im Sommersemester 2001:
 
 
Proseminar: 
050 652
diachrone Linguistik:
Etymologie
alle romanischen Sprachen, PT: A1,2,4
2st. Mi 16–18 Raumänderung: ab 02.05.01 GB 7/132 (vorher: GABF 05/606)

Die Etymologie ist die sprachwissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Herkunft eines Wortes und seiner ursprünglichen Bedeutung (gr. tò étymon ‘das Wahrhafte’) befasst.
In der Romanistik haben wir den großen Vorteil, dass die Ausgangssprache der zu erforschenden Sprachfamilie, das Latein, bekannt und schriftlich überliefert ist. Ausgehend von der lateinischen Basis verfolgen wir die Zwischenstufen des historischen Werdegangs eines Wortes und versuchen, die Wortgeschichte vor dem Hintergrund unseres allgemeinen Sprachwissens zu sehen und zu interpretieren.
Ebenso werden die Entlehnungen aus anderen Sprachen (Substraten, Superstraten und Adstraten) in den geschichtlichen Kontext des Sprachkontakts gestellt.
Anhand der zahlreichen Ergebnisse etymologischer Forschung gelingt es, Wortfamilien herauszuarbeiten und die Wortgeschichte mit der Kultur- und Geistesgeschichte zu verknüpfen.
Im Seminar wollen wir gemeinsam die methodischen Hilfsmittel (Spezialwörterbücher, Sprachgeschichten) kennen lernen. Die etymologische Arbeit soll vor allem den folgenden Fragestellungen nachgehen:

- Welche Lautgesetze haben auf das ursprüngliche Wort gewirkt und ihm seine heutige Erscheinung gegeben?
- Welche Wortbildungsregeln lassen sich feststellen, nach denen nicht belegte Formen rekonstruiert werden können?
- Welche Motivation liegt dem Bedeutungswandel eines Wortes zugrunde?
- Welche weiteren linguistischen Disziplinen lassen sich fruchtbar für die Etymologie hinzuziehen?

Gegenstand der Arbeit sind ausgewählte Wörter und Wortfelder romanischer Sprachen, jedoch sind jederzeit Exkurse zu den Nachbarsprachen, vor allem wenn es sich um Muttersprachen der Seminarteilnehmer handelt, möglich.

     
Literatur

Grundbibliographie (Deutsch und Romanisch)

  • Duden 7: Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache.

  • Bearb. v. Günther Drosdowski. Mannheim: Bibliographisches Institut, 2/11997.
  • Friedrich KLUGE: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache.

  • Berlin usw.: de Gruyter, 211975 [11883].
     
  • [REW] Wilhelm MEYER-LÜBKE: Romanisches Etymologisches Wörterbuch

  • Heidelberg: Winter, 51972.
     
  • Vittorio PISANI: Die Etymologie. Geschichte – Fragen – Methode.

  • München: Fink, 1975.
     
  • Max PFISTER: Einführung in die romanische Etymologie

  • Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1980.


für Französisch und die Galloromania:

  • Helmut BERSCHIN / Joseph FELIXBERGER / Hans GOEBL

  • Französische Sprachgeschichte. Lateinische Basis, interne und externe Geschichte, sprachliche Gliederung Frankreichs. Mit einer Einführung in die historische Sprachwissenschaft. München: Hueber, 1978. 
    besonders Kapitel C: „Interne Geschichte“, S. 87–155.
     
  • Oscar BLOCH / Walther VON WARTBURG:

  • Dictionnaire étymologique de la langue française. Paris: 51968.
     
  • Pierre GUIRAUD: L'étymologie (Que sais-je? 1122).

  • Paris: Presses Universitaires de France, 41979.
     
  • [FEW] Walther VON WARTBURG: Französisches etymologisches Wörterbuch.

  • (wechselnde Verlagsorte) seit 1922.


für Spanisch und die Iberoromania

  • Helmut BERSCHIN / Julio FERNÁNDEZ-SEVILLA / Joseph FELIXBERGER

  • Die spanische Sprache. Verbreitung, Geschichte, Struktur. München: Hueber, 1987.  besonders Kapitel B: „Sprachgeschichte“ (S. 70–122).
     
  • Juan COROMINAS / José PASCUAL

  • Diccionario etimológico español e hispánico. Madrid: Gredos 1980ff.
für Italienisch und die Italoromania
  • Manlio CORTELAZZO / Paolo ZOLLI:

  • Dizionario etimologico della lingua italiana. Bologna: Zanichelli, 1979–1988.
     
  • [LEI] Max PFISTER: Lessico etimologico italiano. Wiesbaden, 1979ff.

  •  
  • Carlo TAGLIAVINI: Le origini delle lingue neolatine

  • Introduzione alla filologia romanza. Bologna: Pàtron, 61972.
    besonders Kapitel IV: "Il nucleo centrale: Il Latino" (S. 209–266).
spezielle Gebiete
  • Oswald PANAGL: Aspekte der Volksetymologie

  • (Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft; Vorträge und kleinere Schriften 30). Innsbruck, 1982.
     
  • Angelika HIEGEMANN:

  • Die Stellung der germanischen Elemente im Französischen und der slawischen Elemente im Rumänischen (vergleichende Untersuchung).
    Bochum: Brockmeyer, 1988.
Termine
1.
18.04.2001 Einführung
2.
25.04.2001 Sprachwandel
3.
02.05.2001 Lautwandel: Vokale
4.
09.05.2001 Lautwandel: Konsonanten
5.
16.05.2001 Bedeutungswandel
6.
23.05.2001 Entlehnung
7.
30.05.2001
06.06.2001 Pfingstferien
13.06.2001 Sommerfest
8.
20.06.2001 1. Julia Biermann: Etymologie und Sprachgeographie
2. Jörg Brüll: Griechisch und Romanisch
9.
27.06.2001 Laura Wegener: Probleme der Etymologie
10.
04.07.2001 Tina Stavemann: Volksetymologie
11.
11.07.2001 Alex Popescu: Rumänische Etymologie
Dávid Bejó: Ungarisch und Romanisch
12.
18.07.2001 1. Sonja Ringleb: Englisch im italienischen Wortschatz
2. Schluss

Themen

  • Lautwandel / Lautgesetze und Etymologie
  • Bedeutungswandel / Semantik und Etymologie
  • Volksetymologie und Entetymologisierung
  • die Etymologie vor dem 19. Jahrhundert
  • die Diskussion der etymologischen Prinzipien

  • durch Thomas, Schuchardt, Roques
  • strukturelle etymologische Forschung
  • belegte und rekonstruierte Etyma

  • (Spitzer, Gamillscheg)
  • Etymologie und die inneren schöpferischen Kräfte
  • Sprachgeographie und Etymologie
  • Wörter mit mehreren etymologischen Quellen
  • umstrittene Etymologien
Strauß


© Walter Strauß,

e-Mail: Walter.Strauss@ruhr-uni-bochum.de