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Belagerungen Konstantinopels



Die Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzritter 1203

Die Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453

Die Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzritter 1203

Die Beschreibung der Ereignisse stützen sich auf die Chroniken zweier Zeitzeugen. Allerdings sind diese Werke teilweise übertrieben, ungenau und widersprechen sich mit anderen Dokumenten. Der Verlauf der Belagerung lässt sich aber gut ableiten.
Die politischen Gründe dafür, dass ein Kreuzfahrerheer mit Ziel Jerusalem eine christliche Metropole stürmten, sollen hier nicht erläutert werden. Die Wörter Intrige, Machtgier und Irrsinn spielen die größte Rolle. Die Kreuzritter waren den Verteidigern sogar zahlenmäßig etwa gleichwertig Der große Vorteil der Kreuzritter war es, dass sie mit den Venezianern eine erfahrene Seemacht an der Seite hatten. Der gleichzeitige Angriff von See und Land aus war der mit den größten Erfolgsaussichten, man wählte die Nord-West-Ecke der Stadt welche besonders schmal war und da sich hier der Blachernen-Palast befand. Zunächst wurde das Kastell Galata auf der anderen Seite des Horns gestürmt, was nach Choniates vor Allem durch stümperhafte Abwehr der Verteidiger gelang. Dadurch wurde die Sperrkette gesprengt, die die Einfahrt in das Goldene Horn versperrte. Nun konnte sich die gesamte Flotte in das Horn ergießen, die Landstreitmacht zog in sicherer Entfernung in die Nähe des Blachernentores, wo ein Pallisadenwall errichtet wurde. Diese Pallisade diente als Schutz gegen Ausfälle, von denen unzählige aus den vielen Toren und Ausfallpforten erfolgten. Außerdem wurden hier Katapulte in Stellung gebracht. Choniates berichtet, das die Angreifer mit einem Rammbock die Mauer angingen und eine Bresche hineinschlugen. Der Angriff wurde aber leicht abgewehrt, daher kann vermutet werden, dass die Angreifer lediglich die schwache Vormauer geknackt hatten.
Den Kampf entschieden ganz klar die Venezianer mit einer geschickten Kriegstaktik. Auf ihren Schiffen installierten sie feste Leitern und Rampen, die bis über Mastspitzen reichten und gut 15m hoch waren. Mit diesen Schiffen fuhren sie dicht an die Seemauer heran. Die auf den Leiter und in der Takelage sitzenden Angreifer standen nun sogar höher als die Verteidiger und konnten diese leicht überwinden. Zwei weitere Handlungen bestimmten den Ausgang des Kampfes. Erstens besetzten die Venezianer die Türme in denen sie sich verschanzen konnten. Dadurch wurde die Belagerungssituation quasi umgedreht. Zweitens zündeten sie die an die Mauer gelehnten Häuser an. Das Feuer breitete sich schnell zu einer großen Feuersbrunst aus. An dieser Stelle flüchtet der "feige" Kaiser Alexios aus der Stadt. Dies hatte katastrophale Auswirkungen auf die Moral der Verteidiger, die nach Choniates ohnehin nur erbärmlich kämpften. Ohnehin war das Reich geschwächt und ruiniert, Söldner (die den großen Teil der Verteidiger ausmachten) konnten nicht angeworben und bezahlt werden. Für die Angreifer bot dies günstige Voraussetzungen. Aber selbst diese geschwächte Stadt hätte den Landangriff sicherlich abgewehrt, mit einer anständigen Besatzung hätte die Stadt auch sicher den Venezianern getrotzt. Zum Fall der Stadt 1203 trugen mehrere Faktoren bei. Einerseits war der Staatshaushalt marode, es gab nur wenige Söldenertruppen als Stadtgarde, die auch kaum bezahlt werden konnten. Eine Flotte existierte praktisch nicht mehr, generell wurde die Verteidigung aus Überheblichkeit immens vernachlässigt. Kaiser Alexios war als Usurpator nicht beliebt, für ihn starb man sicherlich nicht gerne. Diese Situation kam nun den Kreuzrittern zugute. Allerdings ist es ziemlich sicher, dass der Landangriff an der mächtigen Verteidigungsanlage als gescheitert angesehen werden kann. Somit war der zweite wichtige Punkt für den Untergang der Stadt die raffinierte List der Venezianer, die die Verteidiger an einer schwachen Stelle überraschten, die sicher vorwiegend an der Landseite gebunden waren. Abschließend kann man sagen, dass Konstantinopel bis zur Erfindung des Schiesspulvers uneinnehmbar war, vorausgesetzt es verfügte über eine angemessene Besatzung. Der Fall der Stadt war daher 1203 daher nicht durch eine Schwäche des Verteidigungssystems bedingt, sondern ist in erster Linie auf politische Probleme und "menschliches Versagen" zurückzuführen.

