Offenes
Einsingen
für die Gemeinde: Vater Unser
Wenn
jeder gibt,
was er hat
Herr,
erbarme dich
Begrüßung,
Abkündigungen, Im Namen des Vaters...
Lied:
Stumme Sänger
Introitus:
Psalm 37
(Ralf)
Sündenbekenntnis:
Was wir denken, ist eng
Schriftlesung:
Jes
2, 6-21 (Martin)
Lied:
So viele
warten im Land
Credo
(aus: Mein
Liederbuch, S. 22 unten) (Lütge)
Graduallied:
Sonne
der Gerechtigkeit
Predigt
über Mt 5,6
(Lütge)
Lied:
Wenn jeder
gibt, was er hat
Theaterstück
der 3.
Welt-Gruppe Kamen
Lied:
Selig seid
ihr
Fürbittengebet
mit
zwischengesungenem "Herr, erbarme dich"
Vater-Unser-Lied
Aussendung
(aus:
Mein Liederbuch, S. 27 unten) (Lütge)
Lied:
Eines Tages
Verabschiedung
Friedenskirche
25.9. 1983 Extra Liedblatt
Ich
war hungrig und
ihr habt meine Nahrungsmittel eurem Vieh gefüttert. Ich war
hungrig und eure
Konzerne pflanzten auf meinen besten Böden eure Wintertomaten.
Ich war hungrig,
und ihr wolltet nicht auf das Steak aus Südamerika verzichten.
Ich war hungrig,
aber wo Reis für meine tägliche Mahlzeit wachsen
könnte, wird Tee für euch
angebaut. Ich war hungrig, aber ihr habt aus Zuckerrohr und Maniok
Treibstoff
für eure Autos destilliert. Ich war hungrig, aber ihr habt mir
nicht zu essen
gegeben!
Liebe
Gemeinde!
Alle
Seligpreisungen reden von der Umkehr der Verhältnisse im Reich
Gottes.
Dein Reich komme: Dein Reich ist nahe herbeigekommen. Wo Gottes Wirken
angefangen hat, werden Traurige froh, Leidende getröstet,
Schwache selbstbewußt.
Gottes Zukunft ist mehr als unsere Planwirtschaft oder die Anarchie
eines ganz
und gar nicht freien, sondern dem Gesetz des Stärkeren
gehorchenden Marktes:
wenn Gott nicht dazu kommt, der Gott, der Liebe ist, dann schlittert
eine
Revolution eben doch wieder in die nächste Diktatur. Ohne
Liebe verkehrt sich
der Kampf für Gerechtigkeit selbst oft ins Unrecht. Es bilden
sich neue Herrscherklassen
heraus. Christi Gesetz ist, daß der Stärkste am
meisten tut für das Wohl der
anderen. Jeder nach seinen Fähigkeiten.
Gottes
Zukunft verkehrt das jetzige Leid in Freude, ist Weltgericht, in dem
der Ausgleich geschaffen wird. Das Wissen darum, daß die Welt
so, wie sie jetzt
ist, nicht bleibt, also das Wissen von Gottes Zukunft, der Bestimmung
unserer
Zukunft durch Liebe, lässt uns schon jetzt so leben, wie
später einmal gelebt
werden wird, wo Gott alles ist in allem. Die Liebe ist überall
da.
Den
Hungrigen nach Gerechtigkeit wird Sattheit versprochen, weil Gott
Gerechtigkeit schaffen wird. Gottes Zukunft bringt denen, die jetzt arm
sind,
Wohlstand und Sättigung. Darum resignieren wir nicht. Weil wir
wissen, daß nichts
so bleibt, wie es jetzt ungerecht ist. Der Kampf um Gerechtigkeit
geschieht für
Christen darum nicht aus Rache wegen vergangener Untaten, sondern, weil
sie
selig sind, aus Vorfreude auf künftiges Recht. Nicht aus
Verbitterung, sondern
aus Zuversicht. Darum wird der Kampf der Christen nicht auf Bestrafung
der
Übeltäter zielen, sondern auf Sättigung der
Armen, auf Bodenreformen, auf
Diversifikation der Binnenwirtschaft in der Dritten Welt
Länder, auf Abbau von
Monokulturen, die am Weltmarkt Spekulanten gebunden sind. Was
können wir tun?
