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Predigt über Jesaja 35, 3 - 10

Kamen Heeren 5.12. 1982 zweiter Advent
Lieder: 12,1 - 3; 4 - 6; 13,1 - 3; 4 - 6

3Stärkt die müden Hände und erquickt die strauchelnden Kniee! 4Saget den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Sehet, euer Gott, der kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen. 5Alsdann werden der Blinden Augen aufgetan werden, und der Tauben Ohren geöffnet werden; 6alsdann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und der Stummen Zunge wird Lob sagen. Denn es werden Wasser in der Wüste hin und wieder fließen und Ströme im dürren Lande. 7Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen; und wo es dürr gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. Da zuvor die Schakale gelegen haben, soll Gras und Rohr und Schilf stehen. 8Und es wird daselbst eine Bahn sein und ein Weg, welcher der heilige Weg heißen wird, daß kein Unreiner darauf gehen darf; und derselbe wird für sie sein, daß man darauf gehe, daß auch die Toren nicht irren mögen. 9Es wird da kein Löwe sein, und wird kein reißendes Tier darauf treten noch daselbst gefunden werden; sondern man wird frei sicher daselbst gehen. 10Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und gen Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.

Liebe Gemeinde!

Zweiter Advent - Ankunft. Wer kommt wohin? Alle Jahre wieder kommt das Christuskind? Und scheint alle Jahre wieder zu gehen, wenn der Baum nadelt. Ankunft Wiederkunft heimkommen. Christus ist keine Tante, bei deren Ankunft man sich freut, noch mehr aber dann, wenn sie wieder fährt. Oder etwa doch? Halten wir das überhaupt aus, die Gegenwart Christi? Ist es nicht unerträglich, ständig in Frieden miteinander zu leben? Muss nicht unser Ärger auch mal raus?

Christus will bleiben, nicht nur zum Fest kommen und schnell wieder gehen wie der Pastor auf einem Geburtstag. Der Friede Christi will bleiben und wachsen. Der Friede Christi duldet keine Waffenpause zur Weihnacht. Weil es danach weitergeht mit dem Töten. Es soll keine Waffenpause sein, weil gar nicht mehr geschossen werden soll. Weil gar nicht mehr gefoltert werden soll, weil gar kein Mensch mehr aus seiner Heimat vertrieben werden soll. Exil - babylonische Gefangenschaft. Die Erde soll Heimat werden. Jedem Menschen. Und endlich auch dem einen Menschen, der in sein Eigentum kam, und den die Seinen nicht aufnahmen. Der aus der Synagoge rausflog. Der aus der Kirche verbannt ist, wenn es um seine Taten geht und nicht nur seinen Namen, den wir so sehr lieben. Die Erde soll Heimat werden. Für Menschen und für Gott. Und sie wird es nur, wenn sie beiden, allen zur Heimat wird.

Advent Ankunft Wiederkunft Heimkommen. Die Ankunft Christi hängt zusammen mit der Heimatlichkeit der Erde. Wenn er kommt, kommen wir erst nach Hause. Wird die Erde erst wohnlich. Wird die Wüste zur Oase. Erleben wir unsere Welt als Heimat? Technische Kälte umgibt uns überall und wird immer schlimmer. Ist unsere Erde wohnlich? Solange noch welche auf Müllhalden wohnen? Solange noch welche im Exil leben, weil sie im eigenen Land mit deutschen Maschinenpistolen von Heckler und Koch oder anderen niedergemäht werden?

Doppelte Erlösung: Befreiung - Heimkehr

Die Gefangenen werden in ihre Heimat zurückkehren. Die Folterer und Unterdrücker werden ihre Menschlichkeit wieder finden. Die Hungernden werden essen und Wohnung finden. Die satten werden neue Freunde finden beim Teilen. Die Menschen werden ihre Erde wieder als Heimat entdecken. Gott wird seine Schöpfung neu schaffen, so dass alle schöner wohnen.

Blinde sehen, Lahme gehen, Taube hören, Wüste wird Oase. Gefahren werden verschwinden, wilde Tiere und Atomwaffen. Freude und Wonne wird sein statt Leid und Seufzen.

Die Urgemeinde hat auch Jesus diese Vision des Jesaja erzählen lassen. Wir finden sie bei Matthäus 11, 1 – 5: 1Und es begab sich, da Jesus solch Gebot an seine zwölf Jünger vollendet hatte, ging er von da weiter, zu lehren und zu predigen in ihren Städten. 2 Da aber Johannes im Gefängnis die Werke Christi hörte, sandte er seiner Jünger zwei 3und ließ ihm sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines anderen warten? 4Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und saget Johannes wieder, was ihr sehet und höret: 5die Blinden sehen und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein und die Tauben hören, die Toten stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt.

Jesus hat die Vision versucht zu leben, daß durch ihn Gott die Welt wohnlich macht. Wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, auf der Gerechtigkeit wohnt, wo wir alle schöner wohnen können. Aber die Hoffnung macht uns zugleich den Mut und die Kraft, mit anzufassen. Amen.