RAD im Pott, Ausgabe Winter 1997/98:

Essen: Rückwärtsgang bei neuen Radverkehrsanlagen

Radwege contra Radfahrstreifen

Es ist schon mehr als ärgerlich! Da gilt es inzwischen als allgemeines Gedankengut, daß Radwege herkömmlicher Bauart im Stadtverkehr sich als deutlich unsicherer erwiesen haben als Radfahrstreifen auf der Fahrbahn, was diverse Studien auch belegen. Die Stadt hat sogar mit einem entsprechenden Positionspapier reagiert, welches im Februar von der Baudezernentin, der Kinderbeauftragten des Rates und dem Kinderbüro vorgestellt und mittlerweile von den politischen Gremien abgesegnet worden ist ("Positionspapier zur kindergerechten Radverkehrsplanung", siehe auch RAD im Pott 2/97). Und was passiert? Man baut immer noch diese veralteten Radwege, derzeit auf der Borbecker Straße (zwischen Schloßstraße und Frintroper Straße) sowie der Bergheimer Straße (zwischen Möllhoven und Reuenberg). Über die verkorkste Prosperstraße wurde bereits im vorletzten Heft berichtet. Vor allem der Umstand, daß diese Radwege zum großen Teil hinter parkenden Autos bzw. Grünstreifen liegen, läßt an der Ernsthaftigkeit der Bemühungen für mehr Sicherheit beim Radverkehr zweifeln. Verschwenkungen hin zur Fahrbahn und damit in den Sichtbereich der Autofahrer an Einmündungen und Einfahrten - zumeist Fehlanzeige! Hinzu kommt, daß an der Borbecker Straße die Hof- und Garagenzufahrten wieder zu Berg- und Talbahnen geraten sind. Daß dieses auch anders geht, hat die Stadt am Heinrich-Sense-Weg in Kray demonstriert! Im übrigen sind im Vorfeld erfolgte Verbesserungsvorschläge von EFI und ADFC, welche vor etlicher Zeit die Pläne einsehen konnten, dem derzeitigen Bauzustand nach zu schließen offenbar nicht umgesetzt worden. Vor allem auf der Borbecker Straße hätte man ohne viel Aufwand und vor allem viel preiswerter Radfahrstreifen anlegen können. Aber offensichtlich spielt Geld keine Rolle - und auch nicht die Sicherheit der Radler! Hier versucht wohl jemand, seine ganz persönlichen Vorstellungen durchzusetzen, entgegen allen heutigen Erkenntnissen bezüglich der Verkehrssicherheit - auch die der im eigenen Hause. Und da hat augenscheinlich auch der Einfluß des Radfahrbeauftragten Grenzen, welcher - so jedenfalls stellt es sich für EFI und ADFC dar - von seinen Vorgesetzten wenig Unterstützung zu erhalten scheint.

Jörg Brinkmann


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