RAD im Pott, Ausgabe Sommer 1997:

Bundesverdienstkreuz für den EFI-Sprecher

Dem langjährigen Sprecher der Essener Fahrrad-Initiative (EFI), Jörg Brinkmann wurde vom Bundespräsidenten für seine Verdienste zur Förderung des Radverkehrs das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Bei einer Feierstunde im Essener Rathaus erhielt der 38jährige Jörg Brinkmann seine Auszeichnung aus der Hand von Bürgermeister Thomas Freesen (SPD), jedoch nicht, ohne zuvor mit Reden voll des Lobes über seine unermüdliche Arbeit für das umweltfreundlichste aller Verkehrsmittel überschüttet worden zu sein. Um wieviel der Radverkehr in Essen aufzuholen hatte, wurde in so machen Grußworten deutlich. So erinnerte ADFC-Landessprecherin Ulrike Dörscheln an die unrühmliche "Rostige Speiche" für die fahrradunfreundlichste Großstadt Essen aus dem Jahre 1991. Dr. Horst Pomp als Sprecher des "Runden Tisches" (ein Zusammenschluß der Essener Umwelt- und Verkehrsinitiativen) brachte das in Essen besonders notwendige Bohren beton- und asphaltharter Bretter in Erinnerung und Rolf Fliß von der EFI schließlich mahnte im Beisein des Bürgermeisters den Rat der Stadt an, trotz knapper Kassen Essens Teilnahme am "Modellvorhaben fahrradfreundliche Stadt" nicht durch etwaige Mittelkürzungen leicht fertig auf's Spiel zu setzen. Als Vertreter der Stadt Essen über brachten Umweltdezernentin Dr. Eva-Maria Krüger und die Fahrradbeauftragten Martin Stenert und Christian Wagener die Glückwünsche der Stadt und würdigten Jörg Brinkmanns Verdienste, z.B. bei der Zusammenarbeit in den Arbeitskreisen und diversen Infoständen. Neben den besten Wünschen für eine gesündere, fahrradfreundlichere Zukunft erhielt Jörg Brinkmann von Dr. Pomp eine Luftpumpe (für einen langen politischen Atem), von der grünen Umweltausschußvorsitzenden Dorothea Hermann eine - nur in Betrieb verbotene - Radlaufklingel am gelben Bande (muß er auch nicht immer tragen) und von den Mitstreitern aus EFI und ADFC Essen zwei Fahrradständer (Typ Klemmbügel Rhein-Ruhr), die in der Woche darauf mit Zustimmung der zuständigen Bezirksvertretung vor seiner Wohnung in Rüttenscheid medienwirksam eingebaut wurden. Die Voraussetzungen für weitere, erfolgreiche Arbeit wurden - zumindest verbal-rhetorisch - geschaffen. Lassen wir ihnen nun also neue Taten folgen!!

Jörg Brinkmann - ein Porträt

Vor 14 Jahren kam der junge Kartograph erstmals zur EFI und wie es scheint, war es Liebe auf den ersten Blick. Was weiter nicht verwundet, hatte er doch im heimischen Wesel schon früh das Fahrradfahren mit der Muttermilch eingesogen. Umso schlimmer muß da die autogerechte Stadt Essen auf ihn gewirkt haben. Jedenfalls war/ist Jörg ein Glücksfall für die EFI und damit auch für die Gesamtstadt. Mit seiner ihm typischen Ausdauer - man könnte auch Sturheit sagen - bearbeitet er die Rad-Thematik sowohl in der "RAD im Pott"-Redaktion als auch in der Zusammenarbeit mit den diversen Gremien/Arbeitskreisen der Stadt Essen. Laute Töne sind nicht sein Ding, eher die leisen, auf die man (auch als Freund) sehr genau achten muß. Bewundert habe ich Jörg geradezu, als ihn seine schwere Krankheit packte. Mit dem ihm eigenen stoischen Optimismus hat er immer an seine Genesung geglaubt und es dann auch geschafft, diese schwierige Phase zu überwinden und die Krankheit zu besiegen. Unvergessen ist daher für mich der wunderschöne Augenblick geblieben, an dem wir zwei wieder eine (zunächst kleine) Radtour machen konnten. Und selbst heute, in der zehrenden Dialysephase, ist Jörg ein unerschrockener Kämpfer für das um weltfreundliche Verkehrsmittel Fahrrad. Heiß begehrt sind auch seine pingelig genau erstellten Karten und Skizzen, die von den Journalisten ebenso gerne geordert werden wie von den Umweltverbänden. Schwer wird jedoch die Zusammenarbeit, wenn man was von Jörg will, was Jörg partout nicht zu geben bereit ist: das Material "Granit" kommt mir da in den Sinn...! Unschätzbar aber auch, was Jörg da so alles im stillen Kämmerlein/im Verborgenen leistet und wegschafft. Wahrscheinlich müßten gleich drei Leute eingestellt werden, um Jörg schlecht zu ersetzen. Als langjähriger Freund, der von Beginn an dabei war, weiß ich die Jörg-typische Hilfsbereitschaft zu schätzen, auf Umzügen ebenso wie in Zeiten, wenn mal Not am Manne war/ist. Kurzum: endlich hat die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes mal den Richtigen erwischt. Glück auf für Deine Gesundheit und mit dem Fahrrad allzeit freie und gesunde Fahrt!

Rolf Fliß


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