1. Die
Urlaubsbräune ist vergangen, wir sind wieder blaß
geworden. Uns fehlt die Sonne, das Licht. Ersatz durch Kerzen,
Weihnachtsbäume,
Lichterglanz der City. Energieverschwendung. Wir sind lichthungrig:
Boom der
Solarien und Höhensonnen, sonniger Süden. Und
lichtscheu: Dunkel der
Diskotheken, Feten, Kirchräume.
Wir brauchen
beides: Licht und Dunkelheit, Sonne und die
Nacht. Und wir halten keines von beiden aus: zu viel Sonne gibt
Sonnenbrand. Zu
viel Dunkelheit macht Winterdepressionen. So die
Telefonseelsorge-Statistik.
Ohne das Sonnenlicht, die Energie, wäre Leben
überhaupt nicht entstanden: Und Gott
sprach: Es werde Licht. Licht ist das Medium und der Grund von Leben
überhaupt.
Licht ist Wärme. Ohne Wärme kommen wir nicht aus.
Darum beten so viele
Religionen die Sonne an. Astral Kulte -> Gnosis.
Iranischer
Dualismus: Licht-Finsternis wird bei Johannes auf
Jesus gemünzt. Sonntag gleich Sonnentag als Feiertag in Rom.
Relikt der
Sonnenanbetung. Und heute tummeln sich die neuen Sonnenanbeter an der
Cote
d'Azur und Costa Brava. Sonnenenergie hat Leben ermöglicht,
naturwissenschaftlich. Bonhoeffer im Gefängnis
vermißt Sonne, spürbar auf der
Haut. Licht ist die Lebensmacht und wir haben außer der Haut
noch die
Sehwarzen, die Augen als Sinnesorgane der Lichtwahrnehmung.
Orientierung ohne
Licht - für alles über Würmer hinaus
undenkbar. Licht ist lebenswichtig. Das
Volk, das im Dunkeln wohnt, sieht ein Licht. Keine Schritte ohne Licht,
will
man nicht hinfallen oder sich verirren.
2. Jesus ist
das Licht der Welt, sagt Johannes. Die
Ich-bin-Worte und die Einkleidung in die Streiterei mit den
Pharisäern sind
Komposition, nicht authentisch. Das Volk im Dunkeln folgt dem Licht
nach. Die
Hirten sehen das Licht, den Lichterglanz Gottes, die „kabod
Jahwe“, visionäre
Herrlichkeit. Paulus wird vor Damaskus von einer Lichtvisionen
überfallen.
Jedesmal ändert die Licht Vision das Leben, verändert
den Weg. Wer Licht hat,
kann sehen. Wer erleuchtet ist, der brennt und sieht klarer, bekommt
Scharfblick, kann unterscheiden zwischen Irrweg und Umweg und richtiger
Strecke. Jesus als Licht erleuchtet uns zur Nachfolge auf dem Weg des
Friedens.
Die Winter-Weihnachtstouristik blüht: immer mehr folgen der
Sonne nach bis
Hawaii. Diese luxuriöse Art der Lichtnachfolge zeigt, wie tief
der Lichthunger
in uns sitzt, unbefriedigt und mächtig. Der Boom der
Jugendsekten zeigt auch,
wie tief der Hunger nach Erleuchtung, nach Klarheit über den
Sinn unseres Lebens
in uns steckt, verdrängt und unbefriedigt. Wir sind, auch in
der
internationalen Politik, auf der Suche nach einem neuen Weg, der
herausführt
aus dem Dunkel des Gleichgewichts des Schreckens, der Finsternis der
Atomwaffen
und heraus aus dem Ungleichgewicht von Armut und Sattheit. Wir suchen
nach
Klarheit, nach Licht auf unserem Weg. Wir sind unterwegs zu einem neuen
Lebensstil, weil der alte Weg unweigerlich in den Dritten Weltkrieg, in
die
Verschlimmerung der Armut, der Unterernährung und
Rohstoffknappheit führt. Wir
sind auf der Suche nach Licht, auch als Energiequelle: Solarkollektoren
und
Erdwärme.
Wir suchen nach
Klarheit, nach Erleuchtung, nach dem richtigen
Weg. Wir suchen die Richtung des Weges. Wir suchen nach Gerechtigkeit.
Darum
kann Johannes in einem Atemzug vom Licht, richtigen Weg, der Wahrheit
und dem
Gericht reden. Die Klarheit der richtigen Richtung, der gerechten
Entscheidung
des Richters ist nur möglich, wenn wir ein Licht haben wonach
wir uns
orientieren können. Das Licht kann Richtung weisen. Jesus als
Licht der Welt
weist uns eine Richtung durch sein Beispiel und wir können ihm
nachfolgen. Es ist
möglich, gewaltlos zu leben, jedenfalls für uns hier
in der BRD. Es ist
möglich, aus dem
Teufelskreis der Atomrüstung auszusteigen - bevor er
tödlich wird. Es ist
möglich, den Sündern, der Ehebrecherin zu vergeben.
Es ist möglich, statt
Strafe und Strafjustiz Rehabilitation und Therapien anzubieten, zu
reden statt
zuschlagen. Und es ist möglich, aus dem geregelten Leben der
Pharisäer, aus dem
geordneten bürgerlichen Dasein auszusteigen und ein Leben
für und mit den Armen
des Landes zu führen. Die Möglichkeit, Jesus
nachzufolgen in seiner einfachen
Liebe, besteht durchaus.
Aber wir, die
Bürger der satten und von Weihnachtsgänsen
aufgequollenen Industriegesellschaft, wollen Jesus nicht nachfolgen.
Und darum
wird uns das Licht Jesu zum Gericht, wenn uns einmal die Skelette der
verhungerten Kinder in der Südhälfte der Welt fragen
nach unserer Liebe, unsere
Fürsorge für sie, unseren Verzicht auf Gewalt und
Waffenlieferungen. Das Licht
Jesu ist gut. Aber wir lieben lieber die Finsternis. Und wenn wir, die
Satten,
einmal in die armen Länder der Erde fahren, dann nur, um
Urlaub, Abenteuer und
Sonne zu erleben, nicht um zu teilen. Möge uns das Gericht
Jesu und seiner
geringsten Brüder schon vor unserem Tod zu etwas mehr
Gerechtigkeit aufreizen.
Amen.