Echte
Jesusworte und Taten
Nach der
Analyse von Gerd
Lüdemann (Jesus nach 2000 Jahren.
Was er wirklich sagte und tat. Mit Beiträgen von Frank
Schleritt und Martina
Janßen, Springe; zu Klampen, 2. Auflage 2004) wird hier eingeteilt in hochgradig
wahrscheinliche Jesusworte (Kursiv getippt) und relativ
wahrscheinliche
(normal getippt). Der vermutlich älteste Text-Ort innerhalb
der Synoptiker ist
als beste Quelle angeführt, auf die Parallelen wird nur
verwiesen.
Markus
Mk 1,23-27
Und
alsbald war in ihrer Synagoge ein
Mensch, besessen von einem unreinen Geist; der schrie: 24 Was willst du
von
uns, Jesus von Nazareth? Du bist gekommen, uns zu vernichten. Ich
weiß, wer du
bist: der Heilige Gottes! 25 Und Jesus bedrohte ihn und sprach:
Verstumme und
fahre aus von ihm! 26 Und der unreine Geist riß ihn und
schrie laut und fuhr
aus von ihm. 27 Und sie entsetzten sich alle, so daß sie sich
untereinander
befragten und sprachen: Was ist das? Eine neue Lehre in Vollmacht! Er
gebietet
auch den unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm!
Mk 1,29-31 29 Und alsbald gingen sie
aus der Synagoge und kamen in das Haus des Simon und Andreas mit
Jakobus und
Johannes. 30 Und die Schwiegermutter Simons lag darnieder und hatte das
Fieber;
und alsbald sagten sie ihm von ihr. 31 Da trat er zu ihr,
faßte sie bei der
Hand und richtete sie auf; und das Fieber verließ sie, und
sie diente ihnen.
Mk 2,5 Als nun Jesus ihren Glauben sah,
sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden
sind dir vergeben.
Mk 2,19a Und Jesus sprach zu ihnen: Wie
können
die Hochzeitsgäste fasten, während der
Bräutigam bei ihnen ist?
Mk 2,27 Und
er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des
Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.
Mk 3,14 a Und er setzte zwölf ein, die
er auch
Apostel nannte,
Mk 3,23b-26 (Mt
12,25-26/ Lk 11,17-18) Jesus aber rief sie zusammen und
sprach zu ihnen in Gleichnissen: Wie kann der Satan den Satan
austreiben? 24
Wenn ein Reich mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen. 25
Und wenn
ein Haus mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen. 26 Erhebt
sich
nun der Satan gegen sich selbst und ist mit sich selbst uneins, so kann
er
nicht bestehen, sondern es ist aus mit ihm.
Mk 3,27 (Mt
12,29/ Lk 11,21-22;
Th 35) Niemand kann aber in das Haus eines
Starken
eindringen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken
fesselt;
erst dann kann er sein Haus berauben.
Mk 4,21 (Mt5,15/Lk 11,33; Th 33,2-3)
Und er sprach zu ihnen:
Zündet
man etwa ein Licht an, um es unter den Scheffel oder unter die Bank zu
setzen?
Keineswegs, sondern um es auf den Leuchter zu setzen.
Mk 4,22 (Mt 10,26b/Lk 12,2; Th 5,2;
6,5) Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werden soll, und
ist
nichts geheim, was nicht an den Tag kommen soll.
Mk 4,26-29 Und
er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen
aufs Land wirft 27 und schläft und aufsteht, Nacht und Tag;
und der Same geht
auf und wächst - er weiß nicht, wie. 28 Denn von
selbst bringt die Erde Frucht,
zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in
der Ähre. 29 Wenn
sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin;
denn
die Ernte ist da.
Mk 4,30-32 (Mt
13,31-32/ Lk 13,18-19; Th 20,2-4) Und er sprach: Womit wollen wir das
Reich Gottes vergleichen, und durch welches Gleichnis wollen wir es
abbilden?
31 Es ist wie ein Senfkorn: wenn das gesät wird aufs Land, so
ist's das
kleinste unter allen Samenkörnern auf Erden; 32 und wenn es
gesät ist, so geht
es auf und wird größer als alle Kräuter und
treibt große Zweige, so daß die
Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen
können.
Mk 7,15 Es gibt nichts, was von
außen in den Menschen
hineingeht, das ihn unrein machen könnte; sondern was aus dem
Menschen
herauskommt, das ist's, was den Menschen unrein macht.
Mk 7,18b-19 Merkt ihr nicht,
daß
alles, was von außen in den Menschen hineingeht, ihn nicht
unrein machen kann? 19
Denn es geht nicht in sein Herz, sondern in den Bauch, und kommt heraus
in die
Grube. Damit erklärte er alle Speisen für rein.
Mk 7,32-35 Und sie brachten zu ihm einen, der
taub und stumm war, und baten ihn, daß er die Hand auf ihn
lege. 33 Und er nahm
ihn aus der Menge beiseite und legte ihm die Finger in die Ohren und
berührte
seine Zunge mit Speichel und 34 sah auf zum Himmel und seufzte und
sprach zu
ihm: Hefata!, das heißt: Tu dich auf! 35 Und sogleich taten
sich seine Ohren auf.
Mk 8,12 (Mt 12,39/Lk 11,29)
Und er seufzte in seinem Geist
und
sprach: Was fordert doch dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich
sage
euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben werden!
Mk 8,33 Er aber wandte sich um, sah seine
Jünger an und
bedrohte Petrus und sprach: Geh weg von mir, Satan! Denn du meinst
nicht, was
göttlich, sondern was menschlich ist.
Mk 10,9 Was nun Gott zusammengefügt
hat, soll
der Mensch nicht scheiden.
Mk 10,11 (Mt 5,32/Lk 16,18)
Und er sprach zu ihnen: Wer
sich
scheidet von seiner Frau und heiratet eine andere, der bricht ihr
gegenüber die
Ehe;
Mk 10,15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich
Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht
hineinkommen.
Mk 10,17b-22 Und als er sich auf den Weg machte,
lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister,
was
soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? 18 Aber Jesus sprach zu
ihm:
Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. 19 Du kennst
die
Gebote: »Du
sollst nicht töten; du
sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht
falsch
Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; ehre Vater und
Mutter.« 20 Er aber
sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend
auf. 21
Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt
dir.
Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du
einen
Schatz im Himmel haben, und komm und
folge mir nach! 22 Er aber wurde unmutig über das
Wort und ging traurig
davon; denn er hatte viele Güter.
Mk 10,23b-25
Und Jesus sah um sich und
sprach zu seinen
Jüngern: Wie
schwer werden die Reichen
in das Reich Gottes kommen! 24 Die Jünger aber entsetzten sich
über seine
Worte. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe
Kinder, wie
schwer ist's, ins Reich Gottes zu kommen! 25 Es ist leichter,
daß ein Kamel durch
ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher ins Reich
Gottes komme.
Mk 11,11 Und Jesus ging hinein nach
Jerusalem in den Tempel, und er besah ringsum alles, und spät
am Abend ging er
hinaus nach Bethanien mit den Zwölfen.
Mk 11,15-16 15 Und sie kamen nach
Jerusalem.
Und Jesus ging in den Tempel und fing an, auszutreiben die
Verkäufer und Käufer
im Tempel; und die Tische der Geldwechsler und die Stände der
Taubenhändler
stieß er um 16 und ließ nicht zu, daß
jemand etwas durch den Tempel trage.