Wer
von Gottes Zukunft mit Vorfreude auf die kommende Gerechtigkeit
erfüllt ist, ist nicht bestimmt von Resignation oder
Haß. Dessen Hoffnung kann
anstecken und mitreißen, aus Bächen Ströme
machen. Wir werden, je mehr wir Gott
die Veränderung dieser Welt zutrauen, um so mehr von Hunger
nach dem neuen
Himmel und der neuen Erde gepackt, auf der Gerechtigkeit wohnt. Bleiben
wir
unersättlich dabei. Amen.
Fürbitten
Herr
Jesus, du hast Hungrige satt gemacht durch Brot und Fische, die du
mit ihnen geteilt hast. Wir haben das Teilen gründlich
verlernt. Wir können nur
noch das eine denken: wie komme ich gut über die Runden. Unser
Denken ist arm
geworden. Arm an Barmherzigkeit und arm an Solidarität mit
denen, denen es
schlechter geht als uns. Wir klagen über Wirtschaftskrise,
dabei sind wir immer
noch eines der reichsten Länder dieser Erde. Öffne
uns die Augen für den
Unterschied von unseren Schwierigkeiten und der ungeheuerlichen Not in
Lateinamerika, Afrika und in Indien. Wir bitten: Herr, erbarme dich.
Herr
Jesus, du hast uns gezeigt, daß wir dir begegnen in den
geringsten
unserer Brüder. Wie werden wir im Weltgericht vor dir stehen,
wenn wir tatenlos
zusehen, wie Menschen für Hungerlöhne unsere T-Shirts
und Hosen nähen in
Taiwan, wenn wir Obst, Kaffee und Tee genießen, den
Plantagenarbeiter ernten,
die selbst kein Stückchen Land haben, sich Getreide
fürs tägliche Brot
anzubauen. Lehre uns sehen, wie unsere Genußsucht den
Ärmsten noch das letzte
Stück Überlebenschance wegnimmt. Wir bitten: Herr,
erbarme dich.
Herr
Jesus, du hast davor gewarnt, Perlen vor die Säue zu werfen.
Wir
kaufen Millionen Tonnen Getreide jährlich, um sie unseren
Schweinen, Rindern
und Hühnern vorzuwerfen. Wir kaufen sie aus Ländern,
in denen Millionen
Menschen verhungern. Wir tun das, weil wir gerne Steak und Schnitzel
essen.
Wenn all das Getreide, was unser Vieh frißt, an die
Hungernden verkauft würde,
wären alle Menschen satt. Unsere Lust auf Fleisch ist einer
der wichtigen
Gründe, weshalb Menschen bei diesen Rekordernten der letzten
Jahrzehnte immer noch
verhungern. Herr, gib uns Kraft, diese für die
Ärmsten der Welt mörderische
Lust auf Fleisch zu zügeln und in unserem Verbrauch einfacher
und bescheidener
zu werden. Wir rufen: Herr, erbarme dich.
Herr Jesus, du hast dir
nicht
vorstellen können, daß einer, der um Brot bittet,
Steine bekommt. Wieviel mehr
unvorstellbar ist doch die Tatsache, daß wir an die Regierung
armer Länder
Waffen liefern, die dort die unheilige Allianz von Militärs
und
Großgrundbesitzern unterstützen, wenn sie die
ausgebluteten kleinen Leute
drangsalieren und terrorisieren. Öffne uns die Augen, wie sehr
wir den
Militärdiktaturen durch unsere falsche Entwicklungshilfe
Schützenhilfe leisten.