Die Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453

Die Osmanen hatten im Jahre 1453 bereits den großen Teil des byzantinischen Reiches erobert, Kleinasien und der Balkan standen schon fast seit Hundert Jahren unter ihrer Herrschaft. Somit war die Stadt Konstantinopel und ihr Umland (abgesehen von Griechenland, das nach dem Fall Konstantinopels von den Osmanen erobert wurde) quasi der Rest des alten oströmischen Reiches. Nachdem die Osmanen schon 1394 bis 1402 und 1422 vor Konstantinopel gestanden hatten, fiel dieses Zentrum und Herz des Byzantinischen Reiches 1453 endgültig in die Hände des Sultans Muhammad II. Konstantinopel war aber nicht nur militärisch isoliert: Durch das Schisma der Ost- und Weströmischen Kirchen Konstantinopel ist das Zentrum der orthodoxen Kirche) konnte der griechische Kaiser keine Unterstützung im Falle eines osmanischen Angriffes erwarten. Die katholischen Kirchenfürsten des Westens deuteten die türkische Bedrohung als Strafe Gottes für jene, die das wahre Christentum ablehnten.

Am Donnerstag, den 5. April war das gesamte türkische Heer mit dem Sultan persönlich als Oberbefehlshaber vor den Stadtmauern eingetroffen. Bei dem Heer muss es sich um einen Trott von bis zu 200.000 Menschen gehandelt haben. Davon die Hälfte "Anhang": Plünderer, Abenteurer und Handwerker. Das 100.000 Mann starke Heer des Sultans setzte sich aus Vasallen- und Söldnertruppen sowie dem Janitscharenkorps und den türkischen Reitereien zusammen. Am Ostermontag des Jahres 1453 sichteten die Byzantiner das gewaltige Heer. Den Ehrenplatz im türkischen Heer nahmen die Janitscharen ein. Sie waren Männer christlicher Herkunft, die in Form des "Knabenzolls" von den eroberten Gebieten quasi entführt und ausgebildet wurden. Sie wurden vor Allem gegen Christen eingesetzt. Es dauerte drei Tage, die Stadt komplett einzuschließen. Die Osmanen bauten hölzerne Forts und Pallisaden zum Schutz. Einen Ausfall der Verteidiger hätten sie aber nicht befürchten müssen. Die angegebenen Zahlen der Verteidiger sind sehr unterschiedlich, vermutlich bloß etwa 7000 Mann.

Ein verbreiteter Irrtum ist es, das Kanonen zum ersten mal bei dieser Belagerung eingesetzt wurden. Kanonen waren aber schon seit fast 100 Jahren bekannt. Das Besondere hier sind die BESONDERS GROßEN Kanonen: Ein deutsch-ungarischer Kanonengießer namens Urban wollte zunächst in den Dienst des byzantinischen Kaisers treten, doch konnte ihn dieser nicht bezahlen. Also versuchte er sein Glück beim Sultan und baute ihm eine Musterkanone, die über 8 Meter lang war und 600 kg schwere Kugeln abschießen konnte. Diese Kanone war sehr aufwändig zu laden, auch die Treffsicherheit war eher lausig. Allerdings landete man mit dem ersten Schuss einen Volltreffer: Ein Turm der Hauptmauer wurde getroffen und völlig zerstört. Diese Kanone hatte also einen enormen psychologischen Effekt auf Angreifer und Verteidiger. Mehmed II war fest davon überzeugt, dass man die Stadt nur mit Hilfe der ausgezeichneten osmanischen Artillerie einnehmen konnte. Zum Ärger des Sultans konnte die osmanische Flotte nicht in den Hafen von Byzanz eindringen da die Sperrkette über die Einfahrt zum Hafen des Goldenen Horns zu stabil war.

