Liturgie & Predigt zu Palmarum 30.3.1980 in Matthäus

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ABKÜNDIGUNGEN//BEGRÜSSUNG
LIED EKG 121, 1-3
Im Namen des Vaters....
Wir feiern am heutigen Sonntag Palmarum. den Einzug Jesu in Jerusalem. Eine große Menge Menschen begrüßte Jesus mit Palmenzweigen und Jubel rufen. Sie warteten auf den Messias, der Israel aus der Hand der Römer befreien sollte. Ebenso warten heute die Schwarzen Südafrikas auf die Befreiung aus der Hand der weißen Apartheid, ebenso warten die Völker, die armen Leute Lateinamerikas auf ihre Befreiung aus der Hand des CIA, den geheimen Staatspolizeien und Militärs, die Brüder ihres Volkes foltern. Darum beten wir den 150. Psalm mit den Worten Ernesto Cardenals:
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir! Ich flehe dich an in meinem Gefängnis, nachts, im Konzentrationslager, in der Folterkammer, im Dunkelarrest und während des Kreuzverhörs. Höre meine Stimme, mein SOS. Führtest Du ein Sündenregister - Herr, wer hätte nicht Schuld? Du aber vergibst die Sünden, Du bist nicht unversöhnlich wie die Untersuchungsbeamten. Ich vertraue dem Herrn und nicht den Führern, nicht den Schlagworten. Ich vertraue dem Herrn und nicht den Ich vertraue dem Herrn und nicht den Radiosendungen! Meine Seele wartet auf den Herrn - sehnsüchtiger als der Wächter auf die Morgenröte, inbrünstiger, als man im Kerker die Stunden der Nacht zählt. Während man uns gefangenhält, feiern sie ihre Feste! Aber der Herr macht frei. Er ist Israels Freiheit. Amen.
EHR SEI DEM VATER...
so satt waren wir nie wie heute
so unersättlich aber waren wir auch nie wie heute
so schöne häuser hatten wir nie wie heute
so unbehaust so heimatlos aber waren wir nie
wie heute    (Wilhelm Willms)
HERR ERBARME DICH (am E-Klavier begleiten und einüben)
Der Herr hat mich gesandst, zu schaffen den Trauernden zu Zion, daß ihnen Schmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauerkleid, Lobgesang statt eines betrübten Geistes gegeben werden. ((Jes 61, 3))
Allein Gott in der Höh sei Ehr (Orgel)
Das Evangelium für den heutigen Sonntag Palmarum steht geschrieben in dem Evangelium, des Johannes, Kapitel 12, Vers 12 - 19
Wir erheben uns und bekennen unseren Glauben ...
Lied: Das Kreuz ist auf gerichtet (einüben und am E-Klavier begleiten)
PREDIGT
Der für diesen Sonntag vorgeschlagene Predigttext steht in den) Brief des Paulus an die Philippische Gemeinde, Kapitel 2, Vers 5-11. Paulus ermuntert die zerstrittenen Christen in Philippi zur Liebe, zum gemeinsamen Leben, zur Sympathie und zur Demut. Er bittet darum, einen Blick zu haben für die Not der anderen und nicht nur für den eigenen Weg. Und er nennt ihnen den Meister der Demut, der Sympathie und des Mit-Leidens mit den Leidenden der Welt, indem er ein altes urchristliches Lied nachsingt, welches die Erniedrigung und Erhöhung Christi erzählt.
"Diese Gesinnung (der Liebe, Demut und Sympathie) hegt in euch, die auch in Christus war, der in der Gestalt Gottes war und es nicht als sein Vorrecht festhielt, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst entäußerte, indem er Knechtsgestalt annahm und ein Mensch wurde. - Sein Gestalt war die eines Menschen. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tod, präziser: zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht und ihm den Namen geschenkt, der über allen Namen ist, damit in dem Namen Jesu sich beuge jedes Knie derer, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind. Und jede Zunge bekenne, daß Lebensgrundlage Jesus Christus ist, zur Ehre Gottes, des Vaters."    
Ein Gott wird zum Sklaven. Ein König reitet in Jerusalem ein zur Krönungsfeier und wird mit Terroristen zusammen als ein ehrloser Sklave exekutiert. Das ist das Thema der Passionsgeschichten, die der Grundstock aller Evangelien waren. Die Kreuzigung eines Gottes ist das erste Drama der Kirche.
