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Predigt über Apokalypse 7

Gehalten in Bochum Christuskirche am ersten Weihnachtstag, 25.12. 1981 und Bergkamen Friedenskirche 25.12 1985

Lieder: 21,1-6; 27,1-4; 27,9-12; 28,1+9

Das Loben Gottes. Wer lobt Gott? Die Opfer. Dieses Loben Gottes am Ende, im Stand der erfüllten Gerechtigkeit, der Rehabilitation, ist realistisch, sachgerecht, entspricht dem, was sie, die Opfer erfahren: den Himmel, das Paradies, die ganze Fülle der Herrlichkeit Gottes, in der das Blut Christi Kleider weiß färben kann. Trinken wir deshalb beim Abendmahl Weißwein?

Unser Loben Gottes: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden - ist das realistisch? Nein. Wir erfahren die Ehre Gottes nicht. Wir erfahren nicht das Heil. Wir erfahren schmerzlich die Abwesenheit der Herrlichkeit Gottes. Die Anwesenheit Gottes erfahren wir nur im Kreuz, in der absconditas dei, in der Abwesenheit Gottes.

Christsein tut alle Male weh. Der Rest ist Mißbrauch Gottes für privat religiöse Befriedigungen. Wer nicht durch die Trübsal gegangen ist, wird nicht unter denen sein, die den Tag Gottes mit Loben zubringen.

Also: unser Loben Gottes ist Utopie, hat keinen Ort in der Welt, keinen Anhalt an unserer Realität. Aber wir glauben, daß diese Realität falsch ist, nicht unser Loben Gottes. Und darum meinen wir, daß diese Welt, so wie sie ist, nicht das letzte ist. In all ihrer Grausamkeit, mit all ihrem Hunger und Elend, ihren Kriegen und Selbstmorden. Und darum sind wir dabei, diese schlechte Realität zu verändern, gegen sie zu kämpfen wie Jesus. Das führt ins Leiden. Das macht uns selbst möglicherweise zu Opfern, die aus dem Land des Trübsal zur Herrlichkeit Gottes kommen werden.

Unser Loben Gottes ist Vorwegnahme dieser künftigen Herrlichkeit Gottes. Nur wer gegen diese schlechte Realität kämpft, hat Grund zum Lob Gottes. Nur er wird nach der Zeit der Verfolgung, nach der Zeit der Trübsal in die Herrlichkeit Gottes eingehen. Wer die Realität, so wie sie ist, als gottgewollt lobt, der mag sein Lied singen. Er lobt wohl weniger Gott, der an dieser Realität, so wie sie ist, immerhin kaputt gegangen ist im Tode am Kreuz.

Wer Gott lobt, der nimmt dieser Realität, so wie sie ist, das letzte Wort. Er macht sie, die Zeit der Trübsal, der Kriege, des Hungers, der Entfremdung, zum Vorletzten. Das Loben Gottes wird das letzte Wort sein. Bonhoeffer: nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen. Nur wer gegen diese Realität von Kriegstreiberei, Konsumorgien und Hunger der über zwei Drittel der Menschheit kämpft mit allen Mitteln, der hat auch Grund, Gott zu loben, denn er wird seine Herrlichkeit sehen. Der Rest darf alles mögliche loben. Ob diese Lobe aber realistisch sind?

Fazit: Wer Gott lobt, lobt Gott gegen allen Augenschein. Er übt darin zugleich Kritik an der Realität, die der Herrlichkeit Gottes noch lange nicht entspricht. Er macht sich damit zum Werkzeug Gottes, an der Realität so lange zu sägen und zu feilen, bis Gottes Herrlichkeit erscheint, bis die Tränen der Opfer abgewischt werden. Bis Gott kommt. Komm, Herr Jesus, komm bald. Amen.