Lehrstuhl für Ästhetik und
Literarische Medien
Neugermanistik II

Festschrift für Manfred Schneider
zum 60. Geburtstag

(Hg. M. Niehaus; R. Campe)

 

In der Konstellation von Gesetz und Ironie geht es um das Verhältnis derOrdnung zur Sprache, zur Erzählung, zur sichtbaren Erscheinung. Etwas verhält sich dem Gesetz gemäß, wenn es sich so und nicht anders verhält. Zugleich gibt die Statuierung des Gesetzes die Möglichkeit, das Gesetz zu brechen. Die Ironie hingegen statuiert die Möglichkeit eines Sich-anders-Verhaltens, das kein Bruch des Gesetzes wäre. Darin bleibt sie freilich - wie auch immer - auf das Gesetz bezogen, während die Ironie im Gesetz nicht vorgesehen ist. Die Ironie folgt dem Gesetz wie ein Schatten und wirft einen Schatten auf das Gesetz. Das Verhältnis von Gesetz und Ironie ist asymmetrisch und läßt sich nicht berechnen. Darum: kein Und und kein Oder im Titel. Ein Punkt.

 

Inhalt

Cornelia Vismann
Schuld ist das Ding

Peter Friedrich
Terpsichore im Massenwahn. Mittelalterliche
Tanzwut und der 'Ort des Anderen'

Pierre Legendre
Die bevölkerte leere Bühne. Notizen zum kinomatographischen Emblem

Anton Schütz
Protestantische Jungfräulichkeiten. Eine Lesenotiz

Clemens Pornschlegel
Mythomanen. Zum Theater der Résistance

Thorsten Lorenz
Copy! Right! Vom Gesetz der Kopie-Bildung

Joseph Vogl
Scherben des Gerichts. Skizze zu einem Theater der Ermittlung

Michael Niehaus
Die Ironie des Schicksals. Mordeltern

Holger Steinmann
Hebels Fälle

Pierre Mattern
Eva und der Aussatz am Himmel. Über Heinrich Heines Geständnisse

Markus Steinmayr
Archive des Fehllesens. Zum Realismus Gottfried Kellers

Wim Peeters
"Wenn kein Gebot, kein Soll herrschte in der Welt, ich würde sterben". Jakob von Gunten als Glossator

Rüdiger Campe
Kafkas Institutionenroman. Der Proceß, Das Schloß

Gerhard Neumann
"Seine Geburt war unordentlich". Ironie und Gesetz in Thomas Manns 'Moses'-Legende

Peter Risthaus
Kuinzig geht die Welt zu Grunde

Werner Hamacher
Sätze - zur Kunst

Michael Krüger
Aus dem Leben eines Schriftstellers