Jerusalem erwartet den Messias. Der Messias wird Israel aus der Fremdherrschaft der Römer befreien. Er wird der revolutionäre Führer seines Volkes. Seine Leute warten nur auf ihn, dann kann der Kampf der Befreiung beginnen. Jesus kommt. Er reitet auf einem Esel ein. Die Straßen sind voll, die Leute jubeln ihm zu. Sie haben Palmzweige in der Hand und bilden ein Spalier auf dem Weg. Sprechchöre rufen ihm zu: „Hosianna! Gelobt sie der da kommt im Namen Gottes! Gelobt sei der Messias! Hosianna! Hilf uns, rette uns aus der Knechtschaft der Römer!“
Der Empfang des neuen Königs ist eine Sensation! „Jetzt wird alles anders. Wir gehen nun neuen Zeiten entgegen." Es herrscht optimistische Stimmung. Man hat Grund zur Freude: Der Volksheld ist eingetroffen. Die Karriere Jesu ist auf dem Höhepunkt. Er ist erhöht vom Volk. Das Volk hat sich seinen Führer gemacht. Das Volk macht sich immer seine Führer. Das Volk liebt Leute, die von sich prahlen: I m the greatest. Es trägt seine Eminenzen auf den Händen.
(Martins Kardinal-Text an dieser Stelle)
So und ähnlich sieht der Einzug unserer großen Herren aus. Sie feiern ihre Empfänge mit Mercedes, Reporterschaaren und Banketts. Sie lassen sich beklatschten und über sie darf geklatscht und getratscht werden in der Regenbogenpresse von Frau im Spiegel bis zur Praline. Das Volk macht sich seine Führer und die Führer finden immer genug Dumme, die ihnen zujubeln. Und sind die menschlichen Führer an der Macht, so ist ihre Herrschaft fast ausnahmslos Verführung statt Befreiung. Menschliche Führer haben hart an ihrem Aufstieg, ihrer Karriere gearbeitet. Und ihre Erhöhung macht sie hochmütig und erhaben über die wirklichen Sorgen der Leute, über die sie regieren. Sie sammeln Ämter, Posten, Ressorts, Orden, Ehrungen und Kundschaft. Sie haben gewisse Sonderrechte und bekommen immer neue Privilegien dazu. Sie sichern sich ihren Weg. Ihnen kann kaum etwas passieren. Sie haben ihre vielen Pflichten und noch viel mehr Rechte und sie wollen die auch behalten. Die menschlichen Herren kämpfen um ihren Aufstieg und um ihre Rechte. Ihre Erhöhung verdanken sie ihrer Leistung und sie verteidigen sie gegen die da unten. Sie brauchen Leute unter sich, Laufburschen, Sekretärinnen, Soldaten, Pimpfe. Die menschlichen Herren brauchen die Niedrigen, die Erniedrigten, die Unterdrückten, um sie laufen, tippen, arbeiten und marschieren zu lassen. Die Führer brauchen die Verführten. Und die Verführten, die nicht mehr wissen, wo sie sind, was sie wirklich wollen, brauchen, lieben, die Verführten suchen nach Führern, die zeigen, wo es lang geht, die die Parolen ausgeben. Die Verführten suchen den Weg. Suchen den, der sie gut führt, herausführt aus der Knechtschaft. Das Volk sucht den neuen Moses, der das Wunder vollbringt, den Exodus aus der Sklaverei Ägyptens in das gute und weite Milch-und-Honigland anzuführen. Das Volk erwartet seinen Befreier.
Von Jesus wird es enttäuscht. -Jesus wird kein Politiker, wie Rhodesiens Bischof Musurewa, der von reichen südafrikanischen Weißen mit 60 Millionen Dollar bestochen war. Jesus spielt das Spiel nicht mit. Er läßt sich nicht zum Popanz, zur Marionette vermögender Hintermänner aufbauen, er spielt nicht den nationalen Befreier von der Römerherrschaft. Seine Königskrönung findet paradox in einer Folterszene statt. Die Erhöhung Jesu durch die Menschen endet in der tiefsten Erniedrigung. Sein Thron wird die Gestalt einer primitiven Hinrichtungsmaschine haben, dem Krönungszeremoniell ist die Sklavenhinrichtung, veranlaßt von den Herren dieser Welt, die sich gegen die Sklaven dieser Welt allemale einig sind. Jesus wird in der Folterkammer gekrönt.
