Lüdemann
hat Jesus als Spinner abgetan, der sich vollständig
geirrt hat in der von ihm noch zu Lebzeiten angenommenen Ankunft des
Reiches
Gottes. „Jesus ist das Beispiel eines Menschen, der ernst
damit macht, einen
einmal eingeschlagenen Weg bis zum Ende zu gehen. Aber bei seiner
Gesetzesauslegung, welche die Thora gleichzeitig verschärft
und aushebelt, wird
er mir zuweilen zu ernsthaft, und in seinem Schwärmertum, das
die Vernunft mit
Füßen tritt, kann ich ihn nicht mehr ernst nehmen,
denn das von ihm
angekündigte Reich Gottes ist ausgeblieben.
Schließlich: In seinem vertrauten
Umgang mit Gott wirkt Jesus auf mich geradezu lächerlich, denn
damit teilt er
einen Fehler vieler religiöser Menschen: sich selbst im
Mittelpunkt der Welt zu
sehen. Als ganze Person bleibt Jesus daher ein Problem, und von einem
Problem
können wir nicht Antwort auf die uns bedrängenden
Fragen erwarten. Ich lege ihn
deshalb mit diesem Buch zu den Akten.“[1]
Auch wenn dies Fakt ist und Jesus nichts vorhersagen konnte
über die
Wirksamkeit Gottes in der Durchdringung seiner jüdischen
Gesellschaft mit dem
Geist der Liebe, Vergebung und gegenseitigen
Fürsorge, so hat er doch in
seiner Art des Lebens ein tragfähiges Modell entwickelt, wie
soziale Verbände
friedlich miteinander leben können, die Utopie eines
Menschenmöglichen.[2]
Das wenigstens darf bleiben als ethische Grundlage
für Miteinander der
Menschen und Staaten.[3]
Leider erleben wir zur Zeit das genaue Gegenteil dessen, was Jesus
vorgelebt hat.
Die Staaten werden immer autoritärer und dies sogar
durch freie Wahlen. Der
Glaube der Bevölkerung an die Effizienz
demokratischer Entscheidungsbildungen
läßt immer mehr nach und Diktatoren kommen weltweit
zu Hauf an die Macht. Auch
die CDU in Deutschland hat immer auf das Prinzip der Macht des
Stärkeren
gesetzt und die Ideen Jesu mit Füßen getreten. Das
gilt in besonderer Weise
auch für die Kirche.
Jesus
mit den Geschichten über ihn in den Evangelien war
seit den Tagen des Kindergottesdienstes für mich
persönlich immer ein großes
Vorbild und eine Art Freund, zu dem ich beten konnte und von dem ich
mich
verstanden gefühlt habe, auch wenn ich inzwischen denke
daß diese Gespräche und
Gebete und das Grundgefühl der Geborgenheit und
Solidarität in Gott eine rein
virtuelle Realität gewesen ist. Gleichwohl hatte sie ein
Grundgefühl der
Geborgenheit und Beschütztheit in den Konflikten meines Lebens
bewirkt; auch in
den Konflikten mit der Kirche, bei denen ich mich in bester
Gesellschaft mit
Jesus gefühlt habe.
Es
war Bonhoeffers
Erfahrung, daß Gott noch aus dem Bösesten Gutes
schaffen kann. Es hat ihn wie
Jesus nicht vor dem Galgen gerettet. Wir hätten gerne noch
lange Jahrzehnte
etwas über die Diesseitigkeit Gottes von seinem Lehrstuhl
hören wollen. So
müssen wir uns begnügen mit den wenigen Hinweisen aus
seinen Briefen aus der
Haft. Was dort aber verständlicherweise nicht zu finden ist:
Nach der
Zerschlagung des Predigerseminars durch die Nazis, weil es als
Untergrund-Kirche mit jesuanischer Einfachheit zu subversiv war,
bewahrte Hans
von Dohnanyi seinen Schwager Bonhoeffer vor der Einberufung, indem er
ihn in
das Amt Ausland-Abwehr beim Oberkommando der Wehrmacht verpflichtete,
in den
engsten Kreis der Verschwörer um Hans Oster. Damit war
zugleich die Zeit der
Unschuld vorbei, denn Bonhoeffer gehörte nun einem staatlichen
Apparat an. Er
war gefährdet durch die stets drohende Einberufungsgefahr.
Hier knüpfte Bonhoeffer
in vielen Reisen nach Schweden, England und die Schweiz Kontakte zu
Geheimdiensten der Allierten, um deren Eingreifen nach dem geplanten
Attentat
auf Hitler zu organisieren. Nach dem 20. Juli 1944 wurde diese
Korrespondenz
von der Gestapo gefunden, zusammen mit dem Tagebuch von Canaris. Damit
war das
Todesurteil besiegelt. Wenn man dies, die Mitwirkung am Mord an Hitler,
der
leider gescheitert ist, als Konkretion der Diesseitigkeit Gottes
mitschwingen
hört, bekommt die akademische Frage ein völlig
anderes Gesicht und Gewicht.
Grunewald-Villa der Bonhoeffer-Dynastie, Habilitation mit 24 Jahren,
Auslandsstudien, die steile Karriere eines mit allen Mitteln einer
wohlhabenden
Familie ausgestatteten Intellektuellen hat er nachgerade franziskanisch
aufgegeben
und ebenso die wortreiche Schwülstigkeit der Bekennenden
Kirche, in deren
Fahrwasser er anfangs seine fast pietistische Frömmigkeit
formuliert hatte.
Karl
Barth hat Bonhoeffers Doppelagenten-Tätigkeit für
falsch gehalten und Tyrannenmord wurde in kirchlichen Kreisen als
Verstoß gegen
das 5. Gebot so mißbilligt wie Abtreibung. Aber als Soldat
für´s Vaterland
töten und sterben wurde nicht
angeprangert. Genau dort sind wir heute schon wieder: Russen
abschießen mit dem
Leopard und der deutschen Panzerhaubitze ist Bürgerpflicht
geworden und die
Kirche schweigt dazu oder diskutiert es kontrovers. So wie sie 1933
Hitler
wegen der großen Gemeinsamkeit mit wehenden Fahnen
begrüßt hatte: Autorität und
Macht als hohes Ziel einigen beide. Auch heute ist die
Befürwortung des Tötens
mit deutschen Waffen in der Ukraine in kirchlichen Kreisen die
machtpolitische
Idee, Putin und seine Armee aus randständigem Kanonenfutter
von der
europäischen Bühne zu drängen und in einem
von Oligarchen und Korruption
geprägten Land Anschluß an den westlichen
Kapitalismus herzustellen.
Bonhoeffer
sah seine Arbeit immer als Nachfolge in der vita
communis, wie sein Buch von 1937 über die Bergpredigt Jesu das
gemeinsame Leben
mit den Vikaren in Finkenwalde begreift, seinem Jüngerkreis.
„Diese
Gemeinschaft ist ein lebendiges Zeugnis für die leibhaftige
Menschheit des
Sohnes Gottes. Die leibliche Gegenwart des Sohnes Gottes fordert den
leiblichen
Einsatz für ihn und mit ihm im täglichen
Leben.“[4]
Die Pfingstgemeinde mit ihrer Vergemeinschaftung des Besitzes,
gemeinsamem
Mahl, also ein vorkapitalistischer Urkommunismus schwebt Bonhoeffer vor
und er
hat als Leiter des Seminars keinerlei Privilegien. Auch das profanste
Tun sieht
er als Leben in der Nachfolge. Das Reich Christi ist
vollständig diesseitig in
unserem Leben und braucht keine Kirchen, sondern nur Menschen als
Tempel. In
allen Punkten, Taufe, Abendmahl, Mitgliedschaft usw. führt
dies zu einer
beißenden Kritik an der Institution Kirche mit all ihren
Verordnungen, die der
Bergpredigt entgegenstehen. Selbst die Verbeamtung und staatlich
eingezogenen
Kirchensteuern sind für Bonhoeffer wider den Heiligen Geist.
1937
konnte Bonhoeffer aber noch mit Rm 13 Gehorsam gegen
die Obrigkeit propagieren. Seine Ausführungen dazu[5]
lassen sich in ihrer Naivität nachträglich kaum noch
verstehen. Die Obrigkeit
als Gottes Dienerin, das galt für Paulus auch noch nach seiner
Prügelstrafe im
römischen Gefängnis, aber unter dem Wissen,
daß in kürzester Zeit das Reich
Gottes anbrechen werde.[6]
Dieser Glaube war ein Irrtum. In aller Verstricktheit in paulinischen
Eiertanz,
der diesem auch nicht gegen seine Kreuzigung geholfen hatte, betont
Bonhoeffer
aber sein Grundprinzip: „Der Widerspruch gegen die Welt
muß in der Welt
ausgetragen werden. Darum wurde Christus Mensch und starb mitten unter
seinen
Feinden.“[7]
Es
folgen Ausführungen in Paraphrase des paulinischen Opus
über das Leben in der Welt, die von der Naherwartung ausgehen
und das Haben,
als hätte man nicht, zum Erlebnis der Freiheit
verklären.[8]
Arbeit soll nicht Reichtum akkumulieren, sondern der Notdurft dienen,
Brot soll
ein jeder sich durch Arbeit verdienen. Ehe wird nur in Zucht und
Enthaltsamkeit
geheiligt.[9]
Der Blick der Gemeinde ist auf den Himmel gerichtet, der in
Kürze die Welt
ablösen wird. „Jeden Augenblick kann das Signal zum
Weitermarsch ergehen. Dann
bricht sie auf und verläßt alle weltliche
Freundschaft und Verwandtschaft und
folgt allein der Stimme, die gerufen hat. Sie
verläßt die Fremde und zieht
ihrer Heimat entgegen, die im Himmel ist. Arm und im Leiden, hungrig
und
durstig, sanftmütig, barmherzig, friedfertig sind sie,
verfolgt und geschmäht
von der Welt, und doch sind sie es, um derentwillen allein die Welt
noch
erhalten wird. Sie schützen die Welt vor dem Zornesgericht
Gottes.“[10]
Die Ausführungen zur Gemeindezucht überbieten Kants
Pedanterie. Sie dient der
Verschonung vor der Strafe des letzten Gerichts.[11]
Irrige Brüder sollen exkommuniziert werden. „Der
Sünder bleibt noch Bruder und
erfährt eben darum Strafe und Vermahnung der
Gemeinde.“[12]
Exkommunikation ist reine Pädagogik, den Sünder zum
Heil zurückzurufen. Bonhoeffer
sieht auch den Fluch als Vorwegnahme des Endgerichts und so eine
passable
Möglichkeit der Gemeinde. Im AT wurde der Gebannte
getötet, wie in der
Inquisition dann eskalierend betrieben. Seine Überlegungen zur
Lehrzucht
könnten ihn zum Oberkirchenrat machen: „So steht vor
aller Gemeindezuchtübung
die Übung der Zucht an den Amtsträgern… Wo
offenbare Irrlehre einzieht, dort
soll der Amtsträger gebieten, ‚daß sie
nicht anders lehrten‘ (1Tim1,3); denn er
trägt das Lehramt und kann gebieten… Ist einer als
Irrlehrer offenbar, so soll
er ‚einmal und abermals ermahnt’ werden.