Mk 11,23 (Mt
17,20b/ Lk 17,6; Th 48; 106,2) Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem
Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer! und zweifelte
nicht in seinem
Herzen, sondern glaubte, daß geschehen werde, was er sagt, so
wird's ihm
geschehen.
Mk 12,17 (Th
100,2-3) Da sprach Jesus zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was des
Kaisers ist, und
Gott, was Gottes ist!
Mk 13,2b Nicht ein Stein wird auf dem
andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.
Mk 13,28 An dem Feigenbaum aber lernt ein
Gleichnis: Wenn jetzt seine Zweige saftig werden und Blätter
treiben, so wißt
ihr, daß der Sommer nahe ist.
Mk 14,25 Wahrlich, ich sage euch, daß
ich nicht
mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag,
an dem ich aufs
neue davon trinke im Reich Gottes.
Mk 14,58 (Joh 2,19b; Th 71) Wir haben
gehört, daß er gesagt hat:
Ich will
diesen Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in
drei Tagen einen
andern bauen, der nicht mit Händen gemacht ist.
Matthäus
Mt 5,13 (Lk
14,34-35; Mk 9,50)
Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit
soll man
salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als daß man es
wegschüttet und läßt es von
den Leuten zertreten.
Mt 5,14b (Th 32) Es kann die Stadt,
die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.
Mt 5,21-22a 21 Ihr habt gehört,
daß zu den Alten
gesagt ist (2. Mose 20,13; 21,12): »Du sollst nicht
töten«; wer aber tötet, der
soll des Gerichts schuldig sein. 22 Ich aber sage euch: Wer mit seinem
Bruder
zürnt, der ist des Gerichts schuldig.
Mt 5,27-28 27 Ihr habt gehört,
daß gesagt ist (2.
Mose 20,14): »Du sollst nicht ehebrechen.« 28 Ich
aber sage euch: Wer eine Frau
ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in
seinem
Herzen.
Mt 5,34a Ich aber sage euch,
daß ihr
überhaupt nicht schwören sollt.
Mt 5,39b-42a (Lk
6,29-30a) Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem
biete
die andere auch dar.40 Und wenn jemand mit dir rechten will und dir
deinen Rock
nehmen, dem laß auch den Mantel. 41 Und wenn dich jemand
nötigt, eine Meile
mitzugehen, so geh mit ihm zwei. 42 Gib dem, der dich bittet.
Mt 5,44a (Lk 6,27)
Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde.
Mt 6,9-10a.ll-13a (Lk
11,2-4) Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name
werde geheiligt. 10 Dein Reich komme. 11 Unser tägliches Brot
gib uns heute. 12
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
13 Und
führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von
dem Bösen.
Mt 6,24 (Lk 16,13) Niemand kann zwei Herren dienen:
entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird
an dem
einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt
nicht Gott dienen und dem
Mammon.
Mt 6,25-33 (Lk
12,22-31; Th 36) Darum sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben, was
ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr
anziehen
werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als
die
Kleidung? 26 Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie
säen nicht, sie ernten
nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater
ernährt
sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? 27 Wer ist unter euch,
der
seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie
sehr er sich auch darum
sorgt? 28 Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien
auf dem
Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.
29 Ich
sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht
gekleidet gewesen
ist wie eine von ihnen. 30 Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so
kleidet, das
doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das
nicht viel
mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? 31 Darum sollt
ihr nicht sorgen und
sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir
uns
kleiden? 32 Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer
Vater
weiß, daß ihr all dessen bedürft. 33
Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und
nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.
Mt 7,1 (Lk
6,37a) Richtet
nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.
Mt 7,7-11 (Lk
11,9-13; Th 92,1; 94,1-2) Bittet, so wird euch
gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch
aufgetan. 8
Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der
findet; und wer da
anklopft, dem wird aufgetan. 9 Wer ist unter euch Menschen, der seinem
Sohn,
wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? 10 oder, wenn er ihn
bittet um
einen Fisch, eine Schlange biete? 11 Wenn nun ihr, die ihr doch
böse seid,
dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wieviel mehr
wird euer Vater im
Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!
Mt 11,12-13* (Lk
16,16*) Aber von den Tagen Johannes des Täufers bis heute
leidet das
Himmelreich Gewalt, und die Gewalttätigen reißen es
an sich. 13 Denn alle
Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis hin zu Johannes.
Mt 13,44 (Th
109,1-3) Das Himmelreich gleicht einem Schatz,
verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner
Freude ging
er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker.
Mt 13,45-46 (Th
76,1-2) Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute
Perlen suchte, 46 und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und
verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.
Mt 13,47-48 Wiederum gleicht das
Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen ist und Fische aller Art
fängt.
48 Wenn es aber voll ist, ziehen sie es heraus an das Ufer, setzen sich
und
lesen die guten in Gefäße zusammen, aber die
schlechten werfen sie weg.
Mt 19,12 Denn einige sind von Geburt
an zur Ehe unfähig; andere sind von Menschen zur Ehe
unfähig gemacht; und wieder
andere haben sich selbst zur Ehe unfähig gemacht um des
Himmelreichs willen.
Wer es fassen kann, der fasse es!
Mt 19,28 (Lk
22,30b) Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die
ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt, wenn der
Menschensohn
sitzen wird auf dem Thron seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf
zwölf Thronen
und richten die zwölf Stämme Israels.
Mt 20,1-15 Denn das Himmelreich
gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um
Arbeiter für seinen
Weinberg einzustellen. 2 Und als er mit den Arbeitern einig wurde
über einen
Silbergroschen als Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg. 3 Und er
ging
aus um die dritte Stunde und sah andere müßig auf
dem Markt stehen 4 und sprach
zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was
recht
ist. 5 Und sie gingen hin. Abermals ging er aus um die sechste und um
die
neunte Stunde und tat dasselbe. 6 Um die elfte Stunde aber ging er aus
und fand
andere und sprach zu ihnen: Was steht ihr den ganzen Tag
müßig da?7 Sie
sprachen zu ihm: Es hat uns niemand eingestellt. Er sprach zu ihnen:
Geht ihr
auch hin in den Weinberg. 8 Als es nun Abend wurde, sprach der Herr des
Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn
und fang
an bei den letzten bis zu den ersten. 9 Da kamen, die um die elfte
Stunde
eingestellt waren, und jeder empfing seinen Silbergroschen. 10 Als aber
die
ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und auch
sie empfingen
ein jeder seinen Silbergroschen. 11 Und als sie den empfingen, murrten
sie
gegen den Hausherrn 12 und sprachen: Diese letzten haben nur eine
Stunde
gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last
und
Hitze getragen haben. 13 Er antwortete aber und sagte zu einem von
ihnen: Mein
Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden
über
einen Silbergroschen?14 Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber
diesem
letzten dasselbe geben wie dir. 15 Oder habe ich nicht Macht zu tun,
was ich
will, mit dem, was mein ist? Siehst du scheel drein, weil ich so
gütig bin?
Mt 21,31c Die Zöllner und
Huren kommen
eher ins Reich Gottes als ihr.
Lukas
Lk 6,20b-21 (Mt
5,3.6; Th 69,2) Selig seid ihr Armen; denn das Reich
Gottes ist euer. 21 Selig seid ihr, die ihr jetzt hungert; denn ihr
sollt satt
werden. Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen.