„Darauf nahm Pilatus Jesus und ließ ihn auspeitschen. Und die Soldaten flochten aus Dornen eine Krone, legten sie ihm aufs Haupt warfen ihm einen Purpurmantel um, gingen auf ihn zu und sagten: Heil dir, König der Juden, und gaben ihm Schläge aufs Maul. Da kam Pilatus wieder heraus, und sagte zu ihnen: Siehe, ich führe ihn zu euch heraus, damit ihr erkennt, daß ich keine Schuld an ihm finde. Jesus kam nun heraus, die Dornenkrone und den Purpurmantel tragend. Und er sagt zu ihnen: Da seht den Kerl! Als ihn nun die Hohenpriester und die Diener sahen, schrien sie: Kreuzige, kreuzige!"(Joh 19, 1-6)    
Da steht unser Herr, noch zitternd von der Folter, und sie fordern lautstark den schändlichsten Tod für ihn, den man sich denken kann. Da steht der Kerl, wie ein Sklave gedemütigt, gehaßt und verachtet. Gott wurde Mensch, wurde Knecht, war gehorsam bis zum Tod am Kreuz, dem Tod der Sklaven und Aufrührer. Gott stirbt als Krimineller. Seine Karriere ist ein sozialer Abstieg ersten Ranges.
Jesus hat auf seine göttlichen Privilegien und Vorrechte verzichtet, um denen nahe zu sein, die gar keine Rechte haben. Wir wissen, was das für Leute sind, die da unten auf der Talsohle der Gesellschaft. Die im Dunkel wohnen, in den Häuserschluchten der Slums, der grauen Vorstädte, der Abrißviertel, die in den Hinterhöfen der Welt. Wir entdecken Jesu Gestalt wieder in den Gesichtern hungriger Kinder, arbeitsloser Krüppel, verprügelter Neger, gemiedener Penner und verachteter Gastarbeiter. In seiner Demut ist Jesus auf Seiten der gedemütigten Frauen, unc Männer und Kinder.
Beim Abbrennen eines Bügels nahm mein Kumpel keine sonderliche Rücksicht auf den Arbeiter, der sich unter uns auf dem Gerüst zu schaffen machte. Glühendes Eisen tropfte ihm in den Nacken. Er schrie auf wie ein Tier und kam heraufgeklettert, uns beide zu verprügeln. Er wußte nicht, wer schuld war, und nahm noch an, es wäre mit Absicht geschehen. Es war ein Gastarbeiter, der von seinen Gastgebern nicht gerade wie ein Gast behandelt worden war und darum gleich das Schlechteste von uns dachte. In der zehnminutigen Frühstückspause wechselte ich später einmal ein paar Worte mit ihm. Wir stehen dabei im Freien und trinken die von der Werft gespendete undefinierbare Muckefuckbrühe (- ohne Milch und Zucker - aber heiß; manche füllen ihre Flaschen damit, um sich die klammen Finger zu wärmen, und schütten die Brühe dann weg. In gebrochenem Deutsch machte er mir verständlich, wie er zu Kron und Potz gekommen ist. Er war Elektriker in Griechenland und wollte auch in Deutschland seinen erlernten Beruf ausüben. In Griechenland unterschrieb er einen Kontrakt, der ihm versprach, daß er in Deutschland ebenfalls in der Elektroindustrie tätig sein würde. - Als er in den Fremdarbeiterbaracken neben dem Werftgelände einquartiert wurde und die Schiffskolosse sah, ahnte er erst, daß hier keine Glühbirnen produziert würden. Er machte sich aber noch Hoffnungen. Auch auf Schiffen müssen elektrische Leitungen gelegt werden. Aber Elektriker hatte man genug. Schiffsbauhelfer sind immer Mangelware. So wurde er das, was er jetzt ist: Hilfsschwerarbeiter. Er erzählt von Landsleuten, denen es im ‚gelobten Land‘ ähnlich ergangen ist, die auch nicht wußten, wie ihnen geschah. – (Günther Wallraff, Industriereportagen)
Industriereportagen wie diese lassen sich unendlich aneinanderreihen. Die Zahl der Demütigungen ist tausendfach größer als die Zahl der Demütigen, die andere vor Demütigungen beschützen.