Hört er nicht, so soll mit einem
ketzerischen Menschen die Gemeinschaft abgebrochen werden“.[13]
Daß der Amtsträger gebieten kann, ist nach wie vor
Usus der Kirche und absolut
unvereinbar mit der Idee herrschaftsfreier Bruderschaft einer
Solidargemeinschaft im allgemeinen Priestertum aller Gläubigen.
Bonhoeffer
glaubt fest an das baldige Ende und Kommen des
Weltgerichts. Unter dieser Prämisse wird die rigide
Selbstkasteiung und die
harte Moral der Gemeinde verständlich, die nachgerade schwarze
Pädagogik
zelebriert. Ironischerweise wird er selbst Opfer dieser Härte.
Witzigerweise
hat genau diese Intoleranz der Kirche mir ein neues Leben nach dem
Pfarramt
eröffnet.
Ohne
die reaktionären Widerstände in der Kirche gegen
meine
politische Gemeindearbeit mit Friedensgruppen,
Eine-Welt-Gruppen, Ostermarsch
und ökologischen Veranstaltungen hätte ich
nicht die Möglichkeit gehabt zur
Forschungsarbeit an den Wahrheitsgehalten biblischer
Texte, ihrer willigen
Aufnahme iranischer, ägyptischer und
phönizischer Mythologie, zu einem im
Vergleich zum Pfarramt viel freieren und kreativeren Leben.
Die Feindseligkeit
reaktionärer Kollegen hat mir zum Besten gedient und eine
Lebensgestaltung
eröffnet, die wirklich alle meine Träume und Ideale
realisieren konnte: Musik
machen mit einem Konzertflügel und meinem
Bösendorfer, den Saxophonen, dem
selbst gebauten Cembalo, den fast 100 virtuellen Orgeln, die die kalten
Kirchenräume ins warme Wohnzimmer holen mit teils noch
besserer Akustik, mit
den psychedelischen Sounds meiner vielen Synthesizer, den
Barockflöten und mit
Petra, meiner Traumfrau, die mich mit ihrem Cello entzückt.
Ich hätte im
Pfarrhaus keine Wärmedämmung bauen können,
keine Photovoltaik aufs Dach setzen,
keinen Solar-Speicher im Keller montieren können, der
nahezu autark im
Stromnetz macht. Ich hätte meine handwerklichen
Fähigkeiten nicht so ausfahren
können wie jetzt. Die Kollegen und Presbyter, die 1987 meine
Vertreibung
betrieben haben, um ihren deistischen Alltagstrott zu perpetuieren,
hätten sich
nicht träumen lassen, welche Möglichkeiten sie mir in
ihrem intriganten und
böswilligen Vernichtungswunsch eröffnet haben.
Bonhoeffers Credo, daß Gott aus
dem Bösesten noch Gutes wirken kann, hat sich als mein
Lebensmotto erwiesen.[14]
Gerade
die Tatsache, daß Jesus sich in Timing des Reiches
Gottes so grundsätzlich geirrt hat, zeigt seine Fehlbarkeit
und damit seine
Menschlichkeit. Das ist die Nagelprobe auf die Rede vom wahren
Menschen. Jesus
ist nicht dadurch Sohn Gottes, daß er immer recht
hatte und immer richtig
gehandelt hat, sondern darin, daß er die Idee der Vergebung
als Grundlage
menschlichen Handelns in seinem Tun umgesetzt hat. Diese Idee der
Barmherzigkeit
und Gnade in dem Sinne, jedem Menschen das zukommen zu lassen, was
dieser zum
Leben benötigt, ist letztlich auch das Prinzip unsere
Sozialstaaten geworden.
Es deckt sich mit Ciceros Dictum einer Verteilungsgerechtigkeit: suum
cuique.
Es ist Grundlage der matriarchalen Gesellschaft. Und es war
nicht neu: Zu
allen Zeiten wurde für Witwen und Waisen gesorgt, für
Menschen, deren
materielle Versorgung mit lebenswichtigen Gütern
zusammenbrach. Die Geschichte
des Glaubens als permanentem Paradigmenwechsel der menschlichen
Vermutungen
über das werdende Sein Gottes offenbart die Religion als
Lerngeschichte. Aus
Irrtümern über Gott und die Welt lernen die
Gesellschaften im Lauf der Zeit und
entwickeln weniger falsche und unmenschliche Gottesvorstellungen. Am
Ende
könnte die Wahrnehmung des Gottessohnes Jesus als wahrem
Menschen stehen, der
nicht aufgrund mysteriöser Wunderkräfte hilft,
sondern durch seine vollkommene
Menschwerdung. Vollkommen Mensch aber ist Jesus, wenn er keinerlei
göttliche
Zusätze und Sonderausstattungen mehr benötigt, um die
Intentionen der Liebe
untereinander zu befördern. Wenn er frei ist von aller
göttlichen Extrawurst.
Wenn er Fehler macht, Widersprüche in sich trägt und
sich daraus
weiterentwickelt. Wenn er Angst hat vor dem Kreuz. Die vollkommene
Menschlichkeit Gottes in Jesus ist der Verzicht auf Vollkommenheit im
Sinne von
Perfektion. Die Kenosis Christi ist das Loslassen vom Vorsatz der
Vollkommenheit. Sie ist die Demut, die uns allen gemeinsame Fehlbarkeit
anzunehmen, sich mit allen Unwissenheiten, Irrtümern und
Schwächen anzunehmen
und gerade so sich selbst als Sünder in der Akzeptanz durch
Gott auch selbst zu
akzeptieren. Sie ist die Demut, die eigene Bedürftigkeit durch
die Gemeinschaft
des Heiligen Geistes als Lerngemeinschaft und Wirkgemeinschaft zu
stillen.
Einsam bist du klein, aber gemeinsam werden wir Anwalt des Lebendigen
sein.
Kants
Kategorischer Imperativ ist auf dem Hintergrund seiner
frommen Erziehung als Neuauflage der Goldenen Regel (Mt 7,12
„Alles, was ihr
wollt, daß euch die Menschen tun, das tut auch
ihnen!“) zu verstehen. „Der
kategorische Imperativ ist also nur ein einziger, und zwar dieser:
handle nur
nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst,
daß sie ein
allgemeines Gesetz werde.“[15]
Er kann als die Forderung der universalen Geltung universalisierbarer
Interessen
geradezu naturgesetzhaft verbindlich gemacht werden. „Weil
die Allgemeinheit
des Gesetzes, wonach Wirkungen geschehen, dasjenige ausmacht, was
eigentlich
Natur im allgemeinsten Verstande (der Form nach), d.i. das Dasein der
Dinge,
heißt, sofern es nach allgemeinen Gesetzen bestimmt ist, so
könnte der
allgemeine Imperativ der Pflicht auch so lauten: handle so, als ob die
Maxime
deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetze werden
sollte.“[16]
Heute
wird immer mehr dessen ökologische Implikation
überlebenswichtig, nachdem Adornos Maxime einer
Moralität, in der Auschwitz
nicht sich wiederholen dürfe, lange noch nicht
eingelöst ist.[17]
„Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlung
verträglich sind mit der
Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden; oder negativ
ausgedrückt:
‚Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlung nicht
zerstörerisch sind für die
künftige Möglichkeit solchen Lebens‘; oder
einfach: ‚Gefährde nicht die
Bedingungen für den indefiniten Fortbestand der Menschheit auf
Erden‘; oder
wieder positiv gewendet: ‚Schließe in deine
gegenwärtige Wahl die zukünftige
Integrität des Menschen als Mit-Gegenstand deines Wollens
ein.“[18]
Damit zählt der Kampf gegen den Klimawandel zu der heute
wichtigsten Maxime
persönlichen und politischen Handelns und muß zum
Mittelpunkt aller kirchlichen
Aktivitäten werden.
Lüdemann
spricht davon, daß Jesus nur psychisch Kranke
heilen konnte.[19]
Als Gestalttherapeut weiß ich, wissen wir alle inzwischen
mehr um die multiplen
Verflechtungen des Seelischen mit dem Körperlichen.
Beides gehört zum Leib und
als Leib ist fast nichts Körperliches nicht auch von den
Strömungen des Geistes
und des Seelischen beeinflußt. Die Forschung über
Placebo-Effekte zeigte, daß oft
nicht die pharmakologische Wirkung, die sicherlich nicht zu
unterschätzen ist,
heilsam war, sondern bereits die Erwartung ihrer Wirkung, etwa
im Stillen von
Schmerzen, genau den Effekt hatte, der von der Droge auszugehen
prophezeit war.
Damit haben wir begriffen: die Prophezeiung hat eine Wirkung bei den
Hörern,
die zu ihrer Erfüllung führen kann. Sowohl im
politischen Geschehen als auch
an der Börse und gewiß in der Leibesgesundheit. Sie
ist wirkmächtig, Magie der
Sprache und ebenso der Performanz, der gesturalen Kommunikation. Sie
kann Angst
schüren, im Voodoozauber Leben vernichten, beleidigen und mit
Leid überschwemmen.
Und sie kann befreien, Erlaubnis zur Freiheit geben, Sympathie und
Liebe
ausdrücken, leidenschaftliches Begehren offenbaren und auch
wecken. Ernst Fuchs hat insofern
einen zentralen Kern
des Wirkens Jesu getroffen, daß das Sprachereignis, also das,
was jemand sagt
und wie er es sagt, wirkmächtig ist und daß Gott
genau so wirkt, wenn irgend noch
die Rede von Gott Sinn machen sollte. Es
ist der Zuspruch, der heilen kann, nicht der von der Kanzel, der
vielleicht ja
auch, sondern der jedes Menschen zu jedem anderen und genau
darin hat Luther
Recht mit seinem allgemeinen Priestertum aller Gläubigen (und
Ungläubigen, wie
ich meine), daß wir alle einander Christusse sein
können. Und im Wissen um
diese helfend-heilende Kraft guter Worte, Blicke, Berührungen,
Tonfälle damit
verschwenderisch durch die Welt ziehen. Das Gesamt der menschlichen
Ausdrucksmöglichkeiten bis hinein in die Kunst und Musik und
religiösen
Budenzauber der Kirche hat diese vivifikatorische Potenz, die Paulus
als
Glaube, Hoffnung und Liebe beschreibt und damit das Wirken Gottes in
der
Geschichte der Menschen. Damit findet die Abkehr von den Mythen
über einen Gott
statt, der die Welt, den Kosmos, die Galaxien geschaffen hat und alles
Geschehen vom Urknall über die
Frühjahrsüberschwemmung Mesopotamiens in Gen 1
bis zum starken Nilpferd arrangiert.