Lk 6,43-45 (Mt 7,16b-18; 12,33-35; Th
45,1-4) Denn es
gibt
keinen guten Baum, der faule Frucht trägt, und keinen faulen
Baum, der gute
Frucht trägt. 44 Denn jeder Baum wird an seiner eigenen Frucht
erkannt. Man
pflückt ja nicht Feigen von den Dornen, auch liest man nicht
Trauben von den
Hecken. 45 Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz
seines
Herzens; und ein böser bringt Böses hervor aus dem
bösen. Denn wes das Herz
voll ist, des geht der Mund über.
Lk 7,22b-23 (Mt
11,5-6) Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein,
Taube
hören, Tote stehen auf, Armen wird das Evangelium gepredigt;
23 und selig ist,
wer sich nicht ärgert an mir.
Lk 7,36-47 Es bat ihn aber einer der
Pharisäer, bei ihm zu essen. Und er ging hinein in das Haus
des Pharisäers und
setzte sich zu Tisch. 37 Und siehe, eine Frau war in der Stadt, die war
eine
Sünderin. Als die vernahm, daß er zu Tisch
saß im Haus des Pharisäers, brachte
sie ein Glas mit Salböl 38 und trat von hinten zu seinen
Füßen, weinte und fing
an, seine Füße mit Tränen zu benetzen und
mit den Haaren ihres Hauptes zu
trocknen, und küßte seine Füße
und salbte sie mit Salböl. 39 Als aber das der
Pharisäer sah, der ihn eingeladen hatte, sprach er bei sich
selbst und sagte:
Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüßte er,
wer und was für eine Frau das ist,
die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin. 40 Jesus
antwortete und sprach zu
ihm: Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Er aber sprach: Meister, sag
es! 41
Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Einer war
fünfhundert Silbergroschen
schuldig, der andere fünfzig. 42 Da sie aber nicht bezahlen
konnten, schenkte
er's beiden. Wer von ihnen wird ihn am meisten lieben? 43 Simon
antwortete und
sprach: Ich denke, der, dem er am meisten geschenkt hat. Er aber sprach
zu ihm:
Du hast recht geurteilt. 44 Und er wandte sich zu der Frau und sprach
zu Simon:
Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen; du hast mir kein
Wasser
für meine Füße gegeben; diese aber hat
meine Füße mit Tränen benetzt und mit
ihren Haaren getrocknet. 45 Du hast mir keinen Kuß gegeben;
diese aber hat,
seit ich hereingekommen bin, nicht abgelassen, meine
Füße zu küssen. 46 Du hast
mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat meine
Füße mit Salböl gesalbt. 47
Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn
sie hat viel Liebe
gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.
Lk 9,58.60a (Mt
8,20.22; Th 86,1-2) Und Jesus sprach zu ihm: Die
Füchse haben
Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der
Menschensohn hat
nichts, wo er sein Haupt hinlege. 60 Aber Jesus sprach zu ihm:
Laß die Toten
ihre Toten begraben;
Lk 9,62 Jesus aber sprach zu ihm: Wer
seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht
geschickt für das
Reich Gottes.
Lk 10,18 Er sprach aber zu ihnen: Ich
sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz.
Lk 10,23b-24 (Mt 13,16-17)
Selig sind die Augen, die
sehen, was
ihr seht. 24 Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige
wollten sehen, was
ihr seht, und haben's nicht gesehen, und hören, was ihr
hört, und haben's nicht
gehört.
Lk 10,30-35 Da antwortete Jesus und
sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho
und fiel
unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und
machten sich davon und
ließen ihn halbtot liegen. 31 Es traf sich aber,
daß ein Priester dieselbe
Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er
vorüber. 32 Desgleichen auch ein
Levit: als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber.
33 Ein Samariter
aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte er
ihn; 34
und er ging zu ihm, goß Öl und Wein auf seine Wunden
und verband sie ihm, hob
ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. 35
Am
nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem
Wirt und sprach:
Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn
ich
wiederkomme.
Lk 11,5-8 Und er sprach zu ihnen: Wenn
jemand unter euch einen Freund hat und ginge zu ihm um Mitternacht und
spräche
zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; 6 denn mein Freund ist zu
mir
gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen
kann, 7 und
der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine
Unruhe! Die Tür ist
schon zugeschlossen, und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich
kann
nicht aufstehen und dir etwas geben. 8 Ich sage euch: Und wenn er schon
nicht
aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, dann wird er doch
wegen
seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm
geben, soviel er bedarf.
Lk 11,20 (Mt
12,28) Wenn ich aber durch
Gottes Finger die bösen Geister austreibe, so ist ja das Reich
Gottes zu euch
gekommen.
Lk 11,24-26 (Mt 12,43-45)
Wenn der unreine Geist von
einem Menschen
ausgefahren ist, so durchstreift er dürre Stätten,
sucht Ruhe und findet sie
nicht; dann spricht er: Ich will wieder zurückkehren in mein
Haus, aus dem ich
fortgegangen bin. 25 Und wenn er kommt, so findet er's gekehrt und
geschmückt. 26
Dann geht er hin und nimmt sieben andre Geister mit sich, die
böser sind als er
selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie darin, und es wird mit diesem
Menschen hernach ärger als
zuvor.
Lk 12,14 (Th 72,2) Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat
mich zum Richter oder Erbschlichter über euch gesetzt?
Lk 12,39 (Mt 24,43; Th 21,5; 103) Das
sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausherr wüßte,
zu welcher Stunde der Dieb kommt, so ließe er
nicht in sein Haus
einbrechen.
Lk 12,54b-56 (Th 91,2) Wenn ihr eine
Wolke aufsteigen seht vom Westen her, so sagt ihr gleich: Es gibt
Regen. Und es
geschieht so. 55 Und wenn der Südwind weht, so sagt ihr: Es
wird heiß werden.
Und es geschieht so. 56 Ihr Heuchler! Über das Aussehen der
Erde und des
Himmels könnt ihr urteilen; warum aber könnt ihr
über diese Zeit nicht
urteilen?
Lk 12,58-59 (Mt 5,25-26) Denn wenn du
mit deinem Gegner zum Gericht gehst, so bemühe dich auf dem
Wege, von ihm
loszukommen, damit er nicht etwa dich vor den Richter ziehe, und der
Richter
überantworte dich dem Gerichtsdiener, und der Gerichtsdiener
werfe dich ins
Gefängnis. 59 Ich sage dir: Du wirst von dort nicht
herauskommen, bis du den
allerletzten Heller bezahlt hast.
Lk 13,6-96 Er sagte ihnen aber dies
Gleichnis: Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem
Weinberg, und er kam und suchte
Frucht
darauf und fand keine. 7 Da sprach er zu dem Weingärtner:
Siehe, ich bin nun
drei Jahre lang gekommen und habe Frucht gesucht an diesem Feigenbaum
und finde
keine. So hau ihn ab! Was nimmt er dem Boden die Kraft? 8 Er aber
antwortete
und sprach zu ihm: Herr, laß ihn noch dies Jahr, bis ich um
ihn grabe und ihn
dünge.
Lk 13,20-21 (Mt 13,33; Th 96,1-2) Und
wiederum sprach er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? 21 Es
gleicht
einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter einen halben Zentner Mehl
mengte,
bis es ganz durchsäuert war.
Lk 14,26 (Mt 10,37) Wenn jemand zu mir kommt und
haßt
nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern
und dazu sich
selbst, der kann nicht mein Jünger sein.
