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Predigt über Lukas 11, 14 – 23

Gehalten am 8.11.1981 in der Lutherkirche Bochum

Der Finger Gottes ist kein Kanonenrohr. Wenn ein amerikanisches U-Boot, daß im Mai vom Stapel lief, den Namen "Corpus Christi "trägt, dann ist das ein Zeichen für die Ohnmacht Gottes, für die Ohnmacht Jesu, in dessen Namen und mit dessen Namen man alles machen kann. Der Satan redete in der Versuchung Jesu mit Bibelsprüchen. Und unsere Wehrmacht hatte auf den Koppel Schlössern das "Gott mit uns", daß die Eroberer und Angreifer steht's im Munde führen. Ihr Sieg ist dann die Gnade Gottes. Das Blut der Feinde, die brennenden Dörfer des Verlierers, das ist nur der andere Teil der Gnade Gottes. Und nun also ist ein amerikanisches U-Boot gar als Körper Christi deklariert worden. Das ist praktische Theologie der USA, gegen deren Witz unsere veraltete Definition des Körpers Christi, den wir bislang in dem Sakrament des Abendmahls und in der Gemeinschaft der Christen untereinander haben erkennen wollen, - gegen deren Witz unsere Rede vom Leib Christi gleichsam staubig und veraltet klingt. Der neue Leib Christi: ein Atom-U-Boot, mit dem etwa 20 russische Städte dem Erdboden gleich gemacht werden können. Jesus treibt mit dem Finger Gottes Dämonen und böse Mächte aus. Die USA treibt mit dem Namen Christi die böse Macht Russland und die des Kommunismus - zur Vernunft? Oder zum weiteren Vorrüsten, Mitrüsten oder Nachrüsten. Also zur Unvernunft, zum Wahnsinn? Gewiß treibt das neue Atom-U-Boot mit dem heiligen Namen unseres Herrn und Heilands Jesus Christus die Russen zu einem nicht: zum Abrüsten. Aber gerade das will doch die geistliche Waffenrüstung, von der in der Epistel die Rede war: bewaffnet mit dem Evangelium des Friedens. Christus empfahl dem Petrus, das Schwert in die Scheide zu stecken, die an Christus erinnernde Form des christlichen Nachrüstens ist der Gürtel der Wahrheit, der Panzer der Gerechtigkeit, die Schuhe der Verkündigung des Friedens, der Schild des Glaubens an Gott, unsere beste Verteidigung. Was wir brauchen, ist die Nachrüstung in unserem Glauben. Der liegt brach, jedem Überfall dämonischer Mächte ausgeliefert, die uns Mißtrauen und Angst vor dem angeblichen Feind machen.

Reich Gottes, da herrscht ein Gegensatz zu allen Gesetzen der Welt: das Gesetz Christi ist die Liebe, und die Liebe heftet sich an das Wohl des Anderen. Darin hat die Liebe ihr Heil, daß ihr das Wohl des Anderen über alles geht. Das Gesetz der Liebe, die dem anderen gerecht wird, und darin Frieden schafft, ist der Lebensstil des Herrn. Der Herr ist weg.

Tot? Totensonntag? Wir denken heute an die Toten unserer Gemeinde, die im jetzt zu Ende gehenden Kirchenjahr verstorben sind. Sie sind weg. Die Mutter ist weg. Der Gatte ist weg. Der Sohn ist weg. Und wir müssen durch die Trauer hindurch, wir müssen lernen, ohne unsere lieben weiterzuleben. Das Leben geht weiter. Da sind wir. Sie fehlen uns. Wir suchen Ersatz.

Da sind wir. Der Herr ist weg. Er fehlt uns. Wir suchen Ersatz. Und halten uns schadlos an saufen und fressen, denn morgen sind wir tot wir sind einsam. Sie sind weg. Er ist weg. Unsere Toten und der Herr Jesus Christus sind weg. Wir sind traurig, resigniert. Wir leiden unter der Abwesenheit Christi und unserer lieben. Wir leiden unter dem Vergessen des Lebensstils Jesus und unserer Liebe. Wir laufen herum, ziellos, auf der Suche nach der verlorenen Zeit, wie herrenlose Hunde. Unser Herr ist weg. Was machen wir, herrenlos und ohne Halt? Der Haushalt des Herrn liegt im Argen. Der Haushalt Gottes wird von Wirtschaftskrisen heimgesucht. Wer kann das Haus Gottes noch halten? Wer hält sich noch an das Haus Gottes? Wie lange hält sich das Haus Gottes noch? Es gibt einen Substanzverlust in unserer Kirche. Unsere Reihen lichten sich, die Einnahmen zwingen uns früher oder später, die großen Häuser gottes aufzugeben. Die großen Kirchen werden wir eines Tages dichtmachen müssen, umziehen in den Saal, in kleine, lebendige Hausbibelkreise, in Ladenkirchen. Der Haushalt Gottes, schrumpft er sich nicht in der Volkskirche langsam gesund, läßt die Mitläufer laufen? Bis die Standfesten übrig bleiben?

