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Predigt über 2. Könige 5,1 - 19

Gehalten am 24.1. 1982 in der Christuskirche Bochum.

Elisa heilt den Aussätzigen Syrer Naeman. Das kleine Sklavenmädchen erzählt von Elisa und dem Gott Israels. Mission war damals: Gefangene des Volkes Israel erzählen die Macht Gottes. Die spanischen Conquistadoren erzählten den Inkas von der Liebe Gottes und mordeten Massen. Erst, wenn wir nicht mehr die Mächtigen sind, die mächtigen christlichen Industrienationen, erweist sich die Macht Gottes als wahrhaft missionarisch.

2. Der syrische General hat Lepra. Was ist Lepra? Der Hautausschlag Lepra ist durch bakterielle Infektion bewirkt, man ist übersät mit Pusteln, ein Armutszeugnis, durch mangelnde Hygiene und Unterernährung gefördert. Ist das bei einem General zu vermuten?

3. Welche Verzweiflung und welcher Glaube, daß die Rimmon-Gläubigen aus Syrien nach Samarien pilgern! Wie offen sind die Religionen damals gewesen! Man probierte die Macht der Götter, wie wir heute von Arzt zu Arzt pilgern.

4. Die Arroganz des Gottesmannes Elisa: Er läßt den General antanzen, aber geht nicht einmal selbst hin, ihn zu behandeln. Hatte er Angst vor Ansteckung? Oder tritt er ganz hinter dem Wort zurück? Statt schamanische Heilpraxis? Das Bad im Jordan, es ist nichts großes, aber hygienisch sehr richtig verschrieben.

5. Die Krise des Generals: ist dieser Prophet glaubwürdig, der nicht das Gefühl anspricht, sondern allein eine Verheißung ausspricht, die aber fast nur Einspruch ist. Zu wenig, nur ein "Wort"? Und so einfach, nüchtern! So ernüchternd! Finden wir nicht auch oft unsere Gottesdienste zu nüchtern? Zu anspruchsvoll, zu viele Ansprüche und zu wenig Behandlung?

6. Das Wunder passiert und der General bekennt sich zum Atheismus. Bis auf eine Ausnahme. Alle anderen Götter, Ärzte, Propheten haben keine Macht, die gesund macht. Bekehrung und Bekenntnis nach der erfahrenen Gnade! Mission ist: Gottes Gnade leibhaftig zu machen. Unser Glaube lebt aus Erfahrungen der Gnade.

7. Bezahlung von Heilpraktikern. Elisa nimmt nichts. Das ist nicht kirchlich. Wir nehmen gerne etwas. Ja, wir nehmen als Kirche meist, ohne daß die Gnade Gottes den Steuerzahlern erfahrbar geworden ist.

8. Der General nimmt Jahwes Erde mit. Er ist auch abergläubisch. Sind wir nicht alle immer ein bißchen abergläubisch? Und Elisa regt sich nicht auf. Er hat Verständnis für die andersartigen Gefühle des Syrers. Seine Mission zerstört nicht die religiösen Gefühle, sondern holt an ihnen ab.

9. Der Rimmon-Tempelkult muß weitergehen. "Ziehe hin in Frieden !" Trotz des ersten Gebotes. Nicht Verbote von Religion bringen die Macht des Gottes Israels zur Erfahrung, sondern Erinnerung an die großen Taten dieses Gottes. Erinnerung an die Erfahrung der Gnade Gottes. Kein Bruch, sondern der Übergang zu einem neuen Lebensstil im Rimmon-Tempel, das ist die Bekehrung, von der hier die Rede ist. Nichts unmenschliches verlangt der Gottesmann. Schon da ist Gott ganz menschlich. Amen.