Gedanken zum Thema SB
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Das Kürzel SB kennen wir von den SB-Märkten. Ich gebrauche es für
das von einigen von Euch gewünschte Thema (Selbstbefriedigung. Ich denke,
es hat viel gemein mit einem modernen Werbespruch: Ich will Genuß sofort!
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SB, oder genauer der Versuch, sich selbst zu befriedigen, ist das
Erzeugen von sexuellen Erregungszuständen einschließlich Reizung
der Geschlechtsorgane mit dem Ziel, einen Orgasmus zu erleben,
beim Mann mit Samenerguß.
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Das ganze kann auch in einer homo- oder heterosexuellen Partnerschaft
geschehen, dann würde ich aber von gegenseitiger Befriedigung reden.
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In welcher Umgebung gedeiht SB? Hier kann ich nur aus meiner Erfahrung
als Mann reden. Gründe für den Wunsch nach SB sind:
der Wunsch nach sexueller Befriedigung, einfach so oder angeheizt durch
das Ansehen von (kaum bekleideten) Frauen und Männern,
durch erotische oder pornographische Bilder, Filme, Fernsehen, Plakate,
fehlende Selbstannahme,
ein Gefühl von Frust oder mangelnder Bestätigung durch andere,
(wenn andere mir nichts Gutes tun, muß ich es selber tun = Selbstmitleid),
das Fehlen eines / einer (dazu bereiten) Partners / Partnerin, u.v.a.
Manchmal ist es auch ein Druck im Bereich der Hoden, besonders wenn der
Samenerguß ohne Manipulation (das Überdruckventil) nicht funktioniert.
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Ich hatte in meinem christlichen Elternhaus keine Hilfen, meine Sexualität
annehmen zu lernen. Für mich war Selbstbefriedigung einige Jahre das
schlimmste Problem, begleitet mit Schuldgefühlen, dem Erleben von
Niederlage und einem schalen Geschmack statt Befriedigung.
Außerdem hatte mich die Aufklärung auf der Straße tief verletzt und der
Sexualität den Anschein von Verbotenem und Schmutzigen gegeben.
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Nun zunächst einige Gedanken zu einer biblischen Einordnung. Gott hat den
Menschen geschaffen als ein Wesen, das auf Ergänzung angelegt ist,
Ergänzung im vertrauensvollen Gegenüber zu Gott und Ergänzung der Menschen
untereinander, im besonderen die Ergänzung von Mann und Frau in der Ehe.
Dabei ist Ehe gedacht als die lebenslange Gemeinschaft eines Mannes und
einer Frau, in den jeweils üblichen Formen öffentlich bekundet. Diese
Sicht wird von Jesus bestätigt (1.Mose 1,26-30 und 2,24; Matthäus 19,3-12
und Markus 10, 2-12). Neben dem Einswerden der Eheleute ist die Teilhabe
an der Schöpfung Gottes im Zeugen, Gebären und Aufziehen von Kindern
Absicht Gottes für die Menschen. Voraussetzung dazu ist das Verlassen des
Elternhauses, das Aneinanderkleben in Liebe und Treue und das Eins werden
gerade auch in Coitus, der in der Bibel durch erkennen umschrieben wird.
Grundlage dazu ist die Ergänzungsbedürftigkeit und -fähigkeit von Mann
und Frau in der von Gott gewollten und geschenkten Liebe der Partner.
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Der Mensch ist gottgewollt sexuelles Wesen: Er schuf den Menschen als
Mann und als Frau. Die Sexualität ist der Personmitte sehr nahe, deswegen
haben die positive Entfaltung und die Störungen einen so starken Einfluß.
Die Sexualität ist eine der stärksten Kräften im Menschen. Gott hat sie
sehr sorgfältig durch Gebote geschützt. Zusammengefaßt ergibt sich:
Gott will das Ausleben der Sexualität nur in der Ehe. Ausgelebte Sexualität
außerhalb der Ehe wird mit Unzucht und Ehebruch bezeichnet und hat bestraft.
Eine Frau, die nicht unberührt in die Ehe ging, war für ihre Eltern eine
Schande. Jesus hat die Gebote noch verschärft und schon das begehrliche
Ansehen Ehebruch genannt.
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Eine in den Ordnungen Gottes und in der Liebe gelebte Sexualität ist eines
der größten Geschenke Gottes an die Menschen. Er sieht die Ehe so positiv,
daß sie zum Abbild der Beziehung Gottes zu seinem Volk und der Beziehung
Jesu zu seiner Gemeinde wird (z.B. Hosea 2,21-22 und Epheser 5,21-33).
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Sexuelle Beziehungen zwischen nahen Verwandten, gleichgeschlechtlichen
Partnern und mit Tieren sind Gott ein Greuel. Die Strafe für solches
Fehlverhalten ist wie bei Ehebruch der Ausschluß aus dem Gottesvolk
durch Steinigung. Jesus hat hier einen neuen Weg gewiesen (Johannes 8).
Dieser biblische Befund mag vielen nicht passen. Er ist aber nicht zu
leugnen, wenn die Aussagen der Bibel nicht verdreht werden.
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Sicher gab es keine Zeit ohne Prostitution, außereheliche Beziehungen
und Ehebruch. Aber das Wissen um die göttlichen Ordnungen ist uns erst
in den letzten 30 Jahren auf breiter Front abhanden gekommen.
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Was hat das nun alles mit dem Thema SB zu tun? Ich denke, man kann den
Mißbrauch besser erkennen, wenn man den richtigen Gebrauch kennt.