Lk 14,28-32 Denn wer ist unter euch,
der einen Turm bauen will und setzt sich nicht zuvor hin und
überschlägt die
Kosten, ob er genug habe, um es auszuführen, 29 damit nicht,
wenn er den Grund
gelegt hat und kann's nicht ausführen, alle, die es sehen,
anfangen, über ihn
zu spotten, 30 und sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und
kann's
nicht ausführen? 31 Oder welcher König will sich auf
einen Krieg einlassen
gegen einen andern König und setzt sich nicht zuvor hin und
hält Rat, ob er mit
Zehntausend dem begegnen kann, der über ihn kommt mit
Zwanzigtausend? 32 Wenn
nicht, so schickt er eine Gesandtschaft, solange jener noch fern ist,
und
bittet um Frieden.
Lk 15,4-6 (Mt
18,12-13; Th 107,1-3) Welcher Mensch ist unter euch, der hundert
Schafe hat und, wenn er eins von ihnen verliert, nicht die
neunundneunzig in
der Wüste läßt und geht dem verlorenen
nach, bis er's findet? 5 Und wenn er's
gefunden hat, so legt er sich's auf die Schultern voller Freude. 6 Und
wenn er
heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen:
Freut euch
mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.
Lk 15,8-98 Oder welche Frau, die zehn
Silbergroschen hat und einen davon verliert, zündet nicht ein
Licht an und
kehrt das Haus und sucht mit Fleiß, bis sie ihn findet? 9 Und
wenn sie ihn
gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen und spricht:
Freut
euch mit mir; denn ich habe meinen Silbergroschen gefunden, den ich
verloren
hatte.
Lk 15,11-32* Und
er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. 12
Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater,
das Erbteil, das
mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie. 13 Und nicht lange
danach
sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes
Land; und
dort brachte er
sein Erbteil durch mit
Prassen. 14 Als er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine
große
Hungersnot über jenes Land, und er fing an zu darben 15 und
ging hin und hängte
sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen
Acker, die Säue
zu hüten. 16 Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen
mit den Schoten, die die
Säue fraßen; und niemand gab sie ihm. 17 Da ging er
in sich und sprach: Wie
viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle
haben, und ich verderbe hier
im Hunger! 18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu
ihm
sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.
19 Ich bin
hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße;
mache mich zu einem deiner
Tagelöhner! 20 Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater.
Als er aber noch
weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und
fiel
ihm um den Hals und küßte ihn. 21 Der Sohn aber
sprach zu ihm: Vater, ich habe
gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht
mehr wert, daß
ich dein Sohn heiße. 22 Aber der Vater sprach zu seinen
Knechten: Bringt
schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen
Ring an
seine Hand und Schuhe an seine Füße 23 und bringt
das gemästete Kalb und
schlachtet's; laßt uns essen und fröhlich sein! 24
Denn dieser mein
Sohn war tot und ist wieder lebendig
geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an,
fröhlich
zu sein. 25 Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er
nahe zum Hause
kam, hörte er Singen und Tanzen 26 und rief zu sich einen der
Knechte und
fragte, was das wäre. 27 Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist
gekommen, und dein
Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund
wiederhat. 28 Da
wurde er zornig und wollte nicht
hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn. 29 Er antwortete
aber und
sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe
dein Gebot
noch nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben,
daß ich mit meinen
Freunden fröhlich gewesen wäre. 30 Nun aber, da
dieser dein Sohn gekommen ist,
der dein Hab und Gut mit Huren verpraßt hat, hast du ihm das
gemästete Kalb
geschlachtet. 31 Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei
mir,
und alles, was mein ist, das ist dein. 32 Du solltest aber
fröhlich und guten
Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig
geworden,
er war verloren und ist wiedergefunden.
Lk 16,1b-7 Er sprach aber auch zu den
Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Verwalter;
der wurde bei ihm
beschuldigt, er verschleudere ihm seinen Besitz. 2 Und er
ließ ihn rufen und
sprach zu ihm: Was höre ich da von dir? Gib Rechenschaft
über deine Verwaltung;
denn du kannst hinfort nicht Verwalter sein. 3 Der Verwalter sprach bei
sich
selbst: Was soll ich tun? Mein Herr nimmt mir das Amt; graben kann ich
nicht,
auch schäme ich mich zu betteln. 4 Ich weiß, was ich
tun will, damit sie mich
in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich von dem Amt abgesetzt
werde. 5 Und er rief
zu sich die Schuldner seines Herrn, einen jeden für sich, und
fragte den
ersten: Wieviel bist du meinem Herrn schuldig? 6 Er sprach: Hundert
Eimer Öl.
Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich hin und
schreib flugs
fünfzig.
Lk 17,7-9 Wer unter euch hat einen
Knecht, der pflügt oder das Vieh weidet, und sagt ihm, wenn
der vom Feld
heimkommt: Komm gleich her und setz dich zu Tisch? 8 Wird er nicht
vielmehr zu
ihm sagen: Bereite mir das Abendessen, schürze dich und diene
mir, bis ich
gegessen und getrunken habe; danach sollst du auch essen und trinken? 9
Dankt
er etwa dem Knecht, daß er getan hat, was befohlen war?
Lk 17,20b-21a Als er aber von den
Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?,
antwortete er ihnen und
sprach: Das Reich
Gottes kommt nicht so,
daß man's beobachten kann; 21 man wird auch nicht sagen:
Siehe, hier ist es!
Oder: Da ist es!
Lk 17,34-35 (Mt 24,40-41; Th 61,1) Ich
sage euch: In jener Nacht werden zwei auf einem Bett liegen; der eine
wird
angenommen, der andere wird preisgegeben werden. 35 Zwei Frauen werden
miteinander
Korn mahlen; die eine wird angenommen, die andere wird preisgegeben
werden.
Lk 18,2-5 Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem Menschen. 3 Es war aber eine Witwe in derselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher! 4 Und er wollte lange nicht. Danach aber dachte er bei sich selbst: Wenn ich mich schon vor Gott nicht fürchte noch vor keinem Menschen scheue, 5 will ich doch dieser Witwe, weil sie mir soviel Mühe macht, Recht schaffen, damit sie nicht zuletzt komme und mir ins Gesicht schlage.
zitiert wird hier nach den Zeilen auf den originalen Papyri-Seiten
Th 9,1-5 (Mk 4,3-8) Jesus
sagte: ,,Siehe, es kam heraus der Sämann, er füllte
seine Hand, (5) er warf
(den Samen aus), einige (Samenkörner) fielen auf den Weg; es
kamen die Vögel,
pickten sie auf. Andere fielen auf den Felsen und sandten keine Wurzeln
hinunter in die Erde und trieben keine Ähren in den Himmel.
Und andere fielen
auf die Dornen; (10) sie erstickten den Samen und der Wurm
fraß sie. Und andere
fielen auf gute Erde. Sie brachte gute Frucht hervor. Sie kam auf 60 je
Maß und
120 je Maß.“
Th 42 Jesus sagte:
,,Werdet
Vorübergehende!“
Th 64,1-11 (Mt 22,1-10/ Lk 14,16-24)
Jesus sagte: ,,Ein Mann hatte Gäste, und als er das Abendessen
breitet hatte,
schickte er seinen Diener, damit er die Gäste einlade. Er ging
zum ersten; er
sagte zu ihm: ,Mein Herr lädt (15) dich ein.` Er sagte: ,Ich
habe Geld-Forderungen
an Kaufleute. Sie kommen zu mir am Abend, ich werde gehen (und) ihnen
Anweisungen geben. Ich entschuldige mich für das Abendessen.`
Er ging zu einem
anderen, er sagte zu ihm: ,Mein Herr hat dich eingeladen.` (20) Er
sagte zu
ihm: ,Ich habe ein Haus gekauft, und man verlangt nach mir für
einen Tag. Ich
werde keine Zeit haben.` Er kam zu einem anderen; er sagte ihm: ,Mein
Herr lädt
dich ein.` Er sagte zu ihm: ,Mein Freund wird Hochzeit feiern, und ich
werde
das Festmahl ausrichten. (25) Ich werde nicht kommen können.
