"Von Achselzuckern und Zynikern"
Manchmal ist es wirklich schwer nicht zynisch zu werden. Studiengebühren und ein so genanntes
"Hochschulfreiheitsgesetz", dessen Name allein von orwellscher Qualität zeugt, bedrohen die Universitäten in NRW
und auch über dem Bundesland Hessen schwebt der unheilvolle Schatten eines geplanten Gebührengesetzes. Aber es
ist nicht alle Hoffnung verloren, der Widerstand formiert sich, der Protest zeigt erste Erfolge. Eine verhinderte
Senatssitzung in Bochum, Rektoratsbesetzungen in Bielefeld, Paderborn und Köln und eine geplante Großdemonstration
in Düsseldorf. Eigentlich sieht alles ganz gut aus, in Bochum arbeiten Studenten und Professoren Hand in Hand,
für den Tag der Demo sind alle Studierenden von ihren Veranstaltungen befreit.
Aber einen Wermutstropfen gibt es doch und mit diesem soll sich hier befasst werden. Es geht um ein Phänomen, das
überall in dieser Gesellschaft vorherrscht, und das in dem genannten Zusammenhang nur besonders deutlich zu Tage
tritt, sich aber nicht auf diesen beschränkt: Die Achselzucker. Jene Menschen, die nur entschuldigend die
Schultern heben, mit einem gemurmelten "Was kann ich schon verändern?" die Hände in den Schoß legen und offenbar
zu feige sind überhaupt einen Versuch zu wagen. Natürlich wird sich niemals etwas verändern, wenn jeder die
Verantwortung von sich weist. Aber zur Not würde ich auch alleine vor den Landtag ziehen und ich wäre mir der
Sinnlosigkeit meines Handelns durchaus bewusst, aber es ist immer noch besser den Versuch gemacht zu haben und
gescheitert zu sein, als sich in die Herde von apathischen Zombies einzureihen und im Gestank jenes monotonen
Singsangs durchs Leben zu torkeln: "Es bringt doch eh nichts!"
"Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren." Eine simple Feststellung, deren immanente
Wahrheit so vielen Menschen verborgen bleibt, dass es zum Heulen ist. Manchmal frage ich mich, ob es überhaupt
noch lohnt sich zu engagieren, wenn ich sehe, wie sich einige Studenten grinsend über den Tag freuen an dem sie
ausschlafen können, weil ja die Uni ausfällt, und keinen Gedanken an die geplante Demonstration verschwenden. Ich
frage mich dann, warum ich mich heute um 7 Uhr aus dem Bett gequält habe um Flugblätter zu verteilen, die ja doch
niemanden interessieren. "Es bringt doch eh nichts!", tropft es mir zynisch von den Lippen und ich mutiere zu
einem jener Zombies, die ich doch so verachte.
Manchmal ist es schwer nicht zynisch zu werden, aber wir müssen es versuchen und manchmal reicht es schon zu
wissen, dass wir nicht alleine sind, um diesen Kampf gegen uns selbst zu gewinnen.