Gerechtigkeit
statt Gotteslob –
Bochum Christus am 14.2.1982 ?
21Ich
bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag
eure Versammlungen nicht riechen. 22Und ob ihr
mir gleich Brandopfer
und Speisopfer opfert so habe ich keinen Gefallen daran; so mag ich
auch eure
feisten Dankopfer nicht ansehen. 23Tue nur weg
von mir das Geplärr
deiner Lieder; denn ich mag dein Psalterspiel nicht hören! 24Es
soll
aber das Recht offenbart werden wie Wasser und die Gerechtigkeit wie
ein
starker Strom. 25Habt ihr vom Hause Israel mir
in der Wüste die
vierzig Jahre lang Schlachtopfer und Speisopfer geopfert? 26Ihr
truget den Sikkuth, euren König, und Chiun, euer Bild, den
Stern eurer Götter,
welche ihr euch selbst gemacht hattet. 27So
will ich euch wegführen
lassen jenseit Damaskus, spricht der HERR, der Gott Zebaoth
heißt.
Liebe
Gemeinde, Gott liebt es nicht, wenn man ihm in den Hintern kriecht,
wenn man Bücklinge vor ihm macht, aber das Recht zu Unrecht
umbiegt. Gott liebt
uns so, ohne Kriecherei. Das Kriechen und Scharwenzeln
überlassen wir den
Kriechtieren. Wir haben die große Freiheit der Kinder Gottes,
aufrecht zu gehen.
Und darum sollen wir auch andere aufrecht gehen lassen. Und keinen
unterdrücken. Gott liebt keine Kriecher, die immer zu sagen:
Herr, Herr. Gott
liebt uns so, wie wir wirklich sind.
Ich erzähle jetzt
etwas über die Opferpraxis
im Jerusalemer Tempel und den
vielen anderen Höhenheiligtümern in Israel:
Hebräisch hfx:nim
(mincha) war das Geschenk an die Götter (oder
Könige),
um sie günstig zu stimmen. Es war ein ganzes Sortiment von
Opfern üblich:
Das harmlosestes war das Speiseopfer.
Es gab Feldfrüchte, Gemüse und Obst mit Semmelmehl,
Öl, Weihrauch. Eine
Handvoll wurde auf dem Altar verbrannt, den Rest gab es für
die Priester zum
Essen.
Leviticus 1 bis 7 beschreibt
die Praxis des Schlachtopfers
ähnlich wie 1. Samuel 1. Es gab Tierschlachtung im
Heiligtum. Das Blut galt als die Lebenskraft. Fett und Nieren wurden
auf dem
Altar geopfert, dann gab es mit dem Rest ein gemeinsames Festessen. Die
Gemeinschaft war wichtig, um alle satt zu machen.
Leviticus 1 beschreibt das Brandopfer.
Dabei wurde das ganze Tier auf dem Altar verbrannt. Es gab ein
ständiges Altarfeuer.
Daneben gab es noch Trankopfer, wo
eine Flüssigkeit auf dem Altar ausgegossen wurde, und das Weihrauchopfer.
In Leviticus 4f wird das Sünd-
und
Schuldopfer beschrieben. Im Vorhof wird ein Tier
geschlachtet, vom Priester
alleine gegessen, denn wer es berührt, wurde heilig. Beim
Schuldopfer wurde das
Blut rings um den Altar gesprengt, alle männlichen Priester
durften es essen,
dem diensthabenden Opferpriester gehörte das Fell. Das Fett
und die Nieren
wurden auf dem Altar verbrannt, denn Jahwe liebte es und die Priester
liebten
das Fleisch. Bei Hosea 6,6 - 9 heißt es: „An Liebe
habe ich Wohlgefallen, nicht
an Schlachtopfern. An Gottes Erkenntnis ist mehr als an
Brandopfern.“ und in
10,12: "Säet Gerechtigkeit, so erntet ihr nach der
Maßgabe der Liebe.
Pflügt einen Neubruch, zur Erkenntnis, Jahwe zu suchen."
Vielleicht war
Hosea ein Schüler von Amos. Das Thema Exodus (Auszug aus
Ägypten) war im
Nordreich eine beliebte Tradition.