Ich entschuldige
mich.` Er ging zu einem anderen, er sagte zu ihm: ,Mein Herr
lädt dich ein.` Er
sagte zu ihm: ,Ich habe ein Dorf. Ich gehe, um die Pacht zu holen. Ich
werde
nicht kommen können. Ich entschuldige mich.` Der Diener kam
zurück; er sagte zu
(30) seinem Herrn: ,Die, die du zum Abendessen eingeladen hast, haben
sich
entschuldigt.` Der Herr sagte zu seinem Diener: ,Geh hinaus auf die
Straßen!
Bringe die, die du finden wirst, damit sie am Abendessen teilnehmen!
Die Käufer
und die Händler (35) werden nicht in die Orte meines Vaters
eingehen.“
Th 89,1-2 (Mt 23,25-26/ Lk 11,39-41)
Jesus sagte: ,,Weshalb wascht ihr die Außenseite des Bechers?
Erkennt ihr
nicht, daß (15) der, der die Innenseite schuf, auch der ist,
der die Außenseite
schuf?“
Th 95,1-2 (Mt 5,42b/ Lk 6,30b)
,,Wenn
ihr Geld habt, ( 49.1) verleiht es nicht mit Zinsen,
sondern gebt [es]
dem, von dem ihr es nicht zurück bekommen werdet.“
Th 98,1-3Jesus sagte:
,,Das
Königreich des Vaters gleicht einem Menschen, der einen
mächtigen Mann töten
wollte. Er zog das Schwert in seinem Haus. Er stieß es in die
Wand, um zu
erkennen, ob seine Hand stark genug wäre. (20) Dann
tötete er den Mächtigen.“
Apokryphe
Jesustraditionen
Brief des Jakobus (NHC 1,2) zitiert wird hier nach den Zeilen auf den originalen Papyri-Seiten
12,20-30 „Deswegen
sage ich es
euch, damit ihr euch selbst erkennt. Denn das Himmelreich gleicht einer
Ähre,
die auf einem Felde wuchs. Und (25) als sie reif war, streute sie ihre
Frucht
aus und füllte wiederum das Feld mit Ähren
für ein weiteres Jahr. Ihr also,
beeilt euch nun, um für euch eine Lebensähre zu
ernten, damit (30) ihr durch
das Reich erfüllt werdet!“
Gerd Lüdemann
Ein Leben Jesu in Kurzfassung
aus: Jesus nach 2000 Jahren. Was er wirklich sagte und tat. Mit Beiträgen von Frank Schleritt und Martina Janßen, Springe; zu Klampen, 2. Auflage 2004,877-887
Mein
Doktorvater Gerd Lüdemann hat mir diesen Auszug
persönlich mit Schreiben vom 23. Juni 2010 genehmigt.
Das Geschlecht der Juden und
Christen ist vergleichbar mit
einem Schwarm von Fledermäusen oder mit Ameisen, die aus dem
Bau hervorwimmeln,
oder mit Fröschen, die um einen Teich herum zusammenhocken,
oder mit Regenwürmern,
die in dem Winkel eines Misthaufens sich versammeln, und dabei
miteinander
darüber streiten, wer von ihnen die schlimmeren
Sünder seien, und behaupten:
»In erster Linie offenbart und verkündigt uns der
Gott alles. Die ganze Welt
und den Lauf der Himmelsgestirne läßt er fahren,
auch die weite Welt
vernachlässigt er und beschäftigt sich mit uns
allein. Zu uns allein sendet er
seine Boten und hört nicht auf, sie zu senden und zu
betreiben, daß wir immer
mit ihm zusammen seien.«
Kelsos,
um 178
Wenn
die Bilder, in denen der Mensch spricht, ein getreuer
Spiegel seiner Umgebung sind, so steht fest, daß Jesus ein
Mann aus dem Dorf
war. Denn die Welt seiner Gleichnisse ist durch ein ländliches
Milieu geprägt.
Jesus kennt den Sämann auf dem Acker (Mk 4,3-8), er sieht den
Hirten mit seiner
Herde (Lk 15,4-6), die Vögel unter dem Himmel (Mt 6,26) und
die Lilien auf dem
Felde (Mt 6,28). Selbst das winzige Senfkorn im Garten wird dem
Dorfmenschen
Jesus zum Bild für das sichere Kommen des Reiches Gottes (Mk
4,30-32).
Aufgewachsen
ist Jesus im Kreis von mehr als fünf
Geschwistern, wohl als der Älteste, im galiläischen
Dorf Nazareth. Seine
Muttersprache war Aramäisch, was nicht ausschließt,
daß er einige Brocken
Griechisch verstanden hat. Von seinem Vater lernte er den Beruf des
Handwerkers. Lesen und schreiben konnte er, wie die meisten seiner
Zeitgenossen, nicht. Doch war die heimatliche Synagoge neben dem
Elternhaus der
Ort seiner religiösen Erziehung. Hier und bei anderen
Gelegenheiten lernte er
Partien aus der Thora: Gebote, prophetische Weisungen und Voraussagen
sowie
spannende Geschichten aus den Schriften, beispielsweise die
Erzählungen von den Wunderpropheten Elia und Elisa, die
viele fromme Gemüter der damaligen Zeit erhitzten.
Die
Grenzen seines damaligen Umfelds werden durch einen
Vergleich mit dem Apostel Paulus sichtbar, der gleichaltrig mit ihm
war. Paulus
kam nicht vom Dorf, sondern war ein Städter. Das weisen
wiederum die von ihm
gebrauchten Bilder aus. Seine Briefe zeigen das Leben in der Stadt mit
ihren
Krämerbuden (2Kor 2,17), an denen vorbei der Erzieher (Gal
3,24f) mit seinen
Zöglingen an der Hand zur Schule geht, und die
Straße, durch die sich der
feierliche Triumphzug bewegt (vgl. 2Kor 2,14). Oft entnimmt Paulus
seine Bilder
dem Leben der Soldaten (2Kor 10,3-5), und selbst ihre Trompeten dienen
ihm zum
Vergleich. Ebenso benutzt er Entsprechungen aus dem Rechtsleben (Gal
3,17), ja
sogar aus dem Theater (1Kor 4,9) und von den Wettspielen her (1Kor
9,24ff) für
seine Argumentation. Jesus dagegen hat wohl niemals ein Theater oder
eine Arena
gesehen. Dabei war die von griechischer Kultur geprägte Stadt
Sepphoris, wo er
beispielsweise als Handwerker Arbeit gefunden hätte, keine
fünf Kilometer von
Nazareth entfernt. Im Gegensatz zu Jesus konnte Paulus lesen und
schreiben und
hatte zusätzlich sowohl eine jüdische als auch eine
griechische Ausbildung
erhalten. Aramäisch beherrschte er zwar auch, doch seine
Muttersprache war
Griechisch. Als römischer Bürger war er mit
zahlreichen Privilegien
ausgestattet. Von Herkunft und Bildung her standen sich in Paulus und
Jesus
Welt und Provinz gegenüber. Bei einer persönlichen
Begegnung hätten sie sich
vermutlich wenig zu sagen gewußt. Die sozialen Barrieren
wären der
Kommunikation nicht förderlich gewesen. Vielleicht
hätte Paulus gegenüber einem
solchen Naturburschen wie Jesus aus Galiläa lediglich
geschmunzelt, womöglich
aber auch nur mit den Achseln gezuckt. Jesus wäre es umgekehrt
kaum anders
gegangen. Die hochgestelzte theologische Argumentation des Paulus
hätte er
ohnehin nicht verstanden. Denn die schulmäßige,
strenge Auslegung von Geboten,
Propheten und Schriften mit all ihren kniffligen Unterscheidungen
wäre nicht
nach seinem Geschmack gewesen.