In Paraguay haben Großgrundbesitzer und Militärs erst vor wenigen Jahren den Stamm der Aché-Indianer fast bis auf den letzten Mann ausgerottet, um ihr Land an sich zu reißen. In Europa hat sich kaum jemand darüber empört!
Auch Christus war einmal reich und Großgrundbesitzer. Er besaß den Schatz der Sympathie des Volkes, das ihm in Jerusalem beim Einzug zujubelt. Er lebte aus dem großen Grund der Liebe des Vaters. Er hat das alles, seine ganze Karriere als Wundertäter und Volksheld aufgegeben. Er verzichtete auf die Führung der armen Leute, um selbst so arm wie sie, so elend wie sie, so verzweifelt wie sie zu sterben. Hier ist nicht ein sowieso schon Verachteter gehorsam und duldet seine Demütigungen. Hier ist ganz im Gegenteil ein Reicher, ein von vielen Geachteter dabei, seinen Besitz, seine Rechte loszulassen, um sie anderen zu geben. Demut ist Herrensache. Nur wer ein Herr ist, kann sich bücken. Die anderen gehen sowieso schon krumm. Die anderen werden sowieso schon genug gedemütigt. Den Gedemütigten, Erniedrigten, den Verachteten und Ausgepumpten zusätzlich noch Demut zu predigen, ist eine unverschämte Beleidigung. Der Apell zur Demut richtet sich an die Herren dieser Welt, an die Reichen, die Großaktionäre, Manager und Politiker, an die Bischöfe und Oberkirchenräte, an die Pfarrer und Personalchefs, an die Männer gegenüber ihren Frauen. Nur wer etwas hat, kann auch verzichten, kann abgeben, kann opfern. Wer denen, die nichts haben, den Verzicht empfiehlt, ist zynisch und gemein.
Die Gesinnung Jesu, von der wir reden, stellt sich dar in radikaler Entäußerung. Der Sohn Gottes verzichtet auf seine göttlichen Privilegien und wird ein Mensch, wie wir es sind. Er unterwirft sich der von ihm selbst geschaffenen Schöpfung mit ihren Gesetzen. Was er tut, geschieht allein durch seine übergroße Liebe zu uns. Diese Liebe und der unüberbietbare Gehorsam eines, der ein Herr war, ließen ihn sein Leben hingeben. Im Tod hat Jesus für uns alles gegeben, was er besaß. Darum hat ihn Gott erhöht und ihm einen Namen gemacht, der alle Namen übersteigt. - Was bedeutet es nun aber für uns, wenn Paulus schreibt: "Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war"? Wie soll Entäußerung bei uns konkret aussehen?
Christus hat in vollkommener Selbstlosigkeit dort geholfen, wo Hilfe nötig war. Seine Worte waren keine Vertröstungen, sondern es folgten ihnen sichtbare Taten. Sind wir, die wir uns Christen nennen, selbstlos, wenn es darum geht, dem auf so vielfältige Weise vorhandenen Leid Abhilfe zu verschaffen? Oder bücken wir uns zu den Erniedrigten nur herab, weil wir unser Gewissen beruhigen und womöglich Pluspunkte für einen Fensterplatz im Himmel sammeln möchten? Wenn dies der Fall sein sollte, so haben wir hier ein deutliches Indiz vor uns dafür, daß sich der Blick von Jesus abgewendet hat. Erst wo wir bei unserem Handeln das Beispiel, daß er uns gegeben hat, vor Augen haben, können wir ehrlich damit beginnen, Selbstlosigkeit zu üben. Das haben im Laufe der Kirchengeschichte viele Christen gezeigt. Man denke nur an das gelebte Armutsideal eines Franz von Assisi oder in unseren Tagen an das Wirken von Mutter Teresa in den Sterbehäusern Kalkuttas. Hier wird deutlich, daß erst Jesus der Christus die Bedingung der Möglichkeit für selbstlose Gesinnung in Liebe ist. Dort, wo diese Gesinnung herrscht, können wir gewiß sein, daß der Herr anwesend ist und mit seiner selbstlosen Hilfe zur Seite steht. Zur Demut braucht man Mut.