Direkte Aussagen der Bibel zum Thema sind mir nicht bekannt. Die in
1.Mose 38,8-10 beschriebene Tat Onans war die Verweigerung der in
5.Mose 25,5-6 beschriebenen Schwagerehe, um das Geschlecht des kinderlos
verstorbenen Bruders zu erhalten, und Römer 1,21-27 spricht von sexuellen
Verirrungen der Menschen, die Gott nicht als Schöpfer ehren.
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Wir müssen hier indirekt argumentieren. Sexualität in den Ordnungen Gottes
ist immer auf den Partner bezogen, immer intime Gemeinschaft stiftend.
Selbstbefriedigung ist dagegen ein Kurzschluß: der Mensch bleibt auf sich
selbst bezogen, bleibt allein, auch wenn in seiner Phantasie ein(e) (oft
nicht reale(r)) Partner(in) die Erregung auslöst.
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In einer Phase der Entwicklung halte ich Selbstbefriedigung für harmlos,
ein striktes Verbot richtet hier mehr Schaden an als es nützt.
Medizinisch ist sie auch kein Problem, es sei denn, sie wird zur Sucht.
Als Sucht ist sie auch für einen Christen ein Problem, weil Jesus uns
als freie Menschen haben will. Da gibt es Vergebung und Befreiung in der
Seelsorge. Ich habe da als Seelsorger viele gute Erfahrungen gemacht, die
ich gerne weitergebe. Wer verheiratet ist und sich sebst befriedigt,
entzieht ihrem Partner / seiner Partnerin die Zuwendung und die Ernergie
der Liebe, die ihm / ihr zusteht.
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Die ersten Fragen, die ich beantworten muß, heißen:
Will ich nach diesen Ordnungen Gottes leben und auf das Ausleben meiner
Sexualität verzichten, wenn ich es nicht in der Ehe und in der Liebe
tun kann? Vertraue ich Gott, daß ich nicht zu kurz komme, nicht Schaden
nehme und ein erfülltes Leben verpasse, wenn ich darauf verzichte?
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Solange ich die nicht mit einem klaren Ja beantworte, habe ich weder
Motivation noch Durchhaltevermögen, Selbstbefriedigung und sexuelle
Beziehungen außerhalb der Ehe zu vermeiden. Wenn ich diese Fragen klar
bejahe, kann ich sexuelle Verfehlungen als Schuld bekennen und mir
im Namen Jesu Vergebung zusprechen lassen. Selbstbefriedigung ist da
oft das kleinere Übel, besser als lieblose Sexualität in der Ehe, oder
die Verletzung durch Scheitern von ehelichen oder nicht ehelichen
Beziehungen. SB ist eine Übertretung der Ordnungen Gottes wie andere
Lieblosigkeiten oder falsch verstandene Liebe auch. Wo sie suchtartige
Züge angenommen hat, muß sie auch wie eine Sucht in der Seelsorge
behandelt werden. Es gebt um das sich Lossagen von der Sucht und die
Befreiung von der Sucht im Namen Jesu und um Hilfen, die geschenkte
Freiheit nicht wieder zu verlieren. Die Freiheit bedeutet zunächst nur,
daß ich jetzt nicht mehr tun muß, was ich nicht will, sonder wieder
Ja oder Nein sagen und tun kann.
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Dabei liegt mir nicht daran, nach einer Sündenvermeidungsstrategie zu
leben. Das ist einmal gerade bei der SB erfolglos und hemmt auch Mut
und Lebensfreude. Sinnvoll ist es, zu lernen, nach dem Fallen sofort
wieder aufzustehen, so wie ein Kind, das laufen lernt. Konkret bedeutet
das, nach der Übertretung umgehend die Nähe Jesu zu suchen, ihn um
Vergebung zu bitten und neu im Gehorsam anzufangen. Es ist gut, sexuelle
Unordnung auch vor einem Zeugen in der Seelsorge zu bekennen und sich
Vergebung zusprechen zu lassen. Hilfreich ist eine Selbstverpflichtung
im gemeinsamen Gebet auszusprechen, z.B. Ich verpflichte mich für die
nächsten acht Wochen, innerhalb von 24 Std mit meinem Seelsorger oder
einer anderen Person meines Vertrauens (telefonisch) Kontakt aufzunehmen,
wenn ich in der Sache, die ich überwinden will, rückfällig geworden bin.
Wenn ich das nicht tue, soll es mir als Schuld vor Gott angerechnet werden.
Eine solche Selbstverpflichtung habe ich oft als eine heilsame Hilfe erlebt.
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Eine weitere Hilfe ist bewußte Dankbarkeit. Ich mache mir bewußt, daß
Gott mich als Mann oder als Frau geschaffen hat und daß gut ist, was er
gemacht hat. Auch meine Sexualität ist gut, ist ein Geschenk von ihm.
Ich danke Gott dafür, daß er mich, so wie ich bin, geschaffen hat und
daß seine Ordnungen gut sind und das Leben schützen. Ich danke für mein
Empfinden, den Wunsch nach Nähe und die Sehnsiucht nach Vereinigung.
Ich heize dies Verlangen aber nicht mutwillig auf durch erotische oder
pornographische Bilder, Filme und anderes. Ich vertraue Gott, daß er mir
Möglichkeiten und Hilfen gibt, die Ernergie nicht ausgelebter Sexualität
zu einem erfüllten Leben zu nutzen, solange ich sie nicht in der Ehe
als Geschenk der Vereinigung und in der Liebe leben kann. Ich lerne
zu warten, eine Tugend die ich auch in der Ehe brauche. Ich vertraue
Gott, daß er meine Bemühungen, einen Partner / eine Partnerin zu finden
und zu gewinnen, segnet und daß er mich liebesfähig werden läßt in und
außerhalb der Ehe, dadurch, daß ich mir seine Liebe gefallen lasse.
Anregungen und Fragen
bitte an
Manfred Hauenschild, Bochum, 23.09.1998