Die
Wachstumsgleichnisse Jesu über das Reich Gottes
erzählen
von einem Gott, der in den Ähren sich selbst vermehrt, der
nachgerade nach dem
Muster biologischer Vermehrung seinen Geist, seine Praxisfiguren der
Vergebung,
der Akzeptanz feindlichen Lebensrechts die Idee der Versöhnung
und des
Friedenschaffens mit gerechten sozialen Verhältnissen auf den
Weg bringt, ins
Werk setzt, Wirken macht, verwirklicht. Damit hat Jesus die
einzige
Möglichkeit entdeckt, wie überhaupt ein Wirken des
Guten möglich ist. Er hat
dies angenommen als irdisches Wirken eines himmlischen Subjekts. Er hat
in seiner
bäuerlichen Heimat das Prinzip des Lebens begriffen
als das Prinzip des
göttlichen Wirkens: Wachstum. Seine Gleichnisse zeigen an
vielen Stellen diese
Selbstvermehrung des göttlichen Geistes in der
gesamten Natur und aus der
Unbeirrbarkeit der Vegetation folgert er auf die Unbeirrbarkeit des
göttlichen
Versöhnungswillens, der über allen seine Sonne
aufgehen läßt. Die Basis seines
Gottvertrauens ist diese permanente Auferstehung in der Natur.
Daraus lebt die
ährenraufende Jesusbewegung, sein Jüngertrupp, die
ohne geregelte Arbeit im
Stile iranischer Reinigungspriester von Dorf zu Dorf zogen und dort
durch Jesu
Heilungen Gastfreundschaft erfuhren. Sie hatten keine Nester wie
Vögel, sondern
waren auf die Gnade der Dorfbewohner angewiesen, die umgekehrt beim
Auftauchen
dieser 13 Wanderer sich Heilung erhofften und vielleicht auch etwas
Abwechslung
im eher langweiligen Dasein dörflichen Lebens. Der
Unterhaltungsfaktor des
Jüngerkreises mit Jesus darf nicht unterschätzt
werden. Als Rabbi hatte er ein
hohes Ansehen in Fragen der Lebensführung. Er war
eine Institution geworden.
Zudem hatte sich die Kunde von der Heilungskraft Jesu herumgesprochen
und von
daher war er meist willkommen. Die Erfahrung, daß er durch
den Glauben der
Kranken an seine Heilkräfte schwere Krankheiten heilen konnte,
brachte ihn zur
Aussage, daß Glaube Berge versetzen kann. Von daher wuchs ihm
die Zuversicht,
daß durch den Glauben an seine Heilandskraft sich in seiner
Welt vieles zum Guten
wendete. Darin lag sicherlich eine gewisse hybride
Selbstüberschätzung, aber
genau dieses Vollmachtsbewußtsein war umgekehrt auch der
Schlüssel für seine
Heilungskraft. Es war Suggestion und deren Basis die Autosuggestion
Jesu
selbst, ohne die das Bergeversetzen nicht funktioniert
hätte. Genau von diesem
Effekt lebt auch jeder heutige Arzt: Schon die Erwartung, daß
er kompetent ist
und die Krankheit zu diagnostizieren fähig ist und dann
therapieren kann,
involviert die Selbstheilungskräfte des Patienten, solange er
an die
Wirksamkeit von Therapie glaubt. Ein Arzt ist nur so gut wie ein
Patient sich
ihm öffnet. Oder wie die Geräte, mit denen
er in den Patienten hineinkommt,
vom Sonographen bis zum Herzkatheter. Für Gott gilt
ähnliches: Ohne den Glauben
an seine Heilkraft kann Jesus nicht heilen. Gott ist auf unseren
Glauben
angewiesen, ohne unsere Hoffnung hat Gott keinen Einfluß in
der Welt und im All
kann er keinen einzigen Steinbrocken aus seiner Umlaufbahn
wegfliegen lassen.
Die Macht Jesu lag im
Glauben der Menschen an ihn. Ohne sie konnte er nicht heilen:
Mt 9,22 Da
wandte sich Jesus um und sah sie und sprach: Sei getrost, meine
Tochter, dein
Glaube hat dir geholfen. Und die Frau wurde gesund zu derselben Stunde.
Mk
10,52 Und Jesus sprach zu ihm: Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen.
Und sogleich
wurde er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege. Lk 7,50 Er aber
sprach zu der
Frau: Dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden! Lk 8,48 Er aber
sprach
zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh hin
in Frieden! Lk
17,19 Und er sprach zu ihm: Steh auf, geh hin; dein Glaube hat dir
geholfen.
Offenbar
gab es auch weitere Ärzte in Israel zur Zeit Jesu,
wie die blutflüssige Frau Mk 5,25-34 zeigt, die ihr gesamtes
Vermögen seit 12
Jahren Bluterkrankheit ohne Heilerfolge an diverse Ärzte
aufgebraucht hatte.
Die persischen Magier hatten eine beachtliche medizinische
Heilkunst
entwickelt; ägyptische Mediziner hatten bereits komplizierte
Operationstechniken
entwickelt und eine differenzierte Pharmakologie. Hippokrates (460-370
v.Chr.)
hatte um 400 v.Chr. eine hochdifferenzierte Medizin entwickelt mit
einer
Theorie der 4 Körpersäfte, die über
Jahrhunderte die abendländische Medizin
prägte. Wie weit die griechisch-hippokratische oder
ägyptische Pharmakologie im
Hellenismus in Israel verbreitet war, ist m.W. nicht
erforscht. Man kann aber
annehmen, daß es auch Ärzte in Jerusalem
gab, wenn dort auch ein griechisches
Gymnasium existierte. Galenus weiß von einem
jüdischen Arzt Rufus Samaritanus
in Rom. Der Arzt und Anatom Theudas aus Laodicea am Lycos, wird in der
Mishna
in Bekhorot 4,4 als berühmter Tierarzt bei der Feststellung
der Makellosigkeit
erstgeborenen Viehs für Opferzwecke erwähnt. Viele
Talmudgelehrte waren Ärzte
und daß Jesus geheilte Leprakranke auffordert, sich den
Jerusalemer Priestern
vorzustellen, um ihre Genesung vom Aussatz zu bescheinigen, weist auf
das
Erstarken der Medizin innerhalb der jüdischen Priesterschaft
hin. Mk 1,44:
„Sieh zu, daß du niemandem etwas sagst; sondern geh
hin und zeige dich dem
Priester und opfere für deine Reinigung, was Mose geboten hat,
ihnen zum
Zeugnis.“ Schon Lev 14,2-32 zeigen die Reinheitsgebote den
alten persischen
Einfluß der Reinigungspriester und der persischen Medizin.
Wie sehr die Heilung
durch Worte, Zauberworte, Beschwörungen oder Besprechungen
eine besonders hohe
Kunst innerhalb der Medizintechniken war, können wir aus der
persischen Medizin
lernen. Dieses Wissen legt nahe, Jesu Heilungspraxis in enger
Verbindung mit
den Traditionen der persischen Magier zu verstehen.
Es hat sogar eine
Chirurgie
in der avestischen Medizin gegeben. Angehende Chirurgen sollen an Daēva-Anbetern ihre schnittigen
Fähigkeiten erproben. Erst wer drei Daēva-Anbeter durch Kunstfehler
liquidiert hat, ist durch die
Prüfung gefallen und darf nicht bei Mazda-Anbetern
praktizieren; wer hingegen
drei Daēva-Anbeter so operiert hat,
daß sie überlebten, darf unbefristet
hinfort Mazda-Anbeter behandeln. (Vd 7,36-40) Das Honorar
richte sich nach den Einkommensverhältnissen der
Patienten, vom Segen des Priesters über den Preis eines Stiers
beim Dorfherrn
und eines Hengstes beim Gauherrn bis zum Vierspännigen Wagen
beim Landesherrn.
Deren Frauen zahlen die Preise für Eselin, Kuh, Pferdestute
und Kamelstute. (Vd
7,41f)
Kinder und Tiere haben noch niedrigere Tarife.
(7,43) Neben dem Chirurgen gab es Ärzte mit Heilpflanzentherapie, also Medikamenten,
und solche, die durch
Besprechung mit dem heiligen Wort heilen.
Diese können sogar Eingeweide heilen,
weil das Wort über Sympathicus und Parasympathicus
den inneren Stoffwechsel beeinflussen kann, und gelten darum als die
besten
Ärzte. Die schamanische
Medizin hat also gegenüber Messer und Säften den
ungleich höheren Stellenwert
behalten.
(7,44) Bei Fieber und
Schüttelfrost soll Wasser getrunken werden, da es aber auf
eine Daēva-Infektion und also ein
Verstoß gegen die
Reinheitsgebote schließen läßt, soll nach
Genesung eine Strafe von 200
Peitschenhieben verabreicht werden. (7,60-72) Hier deutet sich bereits
an, daß
Krankheiten insofern Sünde sind, als man die Ansteckung
hätte vermeiden können
durch Meidung der infektiösen Orte und Lebewesen. Zur Hygiene
gehört auch die
1-6malige Reinigung des mit Leichen kontaminierten Geschirrs durch die
drei
Waschgänge Rinderharn - Erde - Wasser, gestaffelt nach dem
Material der Schalen
von Gold über Silber, Eisen, Stahl bis Steingut, welches 6mal
den
Dreierdurchgang benötigt, ehe es rein geworden ist. (7,73-75)
Mit Leichen
kontaminierte Rinder dürfen ein Jahr lang nicht verwertet
werden als
Milch-/Fleischquelle für Opferzwecke oder als Nahrung. (7,76f)
Nur wer schon
von den Druj-Daēvas besessen ist, ist
imstande, leichenkontaminiertes
Wasser im Opfer zu verwenden. (7,78f)
Thrita war der erste Arzt
nach dem Mythos von Vendidad 20.