Aber
trotz aller Unterschiede haben die beiden auch
Gemeinsamkeiten. Jesus und Paulus waren entschiedene Juden, die stolz
auf ihren
Gott waren, den Vater, der Himmel und Erde geschaffen
und
der Israel erwählt hat. Beide lebten in der
Gewißheit,
daß Gott Jerusalem zum Mittelpunkt der Erde bestimmt hatte.
Hier sollte am Ende
der Tage der »Retter« kommen, und hier wurden, von
Gott angeordnet, die Opfer
für die Sünden der Juden dargebracht. Gleichzeitig
hielten die wiederum von
Gott angeordneten großen Feste wie Passah, Pfingsten und
Laubhüttenfest den
Zyklus des Jahres zusammen. Dieses Grundgerüst
religiöser Überzeugungen hatten
Jesus und Paulus mit den meisten anderen Juden gemeinsam.
Zusätzlich mag man
noch bemerken, daß sowohl Jesus als auch Paulus die
Spezialbegabung besaßen,
Dämonen auszutreiben, und daß beide meinten, Kontakt
zum Teufel zu haben.
Es
gibt im Leben eines jeden Menschen Besonderheiten, die
von Naturanlagen bis hin zu Schicksalsschlägen reichen. Bei
Paulus war es
wahrscheinlich eine Krankheit, die ihn bis zum Ende seines Lebens
plagte und
die ihn offenbar für ekstatische Erfahrungen besonders
geeignet machte. Er
spricht in Andeutungen hierüber als den Pfahl im Fleisch, den
Engel des Satans,
der ihn - natürlich auf Geheiß Gottes - mit
Faustschlägen bearbeitet (2Kor
12,7). Jesus war mit einem ungleich schwereren Makel behaftet, der auch
über
seiner Mutter Maria lag. Jesus, ihr ältestes Kind, war
nämlich unter dubiosen
Umständen gezeugt worden. Heißt er in der
ältesten Quelle verächtlich »Sohn der
Maria« (Mk 6,3), so erkennt die Geburtsgeschichte des Mt
(1,18-25) das Fehlen
eines Vaters an und schiebt sofort den Heiligen Geist als Erzeuger
nach.
Gleichzeitig wird Maria gegenüber dem Vorwurf unsittlichen
Verhaltens in Schutz
genommen, denn auch die Ahnfrauen des Messias seien in unsittliche
Dinge
verwickelt gewesen (Mt 1,2-17). Aber all dies habe Gott nicht von
seinem Plan
abgebracht, aus dem Geschlecht dieser anrüchigen Frauen den
Messias und
Gottessohn erstehen zu lassen: Jesus, den Sohn Marias.
Doch
ist theologische Deutung auf goldenem Grund eines.
Etwas anderes ist die teilweise brutale Geschichte im Staub dieser
Erde, und
die bekam Jesus in verstärktem Maße zu
spüren. Er wurde seit seinem Auftreten
in seiner Heimat Nazareth angegriffen unter Hinweis darauf,
daß er ein Bastard
ohne rechten Vater sei. Daher das Hohnwort »Sohn der
Maria«. Die spätere
Adoption durch Joseph - lange vor Jesu öffentlichem Auftreten
- änderte nichts
daran, daß Jesus durch diesen Schatten in seiner Herkunft
stigmatisiert wurde.
Er lernte also früher oder später, was es
heißt, als Sohn einer Hure zu gelten.
Vielleicht lag hier eine der Wurzeln für seine
spätere Zuwendung zum
verachteten Volk: zu Huren, Zöllnern und Sündern. Und
möglicherweise erklärt
sich von hier aus sein zerstörtes Verhältnis zu
seiner eigenen leiblichen
Familie. Denn nach dem offenbar frühen Tod seines
Adoptivvaters hätte er sich
als Ältester normalerweise um die Familie, insbesondere seine
Mutter, kümmern
müssen. Doch die Quellen sprechen hier eine andere Sprache.
Das vierte Gebot,
das die Ehrung von Vater und Mutter vorschrieb, galt für Jesus
nicht mehr. Er
wählte den Weg der radikalen Trennung.
Nun
reichen Neigungen und Verletzungen noch nicht aus, um
eine Bewegung ins Leben zu rufen. Es müssen weitere
Gründe und Anregungen durch
andere Menschen hinzukommen. Das wurde für Jesus in der
Gestalt Johannes des
Täufers Wirklichkeit.
Johannes
der Täufer stand in einer langen Reihe von
jüdischen Unheilspropheten, die zur Umkehr angesichts des
bevorstehenden Tages
Gottes mahnten. Zugleich verband er seine Gerichtspredigt mit der
Ansage einer
Sündenvergebung, die allen jenen zuteil werden sollte, die
sich von ihm taufen
ließen. Damit sei gewährleistet, daß sie
dem kommenden Zorn entgehen könnten.
Seine Predigt zündete wie der Blitz und führte
zahlreiche Juden zu ihm an den
Jordan. Unter ihnen war der Galiläer Jesus von Nazareth, den
es in den Süden
verschlagen hatte. Auch in ihm brach sich eine bohrende Unruhe Bahn,
und sie
fand eine vorläufige Beruhigung im Umkreis des
Täufers. Mit dem Anschluß an ihn
hatte Jesus eine neue Familie gefunden, die sich von seiner leiblichen
Familie
sehr unterschied. Er gehörte nun zu einer Gruppe von Asketen,
die Gott allein
gehorsam sein wollten und ihm dafür dankten, daß er
ihnen eine letzte Frist zur
Umkehr geschenkt hatte.
Die
Mitglieder der Priesteraristokratie in Jerusalem dürften
über den Sonderling am Jordan und seine Anhänger
irritiert gewesen sein. War
nicht ihnen allein von Gott selbst Aufsicht, Verwaltung und
Durchführung der
sühnewirkenden Opfer anvertraut worden? Aber solange der
Tempel nicht
unmittelbar gefährdet war, ließ man die
exotisch anmutende Täufersekte am Jordan
gewähren. Außerdem gab es auch damals inspirierte
Propheten in Hülle und Fülle,
die einmal dies, das andere Mal das behaupteten. Aber
gefährlich war Johannes
schon. Mochte man mit seiner indirekten Tempelkritik -noch klarkommen,
so wurde
es für die Machthaber brenzlig, als seine Gerichtspredigt auf
den politischen
Bereich Übergriff. Das bekam der Landesherr Jesu, Herodes
Antipas, zu spüren,
der daraufhin Johannes kurzerhand als einen Aufrührer
hinrichten ließ.
