„Silbernes Abi 2002“

 

Treffen des Abiturjahrgangs 1977 des Gymnasiums Eickel

(damals noch: Jungengymnasium Wanne-Eickel)

 

 1. Die Vorgeschichte

Im Sommer 1977 war es endlich soweit! Nach mindestens 13 Schuljahren haben wir damals unser Abitur gemacht. Das Pauken hatte erst einmal ein Ende. Aber irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt. Nachdem wir als Versuchskaninchen in den Genuss der damals neu eingeführten reformierten Oberstufe gekommen waren, hatte das neue Kurssystem alle alten Klassenverbände gründlich zerstört und statt dessen einen Haufen von fast 90 Schülern zu einer „Jahrgangsstufe“ verschweißt. Alte Freundschaften gingen dadurch verloren, soziale Bindungen mussten neu definiert werden. Das Prinzip « divide et impera » wurde uns zum ersten Mal schmerzlich vor Augen geführt. Aber wir ließen uns nicht unterkriegen! Statt der alten Klassen hatten wir jetzt Kursgruppen, die zumindest bei den Leistungskursen bis zum Abi zusammenblieben.

Und dann kam der heiß ersehnte Tag, an dem uns unsere Abiturzeugnisse ausgehändigt wurden! Doch auch hier fehlte das gewisse Etwas. Großartige Feiern und mehr oder weniger intelligente Streiche a la Feuerzangenbowle blieben aus. Und das, obwohl kein geringerer als Heinz Rühmann einmal „Schöler“ unseres Gymnasiums war! Das Zeugnis wurde uns zusammen mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in die Hand gedrückt, ein kurzer gemurmelter Glückwunsch und dann der nächste bitte...

Danach zerstreuten wir uns in alle Richtungen, geographisch wie auch professionell. Die meisten wurden erst einmal von der Bundeswehr geholt (vielleicht deshalb das Grundgesetz?), andere begannen das Studium. Eine Berufsausbildung zu machen war für Abiturienten damals nicht so angesagt, schließlich hatten wir ja das große Latinum gemacht, um Medizin studieren zu können!

Die Jahre vergingen und bis auf ganz wenige Ausnahmen sah man sich nicht mehr. Aber dann fiel jemandem auf, dass die silberne Marke von 25 Jahren erreicht war und das vielleicht Grund genug war, sich wieder zu treffen und mal zu sehen, was so ein Viertel Jahrhundert aus den ehemaligen Mitschülern gemacht hat.

Und so gingen wir (Michael Voß und Klaus Plum) dann ans Werk.....

 

2. Die Planung

Wir wollten uns also endlich nach 25 Jahren wiedersehen!

Dazu musste erst einmal recherchiert werden. Eine Liste der „Ehemaligen“ fand sich schnell im Jubiläumsbuch unserer Penne anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Schule. Jetzt mussten „nur noch“ die aktuellen Adressen gesucht und gefunden werden. Hierbei war es sehr nützlich, dass unser Optikermeister Klaus Plum einen Teil unserer ehemaligen Mitschüler mit Sehhilfen ausgestattet hat. Einen weiteren Teil konnte man durch einen uns gut bekannten Rechtsanwalt finden, der bei einigen wohl die Scheidung durchgezogen hat und daher die Adressen beisteuern konnte. (Vielleicht kam ja dieser „Herr“ RA nicht zum Treffen, um nicht zwischen die Parteien zu geraten?)

 

Zum Glück waren damals nur wenige Mädchen unter uns – die Namenssuche wurde dadurch wesentlich vereinfacht.

Und schließlich wurde unsere Liste durch das Schneeballprinzip („Ich kenne auch noch eine Adresse!“) weiter komplettiert. Natürlich sind auch wir alten Leute noch in der Lage, das Internet mit all seinen Vorzügen wie E-Mail und Suchmaschinen zu nutzen. Man hat ja schließlich Abitur!!

