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Predigt über Markus 3, 31 - 35 +20

Gehalten am 13.09. 1981 in Bochum Friedenskirche

Jesus ist von Sinnen. So sagen die Verwandten. Holen ihn aus dem Haus, wo er das Volk lehrt. Ein Zimmermannssohn fängt an, wie ein Prophet zu den Leuten zu reden, im Namen Gottes, beansprucht die Autorität Gottes für das, was er tut. Das ist Gotteslästerung. Jesus ist verrückt geworden. Übergeschnappt. Sie wollen ihn in Sicherheit bringen, ehe er noch krumme Sachen macht, ehe er mit den Pharisäern und den Priestern ins Gerangel kommt, ehe er vielleicht da einen Prozess bekommt wegen Gotteslästerung und Aufwiegelung der Leute, Landfriedensbruch. Sie meinen es gut mit ihm. Sie sind ehrlich besorgt. Vielleicht haben Sie schon einen Heimplatz besorgt in einem Heim für geistig Behinderte. (Natürlich gab es das damals noch nicht.)

Und als sie Jesus rufen lassen, bestätigt sich, was sie befürchten. Er erkennt sie nicht wieder, er verwechselt die verwandtschaftliche Beziehung, er muss den Verstand verloren haben. Wie einer, der sich für Napoleon hält und seine Mutter für eine französische Kurtisane. Jesus spinnt. So müssen es die Verwandten doch erleben! Nicht aus bösem Willen treibt er da seine Gotteslästerung in fröhlicher Runde, sondern, weil er vom Satan besessen ist. So sehen es die Pharisäer und die theologische Kommission, die extra von Jerusalem angereist kam, um ihn zu prüfen. Sie blicken tiefer, ihnen reicht das Spinnen nicht, sie sehen sogleich die Macht des Teufels am Werk. Wer ihnen so arrogant begegnet, sich vom Heiligen Geist geschickt bezeichnet, der kann ja nur vom Teufel sein. Sie sind ernstlich besorgt.

Welche Frechheit hat Jesus und welchen Mut, um mit so viel Vollmacht aufzutreten, so überzeugt zu sein von der völlig einseitig vertretenden Gnade Gottes, und nicht auch und zugleich vom Zorn Gottes. Mit welcher Arroganz, mit welcher Unverfrorenheit sagt er sich los von seinen Verwandten, die um ihn in Sorge schweben. Die alten geheiligten Familientraditionen, das vierte Gebot: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in deinem Land. Alle Autorität schmeißt Jesus über Bord. (Matthäus 10, 35 vorlesen)

Das Ende der Familie, der Tod der Familie. Ganz knallhart. Das müssen wir uns, die wir doch die Familie in unserem Staat schützen, wo es nur geht, die wir gegen wilde Ehe und ledige Mütter wettern, die wir oft nur noch von unseren Kindern besucht werden, weil sonst niemand ans Krankenbett käme, sagen lassen? Ist das denn christlich? Die Familie zu zerstören?

Ja. Denn Jesus gründet eine neue Familie. Die familie.de. die Familie Gottes ruht nicht auf Blutsverwandtschaft. Auch nicht-und das sage ich gegen alle Lehre vom Abendmahl-auch nicht auf der Verwandtschaft des Blutes Christi selbst-sondern: wer den Willen Gottes tut, der gehört zu den Verwandten Jesu, den verbindet etwas mit ihm. Der Wille Gottes ist die Liebe. Matthäus 25: zu den geringsten. Da und nur da, im Tun der Liebe, bleiben wir Jesu Schwestern und Brüder. Amen.