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Predigt über Amos 5, 21 - 24

Gerechtigkeit statt Gotteslob – Bochum Christus am 14.2.1982 ?

21Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure Versammlungen nicht riechen. 22Und ob ihr mir gleich Brandopfer und Speisopfer opfert so habe ich keinen Gefallen daran; so mag ich auch eure feisten Dankopfer nicht ansehen. 23Tue nur weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Psalterspiel nicht hören! 24Es soll aber das Recht offenbart werden wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein starker Strom. 25Habt ihr vom Hause Israel mir in der Wüste die vierzig Jahre lang Schlachtopfer und Speisopfer geopfert? 26Ihr truget den Sikkuth, euren König, und Chiun, euer Bild, den Stern eurer Götter, welche ihr euch selbst gemacht hattet. 27So will ich euch wegführen lassen jenseit Damaskus, spricht der HERR, der Gott Zebaoth heißt.

Liebe Gemeinde, Gott liebt es nicht, wenn man ihm in den Hintern kriecht, wenn man Bücklinge vor ihm macht, aber das Recht zu Unrecht umbiegt. Gott liebt uns so, ohne Kriecherei. Das Kriechen und Scharwenzeln überlassen wir den Kriechtieren. Wir haben die große Freiheit der Kinder Gottes, aufrecht zu gehen. Und darum sollen wir auch andere aufrecht gehen lassen. Und keinen unterdrücken. Gott liebt keine Kriecher, die immer zu sagen: Herr, Herr. Gott liebt uns so, wie wir wirklich sind.

Ich erzähle jetzt etwas über die Opferpraxis im Jerusalemer Tempel und den vielen anderen Höhenheiligtümern in Israel: Hebräisch hfx:nim (mincha) war das Geschenk an die Götter (oder Könige), um sie günstig zu stimmen. Es war ein ganzes Sortiment von Opfern üblich:

Das harmlosestes war das Speiseopfer. Es gab Feldfrüchte, Gemüse und Obst mit Semmelmehl, Öl, Weihrauch. Eine Handvoll wurde auf dem Altar verbrannt, den Rest gab es für die Priester zum Essen.

Leviticus 1 bis 7 beschreibt die Praxis des Schlachtopfers ähnlich wie 1. Samuel 1. Es gab Tierschlachtung im Heiligtum. Das Blut galt als die Lebenskraft. Fett und Nieren wurden auf dem Altar geopfert, dann gab es mit dem Rest ein gemeinsames Festessen. Die Gemeinschaft war wichtig, um alle satt zu machen.

Leviticus 1 beschreibt das Brandopfer. Dabei wurde das ganze Tier auf dem Altar verbrannt. Es gab ein ständiges Altarfeuer. Daneben gab es noch Trankopfer, wo eine Flüssigkeit auf dem Altar ausgegossen wurde, und das Weihrauchopfer.

In Leviticus 4f wird das Sünd- und Schuldopfer beschrieben. Im Vorhof wird ein Tier geschlachtet, vom Priester alleine gegessen, denn wer es berührt, wurde heilig. Beim Schuldopfer wurde das Blut rings um den Altar gesprengt, alle männlichen Priester durften es essen, dem diensthabenden Opferpriester gehörte das Fell. Das Fett und die Nieren wurden auf dem Altar verbrannt, denn Jahwe liebte es und die Priester liebten das Fleisch. Bei Hosea 6,6 - 9 heißt es: „An Liebe habe ich Wohlgefallen, nicht an Schlachtopfern. An Gottes Erkenntnis ist mehr als an Brandopfern.“ und in 10,12: "Säet Gerechtigkeit, so erntet ihr nach der Maßgabe der Liebe. Pflügt einen Neubruch, zur Erkenntnis, Jahwe zu suchen." Vielleicht war Hosea ein Schüler von Amos. Das Thema Exodus (Auszug aus Ägypten) war im Nordreich eine beliebte Tradition.

