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Friedensgottesdienst am 24.1.1982 in der Christuskirche Bochum

Für das Leben

Für Karuna, zwei Jahre alt, nach den Nato-Beschlüssen

 

Kleine Tochter, wie lange werden sie Dich leben lassen ?

Wann werden wir finden, daß Du Hautkrebs hast oder Leukämie ?

Wann wird die Bombe fallen, die uns alle umbringt, ohne Sachschaden anzurichten ?

Von Dir kann ich lernen, wie man das Leben liebt.

Du quietscht vor Vergnügen über ein Glas Wasser.

Du nimmst den Sand mit ins Bett, weil Du ihn liebst.

Beim Abendspaziergang entzückt Dich der Mond, verblaßt das Licht der Neonreklamen.

Nachts träumst Du von großen und kleinen Katzen.

Und täglich heulst Du wie ein Orkan, zweifelnd, mit zitternder Unterlippe,

daß irgendetwas nicht möglich sein könnte.

Kleine Tochter, wie recht Du hast!

Das Unmögliche müssen wir möglich machen heute und jetzt.

Wir werden uns nicht von Vernichtungsmaschinen

ins Grab und zu Tode beschützen lassen.

Wir wollen uns diesen Selbstmord auf Raten

nicht mehr als Frieden verkaufen lassen.

Wenn das Atom unsere Zuflucht ist, wird uns das Licht ausgehen für immer.

Wer erinnert denn noch, was das Lebenslicht ist, wenn die Mächtigen streiten um Energie?

Wir müssen gegen den Tod anlernen, daß noch geliebt werden kann.

Kleine Tochter, Du lehrst mich sehen, wie das Leben gemeint ist.

Ich blicke Dich an und weiß, daß ich kämpfen will bis zum letzten Atemzug.

 

Presseerklärung in der Westfälischen Rundschau

Wer in der Friedensbewegung tätig ist, erzeugt Ärger und Streit. Das ist ein beliebter Vorwurf gegen die Friedensbewegung: Daß überall da, wo von Abrüstung die Rede ist, Streit entsteht und der stille Friede in Familie, Schule und am Arbeitsplatz platzt. Die Freunde einer Friedenssicherung durch Kernbewaffnung ver­lieren ihren inneren Frieden, wo „Nach”rüstungsgegner ihre Meinung vertreten.

Friede ist keine Grabesruhe, kein Kirchhoffriede. Der innere stille Friede, der durch das Schließen der Augen vor den Problemen dieser Welt erzielt wird, ist faul und schal. Diesen Frieden zu bringen, ist Jesus nicht gekommen. Jesus und sein radikaler Verzicht auf Gewalt - von der Feindesliebe der Bergpredigt bis zum Schwert in die Scheide bei seiner Gefangennahme - bringen ständig Streit.

Jesus verzichtet auf Gewalt. Und doch hat kaum einer sich so bissig und verbissen gestritten mit der Theologenclique seiner Zeit wie Jesus, der Friedefürst. Jesus weiß, daß die Gewaltlosigkeit erst recht Streit in den Familien erzeugt, solange noch die Logik der Waffen unsere Köpfe regiert. Der Streit, den Jesus ins Rollen bringt, ist Teil des ’Friedensstiftens’, das Jesus selig preist.

Wir machen Streit für den Frieden. Wir gehen auf die Straße, wir schweigen jeden Freitag um 18 Uhr eine halbe Stunde vorm Rathaus für den Frieden, wir reden über die große Politik an allen Orten, wo wir leben: am Mittagstisch zuhause, am Arbeitsplatz, vorm Fern­seher, im Büro und im Klassenzimmer. Wir treten vor unserer Regie­rung als unserem Ansprechpartner ein für

-                      einseitigen Vertrauensvorschuß und Abbau von Mißtrauen

-                      einseitige kalkulierte Vorleistungen unserer Bündnisses

in Sachen Abrüstung und Verzicht auf Vorrüstung.

Die 1108 amerikanischen Pershing 1 a Atomraketen bei uns sind schon genug Unheil. Wenn wir in Moskau leben würden, würden wir auch in Moskau demonstrieren gehen. Und da wie hier gibt es Streit.

Die Friedensbewegung hat mehr erreicht an Umdenken in Washington und Moskau und Bonn als Jahre der politischen Verhandlungen. Wir sind einflußreich, auch wenn wir keine politische Entscheidungs­macht haben.

Als Christen wollen wir über unseren Friedensauftrag und unsere Friedensverantwortung nachdenken und über den Streit, den wir für den Frieden führen. Dazu laden wir euch alle ein.

Es wirken in diesem ökumenischen Jugendgottesdienst in der Christuskirche am Rathaus (24. 1. 82 um 16 Uhr)) mit: Schola und Band der KJG von St. Franziskus, Weitmar; Friedensgruppe der Christuskirche; Kaplan Brockstermann, Riemke, Pastor Lütge, Christuskirche u.v.a.m.

 

Liturgie des Friedensgottesdienstes am 24. 1. 1982

Lieder einsingen

Begrüßung (Thema: Friede und Streit(-gottesdienst) (Micha)

Psalm 5 (Cardenal/Janssens) (St. Franziskus)

Sündenbekenntnis (Willms) (Micha)

Alle: Stimm deine Laute, David

„Der Graben“, (Dolf und Doris)

Für das Leben. An Karuna (Doris)

Alle : Die Waffen verrotten zu Staub

Glaubensbekenntnis (Micha)

Es kann stimmen (Doris)

Alle: Wolf und Lamm

Abendmahl Gebet für den neuen Himmel (Micha)

Einsetzungsworte

Deutung (S. 38)

Alle: Friedensnetz

Austeilung

Dankgebet (S. 37f)

Alle: Die Welt soll ohne Waffen sein

Anspiel: Streit um den Frieden (Doris und Micha)

Micha sammelt Unterschriften für den Krefelder Appell

Doris: wo bleibt denn da ss20? Und wenn wir die Bundeswehr nicht hätten?

Micha: was wollen die Russen denn hier? Abrüstung sollte in Ost und West passieren.

Doris: die Russen haben doch soviel sowieso mehr an Waffen.

Micha: aber wir leben doch hier in der BRD. Unser Ansprechpartner ist die Bundesregierung.

Doris: und was ist das mit Polen?

Micha: was mit den atomaren Warnschuss? Wenn die Mittelstreckenraketen hier wären? Von deutschem Boden soll nie wieder Krieg ausgehen! Niemals! Waffen werden also für nix produziert.

Doris: Polen hin und her - aber wir müssen doch unser Land verteidigen!

Micha: den Frieden in unserem Land verteidigen? Was ist denn das für ein Friede: du streitest ja mit mir!

Dolf: die Frage gebe ich jetzt an alle weiter: wie ist das mit dem Frieden? Erzeugt der immer Streit? Was für ein komischer Frieden ist das, der Streit erzeugt?

Predigtgespräch der versammelten Gottesdienstgemeinde (.Leiter: Dolf)

Schlußrunde: Was können wir, wollen wir hier für den Frieden tun?’

(Zettel, Wandzeitung, Gesprächsbeiträge)

"Sag Nein!" (Doris und Dolf)

Fürbitten (Doris und Micha)

Unser Vater

Alle: Schweig nicht, handle

Segen und Sendung (S. 38f)

Verabschiedung

(Falls Zeit, dann noch Friedenskanon?)