Wie
lange sich Jesus in der Umgebung des Täufers aufhielt,
wissen wir nicht. Allerdings ist sicher, daß er sich nicht
erst nach der
Hinrichtung des Johannes von ihm ablöste. Vielmehr zeigt die
Rivalität zwischen
Jesus- und Johannesjüngern, daß Jesus schon vor dem
Tod des Täufers eigene Wege
gegangen sein muß. Das ist nicht im Sinne eines
Traditionsabbruches zu
verstehen, sondern als Weiterführung oder Zuspitzung der
Täuferpredigt durch
Jesus. Dieser Aufbruch war bei Jesus mit dreierlei verbunden: Erstens
behagte
ihm auf Dauer die asketische Grundhaltung des Johannes nicht. Dem
entspricht,
daß er zweitens die ungeheure Erfahrung des Reiches Gottes
machte, das in der
allen zugänglichen Tischgemeinschaft Jesu vorabgebildet wurde.
Und drittens
wurde ihm die Fähigkeit zur Heilung eine umstürzende
Erfahrung, die er sogar
mit der Ankunft des Gottesreiches verband.
Wie
sich die drei genannten Punkte chronologisch und
sachlich zueinander verhalten, ist nicht mehr aufzuklären.
Wichtig bleibt die
Beobachtung, daß keine der drei Besonderheiten sich
für Johannes belegen läßt,
so daß von einem echten Neuanfang zu sprechen ist, der ein
neues Stadium in
Jesu Wirksamkeit einleitete. Allerdings blieben wesentliche
Züge der
Verkündigung Johannes des Täufers Bestandteil der
religiösen Überzeugung Jesu:
zum einen das unmittelbar bevorstehende Endgericht, sodann der
unerbittliche
Ernst in der Auslegung und Befolgung des Willens Gottes.
Schließlich blieb
Jesus ebenso wie Johannes unverheiratet. In dieser Gemeinsamkeit trafen
die
beiden mit dem Apostel Paulus überein. Dies verdient um so
mehr Aufmerksamkeit,
als die Zeugung von Nachkommen Pflicht eines jeden männlichen
Juden war.
Jesu
neuentdeckte Fähigkeit zur Heilung sprach sich in
Galiläa bald herum. Seine Exorzismen, in denen er psychisch
Kranke heilte, sind
die am besten bezeugten Wundertaten im Neuen Testament. Nerven- und
Geisteskrankheiten wurden damals auf die Besessenheit durch
Dämonen
zurückgeführt. Als Oberster dieser bösen
Geister galt Satan. Jesus verlieh dem
Kampf gegen ihn Realität. Er sah in Vorwegnahme des Reiches
Gottes den Satan
wie einen Blitz vom Himmel fallen (Lk 10,18) und war damit
stärker als dieser
selbst geworden. Er konnte daher Männer, Frauen und Kinder
heilen, indem er sie
der Herrschaft des Teufels mit der Zusage der Vergebung der
Sünden entriß.
Krankheit und Sünde bildeten für ihn einen
unzerreißbaren Zusammenhang. Auch
darin war ihm Paulus ähnlich. Dieser konnte sich die
zahlreichen
Krankheitsfälle in der Gemeinde von Korinth nur durch den
sündhaften Mißbrauch
des Abendmahls erklären (1Kor 11,29-30).
Das
Reich Gottes verband sich für Jesus aber nicht nur mit
Heilungen und der Befreiung von Krankheiten und Bösem
jeglicher Art.
Entscheidend war vielmehr die Erwartung der universalen Herrschaft
Gottes, an
der Jesus zusammen mit den Zwölf beteiligt sein sollte. Dieser
Erwartung lag
die tollkühne Hoffnung zugrunde, daß am bald
eintretenden Ende der Zeiten, wenn
Gott sein Reich herbeiführen werde, auch jene zehn
Stämme wiederhergestellt
würden, die 700 Jahre zuvor von den Assyrern zerrieben worden
waren. Von ihnen
waren zur Zeit Jesu nur die beiden Stämme Juda und Benjamin
übriggeblieben. Am
Abschluß der Geschichte, so Jesus, werde jeder einzelne
seiner zwölf Jünger
einen dieser Stämme richten (Mt 19,28). Die Würde,
neben Gott und seinem
Auserwählten in richterlicher Funktion tätig zu sein,
war kaum zu überbieten.
Doch hat auch der Apostel Paulus ähnliches erhofft. Er
verlangte von den
Gemeindegliedern in Korinth, nicht gegeneinander zu prozessieren, da
sie
selbst, jeder einzelne, über Engel richten würden
(1Kor 6). Hier sehen wir in
das Herz der frühen Christen und der von Jesus gesammelten
Gemeinde förmlich
hinein. Nicht Vernunft oder Überlegung, sondern die Aussicht
auf Anteilhabe an
Gottes Herrschaft waren die Wurzeln ihres Glaubens. Und diese
Herrschaft
erstreckte sich nicht auf die Menschen allein. Sie umfaßte
vielmehr den ganzen
Kosmos, den es in die von Gott gewollte, schöne Ordnung
zurückzubringen galt. Selbstverständlich war
das alles von einem jüdischen
Blickwinkel aus gedacht, denn ausschließlich um das
jüdische Volk samt dem
neuen Jerusalem im Mittelpunkt ging es; die übrigen
Völker waren zumeist nur
Anrainergruppen. Glühende Hoffnung erfüllte Jesus,
daß Gott demnächst seine
Zusage einlösen werde. Und im Laufe seines Auftretens - nach
der Ablösung von
Johannes dem Täufer - gewann er die Überzeugung,
daß er selbst die bedeutendste
Rolle in diesem Enddrama zu spielen habe. Auch hier ist die Parallele
zu Paulus
frappierend und erhellend, denn auch dieser meinte, dort die
Hauptperson zu
sein, wo es um die endzeitliche Eingliederung der Heiden in das
Gottesreich
ging (vgl. Röm 11,13-36).
Jesu
Leben war in seiner entscheidenden Phase geprägt von
dem felsenfesten Glauben, im Namen Gottes dessen Gesetz
vollgültig auslegen zu
müssen. Zu weiten Teilen war seine Thorainterpretation als
Verschärfung des
Willens Gottes wahrzunehmen. So verbot er die Ehescheidung unter
Berufung auf
die gute Schöpfung Gottes, bei der Mann und Frau in der Ehe
unwiderruflich ein
Fleisch geworden seien (Mk 10,9.11). Das Liebesgebot spitzte er zur
Forderung
der Feindesliebe zu (Mt 5,44a). Das Richten (Mt 7,1) und
Schwören (Mt 5,34a)
verbot er. Ab und zu reduzierte er das Gesetz grandios und setzte
dadurch die
Speisegesetze faktisch außer Kraft (Mk 7,15), beim Sabbat
spitzte er es auf den
Menschen zu (Mk 2,27). Aber all das, was - modern gesprochen - nach
Autonomie
aussah, war gegründet in Theonomie. Jesus konnte diese freien
und gleichzeitig
radikalen Interpretationen des Gesetzes nur durchführen, weil
er dazu von Gott,
den er ebenso wie später Paulus liebevoll als Abba (= Papa)
anredete (Lk 11,2),
die Vollmacht erhalten hatte. An diesem Punkt waren Jesus und sein
göttlicher
Vater fast eins, und das mußte für die
jüdischen Zuhörer sehr anstößig
sein.
