Andacht für die Frauenhilfe am 1. Oktober 1980, 15 Uhr, Matthäusgemeinde

Zum Impressum Psalm 92,5: „Herr, du lässt mich fröhlich singen von deinen Werken, und ich rühme die Taten deiner Hände.“
Lied: nun Lob, mein Seel, den Herren. EKG 188, 1 - 5
Thema: Loben, Danken, Erntedankfest
These: wir können nicht mehr danken. Wir können nicht mehr wie können Kinder uns freuen. Man kann alles kaufen. Tauschwert auch in Beziehungen, man kann sogar Liebe, Anerkennung erkaufen. Kann man?
Danken setzt voraus: nicht besitzen. Schenken, sich beschenken lassen. Wir lassen uns nichts schenken. Wir kaufen. Alles ist ein riesiges Warenlager, Kaufhaus. Meine Kamera in Berlin und der Verlust und das wieder bekommen. Erst in Göttingen konnte ich mich freuen, danken. Wofür sollen wir denn auch danken?
Adorno, minima moralia Seite 141: Die Brotbitte angesichts von Brotfabriken ist obsolet geworden! Wir haben alles und wenn wir etwas nicht haben, müssen wir politisch kämpfen: Rentenanpassung. Früher waren wir dem Wetter ausgeliefert. Gute Ernte war ein Geschenk Gottes. Das konnte man sehen und glauben. Aber im Krieg gab es Not, schenken und danken. Wir haben in unserer Wohlstandsgesellschaft Überfluss. Verglichen mit der übrigen Welt sind wir reich. Wir haben es unserem Eifer zu verdanken, dass wir so weit gekommen sind. Wohin sind wir gekommen? Zwei Drittel der Menschheit hungert. Erntedank in einer satten Industriegesellschaft gibt's weniger Grund zu danken als er zu denken: warum sind wir so reich, Warum hungern zwei Drittel? Ausbeutung ist unsere Schuld. Beispiel: Das Apartheid-Regime Südafrikas. Früchteboykott als unsere Möglichkeit einzugreifen.

Welt Abendmahls Tag: teilen. Jesus brach das Brot nicht in ungleiche Teile. Gottes Wille ist, dass jedes Geschöpf satt wird. Darum ist unsere Form des Erntedank das Teilen unseres Reichtums mit den armen Ländern. Bonhoeffer sagte: „Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen.“ - Nur wer ans Teilen denkt, hat Grund zum Danken. Einladung zum Erntedankfest.
Schluss-Kanon