Er soll als erster die Stichwunde, also Wunden überhaupt, und
das Fieber
geheilt haben. (20,2) »Er bat um eine Quelle von Mitteln; er
erhielt sie von
Khšathra-Vairya, Mittel gegen Krankheit und Tod, Schmerz und
Fieber, Sarana und
Sarastya, Azana und Azahva, Kurugha und. Azivaka, Duruka und Astairya,
gegen
das böse Auge, Fäule, und Infektion, die Angra Mainyu
gegen die Körper von
Sterblichen geschaffen hatte.«(20,3) Ahura
Mazdā brachte die
unzähligen Heilpflanzen, die überall
wachsen.(4) Wesentlich sind die Gebete, ja Beschwörungen, mit
denen die
Krankheit beim Namen angesprochen wird und ihr ein
„Verschwinde!“
entgegengeschleudert wird.(5+7) Denn sie sind ein Machwerk Ahrimans,
der hinter jeder Krankheit steckt und somit selbst
bekämpft wird durch die Heilung.(8) Der Heiler ist ein
Dämonen-Terminator.(9f)
So betet der Arzt sein :Yatha
ahu vairyo »Wer ist
siegreich und wer wird schützen die
eingeweihten Deinen? Hilf mir aufzuräumen, daß ich
der Führer für beide Welten
bin. Möge Sraoša mit Vohumana zur Hilfe kommen, wem
auch immer Du es wünschst,
O Mazda! Schütze uns von unserem Hasser, O Mazda und Armaiti
Spənta! Stirb, O
teuflischer Druj! Stirb,
O Brut des Satans! Stirb, O
Welt des Satans! Stirb weg, O Druj! Stirb weg zu den Gebieten des
Nordens, nie
wieder sollst du die lebende Welt der Gerechtigkeit in den Tod
geben!«(13) Der
Mediziner versteht sich hier als Führer beider Welten, der
materiellen und der
geistigen. Die schamanische Herkunft dieses
Zunftverständnisses liegt schlagend
zutage.
Die Religion der
parsischen Magier übte »eine sehr spürbare
Wirkung auf die Entstehung des Judentums
aus, ja, einige seiner Hauptlehren verbreiteten sich durch Vermittlung
der
jüdischen Kolonien im ganzen Mittelmeerbecken und wurden
später von der
katholischen Orthodoxie übernommen.«[20] Im Achämenidenreich war der Mazdaismus
Staatsreligion
geworden und die Diadochen verehrten in ihren Satrapien neben Ahura
Mazdā den Miθra als Siegesgott der Herrscher.[21]
Schon in assyrischen
Keilschrifttexten aus Bibliothek Assurbanipals wird Miθra
mit Šamaš als Sonnengott identifiziert.[22]
Also war 630
v.Chr. Miθra in Mesopotamien schon
bekannt, längst bevor er der
Gott der persischen Sieger war. Susa liegt ca. 300 km von Ur in
Chaldäa
entfernt, Perser und Chaldäer lebten seit dem 9. Jh.v.Chr. in
enger
Nachbarschaft. Beim Sieg über die Assyrer 614 sind Perser und
Babylonier
Verbündete und hatte so sicherlich auch Verbindungen in
Diplomatie, Handel und
Religion. Mit dem Sieg von Kyros
II. über
die Babylonier 539 v. Chr. kommen Magier in Massen ins Euphratgebiet
und bilden
Artaxerxes' (Artaxšatra) Verwaltungsstab.[23]
In diesen 200
Jahren persischer Herrschaft kommt es zur Fusion mit der
chaldäischen
Theologie, in der der medische Zervanismus durch die Astrologie der
Chaldäer
trotz offizieller Ächtung der Perserkönige Aufwind
erhält. »Die Legenden der
beiden Religionen wurden einander näher gerückt, ihre
Gottheiten identifiziert,
und die semitische Astrolatrie, das monströse Produkt langer
wissenschaftlicher
Beobachtung, begann sich über die naturalistischen Mythen der
Iranier zu
breiten. Ahura-Mazda wurde mit Bel verschmolzen, der über den
Himmel herrscht,
Anāhītā der Ishtar assimiliert, welche den Planeten Venus regiert, und
Mithra
wurde die Sonne, Shamash.«[24]
Mit der
Hellenisierung durch Alexander
wird
die persische Religion ebenfalls
hellenisiert. Ahura
Mazdā wird Zeus,
Miθra Apollo, etwa am Nemrud
Dagh; Anāhītā wird Artemis. Die
mazdaistische Substanz ist nicht an
Gottesnamen gebunden. In Kleinasien gab es infolge der seleukidischen
Umsiedlungspolitik von Antiochos
III.
ab 200 v.Chr. neben jüdischen
Gemeinden auch Kolonien von Magiern, die aus Babylon ausgesiedelt ihre
mazdäisch-chaldäisch-zervanistischen Gedanken mit
hellenischen Traditionen
vermischten.[25]
Grundlegend ist
der indoiranische Götterdualismus: Mitrae und Varunae, die beiden
Herrengötter der irdisch-sozialen Sphäre,
Asuras
(=Ahura:
Herren) gegenüber den eher kosmischen Daēvas
wie
Indra, Vayu
oder
Agnie,
bilden
ein komplementäres Paar: Mitra schafft in lichter
Morgenröte neue Kraft zur
Entfaltung des Lebens, schafft ausgedehntes Weideland und so Reichtum,
Freiheit, Bewegung; Varuna dagegen herrscht im
ungestalteten Urmeer und der
Nacht und wacht strafend und zurückhaltend über die
kosmisch-soziale Ordnung, Rita.[26] Hier findet der
indo-iranische Dualismus von Licht
und Finsternis seinen Ausdruck. Varuna ist im Iran »als
Ahura, der Herr,
schlechthin geehrt worden, und Mithra ist überall geehrt
worden, solange die
alte iranische Religion bestanden hat. Die Dämonennamen Indra
und Nanghathya im
Vendīdād sind sicher ein Zeugnis dafür, daß die
Iraner einmal Indra und
jedenfalls den einen Nāsatya als Gottheiten verehrt haben... Den beiden
indischen Göttergruppen, den Asuras und den Devas,
entsprechend finden wir im
Iran Ahuras und Daēvas.«[27]
Beide werden als
Ganzheit verehrt, als Einheit der Gegensätze. Dieser Gegensatz
wird die
zentrale Kategorie der Apokalyptik. Vayu,
Atar (indisch: Agni)
und Haoma (indisch: Soma)
sind ebenfalls gemeinsam: »Das heilige Feuer ist Zeuge der
Opferzeremonie und
manifestiert die Gegenwart der Gottheit. Der Opfertrank war der
gefilterte, mit
Wasser und Milch vermischte Saft einer Pflanze, die die Inder Soma
nennen und
die Iraner Haoma.«[28]
Kyros
II.
(539-29) hatte nach Sieg über Babylon
538 eine außergewöhnliche Milde an den Tag gelegt.
Tatsächlich begleiteten
diesen Machtwechsel nicht wie gewöhnlich Deportationen und
Hinrichtungen,
sondern Kyros ordnete »eine weitgehende Restitution der
verschiedenen alten
Kulte und eine Repatriierung von Göttern und
Kultgeräten der Länder Babyloniens
und Sumers an« (Kyroszylinder).[29]
Vermutlich wurde
dies aber erst nach Konsolidierung der 20 persischen Satrapien unter
Dareios
I. (521-485)
realisiert, als nach Kambyses' Tod während
der Revolte der Magier Smerdis und Gaumata[30] gegen Kyros
II. um 520 Haggai und
Sacharja die Wiederherstellung des
Jerusalemer Tempels forderten.[31]
Er wurde 515
fertig.[32]
Die desolate
Situation im Zentrum der persischen Satrapien löst sofort
nationalistisch-eschatologische Hoffnungen und Separationen bei den
Exilheimkehrern aus, die ja zur Oberschicht Judas gehörten und
entsprechende
Machtgelüste hatten entwickeln können.[33]
Da eine nationale
Autonomie im Spannungsfeld der Großreiche unmöglich
war, formierte sich die
messianische Hoffnung Theokratie, in der die Priesterschaft einen
Machtzuwachs
erzielte.[34]
Die Zadokiden als
Hohepriester füllen die Lücke des völkischen
Königs, der durch den persischen
Satrapen ersetzt war. Xerxes hatte nach den
Feldzügen gegen Griechenland 480f
v.Chr. Babylon grausam zerstört, den Marduktempel Esagila mit
der Zikkurat
geschleift und die Satrapie Babylon zu Assyrien geschlagen. Juda
gehörte danach
zur Satrapie Transeuphratene und war zufrieden mit
dieser späten Rache an Babylon.
Die Magier werden als
Lehrer
der Brahmanen gesehen: »Klearch von Soli sagt in seinem Werk
„Über Erziehung“,
die Nacktweisen (= indische Brahmanen) seien die Nachfahren der Magier.
Einige
halten dafür, daß ebenfalls die Juden von diesen
abstammen.«[35]
Von den Brahmanen
stammen laut Josephus die Juden ab.[36]
Hier ist die
indoeuropäische Wurzel von Avesta und Rigveda
erfaßt. Was aber ist an der
Bemerkung triftig, auch die Juden stammten von den Magiern ab? Hier
kann keine
ethnische, sondern nur religiöse Beeinflussung gemeint sein.
Diese kam nicht
direkt aus Persien nach Israel, sondern über das Exiljudentum
Babylons, wohin
sich im Troß von Kyros II.
persische
Magier in beachtlicher Zahl begaben. Die chaldäische
Astrologie wurde von ihnen
zum zervanistischen Periodenschema resorbiert, welches bereits im
Danielbuch erkennbar ist. Wenn in
allen Satrapien des persischen
Großreiches schreibkundige und gebildete Magiergruppen als
Verwaltungsstab die
Loyalität der Reichsteile sicherten, war es undenkbar,
daß nicht mit den
rückgesiedelten Exiljuden Babylons auch Magiergruppen zur
Neugestaltung Israels
mitgekommen sind, deren Einfluß wohl wesentlich
höher zu veranschlagen ist, als
in Esra und Nehemia
deutlich wird. Esra 4,7 schreibt ein
Jerusalemer Gremium an Artaxerxes
I.
(464-423 Artaxšatra
= )fT:&a$:xaT:ra) Esra
7,11ff) in dem ein anderer Mithridates
(tfd:r:+im) eine
zentrale Stellung hat als der 1,8 erwähnte Schatzmeister des
Kyros
II.
Dies war sicherlich ein hochrangiger Perser. Die von
den Babyloniern in Jerusalem angesiedelte Verwaltungselite aus Erech,
Babylon
und Susa (4,9f) amtiert nach dem Fall Babylons weiter in Jerusalem in
persischem Dienst, und äußert 4,12-16 Besorgnis
über den erstarkenden jüdischen
Nationalismus, der bis zur Verweigerung von Steuerzahlungen an die
Perser zu
gehen droht. Wenn aus dem seit Dareios
I.
um 500
zur Perserhauptstadt ausgebauten Susa „Elamiter“ in
Jerusalem regieren, sind
dies keine von Nebukadrezar umgesiedelten Elamiter, sondern
Paraši, die seit dem 9.
Jh.v.Chr. die Elamiter übervölkert
und verdrängt haben. Die Elamiter sind persische Hofbeamte und
Magier, die nach
500 als loyale Verwaltungskräfte nach Jerusalem entsandt
worden sind.