Der Herr ist weg. Wir verwalten seinen Haushalt. Die Kirche kann prima verwalten. Wenn der Herr wiederkommt, wird er noch Platz haben in seinem Haus? Oder wird sich der Herr nicht mehr wiedererkennen an diesem Haushalt der Kirche? Wo bleibt sein Stil? Der Lebensstil Christi: daß der oberste allen dient, die Füße wäscht? Unsere Oberen fahren Mercedes. Wo bleibt der Lebensstil Christi, daß jeder so viel bekommt, wie er nötig hat? Warum verdient ein Pfarrer mehr als ein Küster, eine Kindergärtnerin oder eine Sekretärin? Warum verdient ein Präses mehr als... Wer verdient, was er bekommt? Christi Kirche war eine Bruderschaft ohne Ranglisten, mit gemeinsamen Eigentum, gegenseitiger Fürsorge, ein Liebeskommunismus. Wie ist sein Haushalt heruntergewirtschaftet!

Es gibt vier Typen von Verwaltern. Die einen sagen: der Herr ist weg, also machen wir jetzt den Haushalt nach unserem Stil. Die hierarchische Kirche mit Kirchenzuchtmaßnahmen bildet sich heraus. Statt Geist kommt der Buchstabe des Gesetzes an die Macht. Man braucht nur zusehen, wieviel Prozent Juristen sich in den Kirchenleitungen etabliert haben. Wenn der Herr wiederkommt zur Endabrechnung, werden sie in Stücke zerschlagen. Die Juristen-Kirche wird im Gericht nicht bestehen.

Die anderen Verwaltertypen haben gewußt, wie der Herr sein Haus geführt haben will, sie haben den Willen Gottes gewußt und nicht getan, darum kriegen sie viele Schläge.

Der dritte Typus hat nicht gewußt, was der Wille des Herrn ist, hat in Unwissenheit den Lebensstil Christi aus der Kirche vertrieben. Alle die, die nicht viel von der Bibel Wissen, von Christus, die werden schonend behandelt. Sie wußten nicht den richtigen Weg. Alle die nicht Christen und Atheisten werden im Gericht von Gott besser behandelt als wir, die wir uns Christen nennen Punkt denn wir können nicht sagen: wir haben nichts gewußt, so wie wir es 1945 gesagt haben und immer wieder sagen werden. Ja, wir haben die Augen zugemacht, beide Augen zugedrückt im bösen Spiel.

Bleiben die vierten: die klugen und treuen Haushalter, die allen zur rechten Zeit ihre Speise geben, die jedem geben, was er braucht. Die keinen Hunger mit ansehen, die um Gerechtigkeit und Frieden in der oiconomia Gottes kämpfen. Die nicht nach Leistung, sondern nach Bedarf geben. Die sind selten. Meist sind es Frauen. Und denen ist versprochen, an der Machtfülle, an der Ehre Gottes teilzuhaben in seinem Reich.

Unser Herr ist weg. Was wollen wir tun? Was machen wir in der Abwesenheit Gottes? Nur eines hat Verheißung: die Treue derer, die den Lebensstil Christi nicht vergessen haben, denen die Liebe zu den geringsten Brüdern über alles Buckeln vor den mächtigen Ersatzherren Macht und Geld geht. So bleibt der Haushalt des Herrn bereit für die Ankunft. Für die Schlußrechnung, nach der nie mehr gerechnet und gerichtet werden braucht. Haltet dem Herrn die Treue. Dann wird seine Ankunft ein Freudenfest, ein Welt-Abendmahl, bei dem jeder satt wird, da fängt das ewige Leben an. Ewig, das heißt nicht unendlich, sondern Leben von einer neuen Qualität. Leben, in dem die Gnade regiert und nicht das Leistungsdenken. Leben, in dem die Gerechtigkeit regiert, und nicht die Akkumulation von Macht und Geld bei denen, die ohnehin zu viel davon haben. Leben, in dem der Friede Gottes regiert, welcher wie die Liebe mehr ist als Vernunft. Der Herr bewahre unsere Herzen in dem Lebensstil Jesu Christi. Amen.