Dämonenaustreiber
und Gesetzesausleger war er, aber
gleichzeitig auch ein Dichter und Weisheitslehrer. Jesus
erzählte spannende
Geschichten von Betrügern und sah in ihrer realistischen
Einschätzung der
jeweiligen Situation ein Vorbild für sich und seine eigenen
Jünger. In
moralischer Hinsicht ähnelte sein Leben selbst dem eines
unmoralischen Helden,
um so mehr, als er wegen seiner Wanderschaft keine Einkünfte
hatte, sondern
sich von Sympathisanten aushalten ließ oder einfach auf Gott
vertraute. In
seine Erzählungen waren Klugheitsregeln eingebettet, die man
eher von
Philosophen erwartet hätte. In anderen Gleichnissen
veranschaulichte er, wie
Gott sein Reich herbeiführen werde, nämlich leise und
gleichzeitig doch unwiderruflich.
Wieder andere Gleichnisse legen schlagend dar, wie Gott das Verlorene
sucht.
Jesus lieferte in seinem Leben den Kommentar dazu: Er war oft zu Gast
bei
Zöllnern und Huren. Manchmal bekamen seine Gleichnisse auch
einen drohenden
Klang: Am Ende wird Gericht sein, und Gott wird seine Feinde
vernichten.
Gleichzeitig wendet Gott dann das Schicksal der Armen, Hungernden und
Weinenden
zum Guten, wie die Seligpreisungen der Bergpredigt eindrucksvoll
darlegen.
Man
hat gefragt, wie sich die quasi zeitlosen
Weisheitsregeln bei Jesus zu jenen Stücken verhalten, die von
einer
ungebrochenen Naherwartung zeugen. Manche hauen den Knoten mitten durch
und
erklären das eine für echt und das andere
für unecht. So entsteht dann
wenigstens ein für uns heute verständlicher Jesus.
Aber das ist wahrscheinlich
zu modern gedacht. Was wir nicht zusammenbringen können, gilt
für einen
Menschen des ersten Jahrhunderts noch lange nicht. Jesu Zeitgenosse
Paulus ist
für das Beieinander von zeitloser Weisheit und
ungestümer Naherwartung ein
schlagendes Beispiel. Er war davon überzeugt, das Kommen
seines Herrn Jesus auf
den Wolken des Himmels noch selbst zu erleben, und wollte, wie in einem
Fiebertraum befangen, das gesamte römische Weltreich noch vor
der Wiederkunft
Jesu missionieren. Doch finden sich bei ihm gleichzeitig quasi zeitlose
Ausführungen darüber, daß die menschliche
Weisheit vor Gott Torheit sei (1Kor
1,18-2,16), und er selbst hat der Nachwelt das schöne Lied von
der Liebe
überliefert, das keinerlei Naherwartung kennt. In 1Kor 13
spricht er davon, daß
die Liebe größer sei als die Hoffnung (auf das Ende)
und größer auch als der
Glaube (an Christus, der die Naherwartung erst ermöglicht
hat). Daraus folgt:
Bei Jesus ebenso wie bei Paulus stehen Naherwartung, Weisheitslehre und
Ethik
gegen alle moderne Logik nebeneinander. Wahrscheinlich hat bei Jesus
aber die
Naherwartung die Überhand gehabt, wie sich aus der Betrachtung
der letzten Tage
seines Lebens noch ergeben wird.
Jesus
hatte in Galiläa große Erfolge erlebt. Die Massen
waren ihm zugetan. Nun zog es ihn nach Jerusalem. Dort wollte er Volk
und
Führung zur Umkehr aufrufen. Er marschierte nach Jerusalem,
begleitet von einer
Schar von Jüngern und Jüngerinnen. In einer
Symbolhandlung gab er im
Tempelvorhof seiner Hoffnung auf den neuen Tempel dadurch Ausdruck,
daß er
einige Tische der Wechsler und Verkäufer umstieß.
Das konnte ihm die jüdische
Aristokratie nicht verzeihen. Was nun kam, war nichts im
Verhältnis zu den
gelegentlichen Auseinandersetzungen zwischen Pharisäern und
Jesus in Galiläa.
Ging es dort im wesentlichen um Sticheleien, so wurde es in Jerusalem
bald
ernst. Jesus wurde als politischer König der Juden verleumdet,
und Pilatus
machte kurzen Prozeß. Offenbar hatte Jesus seine
Jünger schlecht darauf
vorbereitet. Andernfalls wären sie nicht alle geflohen.
Spätestens am Kreuz
wurde Jesus zum Opfer inmitten von Verbrechern. Er litt hier
für etwas, was er
gar nicht wollte. Es war anders gekommen, als er es seinen
Jüngern und dem
jüdischen Volk gesagt hatte. Wahrscheinlich hat er das aber so
gar nicht
wahrgenommen. Hier hilft noch einmal der Blick auf den Apostel Paulus:
Als
dieser infolge des Todes einzelner Gemeindeglieder merkte,
daß die Wiederkunft
Jesu ausblieb, gab er nicht etwa seinen Glauben auf, sondern hielt um
so
stärker an ihm fest. Nun kam er zu der Überzeugung,
daß er, ob er lebe oder
sterbe, dem »Herrn« gehöre. So wird wohl
auch Jesus am Kreuzesbalken in
Ergebung gegenüber seinem Vater gedacht und gefühlt
haben. Kein Glaube kann je
durch die Realität, von Argumenten ganz zu schweigen,
widerlegt werden.
Die
Nachgeschichte Jesu gehört in gebotener Kürze auch zu
seinem Leben dazu, und zwar deshalb, weil wir ausschließlich
ihretwegen
überhaupt noch etwas von ihm wissen. Die sich mit Leidenschaft
auf Jesus berufenden
Jünger haben aus Jesus, dem Juden, einen Problemfall ersten
Ranges gemacht.
Bald nach seinem Tod behaupteten sie nämlich, Jesus sei von
den Toten erweckt
worden und werde als Gottessohn, als Retter, als Christus, als der
Menschensohn
auf den Wolken des Himmels wiederkommen. Doch es kam noch
stärker: Anhänger
Jesu trieben in seinem Namen Dämonen aus und vollbrachten
ähnliche Wunder wie
er. Ja, manche dienten sogar als Sprachrohr des auferweckten Jesus und
gaben
stellvertretend für ihn, erfüllt vom heiligen Geist,
Antworten auf Probleme in
den Gemeinden. Den vorläufigen Gipfel bildete die Bekehrung
des
Christenverfolgers Paulus, der durch den Auftrag des himmlischen
Christus der
Heidenmission den entscheidenden Impuls vermittelte und sie im
großen Stil organisierte.
Was
nun folgte, war eine Konfusion ohnegleichen, an deren
Ende die fast ausschließlich aus Heiden bestehende Kirche
Jesu Christi stand,
die Jesu Volksgenossen unverzüglich als Gottesmörder
abstempelte. Die mit der
»Auferstehung« Jesu einsetzende Springflut bizarrer
Deutungen des Alten
Testaments war nicht mehr aufzuhalten. Überall brachen die
Dämme der Vernunft,
die bisher religiöse Allmachtsphantasien
einigermaßen in Schach gehalten
hatten. An vielen Stellen des Alten Testaments - so die Christen -
hatte Gott
bereits von Christus geredet und dessen Kommen angekündigt.
Ja, bereits zu
Beginn der Weltgeschichte stand Christus Gott zur Seite. War es schon
eine
Tragödie, wie der vollmächtige Exorzist, der
Gesetzesausleger, der Prophet, der
Poet und der Weisheitslehrer Jesus in Jerusalem einer politischen
Intrige zum
Opfer fiel, so gilt das potenziert von der Art und Weise, wie Jesus in
der
Kirchengeschichte bis heute interpretiert und für die Zwecke
der jeweiligen
Menschen mißbraucht wurde.