Genau so ist auch der
Diasporajude Nehemia
in
Susa aufgewachsen und vom Mundschenk
des Artaxerxes von 445-425 zum
Statthalter von Juda und Jerusalem
aufgestiegen, wo er einen Schuldenerlaß für die
Verarmten und die Ausbesserung
der Stadtmauern veranlaßt.[37]
Wer den persischen
Hof kennt, weiß, daß keiner eine derartige
Vertrauensposition bekommt, der
nicht in der Tradition der Magier erzogen ist. Nehemia muß die
persische Priesterausbildung durchlaufen
haben. Dieses Schreiben der Jerusalemer persischen Verwaltung in
Esra 4,12-16 von ca. 460
v.Chr. in der persischen
Amtssprache Aramäisch, was vermutlich die Entsendung
Esras ausgelöst
hat, wird vom Chronisten einfach vor 519
datiert zum Grund für Verzögerungen im Tempelbau
gemacht, der im 2. Jahr von Dareios
I.
519 weitergebaut und 515 eingeweiht wird. In Ekbatana
fand sich der Baubefehl von Kyros
II.
Esra war Schriftgelehrter,
den Artaxerxes
I. als
Gesetzeslehrer 458 v.Chr. von Babylon nach Israel sandte.
»Esras Werk bestand
darin, in Juda und Jerusalem klare Rechtsverhältnisse zu
schaffen. Das
entspräche der auch sonst bezeugten persischen Politik, welche
nicht bestrebt
war, ein für das ganze Reichsgebiet gültiges Recht zu
erlassen, sondern die
lokalen, angestammten Rechtssysteme reichsrechtlich zu
sanktionieren.«[38]
Neh 8 verliest
Esra
vor dem vollversammelten Volk im Tor feierlich das
wiedergefundene Gesetz des
Mose, aber weder in der persischen Amtssprache Aramäisch noch
hebräisch. Man
darf vermuten, daß es pahlavi geschrieben war.
Mischehenverbot[39]
und die
Reinheitsgesetze sind Übernahmen aus Dēnkard und Vendidad.[40] Sie sind nicht mit der
avestischen Gewichtung von
Hund und Geier[41]
versehen, sondern
israelischen Verhältnissen angepaßt. Das
neueingeführte Laubhüttenfest ist der
zoroastrische Feiertag des Ayātrəm
am 4. Gahambar.[42]
Wenn Esra in 7,1-10 als
schriftgelehrter Jude von Artaxerxes
I.
458 aus Babylon mit einem ganzen Verwaltungsstab nach
Jerusalem geschickt wird, um antipersische Strömungen
einzudämmen, war dieser
sich der Loyalität seines Gesandten sicher, den das
Esrabuch als zweiten Salomon
stipuliert, der aber als
babylonischer Diasporajude nach 80 Jahren starker persischer
Magiereinflüsse in
Babylon sicherlich viel stärker
persisch geprägt war. Etwa zeitgleich regiert Ostanes in Memphis die
ägyptischen Tempel mit seinem Seminar,
wo auch Demokrit Mitarbeiter einer
Amalgamierung von Zoroastrismus und
ägyptischer Priestertradition wird.[43]
Es ist oft vom Gott des
Himmels ({iyfmf$ah
y"hOlE)
oder
a)fyam:$
hflE)) die
Rede.[44]
Der phönizische }Oy:lA(
ist dessen
ältester
Vorläufer, cf Jes 14,14; Ps 83,19. Er ist in Ugarit
zu l") geworden und in Kanaan zu
{yimf$ la(ab und so in die
Jahwegestalt eingeflossen.[45]
In persischer Zeit
ist in diese phönizische Tradition Ahura
Mazdā eingeflossen und so mit
hfwoh:y
identifiziert
wird, was wohl zur theologischen
Leistung Esras gehört, der
damit das Judentum als eine Spezialform
des Mazdaismus legitimieren konnte und so vor einer harten
Religionsverfolgung
schützen, wie sie nach dem Aufstand des Inaros
(460-456) gegen Artaxerxes
I.
in Ägypten stattfand. Wenn
dort gerade auch Phönizier als Besatzer eingesiedelt werden,
zeigt dies das Vertrauen
der Perser in die Phönizier. Ištar wird in Arapha
neben Zurvan verehrt. Sie
bildet eine Verbindung zwischen Medern, Assyrern, Babyloniern,
Phöniziern und
Kanaanäern. Die Verschmelzung von El und Ahura Mazda war wegen
der
strukturellen Affinitäten beider besonders evident zu machen:
Alter richtender
Schöpfervater auf Thronsitz mit regierenden Söhnen in
Götterversammlung auf
seinem Berg mit heiliger Quelle will Weisheit und Gerechtigkeit auf
Erden.
Mischehen von Magiern und Juden werden auf Drängen
konservativer Magier
verboten, Esra münzt dies
9,1-4 um zur Entflechtung von Judäern und
Samaritanern.[46]
Neh 8,6ff wird das Gesetz
mit Erklärungen vor der
Gottesdienstversammlung verlesen, die mit erhobenen Händen und
Proskynese
singt, also Zaraθuštras Gebetshaltung. Diese
Erklärungen entsprechen den
iranischen Zand-Lederbänden, die gottesdienstlich rezitiert
wurden. Im
davidischen Königtum wurden Psalmen gesungen, hier kommt das
iranische
öffentliche Rezitieren und Kommentieren hinzu, die Wende vom
Hymnus zur Predigt
von einer Holzkanzel als aktiver, teilnahmepflichtiger Volksmission.
Wenn
schon die Vortragsform iranisch ist, haben iranische
Inhalte kaum gefehlt unter der restriktiven Religionspolitik von Artaxerxes I.
So müssen die
Reinheitsgesetze Lev
10-22; Num
5f;
9; 19; Dtn
14f;
21; 24 als judaisierte Vendidad
verstanden werden, markant bei Speiseregeln reiner Tiere,
Priesterreinheit,
Totenunreinheit, Schutz der Reinheit der Erde.[47]
Auch Ez
20,26ff;
22-24; 44,25 und Dan 1,8
basieren auf iranischen Reinheitsregeln, die die babylonischen
Diasporajuden
selbstverständlich übernommen hatten und in Israel
einführten. Die vorexilischen
Schichten des AT, Sagenkränze, Annalen und
Patriarchengeschichten enthalten die
Kategorie der Unreinheit nicht.
Man
darf also von einer frühen persisch,
ägyptisch und
griechisch geprägten Schulmedizin auch in Israel sprechen, die
bei dieser
blutflüssigen Frau Mk 5,25-34 ihren Blutfluß nicht
hat heilen können. Weil
das Wort über Sympathicus und Parasympathicus
den inneren Stoffwechsel beeinflussen kann, hat es gegenüber
chemischen
Wirkstoffen mit ihren Nebenwirkungen den Vorzug des Zugriffs auf die
Selbstheilungskraft des Leibes.
Das
Verfahren Jesu basiert nicht auf pharmakologischen
Applikationen, sondern auf der Freisetzung der körpereigenen
Selbstheilungskräfte durch Magie. Es arbeitet mit dem
Placebo-Effekt. Die
Heilung ist bei Markus wie ein Energiefluß vom Heiler zum
Kranken dargestellt.
Zaubern kostet den Zauberer eine seelische Kraft, ähnlich wie
sie den
Psychotherapeuten Kraft kostet. Das Glaubensgeschehen der Heilungen
Jesu wird
in vielen Perikopen geschildert als Kraftfluß und
Glaube begriffen als eine
Lebenskraft in der Seele der Menschen.
Die Perikopen über die
Dämonenaustreibungen Jesu Mk 3,22-27par; Mt
10,25; Joh 7,20; 8,48.52; 10,20 zeigen Jesus als
Magier.[48] Die Beurteilungen der Zuschauer reichen vom
„Er ist von Sinnen.“ bis zu „Er hat einen
unreinen Geist.“ Wahrscheinlich hat
Jesus bei seinen Heilungen nicht nur segnend Hände aufgelegt,
sondern in der
schamanischen Tradition der Geistanrufung laut gebrüllt oder
gesungen und
andere Ekstasetechniken praktiziert. Mk 3,22: »Die Schriftgelehrten, die von
Jerusalem herabgekommen waren, sagten: Er ist von Beelzebul besessen;
mit Hilfe
des Anführers der Dämonen treibt er die
Dämonen aus.«[49] Die Austreibung der Daēvas in der Vendidad geschah unter Anrufung der Yazata als Hilfsgeister, die die Dämonen
vertreiben
sollten.
Unter Dämonen
verstehen die Evangelien böse, unreine Geister, die in
Menschen oder Tieren
hausen, schwere Krankheiten seelischer oder leiblicher Art verursachen
und so
die Menschen versklaven (vgl. Mk 5,9.11; 6,13; Mt 9,32; 12,45; Lk
10,17-20; 13,11 u. ö.). Diese Dämonologie der
Besessenheit von Geistern ist dem
AT fremd. Sie ist Zentralthema der avestischen Vendidad. Beelzebul ist Mk 3 (cf Mt 10,25) der Dämonenführer. Er ist
ein alter
samaritanischer Gott laut 2
Kön 1,2
»Ahasja war in Samaria durch das Gitter seines Obergemachs
gefallen und hatte sich verletzt. Er sandte Boten ab mit dem Auftrag:
Geht,
befragt Beelzebul, den Gott von Ekron, ob ich von diesem Leiden genesen
werde.«
Die Bezeichnung Zebul (= Fürst) wurde Baal und anderen
Göttern als Ehrentitel
gegeben: Fürst Baal. Jesus wird also mit den samaritanischen
Traditionen des
Baal Zebul als oberstem Gott aller Geister in Verbindung gebracht von
seinen
Gegnern. Man darf davon ausgehen, daß an den Vorhalten der
Gegner oft mehr
historische Wahrheit ist als an der evangelischen Anti-Pointe. Wie
kommen die
Pharisäer auf die samaritanische Tradition des Baal Zebul,
wenn nicht dadurch,
daß das gesamte Setting der Dämonenaustreibungen
Jesu diesen Traditionen
ähnelte und sich hieraus entwickelt hatte. Diese
Baal-Zebul-Tradition dürfte
ein kanaanäisches Heiligtum mit einer etablierten
Prophetenschule als Sitz im
Leben haben. Die Mantiker von Ekron scheinen sich im samarischen Volk
lange
gehalten zu haben, wenn über Dan 7,13 dann die Auferstehung des Baal zum Prototyp
des kommenden
Menschensohns wird, an den Jesus gut geglaubt haben kann, auch ohne
sich mit
ihm zu identifizieren. Die Passung der Baal-Wiederkunft und des
kommenden Saošyant war so wahlverwandt günstig,
daß die zervanistische
Theologie der Magier, die von Damaskus[50] und anderen syrischen Städten nach
Samaria
kamen, auf sehr große Aufgeschlossenheit stieß,
weil sie autochtonen
Traditionen entsprach.