Amos war ein Hirte aus Tekoa,
zur Zeit des Königs
Jerobeam II. Es gab eine
Anzeige des Oberpriesters von Bethel, Amazda, beim Königshof
in Samaria, mit
dem Antrag zur Ausweisung des Amos. Darauf gab es eine scharfe Rede von
Amos
gegen Amazda. Es ging um Ankündigung von Deportationen und der
Erwartung eines
Gerichtes. Amos nennt dies den Tag Jahwes.
Das Kult-Opfer hatte den
Zweck, Gott zu schmeicheln und die
Priester satt zu
machen. Beim Brandopfer war alles für Gott bestimmt. Die
fetten Mastkälber
waren für Gott das höchste. Gerade den besonders
großen Verzicht verurteilt
Gott. Soll man da nicht vollends resignieren? Es gab im Tempel
Liedersänger und
Psalm-Sänger als eine besondere Gilde der Leviten. Sie sangen
zur Harfe. Der
Gottesdienst war immer ein großes Fest!
Amos, Hosea und Jesus
(Matthäus 23) kritisieren die
Sorte von Gottesliebe
und Gotteslob, die sich versöhnt hat mit dem Unrecht, mit
Hunger, Armut,
Arbeitslosigkeit, Krieg, Ausbeutung. Unser Gottesdienst, wem dient er
eigentlich? Ich denke an den Skandal in der Christvesper am
Heiligabend: Lütge
im Pennermantel. Amos und Hosea hätten mit eingestimmt in
diese Symbolhandlung.
Könnte man sich Jesus vorstellen als Pastor?
Gott
will kein Lob, sondern Gerechtigkeit. Wir wollen Gott loben. Wir
sollten besser sehen, wo wir neben unserem Gotteslob ungerecht sind.
Türken,
Ausländer. Wer nimmt uns die Arbeitsplätze weg? Ist
es nicht vielmehr der
Unternehmer der sie wegrationalisiert? Und ist die neue
Endlösung: Juden und
Türken raus? Alle waren einverstanden, als es um den Armen
Aussatz abstrakt
geht. Alle werden protestieren, sobald sie betroffen sind. Dann
heißt es
wieder: Lütge ist ein Kommunist, der macht ja doch nur
Politik. War Amos nun
politisch? Wenn er redet von Gerechtigkeit? Arm und Reich
Könige Priester
reiche anklagend?
Liebe
Gemeinde, Gott liebt es nicht, wenn man ihm in den Hintern kriegt,
wenn man Bücklinge vor ihm macht, aber das Recht zu Unrecht
umbiegt. Gott liebt
uns so, ohne Kriecherei. Das Kriechen und Scharwenzeln
überlassen wir den
Kriechtieren. Wir haben die große Freiheit der Kinder Gottes,
aufrecht zu gehen.
Und darum sollen wir auch andere aufrecht gehen lassen. Und keinen
unterdrücken. Gott liebt keine Kriecher, die immer zu sagen:
Herr, Herr. Gott
liebt uns so, wie wir wirklich sind. Amen.
Und
er liebt uns sogar als Kriecher. Aber er will, dass wir anders
werden. Er will, dass wir aufstehen, aufrecht gehen, dass wir auftreten
für die
Gerechtigkeit. Denken wir an den Exodus: Gott hat Israel trotz des
Murrens und
ganz ohne Opfergaben geliebt. Gott will keine Opfer. Er will dass das
Opfern
aufhört, wo immerzu Menschen Menschen zu ihren Opfern machen.
Es soll keine
Todesopfer durch menschliche Hand mehr geben. Dann wird das Reich der
Gerechtigkeit anbrechen. Und dafür sollen wir unser ganzes
Leben als lebendiges
Opfer darbringen ( Römer 12), draußen im Alltag der
Welt. Gott will keine toten
Opfer. Er will, dass gelebt wird und gelebt werden kann. Dafür
hat er seinen
Sohn geopfert: Er hat ihn in die Welt gesandt, zu klären,
daß er kein
Zornesgott ist, sondern ein Gott der Liebe. Amen.