RAD im Pott, Ausgabe Frühling 1998:

Revolution im Fahrradhandel?

Erstmalig wird durch den Fahrradhandel eine zweijährige Vollgarantie angeboten, die durch BICOPLUS-Händler entwickelt wurde. Für verkaufte Räder (ab Modelljahr 1998) wird auch für Verschleißteile, wie z.B. Reifen und Bremsgummis, die volle Garantie übernommen. Das Fahrrad wird kostenlos repariert, bzw. Ersatzteile werden gestellt und montiert. Der Garantieanspruch erlischt bei nicht normalem oder unsachgemäßem Gebrauch einschließlich Unfallschäden und mangelnder Pflege bzw. falscher Reparaturen. Voraussetzung für den Garantieanspruch ist, daß das Fahrrad mindestens einmal jährlich zur Inspektion zu einem BICOPLUS-Händler gebracht wird. Leider ist es bislang nur die Konkurrenz (VSF-Händler), welche als Service eine erste Inspektion für ein dort gekauftes Rad kostenlos durchführt. Trotzdem ist die BICOPLUS-Garantie ein entscheidender Schritt zur kundenorientierten Dienstleistung im Zweiradhandel.

Mehr Rechte für Radler:

In Kürze wird der doch etwas "trockene" Paragraphentext der Straßenverkehrsordnung auch in Mülheim in Form von konkreten Verbesserungen umgesetzt. Voraussetzung ist, daß die Politik den vom Arbeitskreis Radverkehr entwickelten Vorschlägen zustimmt - dann werden in wenigen Wochen mehrere Fahrradstraßen eingerichtet und Einbahnstraßen für Radler geöffnet. Winkhauser Talweg, Goethestraße, Hexberg, Stooter Straße, Wedauer Straße und Stockweg werden die ersten Mülheimer Fahrradstraßen heißen. Autoverkehr ist in diesen Straßen weiterhin zugelassen, teilweise wie bisher in einer Fahrtrichtung oder nur für Anlieger, jedoch dürfen Radfahrerinnen und Radfahrer nicht überholt werden. Als Einbahnstraßen dürfen Muhrenkamp, Hagdorn, Adolfstraße, Kettwiger Straße, Nicolaus-Ehlen-Straße, Schaaphausstraße, Talstraße, Anne-Frank- Straße, Graf-Wirich-Straße, Eberhardstraße, Mergelstraße, Nelkenweg und Salierstraße bald in beiden Richtungen befahren werden.

Wegweisung für Radler

Die Hauptrouten des zukünftigen Mülheimer Radverkehrsnetzes werden mit Fertigstellung zielorientiert ausgeschildert. Die Stadtteile (einschließlich Zentrum) und die Nachbarstädte werden als Ziele genannt. In den nächsten Wochen wird als Pilotprojekt eine Nord-Süd-Route mit Verlauf über Heidestraße - Poststraße - Siegfriedstraße - Siegfriedbrücke - Friedrich-Ebert-Straße - Ruhrstraße - Ruhranlagen - Schleuseninsel - Brücke Kassenberg - Kassenberg - Straßburger Allee - Kölner Straße ausgeschildert. Es können somit unter anderem die Ziele Oberhausen, Styrum, Stadtmitte, Saarn, Selbeck und Ratingen ohne Orientierungsprobleme erreicht werden.

Nahverkehrsplan schlägt Bike&Ride an 80 Haltestellen vor: ÖPNV in Mülheim auf der Überholspur?

Der Entwurf des Nahverkehrsplans sieht überwiegend deutliche Verbesserungen für den ÖPNV vor. Neben Taktverdichtungen auf den Straßenbahnlinien 102 und 114 wird es auch einen 10-min-Takt nach Saarn geben. Hierzu wird schon zum Fahrplanwechsel Ende Mai auf den Linien 132 und 133 jeweils ein 20-min-Takt eingeführt. Zugleich wird die Linie 133 bis Heidkamp (Dümpten) verlängert, wo sie die heutige Linie 135 ersetzt. Die bisherigen Angebotskürzungen auf der Straßenbahnlinie 901 nach Duisburg sollen auch rückgängig gemacht werden. Der ADFC hatte vor einigen Jahren der Stadt Mülheim als Zeichen des Protests ein spektakuläres Angebot gemacht: Als Bürgerbahn wollte er zusammen mit an deren Fahrgast- und Umweltverbänden die gekürzten Straßenbahnkurse bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) "einkaufen" und somit den 10-min-Takt wiederherstellen. Soviel Engagement war den damaligen Verkehrspolitikern nicht gelegen - im Betriebeausschuß erhielt der ADFC noch nicht mal Gelegenheit zu sprechen, das Angebot wurde abgelehnt. Die Stadtteile Styrum, Dümpten und Heißen werden demnächst besser miteinander verbunden: Die Linie 129 soll zukünftig werktags alle 20 min (abends und am Wochenende alle 30/60 min) verkehren. Dafür entfällt allerdings zwischen Winkhausen und Erbach die Linie 136. Neu eingerichtet werden ein Quartiersbus in Styrum und ein Schnellbus Richtung Ratingen, der die Linien 752 und 753 ersetzen soll. Noch unzureichend ist nach Ansicht des ADFC das Linienkonzept für Speldorf. Ganz neu und nicht unumstritten ist ein sogenanntes "Abendnetz". Werktags ab 21.00 Uhr und am Wochenende ab 19.00 Uhr soll damit die Möglichkeit geschaffen werden, die Fahrgäste näher an ihre Ziele zu bringen. Dazu werden auch einige Straßenbahnlinien durch Busse ersetzt, die dann in die Wohngebiete hineinfahren können. Der bisher schon übliche 30-min-Takt im Abendverkehr wird bis 1.00 Uhr verlängert und soll am Hauptbahnhof auf die Fahrplanlage der S 1 abgestimmt werden. Ferner sieht der Nahverkehrsplan vor, den Hauptbahnhof als zentrale Umsteigehaltestelle mit erheblichem finanziellen Aufwand auszubauen sowie die Straßenbahnlinien 112 und 104/114 über Bahnstraße bzw. Dickswall/Tourainer Ring zum Hauptbahnhof zu führen.

Die zentrale Haltestelle in der Stadtmitte wird umgebaut und in die Friedrich-Ebert- Straße verlegt. Damit wird die unnötige Umfahrung des Kaufhofes durch die Straßenbahnen aufgehoben. Im Rahmen eines Programmes zur Attraktivierung der Haltestellen (zum Beispiel mit Buskaps und Wartehallen) sollen an rund 80 Haltestellen Fahrradabstellanlagen errichtet werden. Zur Fahrrad mitnahme in Bus und Bahn macht der Nahverkehrsplan unverständlicherweise keine Verbesserungsvorschläge. Der Gutachter KVR prognostiziert durch die Maßnahmen eine Zunahme der ÖPNV-Fahrten um 16 % und eine Abnahme des Autoverkehrs um 4 %.


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