Zum Impressum

Predigt über Apokalypse 1,9-18

Gehalten am 31.1. 1982 in der Christuskirche Bochum

Lieder: 48, 1, 4, 5, 7; 98,1 - 4; 5 - 8; 9 + 10; 139;

Johannes ist inhaftiert auf die Gefangeneninsel Patmos (19) und erlebt dort eine Berufungsvision am Ostertag, wohl in einem Gottesdienst (?). Er hört eine Stimme wie von einer Posaune. Es ist möglich, daß wirklich eine Posaune gespielt wurde. Er gerät in Verzückung: Das griechische Wort e)n pneu=mati bedeutet: er gelangt in den Geistbesitz. „Der Geist des Herrn kam über mich“, sagt der Prophet. Thronvisionen gibt es stets bei Berufungen und sie sind die entscheidende Legitimation des Propheten: Jesaja 6, Ezechiel 1 - 3. Auf einen Gottesdienst deutet auch der Leuchter mit den sieben Armen hin, ist es ein jüdisch-christlich gehaltener Gottesdienst? Das liturgische Gewand, bis auf die Füße, ein goldener Brustgürtel, sind das die Zeichen eines Priesters? Johannes hat eine Lichtvision: er hat Augen wie Feuerflammen, Füße wie weißglühendes Eisen (Schmiede) und schneeweißes Haar. Die sieben Leuchter werden zu 7 Sternen. Ist das eine Halluzination? Sein Angesicht leuchtet wie die Mittagssonne. Dazu gibt es Auditionen: eine Posaunenstimme und das Rauschen von vielen Wassern. Es gibt danach eine Bewußtlosigkeit des Johannes: das "Schauen Gottes" (Matthäus 5) strengt an, führt an die Grenze des Wahnsinns, der Psychose. Der Herr legt die Hand auf Johannes (Cf. Jesaja 6), segnete ihn und beauftragt ihn (Ordination)." Fürchte dich nicht! " - das ist die Botenformel der Engel, so in Lukas 2. Der Auferstandene stellt sich vor: Ostervision (1. Korinther 15,3ff). Johannes erhält den Auftrag, Briefe von prophetischen Charakter an kleine asiatische Gemeinden zu senden, es geht um Durchhalten in der Trübsal und Verfolgung. Es geht um Ausharren bei Christus. Ähnlich ist bei Jeremia 36 die Aussage der Buchrolle.

Das Schauen Gottes legitimiert Johannes. (Ostervisionen) Was er nun weiter sagt, ist amtlich, Gottes Wort. Der Auferstandene war tot. Er ermutigt zum Leben. Der Auferstandene hat das Schwert im Mund. Sein Wort richtet. Erst kommt das Erlebnis, dann die nachträgliche Deutung: der Leuchter, das sind die Gemeinden. Sterne sind Engel. Die Tradition von Daniel 7 mit dem Menschensohn, der auf den Wolken des Himmels kommt (V. 7), hilft Johannes zur Deutung des Gesehenen. Lichtvision, Gottesdienst, Wasserrauschen, Sonne und die Tradition des Menschensohnes aus Daniel 7 und Oster- und Berufungsvisionen in einem himmlischen Thronsaal sind quasi die Bausteine, mit denen Gottes Wort zum Propheten und damit zur Sprache, zur Schrift (Brief) und damit zu den Gemeinden kommt: Haltet aus unter den Leiden, die ihr habt, weil ihr die Königsherrschaft Christi bekennt und nicht die des Kaisers. Bleibt Christus treu.

Die Yaqui-Indianer in Nordamerika haben Ostern gemeinsame Visionen. Sie verzehren gemeinsam den rauschhaften psychedelischen Peyotekaktus und sehen danach kollektiv Jesus. Neues Leben, das heißt: Ewigkeit bricht ein in unseren Alltag und macht uns stark und mutig, mitten im Alten auf die neue Welt Gottes zu hoffen. Johannes schließt das Buch, daß er mit diesem Visionsbericht eröffnet hat, mit den Worten: "Amen. Komm, Herr Jesus! Die Gnade des Herrn sei mit euch allen." Amen.