Mt 12,28 ist der in der Taufe von oben auf ihn
herabgerieselte Heilige Geist die Kraft, mit der Jesus Geister
austreiben kann.
Mt 12,43-45 par Lk 11,24-26 berichtet Jesus aus seiner
Austreibungspraxis:
»Wenn der unreine Geist von einem Menschen ausgefahren ist,
so durchstreift er
dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht. Dann
spricht er: Ich will
wieder zurückkehren in mein Haus, aus dem ich fortgegangen
bin. Und wenn er
kommt, so findet er's leer, gekehrt und geschmückt. Dann geht
er hin und nimmt
mit sich sieben andre Geister, die böser sind als er selbst;
und wenn sie
hineinkommen, wohnen sie darin; und es wird mit diesem Menschen hernach
ärger,
als es vorher war.« Der Dämon kann wie die
Schamanenseele in der Wüste
herumstreifen und später wieder in den Körper
zurückkehren. Mehrere Dämonen
können sich zu einer Körperbesetzung
verbünden. Mk 5,9ff sind es sogar 2000 als Echo der
Foltererfahrung der Legionäre in der Seele des Geraseners, die
in Schweine
fahren und an ihnen die autoaggressiv in Selbststeinigung umgeleitete
vernichtende Inskription der Folterer auslassen, indem die Schweine,
die
Legionäre, in den See rasen und ertrinken. An Mk 5 erkennt man, wie die Dämonen oft
traumatische Inkorporationen anderer Menschen sind, was von der
Schizophrenieforschung
bestätigt wird. Es sind fehlgeleitete innere Objekte,
demütigende und
krankmachende Einschreibungen übergriffiger, böser
Menschen. Der Gerasener wird
erster Apostel Jesu in der Dekapolis. Er wird Medium des
göttlichen Geistes.
Der Geist Jesu ist den bösen Geistern hierbei wohlbekannt und
hat Macht über
sie alle. Es ist ein Kampf der Geister, den Jesus immer wieder gewinnt.
Diese Wunder haben
die Schamanen und in ihrer Tradition die medischen Magier entwickelt,
über die
Thraker ist natürlich auch die griechische Orphik davon
geprägt und Pythagoras
hat viele Wunder getan. Die Magier haben in ihrer zervanistischen
Ausprägung
nach Rezeption babylonischer Astrologie einen entscheidenden
Einfluß auf die
Täuferbewegungen gehabt. Elchasai ist dafür ein Beispiel und die die 30
Monatstage symbolisierende
Jüngerzahl der Johannestäufersekte mag ein weiteres
Beispiel sein, wie nah
Jesus an der Astrologie war. Der zervanistische Ursprung des
apokalyptischen
Äonenmodells mit dem Sieg über die finsteren
Mächte und Knechte Ahrimans, den kommenden Saošyants und der Verwandlung der Welt ist unbestreitbar.
Ohne Kontakte mit Magierkolonien wäre die Apokalyptische Idee
nicht so tief in
das Judentum und besonders die Täufersekten und Essener
eingedrungen. Die
gesamte Idee der Taufe als Reinigungsritus ist nur sinnvoll im Kontext
einer
Dämonologie iranischen Ursprungs: Die Daēvas sollen durch das Untertauchen im
Flußwasser
aus dem Körper entfernt werden.
Simon
Magus war ein Mitbruder Jesu
in
der Täufersekte des Johannes, von der Jesus sich
später gelöst hat. Simon ist nach Alexandrien gereist, um dort bei
Magiern zu studieren. Dies dürfte keine einzigartige Begegnung
gewesen sein, so
daß man gerade bei angehenden Sektenführern von
einer intensiven
Auseinandersetzung mit den persischen Traditionen ausgehen kann, durch
die die
gefragten medizinischen, mantischen und theologischen Kenntnisse eines
Wunderheilers vertieft werden konnten. Wenn Johannes der
Täufer seinen
Lieblingsjünger Simon nach Alexandria zu Magiern ins Studium
entließ, hatte er auch selbst dazu eine sehr intensive
Bindung. Diese muß auch
Jesus geprägt haben. Nach Mt 2,13-19 hat Jesus seine Jugend in Ägypten
verbracht und könnte dort
auch mit der Magie in Berührung gekommen sein, wenn man Mt
glauben darf.[51] Jesus wird in den verschiedenen Büchern
der Toledot
Jeschu der
jüdisch-antichristlichen Polemik als Magier und Schwindler (pla/noj) dargestellt.[52]
Auch Justin kennt diese Beschuldigungen. Für die
Juden
ist Jesus »ein von Menschen geborener Mann, der diese
„Kunststücke“, die wir
Wunder nennen, durch magische Kunst vollführte und daher
für einen Sohn Gottes
gehalten wurde.« Die Nähe zum Magiertum
dürfte dabei zu Recht getroffen sein.
In seiner Apologie an den römischen Caesar schreibt er
über die
christliche Kehre: »Die wir einst an käuflicher
Liebe Freude hatten, heißen
jetzt allein die Besonnenheit willkommen. Die wir auch magische
Techniken
anwendeten, stellen uns nun zum guten und ungewordenen Gott.«[53] Heute würden wir es Sparsamkeit nennen,
sein
überschüssiges Geld und Sperma nicht einer
Sex-Arbeiterin anzuvertrauen.
Auch
die Gestalttherapie und Integrative Therapie arbeitet
mit Magie und weiß um diese der Rationalität des
Alltagsdenkens noch nicht
vollständig erschlossenen Prozesse im Gehirn und im
gesamten Leib. Das
Hohelied beschreibt die Kraft des Begehrens, der Geilheit, des
Verlangens als
Weisen göttlicher Liebeskraft und trennt die sexuelle Libido
noch nicht
viktorianisch-kirchlich von der Gottesliebe ab. Die
ägyptischen Zauberpapyri
zeigen neben Liebesdrogen auch magische Besprechungen und
Zauberrituale, die
das Ziel haben, das Objekt der Begierde in ebensolcher Leidenschaft
entbrennen
zu machen. Schon Gen 1 wird Gott als ein Zauberer dargestellt, dessen
Worte
magische Schöpferkräfte haben, wenn man sie nicht als
königliche Kommandos
verstehen will, die die Schar der Bediensteten dann
auszuführen hätte.
Bei
Jesu Heilungen spielen Worte und Berührungen eine
entscheidende Rolle. Wenn man den Begriff Sprachereignis von Ernst
Fuchs
aufweitet auf das Gesamt der zwischenmenschlichen Kommunikation,
würde es Jesu
Tun besser gerecht. Hier kommt doch immer noch die kirchliche
Beschneidung des
Leibes zum Tragen, die die Theologie nach dem Faschismus
geprägt hat. Mit der
Sprechakttheorie Austins darf man den illokutionären,
performativen Aspekt, die
gesturale Expression, nicht vom lokutionären des reinen
Sprechens trennen.
Ähnlich wie Jesus arbeitete auch Simon Magus mit seinem
Jüngerkreis. Und an ihm
sehen wir besonders klar, wie die Heilverfahren der persischen Magier
in Israel
etabliert waren zur Zeit Jesu. Zentrale Einsichten liefern die
Pseudoklementinen.[54]
Die
Magie der Sprache ist auch in den Gottesdiensten und der
Seelsorge wirkmächtig. Sie kann in Krisen aller Art sehr
stabilisierend und
hilfreich wirken. Diese Dimension im Leben Jesu hat ihm den Beinamen
Heiland
eingetragen.
Das
von Jesus noch zu seinen Lebzeiten erhoffte und
angekündigte Reich Gottes ist in der von ihm erhofften
Totalität nicht
eingetroffen bis heute. Damit verbinden sich die Hoffnungen auf eine
Wiederkunft zum Weltgericht. Auch diese Parusie ist nicht geschehen.
Die Welt
ist nicht gerechter geworden und das Handeln der Kirchen hat die
teilweise von
der Arbeiterbewegung geforderte und erkämpfte Gerechtigkeit
nicht befördert und
nicht einmal im eigenen Raum unterstützt. Als dritten Weg
propagiert die Kirche
eine besondere Form der Ausbeutung ihrer Mitarbeiter in den unteren
Etagen der
Hierarchie. Reich Gottes sähe auch in der Kirche deutlich
anders aus. Je höher
in der kirchlichen Hierarchie, desto fetter die Ephoralzulagen zum
Grundgehalt.
Nun
kann man dies nicht Jesus anlasten. Aber es zeigt doch
deutlich, wie wenig er auferstanden ist in das Handeln und Leben seiner
Kirche.
Jesu Auferstehung ins Kerygma hinein, wie Bultmann es nannte, war
ebenfalls ein
Flopp. Jesus wäre mit dem Handeln der Kirche in seinem Geist
sehr unzufrieden,
so wie er über Jerusalem geweint hat. Wenn nach 2000 Jahren
dieses Senfkorn
Christus nicht aufgegangen ist, sondern immer noch als kleine Kraft in
den
Schwachen herumkrebst, während die Mächtigen der
Kirchen sich das Leben mit
Abendmahlswein schöntrinken, dann sind alle Hoffnungen Jesu
auf das Kommen des
Reiches Gottes im Wüstensande versiegt.
Zum
Tod Gottes in seinem Sohn am Kreuz gehört auch, daß
er
im neuen Leib Christi, in der Kirche, als Tröstergeist nicht
korrekt reüssiert
hat. Allein schon die große Beliebtheit des
Johannes-Evangeliums mit seiner
gnostischen Wende zu einer Trinität Vater – Sohn
– Geist kann als Abkehr von
dem Jesus der früheren Evangelien verstanden werden, als
Desinteresse an dem
Menschen Jesus, als Empathieschwund mit Jesus. Die Steigerungen der
Grandiosität Jesu sind purer Narzißmus der
Gläubigen: Je größer ihr Gott, desto
gewaltiger die Abstrahlung seines Glanzes auf sie selbst, desto
größer ihr
Trost in einer feindlichen oder sie milde belächelnden Umwelt.
Stellen
wir uns einen liebenden Gott vor, der nicht seinen
Sohn ans Kreuz geschickt hat, um die Menschen von ihren ansonsten
todwürdigen
Sünden zu befreien. Stellen wir uns weiter vor, daß
er eine Vorliebe hatte für
die Mühseligen und Beladenen, genau wie Jesus. Stellen wir uns
vor, daß er
miterleben muß, was seit Jahrtausenden seit dem Auftreten
seines Sohnes Jesus
auf Erden geschieht und wie sich seine Kirche, also die Kirche, die ihn
verehrt
als Gott der Liebe, in dieser Zeit entwickelt hat zu einer Weltmacht,
die mit
ihren Impulsen unendliches Leid über diesen Globus gebracht
hat. Muß es für
diesen Gott, der wohl nicht allmächtig ist, der wohl nicht
eingreifen kann und
die Menschen vor schlimmerem bewahren kann, der vollständig
ohnmächtig und
hilflos mit ansehen muß, wie dieses seine Menschheit sich
immer schrecklicher
zugrunde richtet – muß es für diesen Gott
nicht furchtbar sein, zur
Machtlosigkeit verdammt zu sein und diese Geschichte des nicht enden
wollenden
Leidens zu erdulden? Muß es für ihn nicht grauenvoll
sein, wenn in seinem Namen
Kriege geführt werden?
