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Echte Jesusworte und Taten

Nach der Analyse von Gerd Lüdemann (Jesus nach 2000 Jahren. Was er wirklich sagte und tat. Mit Beiträgen von Frank Schleritt und Martina Janßen, Springe; zu Klampen, 2. Auflage 2004) wird hier eingeteilt in hochgradig wahrscheinliche Jesusworte (Kursiv getippt) und relativ wahrscheinliche (normal getippt). Der vermutlich älteste Text-Ort innerhalb der Synoptiker ist als beste Quelle angeführt, auf die Parallelen wird nur verwiesen.

Markus

Mk 1,23-27 Und alsbald war in ihrer Synagoge ein Mensch, besessen von einem unreinen Geist; der schrie: 24 Was willst du von uns, Jesus von Nazareth? Du bist gekommen, uns zu vernichten. Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes! 25 Und Jesus bedrohte ihn und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm! 26 Und der unreine Geist riß ihn und schrie laut und fuhr aus von ihm. 27 Und sie entsetzten sich alle, so daß sie sich untereinander befragten und sprachen: Was ist das? Eine neue Lehre in Vollmacht! Er gebietet auch den unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm!

Mk 1,29-31 29 Und alsbald gingen sie aus der Synagoge und kamen in das Haus des Simon und Andreas mit Jakobus und Johannes. 30 Und die Schwiegermutter Simons lag darnieder und hatte das Fieber; und alsbald sagten sie ihm von ihr. 31 Da trat er zu ihr, faßte sie bei der Hand und richtete sie auf; und das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen.

Mk 2,5 Als nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.

Mk 2,19a Und Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitsgäste fasten, während der Bräutigam bei ihnen ist?

Mk 2,27  Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.

Mk 3,14 a Und er setzte zwölf ein, die er auch Apostel nannte,

Mk 3,23b-26 (Mt 12,25-26/ Lk 11,17-18) Jesus aber rief sie zusammen und sprach zu ihnen in Gleichnissen: Wie kann der Satan den Satan austreiben? 24 Wenn ein Reich mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen. 25 Und wenn ein Haus mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen. 26 Erhebt sich nun der Satan gegen sich selbst und ist mit sich selbst uneins, so kann er nicht bestehen, sondern es ist aus mit ihm.

Mk 3,27 (Mt 12,29/ Lk 11,21-22; Th 35) Niemand kann aber in das Haus eines Starken eindringen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken fesselt; erst dann kann er sein Haus berauben.

Mk 4,21 (Mt5,15/Lk 11,33; Th 33,2-3) Und er sprach zu ihnen: Zündet man etwa ein Licht an, um es unter den Scheffel oder unter die Bank zu setzen? Keineswegs, sondern um es auf den Leuchter zu setzen.

Mk 4,22 (Mt 10,26b/Lk 12,2; Th 5,2; 6,5) Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werden soll, und ist nichts geheim, was nicht an den Tag kommen soll.

Mk 4,26-29 Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft 27 und schläft und aufsteht, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst - er weiß nicht, wie. 28 Denn von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. 29 Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.

Mk 4,30-32 (Mt 13,31-32/ Lk 13,18-19; Th 20,2-4) Und er sprach: Womit wollen wir das Reich Gottes vergleichen, und durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden? 31 Es ist wie ein Senfkorn: wenn das gesät wird aufs Land, so ist's das kleinste unter allen Samenkörnern auf Erden; 32 und wenn es gesät ist, so geht es auf und wird größer als alle Kräuter und treibt große Zweige, so daß die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können.

Mk 7,15 Es  gibt nichts, was von außen in den Menschen hineingeht, das ihn unrein machen könnte; sondern was aus dem Menschen herauskommt, das ist's, was den Menschen unrein macht.

Mk 7,18b-19 Merkt ihr nicht, daß alles, was von außen in den Menschen hineingeht, ihn nicht unrein machen kann? 19 Denn es geht nicht in sein Herz, sondern in den Bauch, und kommt heraus in die Grube. Damit erklärte er alle Speisen für rein.

Mk 7,32-35 Und sie brachten zu ihm einen, der taub und stumm war, und baten ihn, daß er die Hand auf ihn lege. 33 Und er nahm ihn aus der Menge beiseite und legte ihm die Finger in die Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel und 34 sah auf zum Himmel und seufzte und sprach zu ihm: Hefata!, das heißt: Tu dich auf! 35 Und sogleich taten sich seine Ohren auf.

Mk 8,12 (Mt 12,39/Lk 11,29) Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Was fordert doch dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben werden!

Mk 8,33 Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh weg von mir, Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.

Mk 10,9 Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.

Mk 10,11 (Mt 5,32/Lk 16,18) Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht ihr gegenüber die Ehe;

Mk 10,15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.

Mk 10,17b-22 Und als er sich auf den Weg machte, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? 18 Aber Jesus sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. 19 Du kennst die Gebote:  »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; ehre Vater und Mutter.« 20 Er aber sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. 21 Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und  folge mir nach! 22 Er aber wurde unmutig über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter.

Mk 10,23b-25 Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern:  Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! 24 Die Jünger aber entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist's, ins Reich Gottes zu kommen! 25 Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.

Mk 11,11 Und Jesus ging hinein nach Jerusalem in den Tempel, und er besah ringsum alles, und spät am Abend ging er hinaus nach Bethanien mit den Zwölfen.

Mk 11,15-16 15 Und sie kamen nach Jerusalem. Und Jesus ging in den Tempel und fing an, auszutreiben die Verkäufer und Käufer im Tempel; und die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler stieß er um 16 und ließ nicht zu, daß jemand etwas durch den Tempel trage.

Mk 11,23 (Mt 17,20b/ Lk 17,6; Th 48; 106,2) Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer! und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, daß geschehen werde, was er sagt, so wird's ihm geschehen.

Mk 12,17 (Th 100,2-3) Da sprach Jesus zu ihnen: So  gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!

Mk 13,2b Nicht ein Stein wird auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.

Mk 13,28 An dem Feigenbaum aber lernt ein Gleichnis: Wenn jetzt seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, so wißt ihr, daß der Sommer nahe ist.

Mk 14,25 Wahrlich, ich sage euch, daß ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs neue davon trinke im Reich Gottes.

Mk 14,58 (Joh 2,19b; Th 71) Wir haben gehört, daß er gesagt hat:  Ich will diesen Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen andern bauen, der nicht mit Händen gemacht ist.