Weil unser Herr Jesus sich zum Knecht gemacht hat, darum können auch wir uns beugen, ohne das Gesicht zu verlieren.
Weil der Meister der Liebe mit den Heruntergekommenen sympathisiert hat, darum sind seinen Schülern die da unten sympathischer als die da oben.
Weil Jesus das Leid der Unterdrückten mit seinem Leib geteilt hat, darum teilen wir unter uns im Abendmahl den Leib Jesu als Zeichen unserer Bereitschaft, am Leben der Ärmsten der Welt teilzunehmen und ihre Belastungen mitzutragen.
Wir wollen teilen lernen. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Wo Leid geteilt wird, wo Freude geteilt wird, wo Sympathie herrscht statt Konkurrenz, da zeigt sich Christus als Herr, als Lebensgrundlage. Da ist der Name Jesu verherrlicht.
Im Abendmahl üben wir das Teilen ein. Geteilter Kummer und geteiltes Glück als sympathische Folgen der Nachfolge Christi könnte für uns konkret etwa heißen:
-    Alte Leute gründen Seniorenwohngemeinschaften per Zeitungsannonce.
-    Wer gut verdient, gibt einen festgelegten monatlichen Teil seines Einkommens als Unterstützung für Projekte in Nicaragua oder Zimbabwe (das frühere Rhodesien), wo zur Zeit dringend Hilfe nötig ist und wo unsere Hilfe Hilfe zur Selbsthilfe ist, anstatt alte Abhängigkeiten zu verlängern.
-    Wer ein Auto hat, nimmt andere mit, statt allein zu fahren.
-    Wer alleine ißt, lädt jemand zum Essen ein.
Liebe macht erfinderisch und es gibt unendlich viele kleine und große Möglichkeiten der Demut und der Sympathie und des Teilens. Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewähre unsere Phantasie in der sympathischen Demut Christi. Amen.
LIED: Über dem Schmerz der unterdrückten Welt...

Abendmahl-Einleitung: Um uns fest an dich zu binden, darum sind wir hier zusammen. Um dich zu spüren, darum wollen wir das Brot brechen und den Wein trinken. Um dich in unsere Gegenwart zu holen, darum wollen wir den alten Bund zwischen dir und uns bejahen an diesem Tag. Du hast die Menschen so sehr geliebt, daß du deinen einzigen Sohn verschenktest, damit wir leben. Wir sind verbunden mit allen, die das Leben suchen, mit allen die gegen den Tod anglauben und handeln. Wir wollen dich empfangen mit den Worten, die die Leute von Jerusalem mit ihren Palmzweigen gesungen haben.
Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herre Zebaoth: Voll sind Himmel und Erde seiner Herrlichkeit. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herren, Hosianna in der Höhe.
Wir träumen von einem neuen Himmel und einer neuen Erde, auf der Gerechtigkeit wohnt mitten unter uns. Darum laßt uns um Gottes willen einander stärken, damit wir uns in der Ohnmacht nicht verlieren. Wir wenden uns an Jesus von Nazareth, der in der Nacht, als er von allen verlassen wurde, seinen Freunden den Beweis seiner Liebe gab. Er nahm das Brot, dankte Gott und gab es seinen Freunden mit den Worten: Eßt dieses Brot miteinander. Stärkt euch für euer Leben. Denn das ist mein Leib. Ich schenke euch mein Leben.
So nahm er den Kelch, dankte Gott aufs neue und gab ihn seinen Freunden mit den Worten: Trinkt alle aus diesem Kelch. Denn das ist die neue Verbindung zwischen euch und mir- Eure Schuld ist vergeben, damit ihr frei seid von aller Belastung bis zum Tod.
So essen wir von diesem Brot und trinken von diesem Kelch. Wir stärken uns mit Gottes Gegenwart, damit wir in den Bewegungen dieser Zeit nicht umkommen.
CHRISTE DU LAMM GOTTES erbarm dich unser - gib uns deinen Frieden.
Sehet und schmecket! So freundlich ist unser Gott! Eßt und trinkt, damit ihr Gott auf der Zunge habt und im Herzen! Kommt, denn es ist alles bereit!
AUSTEILUNG:
LIED EKG 159, 1—3 Das sollt ihr Jesu Jünger nicht vergessen.