 

Die Auswertung der Liste ergab dann schon einige Überraschungen:

 

-   Von ursprünglich 84 Abiturienten waren inzwischen vier verstorben. Ihre Namen seien hier zum Gedenken ausdrücklich erwähnt:

Mechthild Terlau           
Hans-Rudolf Schikorra  
Lothar Mahlberg  
Andreas Overkott          

-   Die Adressen waren weit verstreut. Einer der unseren lebt heute sogar in Kalifornien. Aber dank der modernen elektronischen Kommunikationsmittel konnten fast alle benachrichtigt werden.         

-   Die Verteilung der Berufe war wirklich überraschend. Ein großer Teil von uns hat Medizin studiert (man hat ja schließlich das große Latinum!). Außer der Gynäkologie sind fast alle Fachrichtungen vertreten (Zahnmedizin, Augenheilkunde, HNO, Chirurgie, Kinderheilkunde). Wir hatten das Gefühl, einen Ärztekongress zu organisieren.

-   Weiterhin sind Rechtsanwälte, Richter, Unternehmensberater, Informatiker und Handwerksmeister vertreten. Übrigens scheint niemand Lehrer geworden zu sein. Irgendwie untypisch, oder?!     

-   Dafür haben wir einige Künstler, Journalisten und andere Freischaffende unter uns.   

 

3. Die Realisierung

Ein entsprechendes Ambiente für unsere Festivität war schnell gefunden. Dem Anlass und natürlich unserem erlauchten Kreise Rechnung tragend entschieden wir uns für das Parkhaus Eickel. Zum einen war hier die örtliche Nähe zu unserer Schule gewahrt, zum anderen konnte die Gastronomie durchaus unseren Ansprüchen gerecht werden.

Bei der Auswahl des Termins gingen wir davon aus, dass viele von uns mittlerweile schulpflichtige Kinder haben. Also musste das Treffen außerhalb der Ferien stattfinden. Wir entschieden uns schließlich für den 7. September 2002, einen Samstag.

Nun begann das große Trommeln! Alle Ehemaligen, deren Adressen wir hatten, wurden angeschrieben und teilweise angerufen. Sofort begann auch ein reger Austausch von E-Mails.

In dieser Phase hatten wir das Gefühl, eine Reise in die Vergangenheit zu machen. Mit jedem neuen Kontakt kamen Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse zurück. Irgendwie fielen uns zu fast allen Mitschülern von damals Anekdoten ein. Mir persönlich war das schon Lohn genug für die ganze Arbeit!

Mit der Einschaltung weiterer Helfer kam auch schnell der Wunsch auf, eine Besichtigung der Penne zu organisieren. Hier gilt unser Dank Ulrich Eichhorn, der den Kontakt zur heutigen Schulleitung herstellte. Außerdem wurde natürlich auch die örtliche Lokalpresse informiert. 

Durch meine Tochter konnte ich Kontakt mit unserem ehemaligen Physik- und Mathematiklehrer Herrn Heuer herstellen. Durch ihn erhielten wir eine Adressliste der alten Lehrer. Auch die wurden natürlich eingeladen.   

Leider ist zu vermerken, dass unser damaliger Kunstlehrer Heinz Krämer bereits verstorben ist. Als er 1969 zum Gymnasium Eickel kam, war er wohl gerade mal so um die Dreißig, also viel jünger als wir heute. Durch seine unkonventionelle Art erschien er vielen von uns Sextanern und Quintanern damals sehr eigenartig, doch zurückblickend muss ich feststellen, dass gerade er die Menschlichkeit und den Humor, vor allem aber sein künstlerisches Selbstverständnis niemals aufgegeben hat und trotz einiger Rückschläge sein Leben bis zuletzt intensiv gelebt hat. Er war ein guter Freund von mir!

4. Der große Tag

Nun war der lang erwartete Tag endlich da! 

Um 16:30 Uhr trafen sich die ersten Ehemaligen am Gymnasium und wurden von der Schulleiterin Frau Großefrie-Beckers in Empfang genommen. Leider konnte ich selbst nicht an dieser Begehung teilnehmen, dafür war die Lokalpresse dort. Das eingangs zu sehende Foto ist dort entstanden und wurde unter der Überschrift "Ärztekongress in Eickel" einige Tage später in der WAZ veröffentlicht.