 

Matthäus

Mt 5,13 (Lk 14,34-35; Mk 9,50) Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als daß man es wegschüttet und läßt es von den Leuten zertreten.

Mt 5,14b (Th 32) Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.

Mt 5,21-22a 21 Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist (2. Mose 20,13; 21,12): »Du sollst nicht töten«; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. 22 Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig.

Mt 5,27-28 27 Ihr habt gehört, daß gesagt ist (2. Mose 20,14): »Du sollst nicht ehebrechen.« 28 Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.

Mt 5,34a Ich aber sage euch, daß ihr überhaupt nicht schwören sollt.

Mt 5,39b-42a (Lk 6,29-30a) Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.40 Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem laß auch den Mantel. 41 Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei. 42 Gib dem, der dich bittet.

Mt 5,44a (Lk 6,27) Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde.

Mt 6,9-10a.ll-13a (Lk 11,2-4) Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt. 10 Dein Reich komme. 11 Unser tägliches Brot gib uns heute. 12 Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. 13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Mt 6,24 (Lk 16,13) Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

Mt 6,25-33 (Lk 12,22-31; Th 36) Darum sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? 26 Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? 27 Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? 28 Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. 29 Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. 30 Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? 31 Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? 32 Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr all dessen bedürft. 33 Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.

Mt 7,1 (Lk 6,37a) Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.

Mt 7,7-11 (Lk 11,9-13; Th 92,1; 94,1-2) Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 8 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. 9 Wer ist unter euch Menschen, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? 10 oder, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete? 11 Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!

Mt 11,12-13* (Lk 16,16*) Aber von den Tagen Johannes des Täufers bis heute leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalttätigen reißen es an sich. 13 Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis hin zu Johannes.

Mt 13,44 (Th 109,1-3) Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker.

Mt 13,45-46 (Th 76,1-2) Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, 46 und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.

Mt 13,47-48 Wiederum gleicht das Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen ist und Fische aller Art fängt. 48 Wenn es aber voll ist, ziehen sie es heraus an das Ufer, setzen sich und lesen die guten in Gefäße zusammen, aber die schlechten werfen sie weg.

Mt 19,12 Denn einige sind von Geburt an zur Ehe unfähig; andere sind von Menschen zur Ehe unfähig gemacht; und wieder andere haben sich selbst zur Ehe unfähig gemacht um des Himmelreichs willen. Wer es fassen kann, der fasse es!

Mt 19,28 (Lk 22,30b) Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt, wenn der Menschensohn sitzen wird auf dem Thron seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels.

Mt 20,1-15 Denn das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. 2 Und als er mit den Arbeitern einig wurde über einen Silbergroschen als Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg. 3 Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere müßig auf dem Markt stehen 4 und sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist. 5 Und sie gingen hin. Abermals ging er aus um die sechste und um die neunte Stunde und tat dasselbe. 6 Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere und sprach zu ihnen: Was steht ihr den ganzen Tag müßig da?7 Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand eingestellt. Er sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg. 8 Als es nun Abend wurde, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und fang an bei den letzten bis zu den ersten. 9 Da kamen, die um die elfte Stunde eingestellt waren, und jeder empfing seinen Silbergroschen. 10 Als aber die ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und auch sie empfingen ein jeder seinen Silbergroschen. 11 Und als sie den empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn 12 und sprachen: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben. 13 Er antwortete aber und sagte zu einem von ihnen: Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen?14 Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem letzten dasselbe geben wie dir. 15 Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du scheel drein, weil ich so gütig bin?

Mt 21,31c Die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr.

 

Lukas

Lk 6,20b-21 (Mt 5,3.6; Th 69,2) Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer. 21 Selig seid ihr, die ihr jetzt hungert; denn ihr sollt satt werden. Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen.

Lk 6,43-45 (Mt 7,16b-18; 12,33-35; Th 45,1-4) Denn es gibt keinen guten Baum, der faule Frucht trägt, und keinen faulen Baum, der gute Frucht trägt. 44 Denn jeder Baum wird an seiner eigenen Frucht erkannt. Man pflückt ja nicht Feigen von den Dornen, auch liest man nicht Trauben von den Hecken. 45 Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser bringt Böses hervor aus dem bösen. Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.

Lk 7,22b-23 (Mt 11,5-6) Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, Armen wird das Evangelium gepredigt; 23 und selig ist, wer sich nicht ärgert an mir.

Lk 7,36-47 Es bat ihn aber einer der Pharisäer, bei ihm zu essen. Und er ging hinein in das Haus des Pharisäers und setzte sich zu Tisch. 37 Und siehe, eine Frau war in der Stadt, die war eine Sünderin. Als die vernahm, daß er zu Tisch saß im Haus des Pharisäers, brachte sie ein Glas mit Salböl 38 und trat von hinten zu seinen Füßen, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu benetzen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, und küßte seine Füße und salbte sie mit Salböl. 39 Als aber das der Pharisäer sah, der ihn eingeladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüßte er, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin. 40 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Er aber sprach: Meister, sag es! 41 Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Einer war fünfhundert Silbergroschen schuldig, der andere fünfzig. 42 Da sie aber nicht bezahlen konnten, schenkte er's beiden. Wer von ihnen wird ihn am meisten lieben? 43 Simon antwortete und sprach: Ich denke, der, dem er am meisten geschenkt hat. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geurteilt. 44 Und er wandte sich zu der Frau und sprach zu Simon: Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen; du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben; diese aber hat meine Füße mit Tränen benetzt und mit ihren Haaren getrocknet. 45 Du hast mir keinen Kuß gegeben; diese aber hat, seit ich hereingekommen bin, nicht abgelassen, meine Füße zu küssen. 46 Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat meine Füße mit Salböl gesalbt. 47 Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.

Lk 9,58.60a (Mt 8,20.22; Th 86,1-2) Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege. 60 Aber Jesus sprach zu ihm: Laß die Toten ihre Toten begraben;

Lk 9,62 Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

Lk 10,18 Er sprach aber zu ihnen: Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz.

Lk 10,23b-24 (Mt 13,16-17) Selig sind die Augen, die sehen, was ihr seht. 24 Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben's nicht gesehen, und hören, was ihr hört, und haben's nicht gehört.

Lk 10,30-35 Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halbtot liegen. 31 Es traf sich aber, daß ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber. 32 Desgleichen auch ein Levit: als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber. 33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte er ihn; 34 und er ging zu ihm, goß Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. 35 Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme.

Lk 11,5-8 Und er sprach zu ihnen: Wenn jemand unter euch einen Freund hat und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; 6 denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, 7 und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen, und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. 8 Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, soviel er bedarf.