Die 26 km langen Stadtmauern Konstantinopels waren in einem ausgezeichneten Zustand und hielten dem täglichen Beschuss sechs Wochen lang stand., Nach Einbruch der Nacht ließ man die Mauern sofort ausbessern und vernichtete die Stollen, die von den osmanischen Mineuren gegraben wurden. Während der gesamten Belagerung versuchten Mineure, die Mauern zu untergraben. Die Verteidiger entdeckten aber alle Versuche und gruben Gegentunnel. Die gegnerischen Arbeiter wurden dann mit Rauch, Fäkalien vertrieben (bzw. ertränkt) oder direkt angegriffen.
Am 18. April befahl Mehmed den Sturmangriff gegen das Mesoteichion. Der Kampf war wirr und unübersichtlich. Auf dem schmalen Gelände, auf dem der Sturmangriff vorgetragen wurde, war die zahlenmäßige Überlegenheit der Türken wertlos, während anderseits die Rüstungspanzer der Christen wirkungsvoller waren. Der Kampf dauerte vier Stunden. Dann wurden die Türken in ihre Stellungen zurückgedrängt. Sie hatten etwa 200 Mann verloren. Nicht einer der Verteidiger war getötet worden.

Am 20. April schafften es fünf kaiserliche Schiffe die Seeblockade zu durchdringen und in den Hafen zu kommen. Die kaiserlichen Schiffe hatten unter Anderem Fässer voll der brennbaren Flüssigkeit an Bord, die als Griechisches Feuer bekannt war. Eine Waffe, die Konstantinopel in vielen Seeschlachten während der vergangenen 800 Jahre gerettet hatte. Diese Schiffe waren aber die letzte Versorgung der Stadt von außerhalb.

Der Sultan wollte unbedingt in den Hafen gelangen, also bediente er sich einer alten Idee der Venezianer. Am Morgen des 22. April, setzte sich eine seltsame Schiffprozession in Bewegung. Über Land wurden 70 Schiffe transportiert und im nordwestlichen Teil des Horns wieder zu Wasser gelassen. ins Goldene Horn geglitten. Giacomo Coco, der Kapitän einer venezianischer Galeere, machte den Vorschlag, bei Nacht den Versuch zu machen, die Schiffe niederzubrennen, und erbot sich, selbst die Führung zu übernehmen. Aber die Türken waren gewarnt worden. Am Ufer stationierte osmanische Geschütze am Ufer das Feuer eröffneten das Feuer. Die Christischen Schiffe wurden vernichtet. Die meisten Matrosen, unter ihnen auch Coco selbst, gingen zugrunde. aber vierzig christliche Seeleute waren an Land zu den türkischen Linien geschwommen. Später am gleichen Tag wurden sie in voller Sicht der Stadt niedergemacht.

In der Hoffnung bald auf eine venezianische Flotte zu stoßen, wurde am Abend des 3. Mai eine griechische Brigantine mit zwölf Freiwilligen an Bord, die sämtlich als Türken verkleidet waren, an die Hafensperre gebracht. Um Mitternacht wurde die Sperre geöffnet, um sie durchzulassen. Die türkischen Farben am Mast, segelte sie mit dem Nordwind, ohne abgefangen zu werden, durch Marmarameer und hinaus ins Agäische Meer.
Am 7. Mai begannen alle die türkischen Kanonen zu feuern (übrigens berechneten die Osmanen einen täglichen Verbrauch von 1000 Zentner Schießpulver). Die Verteidigung traf ihre eigenen Vorbereitungen. Als der Angriff einsetzte, war er jedoch lediglich gegen den Mesoteichion-Abschnitt der Landmauern gerichtet. Eine gewaltige Anzahl Türken, wie üblich mit Sturmleitern und Haken an den Lanzenspitzen bewaffnet, stürmte über den Graben. Aber es gelang ihnen nicht, sich über die zertrümmerte Mauer hinweg Eintritt zu erzwingen. Die blumig-blutrünstigen Beschreibungen berichten davon, das ein griechischer Soldat namens Rhangabe habe des Sultans eigenen Bannträger Emir Bay mitten durchgehauen, ehe er selbst umringt und erschlagen wurde. Am Sonntag 27. Mai konzentrierte sich der Beschuss auf die Palisade jenseits des Mesoteichion. Drei Volltreffer der großen Kanone brachten einen Teil von ihr zum Einsturz. Am gleichen Tag, ritt der Sultan durch sein ganzes Heerlager und verkündete, dass der große Sturmangriff sehr bald stattfinden werde. Seine Herolde, die ihm nachfolgten, gaben bekannt, dass den Soldaten drei Tage lang gestattet sein werde, die Stadt zu brandschatzen und zu plündern.

