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Predigt über Lukas 24, 36 - 45

Bochum Christuskirche am 20.4.1981

Einfälle: obszöne Befummelung Jesu. Erschrecken. Zeugenschaft. Verkündigung zur Buße. Beispiel: Blumen nach dem Streit, Mauerdurchbruch.

Geschichte des Osterglaubens: massiver, realistischer, derbe, zudringlicher, Eskalation. Das könnte den Herren der Welt ja so passen! Sie halten es nicht aus, zu glauben. Wollen sehen, fühlen. Drang nach Leibhaftigkeit.

 

Schlussrunde: Auferstehung gibt es überall da, wo zwischen uns Verhärtungen fallen, wo Friede entsteht, Lächeln zaghaft und tastend entsteht. Auferstehung da, wo Menschen aufstehen, Aufstand machen gegen die Herrschaft der Herren, des Unrechts, der Ausbeutung. Auferstehung ist auch in den alten Osterlieder Paul Gerhard´s beschrieben als Sieg nach dem Kampf Christi mit den Mächten des Todes, dem Teufel. Auferstehung ist nichts friedliches! Der Auferstehung geht Leiden Kampf und Tod voran. Ohne den Kreuzweg, den Kampf, das Leiden, den Tod ist Jesus nicht auferstanden. Ohne Passion kein Ostern. Wer nicht gelitten hat, kann auch nicht jubeln! Bonhoeffer: „Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen.“ Der Weg zur Auferstehung geht über den Kampf, den Aufstand gegen den Tod und die Kräfte in unserer Gesellschaft, unserer Kirche, unseren Herzen, die zum Tod drängen. Der Weg zur Auferstehung geht durch den Kampf für das Leben, geht durch das Leiden, die Passion. Auch der Auferstandene hat noch die Stigmata, die Wunden der Todesfolter an seinem Leib. Auferstehung macht die Leiden des Kampfes nicht vergessen sondern hebt sie auf. Auferstehung Jesu ist das Zeichen Gottes, dass dieses Leiden im Aufstand für die Liebe und Menschlichkeit, das Leiden im Befreiungskampf von Unterdrückung, Herrschaft, Hass und Angst nicht umsonst, nicht vergeblich, nicht sinnlos war. Jesus ist mit seinem Tod eingetreten für das Leben, für unser Leben. So, als Kämpfer und Sieger für das Leben, die Liebe, den Frieden, ist er unter uns gegenwärtig und auferstanden, wo immer Menschen aufstehen für das Leben, die Liebe, den Frieden.

 

Und da überall ist Kirche lebendig und hat Teil an seiner Auferstehung und hat Grund und Recht zum Jubeln und gregorianisch singen, wo sie eintritt für das Leben, wo sie für die Juden schreit oder heute aktueller: für die Türken, die bei uns genauso gehasst und geächtet werden wie die Juden im Dritten Reich. Wo Kirche eintritt für die Neger, die in Südafrika klein gehalten, ausgenutzt und kaputt gemacht werden. Wo wir unser Nein sagen gegen die Nachrüstung und die Inflation der Atombomben, die Mächte des Todes, den wir nicht wollen und auch kein anderes Land. Der Osterjubel ist nur dann glaubhaft, wenn er zugleich der Schrei nach Freiheit, nach Frieden ohne Todesdrohungen, ohne Abschreckung ist.

Nur da ist Christus auferstanden, wo Buße, wo Umkehr vom Weg des Todes, vom Weg des Tötens, vom Weg der Todesdrohungen gepredigt und getan wird. Jesus ist nicht nur als Gespenst, als Geist auferstanden, sondern als Mensch aus Fleisch und Blut, der Fisch ißt, der sinnlich da ist, der ganz konkret sein will. Darum hilft es dem Leben der Kirche nur, wenn ihre Buße weiter geht als nur in fromme Sprüche, schöne Feiern. Nur wo wir konkret, praktisch und handfest Aufstand machen für das Leben, die Liebe, Gerechtigkeit und Frieden, nur dort ist Christus mehr als ein Gespenst, nämlich Fleisch und Blut, Brot und Wein, von dem wir wirklich zehren können. Wo unser Aufstand fürs Leben leibhaftig wird, da ist Christus mitten unter uns. Er will unser Trost sein. Amen.