Lk 11,20 (Mt 12,28) Wenn ich aber  durch Gottes Finger die bösen Geister austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen.

Lk 11,24-26 (Mt 12,43-45) Wenn der unreine Geist von einem Menschen ausgefahren ist, so durchstreift er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht; dann spricht er: Ich will wieder zurückkehren in mein Haus, aus dem ich fortgegangen bin. 25 Und wenn er kommt, so findet er's gekehrt und geschmückt. 26 Dann geht er hin und nimmt sieben andre Geister mit sich, die böser sind als er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie darin, und  es wird mit diesem Menschen hernach ärger als zuvor.

Lk 12,14 (Th 72,2) Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbschlichter über euch gesetzt?

Lk 12,39 (Mt 24,43; Th 21,5; 103) Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausherr wüßte,  zu welcher Stunde der Dieb kommt, so ließe er nicht in sein Haus einbrechen.

Lk 12,54b-56 (Th 91,2) Wenn ihr eine Wolke aufsteigen seht vom Westen her, so sagt ihr gleich: Es gibt Regen. Und es geschieht so. 55 Und wenn der Südwind weht, so sagt ihr: Es wird heiß werden. Und es geschieht so. 56 Ihr Heuchler! Über das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr urteilen; warum aber könnt ihr über diese Zeit nicht urteilen?

Lk 12,58-59 (Mt 5,25-26) Denn wenn du mit deinem Gegner zum Gericht gehst, so bemühe dich auf dem Wege, von ihm loszukommen, damit er nicht etwa dich vor den Richter ziehe, und der Richter überantworte dich dem Gerichtsdiener, und der Gerichtsdiener werfe dich ins Gefängnis. 59 Ich sage dir: Du wirst von dort nicht herauskommen, bis du den allerletzten Heller bezahlt hast.

Lk 13,6-96 Er sagte ihnen aber dies Gleichnis: Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberg, und er kam und  suchte Frucht darauf und fand keine. 7 Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, ich bin nun drei Jahre lang gekommen und habe Frucht gesucht an diesem Feigenbaum und finde keine. So hau ihn ab! Was nimmt er dem Boden die Kraft? 8 Er aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, laß ihn noch dies Jahr, bis ich um ihn grabe und ihn dünge.

Lk 13,20-21 (Mt 13,33; Th 96,1-2) Und wiederum sprach er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? 21 Es gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter einen halben Zentner Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.

Lk 14,26 (Mt 10,37) Wenn jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein.

Lk 14,28-32 Denn wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und setzt sich nicht zuvor hin und überschlägt die Kosten, ob er genug habe, um es auszuführen, 29 damit nicht, wenn er den Grund gelegt hat und kann's nicht ausführen, alle, die es sehen, anfangen, über ihn zu spotten, 30 und sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und kann's nicht ausführen? 31 Oder welcher König will sich auf einen Krieg einlassen gegen einen andern König und setzt sich nicht zuvor hin und hält Rat, ob er mit Zehntausend dem begegnen kann, der über ihn kommt mit Zwanzigtausend? 32 Wenn nicht, so schickt er eine Gesandtschaft, solange jener noch fern ist, und bittet um Frieden.

Lk 15,4-6 (Mt 18,12-13; Th 107,1-3) Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eins von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste läßt und geht dem verlorenen nach, bis er's findet? 5 Und wenn er's gefunden hat, so legt er sich's auf die Schultern voller Freude. 6 Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.

Lk 15,8-98 Oder welche Frau, die zehn Silbergroschen hat und einen davon verliert, zündet nicht ein Licht an und kehrt das Haus und sucht mit Fleiß, bis sie ihn findet? 9 Und wenn sie ihn gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen und spricht: Freut euch mit mir; denn ich habe meinen Silbergroschen gefunden, den ich verloren hatte.

Lk 15,11-32*  Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. 12 Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie. 13 Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort  brachte er sein Erbteil durch mit Prassen. 14 Als er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land, und er fing an zu darben 15 und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. 16 Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm. 17 Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger! 18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. 19 Ich bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner! 20 Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küßte ihn. 21 Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße. 22 Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße 23 und bringt das gemästete Kalb und schlachtet's; laßt uns essen und fröhlich sein! 24 Denn dieser  mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein. 25 Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen 26 und rief zu sich einen der Knechte und fragte, was das wäre. 27 Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat. 28  Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn. 29 Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, daß ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre. 30 Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verpraßt hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet. 31 Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. 32 Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden.

Lk 16,1b-7 Er sprach aber auch zu den Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Verwalter; der wurde bei ihm beschuldigt, er verschleudere ihm seinen Besitz. 2 Und er ließ ihn rufen und sprach zu ihm: Was höre ich da von dir? Gib Rechenschaft über deine Verwaltung; denn du kannst hinfort nicht Verwalter sein. 3 Der Verwalter sprach bei sich selbst: Was soll ich tun? Mein Herr nimmt mir das Amt; graben kann ich nicht, auch schäme ich mich zu betteln. 4 Ich weiß, was ich tun will, damit sie mich in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich von dem Amt abgesetzt werde. 5 Und er rief zu sich die Schuldner seines Herrn, einen jeden für sich, und fragte den ersten: Wieviel bist du meinem Herrn schuldig? 6 Er sprach: Hundert Eimer Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich hin und schreib flugs fünfzig.

Lk 17,7-9 Wer unter euch hat einen Knecht, der pflügt oder das Vieh weidet, und sagt ihm, wenn der vom Feld heimkommt: Komm gleich her und setz dich zu Tisch? 8 Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Bereite mir das Abendessen, schürze dich und diene mir, bis ich gegessen und getrunken habe; danach sollst du auch essen und trinken? 9 Dankt er etwa dem Knecht, daß er getan hat, was befohlen war?

Lk 17,20b-21a Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach:  Das Reich Gottes kommt nicht so, daß man's beobachten kann; 21 man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es! Oder: Da ist es!

Lk 17,34-35 (Mt 24,40-41; Th 61,1) Ich sage euch: In jener Nacht werden zwei auf einem Bett liegen; der eine wird angenommen, der andere wird preisgegeben werden. 35 Zwei Frauen werden miteinander Korn mahlen; die eine wird angenommen, die andere wird preisgegeben werden.

