Gehalten
am dritten Advent in Bochum Christuskirche
13.12. 1981
Im
Alten Testament gibt es die Belehrung: von der Standhaftigkeit, dem
Trost, der Hoffnung. Daraus können wir vom Alten Testament
lernen. Gottes Treue
ist immer wieder Thema: emunah und emet. Von Christus, dem
Gottesknecht, der
leidet, lernen wir aus Jesaja 53.
1.
Christi Vorbild wird in Philipper 2,5 ff als kata/basij
als herabgehen gepriesen. Lukas 7
zeigt der heidnische Hauptmann mehr Glaube als in ganz Israel: Wende zu
den
Heiden. Öffnung des Gottes-Bereichs. Sprengen der
jüdischen Grenzen. Die Stärke
Jesu überschreitet die etablierten Grenzen, Gesetze und
Trennungen. Damit wird
der kollektive Narzißmus, der Stolz, ein Deutscher oder Jude
zu sein,
brüskiert. Nicht das Zelebrieren dessen, was den eigenen Drang
zur
Selbstdarstellung und Selbstvergewisserung bestärkt, das gute
alte, bereichert
das Selbst, sondern das Fremde, Neue, Heidnische. Christus ist die
Hoffnung der
Hoffnungslosen in der Dritten Welt. was hoffen wir Reichen? Unsere
Hoffnung ist
verkümmert.
2.
Unsere Nachahmung Christi. Wer sind die Starken, wer die Schwachen?
Die Macht und Einfluß haben, wem leben sie zu Gefallen? Wie
müssen Sie sich
anpassen, um ihre Lobby nicht zu verlieren. Die starken sind auch nur
Marionetten ihrer abstrakten Stärke. Die Stärke
Christi ist seine Kraft, zu
leiden, auf Machtdemonstrationen zu verzichten. Diese Stärke
empfehlen die
wirklich Mächtigen natürlich gerne den Schwachen, um
sie ruhig und passiv zu
halten, um sie leiden zu lassen. Wie stark ist ein Mensch, eine Gruppe
(Presbyterium),
ein Staat (Polizei), der seine Stärke immer zu demonstrieren
muß? Wir sind
immer die Schwachen und die anderen sollen immer nachgeben. So wird
Römer 14f
in der Kirche gelesen. Die Schwachen sind die "Heiden", die
außerhalb
des Gottesvolkes stehen. Die draußen vor der Tür. Zu
denen nach Golgatha ist
Christus heraus, heruntergegangen. Wer ist bei uns "draußen"?
Die
draußen sind die Jugendlichen, sind die Penner,
draußen in der Kirche, Gesellschaft
der BRD, Weltgesellschaft. Und jedesmal ist die Kraft des Heiligen
Geistes, die
Hoffnung der Hoffnungslosen, der Drang nach außen, zur
Gemeinschaft und
Versöhnung mit denen, die draußen stehen. Diese
Kraft Christi ist tätig oder
tot! Hoffnung ist eine Tätigkeit. Christi Versöhnung
will wahr werden zwischen
Nord und Süd, sie will soziale Gerechtigkeit und Frieden
zwischen Ost und West.
Nehmt einander an, das bedeutet Umverteilung der Reichtümer an
alle und
Abrüstung. Grenzen überschreiten ist unbequem. Jesus
kostete es das Leben.
Versöhnung führt ins Leiden. Da zeigt sich die wahre
Stärke: das Leiden auf uns
nehmen, was mit dieser Versöhnung zugleich beginnt. Die
Versöhnung, die
Hoffnung Christi ist immer ein Skandal, das Wort vom Kreuz ist
ärgerlich.
Diesen Ärger müssen wir auf uns nehmen, um einander
anzunehmen. Amen.
Gebet:
Herr, zeige mir, wo ich stark sein muß, um die Hoffnung auf
dein
kommendes Friedensreich weiterzutragen. Und gib mir die Kraft, den
schwachen
gegenüber nicht auf zu tropfen und mit ihnen gemeinsam schwach
zu sein und zu
ertragen, was wir nicht ändern können. Und lehre
mich, zu unterscheiden
zwischen beiden. Amen.