Dissertations-Projekt: Historische und texttypologische Studien zum Interview in der französischen Presse im 19. und 20. Jahrhundert
Das Interview in Frankreich.
Geschichte und Gegenwart einer schwierigen Texttradition
Wie fast täglich in den Medien zu beobachten ist, stellt das Interview für Journalisten eine große berufliche Herausforderung dar. Denn den Absichten und Fragetechniken des Interviewers stehen meist konträre Intentionen und sprachliche Strategien der befragten Person gegenüber. Entsprechend nimmt das Interview aus sprachwissenschaftlicher Perspektive aufgrund seiner Dialogizität eine Sonderstellung unter den journalistischen Textsorten ein. Eine linguistische Untersuchung, die die Intentionen der Interviewpartner und deren sprachliche Realisierung berücksichtigt, steht für das französische Presseinterview bisher aus.
Das Bochumer Dissertations-Projekt verfolgt einen doppelten Ansatz: Auf der methodischen Grundlage der Gesprächsanalyse und einer pragmatisch orientierten Textlinguistik ist eine typologische Beschreibung des Interviews beabsichtigt. Die synchrone Perspektive wird um eine historische ergänzt, indem die Entstehung der Textsorte in Frankreich und die Ausdifferenzierung verschiedener Erscheinungsformen seit dem 19. Jahrhundert analysiert werden. Dabei sollen die sprachlichen Merkmale sowie die unterschiedlichen Typen des Interviews auf bestimmte Traditionen untersucht und bis auf ihre in den USA vermuteten Ursprünge zurückverfolgt werden.
Das Projekt will einen Beitrag zu den jüngsten romanistischen Bemühungen um die Erforschung von Text- und Diskurstraditionen leisten. Aus publizistischer Perspektive soll die Untersuchung neue Erkenntnisse zur Genese einer zentralen Textsorte der Pressesprache liefern.