Lk 18,2-5 Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem Menschen. 3 Es war aber eine Witwe in derselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher! 4 Und er wollte lange nicht. Danach aber dachte er bei sich selbst: Wenn ich mich schon vor Gott nicht fürchte noch vor keinem Menschen scheue, 5 will ich doch dieser Witwe,  weil sie mir soviel Mühe macht, Recht schaffen, damit sie nicht zuletzt komme und mir ins Gesicht schlage.

Thomas-Evangelium (NHC II, 2)

zitiert wird hier nach den Zeilen auf den originalen Papyri-Seiten

Th 9,1-5 (Mk 4,3-8) Jesus sagte: ,,Siehe, es kam heraus der Sämann, er füllte seine Hand, (5) er warf (den Samen aus), einige (Samenkörner) fielen auf den Weg; es kamen die Vögel, pickten sie auf. Andere fielen auf den Felsen und sandten keine Wurzeln hinunter in die Erde und trieben keine Ähren in den Himmel. Und andere fielen auf die Dornen; (10) sie erstickten den Samen und der Wurm fraß sie. Und andere fielen auf gute Erde. Sie brachte gute Frucht hervor. Sie kam auf 60 je Maß und 120 je Maß.“

Th 42 Jesus sagte: ,,Werdet Vorübergehende!“

Th 64,1-11 (Mt 22,1-10/ Lk 14,16-24) Jesus sagte: ,,Ein Mann hatte Gäste, und als er das Abendessen breitet hatte, schickte er seinen Diener, damit er die Gäste einlade. Er ging zum ersten; er sagte zu ihm: ,Mein Herr lädt (15) dich ein.` Er sagte: ,Ich habe Geld-Forderungen an Kaufleute. Sie kommen zu mir am Abend, ich werde gehen (und) ihnen Anweisungen geben. Ich entschuldige mich für das Abendessen.` Er ging zu einem anderen, er sagte zu ihm: ,Mein Herr hat dich eingeladen.` (20) Er sagte zu ihm: ,Ich habe ein Haus gekauft, und man verlangt nach mir für einen Tag. Ich werde keine Zeit haben.` Er kam zu einem anderen; er sagte ihm: ,Mein Herr lädt dich ein.` Er sagte zu ihm: ,Mein Freund wird Hochzeit feiern, und ich werde das Festmahl ausrichten. (25) Ich werde nicht kommen können. Ich entschuldige mich.` Er ging zu einem anderen, er sagte zu ihm: ,Mein Herr lädt dich ein.` Er sagte zu ihm: ,Ich habe ein Dorf. Ich gehe, um die Pacht zu holen. Ich werde nicht kommen können. Ich entschuldige mich.` Der Diener kam zurück; er sagte zu (30) seinem Herrn: ,Die, die du zum Abendessen eingeladen hast, haben sich entschuldigt.` Der Herr sagte zu seinem Diener: ,Geh hinaus auf die Straßen! Bringe die, die du finden wirst, damit sie am Abendessen teilnehmen! Die Käufer und die Händler (35) werden nicht in die Orte meines Vaters eingehen.“

Th 89,1-2 (Mt 23,25-26/ Lk 11,39-41) Jesus sagte: ,,Weshalb wascht ihr die Außenseite des Bechers? Erkennt ihr nicht, daß (15) der, der die Innenseite schuf, auch der ist, der die Außenseite schuf?“

Th 95,1-2 (Mt 5,42b/ Lk 6,30b) ,,Wenn ihr Geld habt, ( 49.1) verleiht es nicht mit Zinsen, sondern gebt [es] dem, von dem ihr es nicht zurück bekommen werdet.“

Th 98,1-3Jesus sagte: ,,Das Königreich des Vaters gleicht einem Menschen, der einen mächtigen Mann töten wollte. Er zog das Schwert in seinem Haus. Er stieß es in die Wand, um zu erkennen, ob seine Hand stark genug wäre. (20) Dann tötete er den Mächtigen.“

 

Apokryphe Jesustraditionen

Brief des Jakobus (NHC 1,2) zitiert wird hier nach den Zeilen auf den originalen Papyri-Seiten

12,20-30 „Deswegen sage ich es euch, damit ihr euch selbst erkennt. Denn das Himmelreich gleicht einer Ähre, die auf einem Felde wuchs. Und (25) als sie reif war, streute sie ihre Frucht aus und füllte wiederum das Feld mit Ähren für ein weiteres Jahr. Ihr also, beeilt euch nun, um für euch eine Lebensähre zu ernten, damit (30) ihr durch das Reich erfüllt werdet!“

 

Gerd Lüdemann

Ein Leben Jesu in Kurzfassung

aus: Jesus nach 2000 Jahren. Was er wirklich sagte und tat. Mit Beiträgen von Frank Schleritt und Martina Janßen, Springe; zu Klampen, 2. Auflage 2004,877-887

Mein Doktorvater Gerd Lüdemann hat mir diesen Auszug persönlich mit Schreiben vom 23. Juni 2010 genehmigt.

Das Geschlecht der Juden und Christen ist vergleichbar mit einem Schwarm von Fledermäusen oder mit Ameisen, die aus dem Bau hervorwimmeln, oder mit Fröschen, die um einen Teich herum zusammenhocken, oder mit Regenwürmern, die in dem Winkel eines Misthaufens sich versammeln, und dabei miteinander darüber streiten, wer von ihnen die schlimmeren Sünder seien, und behaupten: »In erster Linie offenbart und verkündigt uns der Gott alles. Die ganze Welt und den Lauf der Himmelsgestirne läßt er fahren, auch die weite Welt vernachlässigt er und beschäftigt sich mit uns allein. Zu uns allein sendet er seine Boten und hört nicht auf, sie zu senden und zu betreiben, daß wir immer mit ihm zusammen seien.«         Kelsos, um 178

Wenn die Bilder, in denen der Mensch spricht, ein getreuer Spiegel seiner Umgebung sind, so steht fest, daß Jesus ein Mann aus dem Dorf war. Denn die Welt seiner Gleichnisse ist durch ein ländliches Milieu geprägt. Jesus kennt den Sämann auf dem Acker (Mk 4,3-8), er sieht den Hirten mit seiner Herde (Lk 15,4-6), die Vögel unter dem Himmel (Mt 6,26) und die Lilien auf dem Felde (Mt 6,28). Selbst das winzige Senfkorn im Garten wird dem Dorfmenschen Jesus zum Bild für das sichere Kommen des Reiches Gottes (Mk 4,30-32).

