RAD im Pott, Ausgabe Sommer 1997:

Modell Troisdorf: Nur gute Noten

Fahrradfreundliche Politik macht auch Autofahrer froh

Die Förderung des Radverkehrs wird auch von Autofahrern begrüßt. Das ist eines der Ergebnisse aus der jetzt vorgelegten Bilanz des Projektes "Fahrradfreundliches Troisdorf". Daß nach acht Jahren Modellprojekt der Radverkehrsanteil um ein Drittel von 16 auf 21 Prozent gestiegen ist, war nicht die überraschendste Zahl, die Werner Brög von Socialdata München, die die Entwicklung seit 1988 wissenschaftlich begleitet hat, bei der Bilanz vorstellte. Ungewöhnlich ist in Troisdorf, daß es im Gegensatz zu Lünen, Rosenheim oder Delft gelungen ist, den Zuwachs voll zu Lasten des Autoverkehrs zu erreichen. Der Anteil der Fußgänger (20 %) und des ÖPNV (7 %) blieb konstant, der Autoanteil fiel von 56 auf 51 Prozent. Demnach ist es in Troisdorf gelungen, die Autofahrer für den Umstieg auf das Velo zu gewinnen. Noch höher ist der Zuwachs für das Rad, wenn man den Verkehr herausgreift, der sich innerhalb der Stadtgrenzen abspielt (Zweidrittel des Gesamtverkehrs). Im Binnenverkehr stieg der Anteil des Radverkehrs von 22 auf 28 %, der Pkw-Anteil ging von 43 auf 38 % zurück. Zu den unerwarteten Ergebnissen des Modellprojektes Troisdorf gehört, daß trotz der massiven Förderung des Radverkehrs auch die Zufriedenheit der Autofahrer stark zugenommen hat. 91 % von ihnen bewerten heute das Verkehrsangebot in Troisdorf als gut oder eher gut. Die Zustimmung liegt damit um 17 % über dem Wert von 1988. Noch stärker der Zuwachs unter den Radfahrern. Während 1988 eine große Mehrheit die Verhältnisse als schlecht einstufte, sind nun 84 % zufrieden. Damit einher ging auch, daß sich Rad fahrer - und auch die Fußgänger (!) - erheblich sicherer fühlen. 1988 bezeichneten 87 % der Radler das Unfallrisiko als groß und sehr groß, heute sind es nur noch 44 %. Erfreulicherweise fühlen sich auch Fußgänger erheblich sicherer. 1988 bezeichneten 51 % das Unfallrisiko als groß und sehr groß, jetzt liegt der Wert bei nur noch 30 %. Schließlich ist bemerkenswert, daß der Zuwachs für den Radverkehr bei den über 60jährigen am größten war. Während bei den übrigen Altersgruppen ein Anstieg der Fahrradnutzung um rund 20 Prozent verzeichnet wurde, nutzen die Senioren das Velo jetzt doppelt so häufig wie 1988. Ganz offensichtlich eine Folge des stark gestiegenen Sicherheitsgefühls. "Das Ergebnis ist sensationell", kommentierte NRW-Städtebauministerin Ilse Brusis. "Die Stadt Troisdorf hat den Beweis dafür angetreten, daß durch eine konsequente Radverkehrspolitik das Verkehrsverhalten tatsächlich nachhaltig beeinflußt werden kann." Das Land NRW bezuschußte das Modell mit 16 Millionen Mark. Investiert wurden in die Förderung des Radverkehrs insgesamt 26 Millionen Mark seit 1988.

ADFC-Nachrichten für NRW


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