zum Baldeneysee. Als ob es nicht schon genug Probleme gebe, lockt man auf diese Art noch mehr Skater auf die extrem unfallträchtigen Strecken. Und die Stadt will alle Beteiligten ohne Einschränkungen aufeinander loslassen. Mal schauen, wie die Unfallstatistiken zum Jahresende aussehen...
Jörg Brinkmann
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