Aufgewachsen ist Jesus im Kreis von mehr als fünf Geschwistern, wohl als der Älteste, im galiläischen Dorf Nazareth. Seine Muttersprache war Aramäisch, was nicht ausschließt, daß er einige Brocken Griechisch verstanden hat. Von seinem Vater lernte er den Beruf des Handwerkers. Lesen und schreiben konnte er, wie die meisten seiner Zeitgenossen, nicht. Doch war die heimatliche Synagoge neben dem Elternhaus der Ort seiner religiösen Erziehung. Hier und bei anderen Gelegenheiten lernte er Partien aus der Thora: Gebote, prophetische Weisungen und Voraussagen sowie spannende Geschichten aus den Schriften, beispielsweise die Erzählungen von den Wunderpropheten Elia und Elisa, die viele fromme Gemüter der damaligen Zeit erhitzten.

Die Grenzen seines damaligen Umfelds werden durch einen Vergleich mit dem Apostel Paulus sichtbar, der gleichaltrig mit ihm war. Paulus kam nicht vom Dorf, sondern war ein Städter. Das weisen wiederum die von ihm gebrauchten Bilder aus. Seine Briefe zeigen das Leben in der Stadt mit ihren Krämerbuden (2Kor 2,17), an denen vorbei der Erzieher (Gal 3,24f) mit seinen Zöglingen an der Hand zur Schule geht, und die Straße, durch die sich der feierliche Triumphzug bewegt (vgl. 2Kor 2,14). Oft entnimmt Paulus seine Bilder dem Leben der Soldaten (2Kor 10,3-5), und selbst ihre Trompeten dienen ihm zum Vergleich. Ebenso benutzt er Entsprechungen aus dem Rechtsleben (Gal 3,17), ja sogar aus dem Theater (1Kor 4,9) und von den Wettspielen her (1Kor 9,24ff) für seine Argumentation. Jesus dagegen hat wohl niemals ein Theater oder eine Arena gesehen. Dabei war die von griechischer Kultur geprägte Stadt Sepphoris, wo er beispielsweise als Handwerker Arbeit gefunden hätte, keine fünf Kilometer von Nazareth entfernt. Im Gegensatz zu Jesus konnte Paulus lesen und schreiben und hatte zusätzlich sowohl eine jüdische als auch eine griechische Ausbildung erhalten. Aramäisch beherrschte er zwar auch, doch seine Muttersprache war Griechisch. Als römischer Bürger war er mit zahlreichen Privilegien ausgestattet. Von Herkunft und Bildung her standen sich in Paulus und Jesus Welt und Provinz gegenüber. Bei einer persönlichen Begegnung hätten sie sich vermutlich wenig zu sagen gewußt. Die sozialen Barrieren wären der Kommunikation nicht förderlich gewesen. Vielleicht hätte Paulus gegenüber einem solchen Naturburschen wie Jesus aus Galiläa lediglich geschmunzelt, womöglich aber auch nur mit den Achseln gezuckt. Jesus wäre es umgekehrt kaum anders gegangen. Die hochgestelzte theologische Argumentation des Paulus hätte er ohnehin nicht verstanden. Denn die schulmäßige, strenge Auslegung von Geboten, Propheten und Schriften mit all ihren kniffligen Unterscheidungen wäre nicht nach seinem Geschmack gewesen.

Aber trotz aller Unterschiede haben die beiden auch Gemeinsamkeiten. Jesus und Paulus waren entschiedene Juden, die stolz auf ihren Gott waren, den Vater, der Himmel und Erde geschaffen

und der Israel erwählt hat. Beide lebten in der Gewißheit, daß Gott Jerusalem zum Mittelpunkt der Erde bestimmt hatte. Hier sollte am Ende der Tage der »Retter« kommen, und hier wurden, von Gott angeordnet, die Opfer für die Sünden der Juden dargebracht. Gleichzeitig hielten die wiederum von Gott angeordneten großen Feste wie Passah, Pfingsten und Laubhüttenfest den Zyklus des Jahres zusammen. Dieses Grundgerüst religiöser Überzeugungen hatten Jesus und Paulus mit den meisten anderen Juden gemeinsam. Zusätzlich mag man noch bemerken, daß sowohl Jesus als auch Paulus die Spezialbegabung besaßen, Dämonen auszutreiben, und daß beide meinten, Kontakt zum Teufel zu haben.

Es gibt im Leben eines jeden Menschen Besonderheiten, die von Naturanlagen bis hin zu Schicksalsschlägen reichen. Bei Paulus war es wahrscheinlich eine Krankheit, die ihn bis zum Ende seines Lebens plagte und die ihn offenbar für ekstatische Erfahrungen besonders geeignet machte. Er spricht in Andeutungen hierüber als den Pfahl im Fleisch, den Engel des Satans, der ihn - natürlich auf Geheiß Gottes - mit Faustschlägen bearbeitet (2Kor 12,7). Jesus war mit einem ungleich schwereren Makel behaftet, der auch über seiner Mutter Maria lag. Jesus, ihr ältestes Kind, war nämlich unter dubiosen Umständen gezeugt worden. Heißt er in der ältesten Quelle verächtlich »Sohn der Maria« (Mk 6,3), so erkennt die Geburtsgeschichte des Mt (1,18-25) das Fehlen eines Vaters an und schiebt sofort den Heiligen Geist als Erzeuger nach. Gleichzeitig wird Maria gegenüber dem Vorwurf unsittlichen Verhaltens in Schutz genommen, denn auch die Ahnfrauen des Messias seien in unsittliche Dinge verwickelt gewesen (Mt 1,2-17). Aber all dies habe Gott nicht von seinem Plan abgebracht, aus dem Geschlecht dieser anrüchigen Frauen den Messias und Gottessohn erstehen zu lassen: Jesus, den Sohn Marias.

Doch ist theologische Deutung auf goldenem Grund eines. Etwas anderes ist die teilweise brutale Geschichte im Staub dieser Erde, und die bekam Jesus in verstärktem Maße zu spüren. Er wurde seit seinem Auftreten in seiner Heimat Nazareth angegriffen unter Hinweis darauf, daß er ein Bastard ohne rechten Vater sei. Daher das Hohnwort »Sohn der Maria«. Die spätere Adoption durch Joseph - lange vor Jesu öffentlichem Auftreten - änderte nichts daran, daß Jesus durch diesen Schatten in seiner Herkunft stigmatisiert wurde. Er lernte also früher oder später, was es heißt, als Sohn einer Hure zu gelten. Vielleicht lag hier eine der Wurzeln für seine spätere Zuwendung zum verachteten Volk: zu Huren, Zöllnern und Sündern. Und möglicherweise erklärt sich von hier aus sein zerstörtes Verhältnis zu seiner eigenen leiblichen Familie. Denn nach dem offenbar frühen Tod seines Adoptivvaters hätte er sich als Ältester normalerweise um die Familie, insbesondere seine Mutter, kümmern müssen. Doch die Quellen sprechen hier eine andere Sprache. Das vierte Gebot, das die Ehrung von Vater und Mutter vorschrieb, galt für Jesus nicht mehr. Er wählte den Weg der radikalen Trennung.