Amos war ein Hirte aus Tekoa, zur Zeit des Königs Jerobeam II. Es gab eine Anzeige des Oberpriesters von Bethel, Amazda, beim Königshof in Samaria, mit dem Antrag zur Ausweisung des Amos. Darauf gab es eine scharfe Rede von Amos gegen Amazda. Es ging um Ankündigung von Deportationen und der Erwartung eines Gerichtes. Amos nennt dies den Tag Jahwes.

Das Kult-Opfer hatte den Zweck, Gott zu schmeicheln und die Priester satt zu machen. Beim Brandopfer war alles für Gott bestimmt. Die fetten Mastkälber waren für Gott das höchste. Gerade den besonders großen Verzicht verurteilt Gott. Soll man da nicht vollends resignieren? Es gab im Tempel Liedersänger und Psalm-Sänger als eine besondere Gilde der Leviten. Sie sangen zur Harfe. Der Gottesdienst war immer ein großes Fest!

Amos, Hosea und Jesus (Matthäus 23) kritisieren die Sorte von Gottesliebe und Gotteslob, die sich versöhnt hat mit dem Unrecht, mit Hunger, Armut, Arbeitslosigkeit, Krieg, Ausbeutung. Unser Gottesdienst, wem dient er eigentlich? Ich denke an den Skandal in der Christvesper am Heiligabend: Lütge im Pennermantel. Amos und Hosea hätten mit eingestimmt in diese Symbolhandlung. Könnte man sich Jesus vorstellen als Pastor?

Gott will kein Lob, sondern Gerechtigkeit. Wir wollen Gott loben. Wir sollten besser sehen, wo wir neben unserem Gotteslob ungerecht sind. Türken, Ausländer. Wer nimmt uns die Arbeitsplätze weg? Ist es nicht vielmehr der Unternehmer der sie wegrationalisiert? Und ist die neue Endlösung: Juden und Türken raus? Alle waren einverstanden, als es um den Armen Aussatz abstrakt geht. Alle werden protestieren, sobald sie betroffen sind. Dann heißt es wieder: Lütge ist ein Kommunist, der macht ja doch nur Politik. War Amos nun politisch? Wenn er redet von Gerechtigkeit? Arm und Reich Könige Priester reiche anklagend?

Liebe Gemeinde, Gott liebt es nicht, wenn man ihm in den Hintern kriegt, wenn man Bücklinge vor ihm macht, aber das Recht zu Unrecht umbiegt. Gott liebt uns so, ohne Kriecherei. Das Kriechen und Scharwenzeln überlassen wir den Kriechtieren. Wir haben die große Freiheit der Kinder Gottes, aufrecht zu gehen. Und darum sollen wir auch andere aufrecht gehen lassen. Und keinen unterdrücken. Gott liebt keine Kriecher, die immer zu sagen: Herr, Herr. Gott liebt uns so, wie wir wirklich sind. Amen.

Und er liebt uns sogar als Kriecher. Aber er will, dass wir anders werden. Er will, dass wir aufstehen, aufrecht gehen, dass wir auftreten für die Gerechtigkeit. Denken wir an den Exodus: Gott hat Israel trotz des Murrens und ganz ohne Opfergaben geliebt. Gott will keine Opfer. Er will dass das Opfern aufhört, wo immerzu Menschen Menschen zu ihren Opfern machen. Es soll keine Todesopfer durch menschliche Hand mehr geben. Dann wird das Reich der Gerechtigkeit anbrechen. Und dafür sollen wir unser ganzes Leben als lebendiges Opfer darbringen ( Römer 12), draußen im Alltag der Welt. Gott will keine toten Opfer. Er will, dass gelebt wird und gelebt werden kann. Dafür hat er seinen Sohn geopfert: Er hat ihn in die Welt gesandt, zu klären, daß er kein Zornesgott ist, sondern ein Gott der Liebe. Amen.