Gib uns Mut, unsere Regierungen auf diese Mitschuld an Folter und Mord
aufmerksam zu machen und ihr die Möglichkeit zu
Entwicklungshilfen zu zeigen,
die nicht nur unsere Konzerne reich machen, sondern endlich einmal die
Armen
satt. Wir bitten: Herr, erbarme dich.
Herr
Jesus, Du hast die selig gepriesen, die hungert und dürstet
nach
Gerechtigkeit. Wir sind aber alle satt. Schenke uns mehr Hunger und
Durst nach
der Gerechtigkeit, die alle satt macht, nicht nur uns. Mach uns
sensibler für
das Elend in anderen Ländern. Mach uns bereit,
Veränderungen in unserem eigenen
Leben zu wagen, die der erste kleine Schritt sein können zum
Ende des
weltweiten Hungers, der weltweiten Folter und der Kriege. Gib uns auch
Verständnis für die Menschen, die die
Ungerechtigkeiten nicht länger mehr
mitansehen können und die unter Einsatz ihres Lebens
für die Freiheit und Gleichberechtigung
in ihrem Land kämpfen. Wir bitten für sie,
daß sie im Kampf für Gerechtigkeit
nicht vor lauter Verbitterung den Blick für die Liebe
verlieren, die das Ziel
ihres Kampfes ist. Wir rufen: Herr, erbarme dich.
Herr
Jesus, Du hast uns Mut gemacht zum Bitten. Darum bitten wir dich
für alle Menschen, die Unrecht leiden, was wir mit verursacht
haben. Wir bitten
dich nicht, weil wir damit unsere Mitschuld an ihrem Elend loswerden
oder
durchstreichen wollen. Sondern wir bitten dich, weil wir immer wieder
merken,
daß unser bißchen guter Wille immer noch viel zu
wenig ist. Wir brauchen deine
Kraft, die größer ist als unsere Kraft, wir brauchen
deinen Atem, der länger
ist als unser Atem, wir brauchen deinen Geist, der uns weiter
führt als unsere
kleinen Gedanken. Und wir brauchen deine Liebe, die
größer ist als unser Herz.
Wir singen: Herr, erbarme dich.
Ev.
Friedenskirchengemeinde
4619
Bergkamen, den 18. Sept . 83
in
Bergkamen
-
Bezirk Friedenskirche –
An
die Bonner Friedensfaster
Johanna
Jordan und Andrea Elukovich
Wir
bewundern eure Entschlußkraft und euren Mut, mit dem ihr euer
Leben
für den Frieden in der Welt einsetzen wollt. Nur wenige
Menschen haben in der
Öffentlichkeit bewiesen, daß ihnen der Friede in der
Welt wichtiger ist als ihr
eigenes Leben.
Trotzdem
möchten wir euch bitten, die Fastenaktion jetzt abzubrechen.
Denn wir meinen, daß ihr dem Frieden in der Welt mehr dienen
könnt, wenn ihr am
Leben bleibt. Tote Friedensmacher werden erst recht nicht die
Aufrüstung in
West und Ost stoppen können. Wir sind mit euch verbunden durch
das gleiche
Ziel, wir befürchten aber, daß ein
Rüstungsstopp bei der momentanen Verhärtung
der politischen Fronten länger braucht, als ihr fasten
könntet.
Damit
ihr nicht vergeblich gefastet habt, versprechen wir euch heute in
unserem Gottesdienst, mit noch mehr Ernsthaftigkeit, Entschlossenheit
und Liebe
für den Frieden der Welt einzutreten. Als Zeichen
dafür haben wir uns
vorgenommen, heute wenigstens einen Tag lang zu fasten. Wir wissen
auch, daß
dies nicht vergleichbar ist mit dem Engagement eures Fastens.
Mit
lieben, verbundenen Grüßen
Unterschriften
von Mitgliedern der Friedensgruppe