Nun reichen Neigungen und Verletzungen noch nicht aus, um eine Bewegung ins Leben zu rufen. Es müssen weitere Gründe und Anregungen durch andere Menschen hinzukommen. Das wurde für Jesus in der Gestalt Johannes des Täufers Wirklichkeit.

Johannes der Täufer stand in einer langen Reihe von jüdischen Unheilspropheten, die zur Umkehr angesichts des bevorstehenden Tages Gottes mahnten. Zugleich verband er seine Gerichtspredigt mit der Ansage einer Sündenvergebung, die allen jenen zuteil werden sollte, die sich von ihm taufen ließen. Damit sei gewährleistet, daß sie dem kommenden Zorn entgehen könnten. Seine Predigt zündete wie der Blitz und führte zahlreiche Juden zu ihm an den Jordan. Unter ihnen war der Galiläer Jesus von Nazareth, den es in den Süden verschlagen hatte. Auch in ihm brach sich eine bohrende Unruhe Bahn, und sie fand eine vorläufige Beruhigung im Umkreis des Täufers. Mit dem Anschluß an ihn hatte Jesus eine neue Familie gefunden, die sich von seiner leiblichen Familie sehr unterschied. Er gehörte nun zu einer Gruppe von Asketen, die Gott allein gehorsam sein wollten und ihm dafür dankten, daß er ihnen eine letzte Frist zur Umkehr geschenkt hatte.

Die Mitglieder der Priesteraristokratie in Jerusalem dürften über den Sonderling am Jordan und seine Anhänger irritiert gewesen sein. War nicht ihnen allein von Gott selbst Aufsicht, Verwaltung und Durchführung der sühnewirkenden Opfer anvertraut worden? Aber solange der Tempel nicht unmittelbar gefährdet war, ließ man die exotisch anmutende Täufersekte am Jordan gewähren. Außerdem gab es auch damals inspirierte Propheten in Hülle und Fülle, die einmal dies, das andere Mal das behaupteten. Aber gefährlich war Johannes schon. Mochte man mit seiner indirekten Tempelkritik -noch klarkommen, so wurde es für die Machthaber brenzlig, als seine Gerichtspredigt auf den politischen Bereich Übergriff. Das bekam der Landesherr Jesu, Herodes Antipas, zu spüren, der daraufhin Johannes kurzerhand als einen Aufrührer hinrichten ließ.

Wie lange sich Jesus in der Umgebung des Täufers aufhielt, wissen wir nicht. Allerdings ist sicher, daß er sich nicht erst nach der Hinrichtung des Johannes von ihm ablöste. Vielmehr zeigt die Rivalität zwischen Jesus- und Johannesjüngern, daß Jesus schon vor dem Tod des Täufers eigene Wege gegangen sein muß. Das ist nicht im Sinne eines Traditionsabbruches zu verstehen, sondern als Weiterführung oder Zuspitzung der Täuferpredigt durch Jesus. Dieser Aufbruch war bei Jesus mit dreierlei verbunden: Erstens behagte ihm auf Dauer die asketische Grundhaltung des Johannes nicht. Dem entspricht, daß er zweitens die ungeheure Erfahrung des Reiches Gottes machte, das in der allen zugänglichen Tischgemeinschaft Jesu vorabgebildet wurde. Und drittens wurde ihm die Fähigkeit zur Heilung eine umstürzende Erfahrung, die er sogar mit der Ankunft des Gottesreiches verband.

Wie sich die drei genannten Punkte chronologisch und sachlich zueinander verhalten, ist nicht mehr aufzuklären. Wichtig bleibt die Beobachtung, daß keine der drei Besonderheiten sich für Johannes belegen läßt, so daß von einem echten Neuanfang zu sprechen ist, der ein neues Stadium in Jesu Wirksamkeit einleitete. Allerdings blieben wesentliche Züge der Verkündigung Johannes des Täufers Bestandteil der religiösen Überzeugung Jesu: zum einen das unmittelbar bevorstehende Endgericht, sodann der unerbittliche Ernst in der Auslegung und Befolgung des Willens Gottes. Schließlich blieb Jesus ebenso wie Johannes unverheiratet. In dieser Gemeinsamkeit trafen die beiden mit dem Apostel Paulus überein. Dies verdient um so mehr Aufmerksamkeit, als die Zeugung von Nachkommen Pflicht eines jeden männlichen Juden war.

Jesu neuentdeckte Fähigkeit zur Heilung sprach sich in Galiläa bald herum. Seine Exorzismen, in denen er psychisch Kranke heilte, sind die am besten bezeugten Wundertaten im Neuen Testament. Nerven- und Geisteskrankheiten wurden damals auf die Besessenheit durch Dämonen zurückgeführt. Als Oberster dieser bösen Geister galt Satan. Jesus verlieh dem Kampf gegen ihn Realität. Er sah in Vorwegnahme des Reiches Gottes den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen (Lk 10,18) und war damit stärker als dieser selbst geworden. Er konnte daher Männer, Frauen und Kinder heilen, indem er sie der Herrschaft des Teufels mit der Zusage der Vergebung der Sünden entriß. Krankheit und Sünde bildeten für ihn einen unzerreißbaren Zusammenhang. Auch darin war ihm Paulus ähnlich. Dieser konnte sich die zahlreichen Krankheitsfälle in der Gemeinde von Korinth nur durch den sündhaften Mißbrauch des Abendmahls erklären (1Kor 11,29-30).