Montag 28. Mai. Während die Männer an den Mauern weiter arbeiteten, um die zertrümmerten Verteidigungswerke auszubessern, bildete sich in der Stadt eine große Prozession. Die Kirchenglocken läuteten, während Ikonen und Reliquien auf den Schultern der Gläubigen herausgebracht und durch die Straßen getragen wurden. Griechen und Italiener, Orthodoxe und Katholiken, sangen Hymnen. Der Kaiser sprach zu ihnen: jeder Mann müsse bereit zu sein, für seinen Glauben oder für sein Land, oder für seine Familie zu sterben. Er sprach von der Glorie und den ruhmreichen Überlieferungen der großen Kaiserstadt. Für der Helden des alten Griechenland und des alten Rom. Er für seinen Teil, erklärte er, sei bereit, für seine Stadt und sein Volk zu sterben. Diese Aktion war eine Reaktion auf die Geschehnisse im osmanischen Lager. Hier hatte ein ganz ähnliches Fest gestartet, bei dem sich die Osmanen umarmten und küssten, und sich zur "baldigen Ankunft im Paradiese" gratulierten.

Dienstag 29. Mai. Gegen halbzwei Uhr morgens befand der Sultan, dass alles bereit sei und erteilte Befehl zum Sturmangriff. Er schickte als erste seine irregulären Truppen, die Bazi-Bazuks nach vorn. Sie waren einige Tausende und waren Abenteurer aus sämtlicher Herren Länder und Völker, Slawen, Ungarn, Deutsche, Italiener und sogar Griechen. Sie wurden zurückschlagen, aber sie hatten ihren Zweck erfüllt, den Feind zu ermüden. Danach gingen Regimenter anatolischer Türken aus Ishaks Heer zum Sturmangriff. Die Anatolier waren, ebenso wie die Irregulären zuvor, aufgrund ihrer großen Anzahl im Nachteil. Die Christen mit dem Kaiser an der Spitze machten den größten Teil von ihnen nieder und trieben die anderen zurück zum Graben. Jetzt war der Augenblick gekommen, die Jenitscharen in den Kampf zu werfen. Auch den Janitscharen gelang es zunächst nicht in die Stadt einzudringen. Aber das Geschick war gegen den Griechen. Einige Türken bemerkten eine offene kleine Ausfallpforte mit Namen Kerkoporta, und stürmten hindurch. Der Sultan bemerkte die Panik und er befahl, mit dem Ruf: "Die Stadt ist unser, die Janitscharen zum Sturmangriff". Konstantin mit Theophilos Paläologos, Johannes Dalmata und den Spanier Don Francisco von Toledo, verschwand in anstürmenden Horden. Die Stadt hatte zwei Monate standgehalten. Drei Tage lang wurde in der Stadt heftig gekämpft. Der Sultan verhinderte, dass die Hagia Sophia zerstört wurde und ließ sie zu einer Moschee umbauen. Auch die Plünderungserlaubnis wurde widerrufen, dennoch muss sich in der Stadt ein Massaker und Blutbad ereignet haben.

Für das Christentum hatte der Verlust Byzanz tiefgreifende geistige und politische Veränderungen zur Folge. Die zerstrittene Staatenwelt Europas war nun gezwungen sich einem gemeinsamen Feind entgegenzustellen. In der türkischen Geschichtsschreibung endet das Mittelalter im Jahre 1453 mit der Eroberung von Byzanz.
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