Bonhoeffer
spricht mir aus dem Herzen: „Oft frage ich mich,
warum mich ein »christlicher Instinkt«
häufig mehr zu den Religionslosen als zu
den Religiösen zieht, und zwar durchaus nicht in der Absicht
der Missionierung,
sondern ich möchte fast sagen
»brüderlich«. Während ich mich
den Religiösen
gegenüber oft scheue, den Namen Gottes zu nennen - weil er mir
hier irgendwie
falsch zu klingen scheint und ich mir selbst etwas unehrlich vorkomme
(besonders schlimm ist es, wenn die anderen in religiöser
Terminologie zu reden
anfangen, dann verstumme ich fast völlig und es wird mir
irgendwie schwül und
unbehaglich) -, kann ich den Religionslosen gegenüber
gelegentlich ganz ruhig
und wie selbstverständlich Gott nennen.“[55]
Jesus
mußte nicht durch Passageriten der Täuferkreise in
die
essenische Denkform aufgenommen werden, ich würde eher eine
schleichende
Entkulturation ins Judentum annehmen, in der er immer mehr die
Unzulänglichkeiten der Tora erlebte und verstand,
daß ihr ursprünglicher Sinn
das Wohl der Menschen intendierte. Die Gleichnisse von Senfkorn und
Sauerteig
zeigen die Allmählichkeit dieser Entwicklung des
göttlichen Geistes im Hirn
Jesu Christi, der auch erst langsam in seine Mission als Verfechter
einer
nationale Grenzen übersteigenden Ordnung der Gerechtigkeit,
Sanftmut und
Geschwisterlichkeit hineinwuchs. Das Irrewerden Jesu am Sabbatgebot ist
ein
Lernprozeß in der Erfahrung, daß es Heilung und
Heilwerden als Resurrektion des
von Arbeit geschundenen Leibes nicht fördert, was
ursprünglich der Sinn dieses
freien Tages der Ruhe war, sondern regelrecht behindert in der Form des
Umschlages von einer anfänglichen Erlaubnis zum Verbot
spontaner
Menschlichkeit. Der Durchbrecher aller Banden prüft die Tora
auf die Frage, ob
sie noch ihren ursprünglich intendierten Sinn
gewährleistet. Juristisch gesehen
bedeutet sein eigenmächtiges Verhalten, gerne
Vollmachtsanspruch genannt, ein
Versuch einer Rechtsreform, einer Anpassung geltenden Rechts an eine
neue und
veränderte soziale Situation, in der bestimmte einzelne Regeln
kontraproduktiv
geworden sind und das Wohlergehen einer Kommunität behindern,
was sie zu einem
früheren Zeitpunkt einmal fördern sollten. In alter
prophetischer Tradition
wird Jesus so zu einem vehementen Kritiker einer absurd gewordenen
Gebote-Auslegung und –Anwendung. Dies gilt nicht
undifferenziert für die
gesamte Tora, sondern sehr gezielt nur für einige Gebote,
quasi in bestimmter
Negation punktgenau. Das oberste Kriterium ist und bleibt die Liebe als
das
alles bestimmende Ziel aller Gesetze. Und es geht Jesus keineswegs um
das
Außerkraftsetzen der Tora, sondern um die Durchbuchstabierung
der Einzelgebote
auf ihre Tauglichkeit zur Verwirklichung der Liebe und der
Gerechtigkeit. Er
konstatiert damit, daß der im Gesetz engrammierte Wille
Gottes für ein
friedvolles Miteinander in Liebe und Gerechtigkeit durchaus fehlerhaft
werden
kann. Was einmal richtig war, kann unter veränderten
Bedingungen falsch
geworden sein. Diese Fehlbarkeit alles geschichtlichen Werdens, in
welchem sich
Gott als Wille zur Liebe manifestiert, diese Fehlbarkeit Gottes als
eines
Lernenden, eines mit der Menschheit lebenslang lernenden Geistes der
sich
diversifizierenden und immer weiter auffächernden Wahrheit,
ist prägnant an
Jesu Fehlbarkeit, seinen Irrtümern und seiner
geschwisterlichen Sündhaftigkeit
zu studieren.
[1]
Gerd Lüdemann,
Jesus nach 2000 Jahren. Was er wirklich sagte und tat. Mit
Beiträgen von Frank
Schleritt und Martina Janßen,
Springe; zu Klampen, 22004,886f
[2]
Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung.
Bd. 2,
Frankfurt; Suhrkamp, 1959,1482 „Nicht den vorhandenen
Menschen setzte Jesus
ein, sondern die Utopie eines Menschenmöglichen, dessen Kern
und
eschatologische Brüderlichkeit er vorgelebt hat.“
[3] Immanuel Kant, Die Religion innerhalb der Grenzen der
bloßen Vernunft. Werke in zwölf Bänden.
Band 8, Frankfurt am Main; Suhrkamp,
1977, 713: „Diese Vereinigung mit uns kann also
als ein Stand der Erniedrigung
des Sohnes Gottes angesehen werden, wenn wir uns jenen
göttlich gesinnten
Menschen, als Urbild für uns, so vorstellen, wie er, ob zwar
selbst heilig, und
als solcher zu keiner Erduldung von Leiden verhaftet, diese gleichwohl
im
größten Maße übernimmt, um das
Weltbeste zu befördern“. aaO 714 sieht Kant in Jesus
die „Idee eines Menschen, der nicht allein alle
Menschenpflicht selbst
auszuüben, zugleich auch durch Lehre und Beispiel das Gute in
größtmöglichem
Umfange um sich auszubreiten, sondern auch, obgleich durch die
größten
Anlockungen versucht, dennoch alle Leiden bis zum
schmählichsten Tode um des
Weltbesten willen, und selbst für seine Feinde, zu
übernehmen bereitwillig
wäre.“
[4]
Dietrich
Bonhoeffer, Nachfolge,
München;
Kaiser, 10 1971,226
[5]
Nachfolge S. 234ff
[6]
aaO 237
[7]
aaO 238
[8]
aaO 241
mit 1Kor 7,29-32
[9]
aaO 243
[10]
aaO 244
[11]
aaO 265
[12]
aaO 266
[13]
aaO270
[14]
Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und
Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hg. v. Eberhard
Bethge,
Hamburg; Siebenstern, 71971,18f „Ich
glaube, daß Gott aus allem,
auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er
Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube,
daß Gott
uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir
brauchen. Aber
er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst,
sondern allein
auf ihn verlassen. In solchem Glauben müßte alle
Angst vor der Zukunft
überwunden sein. Ich glaube, daß auch unsere Fehler
und Irrtümer nicht
vergeblich sind, und daß es Gott nicht schwerer ist, mit
ihnen fertig zu
werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube,
daß Gott kein
zeitloses Fatum ist, sondern daß er auf aufrichtige Gebete
und verantwortliche
Taten wartet und antwortet.“
[15]
Immanuel
Kant, Grundlegung zur Metaphysik der
Sitten. Werke in zwölf
Bänden. Band 7,
Frankfurt am Main; Suhrkamp, 1977,51
[16]
aaO 51
[17]
Theodor
Wiesengrund Adorno, Negative
Dialektik, Frankfurt; Suhrkamp, 1970,356
[18]
Hans Jonas, Das Prinzip
Verantwortung.
Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation,
Frankfurt; Suhrkamp,
1984,36
[19]
Lüdemann 2004,882
[20]
Franz
Cumont,
Die Mysterien des Mithra. Ein Beitrag zur Religionsgeschichte der
römischen
Kaiserzeit, Leipzig (Teubner) 1911,IV,178ff.
Für das Christentum wurden dabei die Vorstellung von der
Hölle und vom Ende der
Welt wesentlich: aaO V&VI. Zum Judentum in Babylon und im Iran cf Jacob Neusner, Judaism,
Christianity, and Zoroastrianism in Talmudic Babylonia, Lanham
(University
Press of America) 1986; Jacob Neusner, Das pharisäische und
talmudische Judentum,
Tübingen (Mohr/Siebeck) 1984; Jacob Neusner, Judaism and Zoroastrianism at
the Dusk of
Late Antiquity. How
Two Ancient Faiths Wrote Down their Great Traditions,
Atlanta/Georgia (Scholars Press) 1993
[21]
Cumont 1911,14. Cf aaO 8: »Nur mit der
Göttin
Anāhitā zusammen wird er in den Inschriften des Artaxerxes neben
Ahura-Mazda
angerufen. Die Großkönige hegten jedenfalls
für ihn eine spezielle Verehrung...
Ohne Zweifel sah man in ihm den Gott, welcher den Monarchen den Sieg
verlieh.«
Der Adel pflegte Namensgebungen mit Mithra darin. Bis in islamische
Zeit hielt
sich das Mithrafest als Mithrakana in Vorderasien, die Mihragān wird
noch heute
in Persien am Winteranfang gefeiert. In Susa A2Sa&d und Hamadan A. (A2Ha) Ahuramazda,
Anāhītā und Mithra,
Hamadan B. (A2Hb)
und Persepolis A, B, C, D. (A2Pa-d) ohne Anāhītā
[22]
Cumont 1911,11 zit R. III,69, Nr. 5, Z. 72
[23]
Cumont 1911,10: »Babylon namentlich, die
Winterresidenz des Herrschers, war von einem zahlreichen beamteten
Klerus von
"Magiern" bevölkert, welche den Vorrang vor den eingeborenen
Priestern hatten.« Die Königsfolge nennt das
jeweilige Inthronisationsjahr: Im
Achämenidenreich: 529
Kambyses / 521 Darius I. ( 500 Jonischer Aufstand, 492 Eroberung
Thrakiens und Makedoniens) / 465 Artaxerxes
(ArtaXšaθra) I. (Esra und Nehemia)/ 423 Darius
II. / 404 Artaxerxes II. / 358 Artaxerxes
III. / 338 Arses / 335 Darius
III. (333
Issos-Keilerei).
Dann Alexander der Große und Ptolemäerreich: 323 Ptolemaios
I. Soter, 283 Ptolemaios
II.Philadelphos, 246
Ptolemaios
III. Euergetes, 221 Ptolemaios
IV. Philopator, 203 Ptolemaios
V. Epiphanes, 198
Phönikien,
Südpalästina und Ägypten werden von Antiochos
III. dem Großen
besiegt und
einverleibt ins Seleukidenreich.