Das Reich Gottes verband sich für Jesus aber nicht nur mit Heilungen und der Befreiung von Krankheiten und Bösem jeglicher Art. Entscheidend war vielmehr die Erwartung der universalen Herrschaft Gottes, an der Jesus zusammen mit den Zwölf beteiligt sein sollte. Dieser Erwartung lag die tollkühne Hoffnung zugrunde, daß am bald eintretenden Ende der Zeiten, wenn Gott sein Reich herbeiführen werde, auch jene zehn Stämme wiederhergestellt würden, die 700 Jahre zuvor von den Assyrern zerrieben worden waren. Von ihnen waren zur Zeit Jesu nur die beiden Stämme Juda und Benjamin übriggeblieben. Am Abschluß der Geschichte, so Jesus, werde jeder einzelne seiner zwölf Jünger einen dieser Stämme richten (Mt 19,28). Die Würde, neben Gott und seinem Auserwählten in richterlicher Funktion tätig zu sein, war kaum zu überbieten. Doch hat auch der Apostel Paulus ähnliches erhofft. Er verlangte von den Gemeindegliedern in Korinth, nicht gegeneinander zu prozessieren, da sie selbst, jeder einzelne, über Engel richten würden (1Kor 6). Hier sehen wir in das Herz der frühen Christen und der von Jesus gesammelten Gemeinde förmlich hinein. Nicht Vernunft oder Überlegung, sondern die Aussicht auf Anteilhabe an Gottes Herrschaft waren die Wurzeln ihres Glaubens. Und diese Herrschaft erstreckte sich nicht auf die Menschen allein. Sie umfaßte vielmehr den ganzen Kosmos, den es in die von Gott gewollte, schöne Ordnung zurückzubringen galt. Selbstverständlich war das alles von einem jüdischen Blickwinkel aus gedacht, denn ausschließlich um das jüdische Volk samt dem neuen Jerusalem im Mittelpunkt ging es; die übrigen Völker waren zumeist nur Anrainergruppen. Glühende Hoffnung erfüllte Jesus, daß Gott demnächst seine Zusage einlösen werde. Und im Laufe seines Auftretens - nach der Ablösung von Johannes dem Täufer - gewann er die Überzeugung, daß er selbst die bedeutendste Rolle in diesem Enddrama zu spielen habe. Auch hier ist die Parallele zu Paulus frappierend und erhellend, denn auch dieser meinte, dort die Hauptperson zu sein, wo es um die endzeitliche Eingliederung der Heiden in das Gottesreich ging (vgl. Röm 11,13-36).

Jesu Leben war in seiner entscheidenden Phase geprägt von dem felsenfesten Glauben, im Namen Gottes dessen Gesetz vollgültig auslegen zu müssen. Zu weiten Teilen war seine Thorainterpretation als Verschärfung des Willens Gottes wahrzunehmen. So verbot er die Ehescheidung unter Berufung auf die gute Schöpfung Gottes, bei der Mann und Frau in der Ehe unwiderruflich ein Fleisch geworden seien (Mk 10,9.11). Das Liebesgebot spitzte er zur Forderung der Feindesliebe zu (Mt 5,44a). Das Richten (Mt 7,1) und Schwören (Mt 5,34a) verbot er. Ab und zu reduzierte er das Gesetz grandios und setzte dadurch die Speisegesetze faktisch außer Kraft (Mk 7,15), beim Sabbat spitzte er es auf den Menschen zu (Mk 2,27). Aber all das, was - modern gesprochen - nach Autonomie aussah, war gegründet in Theonomie. Jesus konnte diese freien und gleichzeitig radikalen Interpretationen des Gesetzes nur durchführen, weil er dazu von Gott, den er ebenso wie später Paulus liebevoll als Abba (= Papa) anredete (Lk 11,2), die Vollmacht erhalten hatte. An diesem Punkt waren Jesus und sein göttlicher Vater fast eins, und das mußte für die jüdischen Zuhörer sehr anstößig sein.

Dämonenaustreiber und Gesetzesausleger war er, aber gleichzeitig auch ein Dichter und Weisheitslehrer. Jesus erzählte spannende Geschichten von Betrügern und sah in ihrer realistischen Einschätzung der jeweiligen Situation ein Vorbild für sich und seine eigenen Jünger. In moralischer Hinsicht ähnelte sein Leben selbst dem eines unmoralischen Helden, um so mehr, als er wegen seiner Wanderschaft keine Einkünfte hatte, sondern sich von Sympathisanten aushalten ließ oder einfach auf Gott vertraute. In seine Erzählungen waren Klugheitsregeln eingebettet, die man eher von Philosophen erwartet hätte. In anderen Gleichnissen veranschaulichte er, wie Gott sein Reich herbeiführen werde, nämlich leise und gleichzeitig doch unwiderruflich. Wieder andere Gleichnisse legen schlagend dar, wie Gott das Verlorene sucht. Jesus lieferte in seinem Leben den Kommentar dazu: Er war oft zu Gast bei Zöllnern und Huren. Manchmal bekamen seine Gleichnisse auch einen drohenden Klang: Am Ende wird Gericht sein, und Gott wird seine Feinde vernichten. Gleichzeitig wendet Gott dann das Schicksal der Armen, Hungernden und Weinenden zum Guten, wie die Seligpreisungen der Bergpredigt eindrucksvoll darlegen.

Man hat gefragt, wie sich die quasi zeitlosen Weisheitsregeln bei Jesus zu jenen Stücken verhalten, die von einer ungebrochenen Naherwartung zeugen. Manche hauen den Knoten mitten durch und erklären das eine für echt und das andere für unecht. So entsteht dann wenigstens ein für uns heute verständlicher Jesus. Aber das ist wahrscheinlich zu modern gedacht. Was wir nicht zusammenbringen können, gilt für einen Menschen des ersten Jahrhunderts noch lange nicht. Jesu Zeitgenosse Paulus ist für das Beieinander von zeitloser Weisheit und ungestümer Naherwartung ein schlagendes Beispiel. Er war davon überzeugt, das Kommen seines Herrn Jesus auf den Wolken des Himmels noch selbst zu erleben, und wollte, wie in einem Fiebertraum befangen, das gesamte römische Weltreich noch vor der Wiederkunft Jesu missionieren. Doch finden sich bei ihm gleichzeitig quasi zeitlose Ausführungen darüber, daß die menschliche Weisheit vor Gott Torheit sei (1Kor 1,18-2,16), und er selbst hat der Nachwelt das schöne Lied von der Liebe überliefert, das keinerlei Naherwartung kennt. In 1Kor 13 spricht er davon, daß die Liebe größer sei als die Hoffnung (auf das Ende) und größer auch als der Glaube (an Christus, der die Naherwartung erst ermöglicht hat). Daraus folgt: Bei Jesus ebenso wie bei Paulus stehen Naherwartung, Weisheitslehre und Ethik gegen alle moderne Logik nebeneinander. Wahrscheinlich hat bei Jesus aber die Naherwartung die Überhand gehabt, wie sich aus der Betrachtung der letzten Tage seines Lebens noch ergeben wird.