Herr, wir danken dir, daß du deinen Leib mit zu uns teilst. Deine Kraft ist unter den Schwachen mächtig. Du führst die Leidenden heim, und die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.

FÜRBITTEN
Herr, du hast die Armen selig genannt und ihnen dein Reich versprochen. Wir bitten dich für alle, die leiden unter Hunger und Unterernährung, unter unzumutbaren Wohnverhältnissen und schlechter medizinischer Versorgung, unter Unbildung und mangelndem Selbstbewußtsein. Mach sie stark mit der Kraft deines Leidens, in der du das Leben errungen hast. HERR, ERBARME DICH
Herr, du hast die traurigen selig genannt und ihnen deinen Trost Versprochen. Wir bitten dich für alle, die leiden unter dem Verlust eines Menschen^ den sie geliebt haben, unter dem Zerbrechen von Hoffnungen, auf die sie gesetzt hatten, unter dem Zerrinnen eines Sinnes, den sie zu sehen meinten. Mach sie stark mit der Kraft ^deines Leidens, in der du das Leben errungen hast. HERR, ERBARME DICH
Herr, du hast die Sanftmütigen selig genannt und ihnen die Herrschaft über die Welt versprochen. Wir bitten dich für alle, die leiden unter den Gewalttätigkeiten der Herrschenden und dem Hohn der Unterdrückten, die sie beide durch ihre gewaltlosen Aktionen herausfordern, wir bitten dich aber auch für die, die leiden unter ihrer Unfähigkeit, sich gegen Mißachtung und Ausbeutung zu wehren, die es nicht fertig bringen, ihren gerechten Zorn oder ihren tiefsitzenden Schmerz herauszuschreien und damit die Grenzen ihrer Belastbarkeit zeigen. Mach sie stark mit der Kraft deines Leidens, in der du das Leben errungen hast. HERR, ERBARME DICH
Herr, du hast selig genannt, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, und du hast ihnen Sättigung versprochen. Wir bitten dich für alle, die leiden unter der Ungerechtigkeit von geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen, die nicht mitansehen können, wie Menschen ihrer Sasse wegen, wegen ihrer Nationalität, ihres Geschlechts, ihrer Behinderung benachteiligt werden. Die allergisch reagieren auf alle angeblichen Zwänge des Faktischen. Mach sie stark mit der Kraft deines Leidens, in der du das Leben errungen hast. HERR, ERBARME DICH
Herr, du hast selig genannt, die ein reines Herz haben, und ihnen versprochen, daß sie Gott schauen dürfen. Wir bitten dich für alle, die leiden unter der Unbedingtheit ihrer Maßstäbe. Die keine Kompromisse mit den allgemeinen Gepflogenheiten schließen wollen und krank werden angesichts der Bilder von Gewissenlosigkeit und Hartherzigkeit in unserer Welt. Mach sie stark mit der Kraft deines Leidens, in der du das Leben errungen hast. HERR, ERBARME DICH
Herr, du hast die Friedfertigen selig genannt und ihnen deine Kindschaft versprochen. Wir bitten dich für alle, die leiden unter Kriegen und militärischen Auseinandersetzungen, unter Konflikten zwischen Volksgruppen, Religionsgemeinschaften und Interessenverbänden, unter Streitigkeiten in der Familie, der Nachbarschaft oder im Freundeskreis.
Die sich zu Herzen nehmen, daß sie oft so wenig ändern können, und ihnen ihr Einsatz so selten gelohnt wird. Mach sie stark mit der Kraft deines Leidens, in der du das Leben errungen hast. HERR, ERBARME DICH
Herr, du hast selig genannt, die wegen Gerechtigkeit verfolgt werden, und ihnen den Himmel versprochen. Wir bitten dich für alle, die leiden unter korrupten Behörden um der Hetze einer aufgeputschten Öffentlichkeit. Die nirgends zur Ruhe kommen, weil sie die Ruhe der Mächtigen stören und lieber Beleidigungen, Strafen und Ausweisungen in Kauf nehmen, als die Stimme ihres Gewissens zum Schweigen zu bringen. Mach sie stark in der Kraft deines Leidens, in der du das Leben errungen hast, und stärke in uns die Bereitschaft, teilzunehmen an ihrem und deinem Leiden und so auch Erben deiner Verheißung zu werden.
VATER UNSER
Der Herr segne und behüte dich.
Er lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.
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