[24]
Cumont 1911,10.
Cf Stig Wikander,
Der arische Männerbund. Studien zur
indo-iranischen Sprach- und
Religionsgeschichte, Lund (Ohlsson) 1938; Wikander, Feuerpriester in Kleinasien und Iran, Lund
(C.W.K. Gleerup) 1946,52ff,102ff,211ff
[25]
Dēnkard 5,1 berichtet von der Mission Kavi Loharasp
in Jerusalem, die durch militärische Operationen
ermöglicht wurde. Magiere
zogen im Troß der persischen Heere mit. Cumont 1911,VI und 10ff; Reitzenstein,
Die hellenistischen
Mysterienreligionen nach
ihren Grundgedanken und Wirkungen, Leipzig/Berlin (Teubner) 1910 [19202
19273 ND Darmstadt(WB) 1956],215ff: Kappadozien; Guy G. Stroumsa, Philosophy of the Barbarians. On Early
Christian Ethnological Representations, in: Hubert Cancik (Hg), Geschichte - Tradition -
Reflexion. Festschrift
für Martin Hengel zum 70.
Geburtstag Bd.II: Griechische und römische Religion,
Tübingen (Mohr)
1996,339-70,363; Josephus Antiquitates XII,147f
[26]
Kaj
Barr, Die Religion
der alten
Iranier, in: Jes Peter Asmussen, / Jørgen
Læssøe, / Carsten Colpe, , Handbuch
der Religionsgeschichte I, Göttingen (Vandenhoeck) Bd. II
1972,263-318,
besonders 310-14
[27]
Barr 1972,315
[28]
Barr 1972,317 Soma ist Lebenserneuerer, cf Yasna
9-11; 20; Yašt 10,23 Wikander 1941 & 1946
[29]
cf
ANET 1955,315 f; Kurt Galling
(Hg), Textbuch zur Geschichte Israels,
Tübingen2 (Mohr/Siebeck) 1968,82 ff;
Antonius H.J. Gunneweg, Geschichte Israels bis Bar Kochba, ThW 2, Stuttgart2
(Kohlhammer) 1976,124; Heinz Kreißig, Die sozialökonomische Situation in Juda
zur
Achämenidenzeit, Schriften zur Geschichte und Kultur des Alten
Orients 7,
Berlin ( Akademieverlag) 1973; - Amélie K. Kuhrt, The Cyrus Cylinder and Achaemenid Imperial
Politics, in: JSOT 25/1983,83-97
[30]
Herodot III,61-88; Gunneweg 1976,129
[31]
Gunneweg 1976,128 Konservative Religionspolitik der
Perser duldet lokale Kulte und Gesetze.
[32]
Esra 6,15-18
[33]
Sacharja 6,9ff Krone für Davididen und
Babylonheimkehrer Serubbabel, der als Messias gilt.
[34]
Gunneweg 1976,130; Otto Plöger, Theokratie und Eschatologie, WMANT 2,
Neukirchen-Vluyn3 1968: Besonders
Tritojes 56-66 und Deuterosacharja 9-11 und Tritosacharja 12-14
entwickeln
diesen nationalistischen Messianismus einer jüdischen
Autonomiebewegung.
[35]
Diogenes Laertius, Vitae philosophorum I,9.5-11: Kle/arxoj
de\ o( Soleu\j e)n t%= Peri\
paidei/aj
kai\
tou\j gumnosofista\j a)pogo/nouj ei)=nai tw=n Ma/gwn fhsi/n! e)/nioi
de\ kai\
tou\j ¹Ioudai/ouj
e)k tou/twn ei)=nai. Albert de
Jong, Traditions of
the
Magi. Zoroastrianism in Greek and Latin Literature, Religions in the
graeco-roman world 133, Leiden/ New York/ Köln (Brill)
1997,226; Wilhelm Schubart, Glaube und Bildung im Wandel der Zeiten,
München (Münchener Verlag)
1947,44f
[36]
Josephus, Contra Apionem 1,179 ka)kei=noj
toi/nun to\ me\n ge/noj h)=n ¹Ioudai=oj
e)k th=j koi/lhj Suri/aj. ou(=toi de/ ei)sin a)po/gonoi tw=n e)n ¹Indoi=j
filoso/fwn Martin
Hengel, Judentum und
Hellenismus. Studien zu ihrer Begegnung unter besonderer
Berücksichtigung
Palästinas bis zur Mitte des 2.Jh.s v.Chr., WUNT 10,
Tübingen2
(Mohr) 1973,467f
[37]
Hans
Gerhard Kippenberg, Religion und Klassenbildung im antiken
Judäa. Eine religionssoziologische Studie zum
Verhältnis von Tradition und
gesellschaftlicher Entwicklung, Studien zur Umwelt des NT 14,
Göttingen
(Vandenhoeck) 1978,42-77 zur postexilischen Perserzeit 539-332 v.Chr.:
»Die
persische Zentralmacht unterstützte in Gestalt von Nehemia
Bauern und
Tempelangehörige gegen eine städtische Zivilisation
vom griechischen Typ.« (aaO
77)
[38]
Gunneweg 1976,136
[39]
Dēnkard
3,80:Antwort
eines Herbads aus dem Wissen der mazdayasnischen Religion, als er
gefragt wurde
nach dem Grund, weshalb einem Herbad verboten ist, eine
heißgeliebte Yahudi
(Jüdin) zu heiraten: alle werden paarweise von Ahuramazda
geschaffen mit Passung
wie Mašya und Mašyani, die Geschwisterzwillinge,
Sohn und Tochter von Gayōmard
und Spandarmad. Es gibt edle Pferde und minderwertige und bei
Fehlmischungen
kommen böse Geister, Mißgunst, Habsucht und
Jüdinnen wollen verwöhnt werden mit
Parfüm etc. und die Schönheitsideale
bezüglich Flachnase sind auch divergent.
Dann sind die Exogamieregeln verschieden, was gegenseitig
Unsittlichkeitsverdacht weckt. Das schlimmste aber: Jüdinnen
machen es lieber
nackt und das stößt Priester ab.
[40]
Die
Unterscheidung reiner von unreinen Tieren und das Reinheitsgesetz Leviticus
11-15 entsprechen bis in Einzelheiten den Reinheitsregeln der Vendidad,
cf Wilhelm Schubart, Glaube und Bildung im Wandel der Zeiten,
München (Münchener Verlag) 1947,44; August Freiherr von
Gall, BASILEIA
TOU QEOU. Eine
religionsgeschichtliche Studie zur vorkirchlichen Eschatologie,
Religionswissenschaftliche Bibliothek 7, Heidelberg (Carl Winter)
1926,204ff. Von Gall hat als einer
der ersten
Theologen nach Bousset und Reitzenstein die persischen Einflüsse systematisch
untersucht.
[41] Totenaussetzung an Geier nicht nur im Iran, sondern auch 1 Sam 17,44-46; Jer 7,33; Ez 39,17; Apk 19,21 - Hunde als Totenfresser 1 Kön 21,19-23; 22,38; Hunde als unrein Mt 7,6; Phil 3,2; Hunde mit Magiern und Sexlustigen Apk 22,15 e)/cw oi( ku/nej kai\ oi( fa/rmakoi kai\ oi( po/rnoi kai\ oi( fonei=j kai\ oi( ei)dwlola/trai kai\ pa=j filw=n kai\ poiw=n yeu=doj. Traten die Magier mit ihren heiligen Tieren, den Hunden auf, daß sie hier unter dem Abschaum zusammen kommen, wobei mit Pornoi evt. der iranische Inzest gemeint ist.
[42]
Laubhüttenfest
Neh
8,9-18
[43]
Zu
Ostanes cf 1.5.2.33/37/43/50
& 1.5.7 & 3.1.3
[44]
2Chr 36,23 = Esra 1,2; 5,12; 6,9f; 7,23; Neh 1,4f; 2,4.20; Ps 136,26; Dan
2,18f.37.44; 5,23. hfwoh:y kommt 60mal in Esra und Neh vor.
[45]
Wolfgang
Fauth, Der Alte der Tage (Dan 7,9-14.22), in: Oswald Loretz/ Kai A. Metzler/ Hanspeter Schaudig (Hg), Ex Mesopotamia et Syria Lux.
Festschrift für Manfried Dietrich, Alter Orient und Altes
Testament 281,
Münster (Ugarit-Verlag) 2002,133-58,149f
[46]
Dēnkard 3,80 verbietet Ehe von Herbad und Jüdin,
weil diese gern nackt beischläft.
[47]
von
Gall
1926,204ff; cf 1.4.7 - 1.4.9
[48]
Morton Smith,
Jesus der Magier, München (List) 1981,59ff
[49]
cf
auch Mt 9,34; 10,25;
(22-30) Mt 12,24-29.31f; Lk
11,15-22
[50]
Justin Dialog mit Trypho 77ff spricht vom
Oberdämon
der Magier mit Wohnsitz in Damaskus
[51]
Morton Smith,
Jesus der Magier, München (List) 1981,87
[52]
Smith 1981,61ff,87ff; Justin, Dialog mit Trypho 69.7 und Vettius Valens, Anthologiae II,16, (Wilhelm Kroll, Vettii Valentis anthologiarum libri, Berlin
(Weidmann) 1908
[1973],1-363,74 Zeile 17-20): poiei=
ga\r ma/gouj pla/nouj qu/taj i)atrou\j
a)strolo/gouj o)xlagwgou\j trapezi/taj paraxarakta\j o(moiogra/fouj
dia/ te
panourgi/aj kai\ e)piqe/sewj kai\ do/lou ta\j pra/ceij dioikou=ntaj!
2 Joh 7 ist pla/noj
der Antichrist: o(/ti
polloi\ pla/noi e)ch=lqon ei)j to\n ko/smon, oi(
mh\ o(mologou=ntej ¹Ihsou=n
Xristo\n
e)rxo/menon e)n sarki/! ou(=to/j e)stin o( pla/noj kai\ o( a)nti/xristoj.
cf 2
Thess 2,9-11; Didache 16.4
[53]
Apologia 14.2: oi(
pa/lai me\n pornei/aij
xai/rontej, nu=n de\ swfrosu/nhn mo/nhn a)spazo/menoi! oi( de\ kai\
magikai=j
te/xnaij xrw/menoi, a)gaq%= kai\ a)gennh/t% qe%= e(autou\j
a)nateqeiko/tej!
[54]
Michael Lütge,
Der Himmel als Heimat der Seele II. Visionäre
Himmelfahrtspraktiken in Henocha,
Hermetik, im Mithraskult, bei Täufern und Sethianern,
Saarbrücken (Südwestdeutscher
Verlag für Hochschulschriften) 2010,403-445
[55]
Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung
aaO
134