Jesus hatte in Galiläa große Erfolge erlebt. Die Massen waren ihm zugetan. Nun zog es ihn nach Jerusalem. Dort wollte er Volk und Führung zur Umkehr aufrufen. Er marschierte nach Jerusalem, begleitet von einer Schar von Jüngern und Jüngerinnen. In einer Symbolhandlung gab er im Tempelvorhof seiner Hoffnung auf den neuen Tempel dadurch Ausdruck, daß er einige Tische der Wechsler und Verkäufer umstieß. Das konnte ihm die jüdische Aristokratie nicht verzeihen. Was nun kam, war nichts im Verhältnis zu den gelegentlichen Auseinandersetzungen zwischen Pharisäern und Jesus in Galiläa. Ging es dort im wesentlichen um Sticheleien, so wurde es in Jerusalem bald ernst. Jesus wurde als politischer König der Juden verleumdet, und Pilatus machte kurzen Prozeß. Offenbar hatte Jesus seine Jünger schlecht darauf vorbereitet. Andernfalls wären sie nicht alle geflohen. Spätestens am Kreuz wurde Jesus zum Opfer inmitten von Verbrechern. Er litt hier für etwas, was er gar nicht wollte. Es war anders gekommen, als er es seinen Jüngern und dem jüdischen Volk gesagt hatte. Wahrscheinlich hat er das aber so gar nicht wahrgenommen. Hier hilft noch einmal der Blick auf den Apostel Paulus: Als dieser infolge des Todes einzelner Gemeindeglieder merkte, daß die Wiederkunft Jesu ausblieb, gab er nicht etwa seinen Glauben auf, sondern hielt um so stärker an ihm fest. Nun kam er zu der Überzeugung, daß er, ob er lebe oder sterbe, dem »Herrn« gehöre. So wird wohl auch Jesus am Kreuzesbalken in Ergebung gegenüber seinem Vater gedacht und gefühlt haben. Kein Glaube kann je durch die Realität, von Argumenten ganz zu schweigen, widerlegt werden.

Die Nachgeschichte Jesu gehört in gebotener Kürze auch zu seinem Leben dazu, und zwar deshalb, weil wir ausschließlich ihretwegen überhaupt noch etwas von ihm wissen. Die sich mit Leidenschaft auf Jesus berufenden Jünger haben aus Jesus, dem Juden, einen Problemfall ersten Ranges gemacht. Bald nach seinem Tod behaupteten sie nämlich, Jesus sei von den Toten erweckt worden und werde als Gottessohn, als Retter, als Christus, als der Menschensohn auf den Wolken des Himmels wiederkommen. Doch es kam noch stärker: Anhänger Jesu trieben in seinem Namen Dämonen aus und vollbrachten ähnliche Wunder wie er. Ja, manche dienten sogar als Sprachrohr des auferweckten Jesus und gaben stellvertretend für ihn, erfüllt vom heiligen Geist, Antworten auf Probleme in den Gemeinden. Den vorläufigen Gipfel bildete die Bekehrung des Christenverfolgers Paulus, der durch den Auftrag des himmlischen Christus der Heidenmission den entscheidenden Impuls vermittelte und sie im großen Stil organisierte.

Was nun folgte, war eine Konfusion ohnegleichen, an deren Ende die fast ausschließlich aus Heiden bestehende Kirche Jesu Christi stand, die Jesu Volksgenossen unverzüglich als Gottesmörder abstempelte. Die mit der »Auferstehung« Jesu einsetzende Springflut bizarrer Deutungen des Alten Testaments war nicht mehr aufzuhalten. Überall brachen die Dämme der Vernunft, die bisher religiöse Allmachtsphantasien einigermaßen in Schach gehalten hatten. An vielen Stellen des Alten Testaments - so die Christen - hatte Gott bereits von Christus geredet und dessen Kommen angekündigt. Ja, bereits zu Beginn der Weltgeschichte stand Christus Gott zur Seite. War es schon eine Tragödie, wie der vollmächtige Exorzist, der Gesetzesausleger, der Prophet, der Poet und der Weisheitslehrer Jesus in Jerusalem einer politischen Intrige zum Opfer fiel, so gilt das potenziert von der Art und Weise, wie Jesus in der Kirchengeschichte bis heute interpretiert und für die Zwecke der jeweiligen Menschen mißbraucht wurde.

Trotzdem bleibt die Frage: Was bedeutet er für die Gegenwart, wenn einmal seine kirchliche Verbrämung als Maskerade erkannt ist? Meine Einschätzung ist: Jesus war eine sympathische, naturwüchsige Gestalt, ein Mensch mit Humor und Witz, über den ich manchmal schmunzele. An der Ernsthaftigkeit seines eigenen Lebensentwurfes an den Rändern der jüdischen Gesellschaft seiner Tage ist kein vernünftiger Zweifel möglich. Jesus ist das Beispiel eines Menschen, der ernst damit macht, einen einmal eingeschlagenen Weg bis zum Ende zu gehen. Aber bei seiner Gesetzesauslegung, welche die Thora gleichzeitig verschärft und aushebelt, wird er mir zuweilen zu ernsthaft, und in seinem Schwärmertum, das die Vernunft mit Füßen tritt, kann ich ihn nicht mehr ernst nehmen, denn das von ihm angekündigte Reich Gottes ist ausgeblieben. Schließlich: In seinem vertrauten Umgang mit Gott wirkt Jesus auf mich geradezu lächerlich, denn damit teilt er einen Fehler vieler religiöser Menschen: sich selbst im Mittelpunkt der Welt zu sehen. Als ganze Person bleibt Jesus daher ein Problem, und von einem Problem können wir nicht Antwort auf die uns bedrängenden Fragen erwarten. Ich lege ihn deshalb mit diesem Buch zu den Akten. »Eine gute Welt braucht Wissen, Güte und Mut; sie braucht keine schmerzliche Sehnsucht nach der Vergangenheit, keine Fesselung der freien Intelligenz durch Worte, die vor langer Zeit von unwissenden Männern gesprochen wurden. Sie braucht Zukunftshoffnung, kein ständiges Zurückblicken auf eine tote Vergangenheit, von der wir überzeugt sind, daß sie von der Zukunft, die unsere Intelligenz schaffen kann, bei weitem übertroffen wird« (B. Russell).