Erntedankfest
in der Friedenskirche Bergkamen am 2.10. 1983
1.
Das Gericht: das Reich Gottes wird kommen. Es muß eine
Revolution der
Arm-und-Reich-Ordnung geben. Das Gericht wird unerbittlich hart sein.
Die
Geschichte vom reichen Jüngling zeigt: es kommt eher ein Kamel
durch ein
Nadelöhr als ein Reicher in den Himmel. Bei Matthäus
25 wird im Weltgericht von
Jesus gefragt, was jemand den geringsten Brüdern getan hat.
Das hat er Christus
getan. Dort wird hart gerichtet. Die Geschichte vom armen Lazarus der
nur die
Brosamen der Reichen bekam, im Himmel aber in Abrahams Schoß
saß, während der
Reiche in der Hölle um Hilfe schrie, all das sind harte
Kritiken an der
ungerechten Verteilung der Güter in der spätantiken
Gesellschaft. Jesus hofft
auf ein Gericht, was Gerechtigkeit schafft. Bei uns die
Nürnberger Prozesse:
das Lachen der Henker wird zum Heulen und Zähneklappern.
Hitler kann fliehen,
richtet sich dann aber feige selbst hin. Im Iran konnte der Schar auch
fliehen.
in Nicaragua wurde der Diktator Somoza nicht hart bestraft, man
ließ ihn
laufen. Die Geschichte der Diktatoren zeigt, wie oft diese Terroristen
ungestraft davonkommen.
Die
Ölkrise 1973 zeigt, wenn die Länder der Dritten Welt
ihre Rohstoffe
sperren, vergeht uns das Lachen. Den
Öl-Multimillionären übrigens wieder mal
nicht. Was wäre, wenn eines Tages die Rüstungsexporte
der USA auf die USA
selbst gerichtet werden? Wenn der Kampf um die Rohstoffe entbrennt? Von
denen
wir den größten Teil verbrauchen?
2.
Jesus denkt unbestechlich von Gottes Gericht. Die Bauern von
Solentiname denken da barmherziger. (Vorlesen !)
Die
Gnade im Gericht: Die einstigen Mörder am Leben zu lassen,
wird zum
Zeichen der Qualität der neuen Gerechtigkeit.
3.
Was tun?
Hilfe
zur Selbsthilfe. Stillhalten, wenn die Armen unsere Privilegien
egalisieren. Wenn sie aus dem Armutsregionen in unser reiches
Deutschland
einwandern, wie es die Nord-Süd-Kommission von Willy Brandt
vorraussagt.
Die
Fleischeslust eindämmen und zügeln. Nicht mehr so
viel Fleisch essen
wie früher, weil vom Futter für ein Kilo Fleisch
mindestens sieben Kilo
Getreide oder Gemüse angebaut werden könnten, also 7
Mal mehr Menschen satt
werden.
Dritte-Welthandel:
bei den Armen einkaufen und faire Preise machen. Das
Genossenschaftswesen ausbauen. In Tansania gibt es die uyama.
Diversifikation
der Industrie in den armen Ländern. Es muss auf
Selbstversorgung hingearbeitet werden. Das Geld, was wir vom Fleisch
übrig
haben, in den Kauf der Waren aus dem dritte Weltladen stecken: Unseren
Wohnungsstil verändern und mit Möbeln aus den armen
Ländern eine gemütliche
Einrichtung schaffen, solange man noch keine fertige Einrichtung hat.
Fürbitten
4.
Betet für Gerechtigkeit
Es
liegt eine Krise über uns - die Lehren der Jahre sind
deutlich.
Unsere gegenwärtigen Maßstäbe -geistlich,
national, international - reichen
nicht bis an die Wurzeln der Probleme heran. Ist Entwicklung etwas, was
die
Reichen den Armen hinunterreichen, die Starken den Schwachen, oder
etwas, was
wir nur in Partnerschaft und Gleichberechtigung erreichen
können? Wie können
wir die ungerechten sozialen, wirtschaftlichen und politischen
Strukturen
zerstören, ohne zu erkennen, daß die
»entwickelten« Nationen ebenso Sklaven
dieser Mächte sind? Wir müssen erkennen,
daß Entwicklung bei uns beginnen muß! Entwicklung
ist Befreiung des Menschen von den verschiedenen Gewalten, die seine
menschliche Existenz einengen und unterdrücken, damit sie frei
werden, sich
voll zu entfalten.
Danket
für
Befreiung und Rechtfertigung, für die Verbesserung der
Beziehungen zwischen den
Gemeinden, für die internationale Zusammenarbeit und den
Frieden, die die
Vereinten Nationen, der Weltrat der Kirchen und die
Freiwilligen-Organisationen
zustande gebracht haben. Danket für die Möglichkeit,
die wir alle Tag für Tag
haben, eine tapfere, neue Welt aufzubauen.
Bekennet
-
unseren kurzsichtigen Eigennutz,
-
daß unsere eigennützigen
Wünsche zum
Elend der Welt Gottes beigetragen haben
-
die Art, in der wir
unser Verhalten und Handeln verteidigt haben, da, wo wir uns dessen
hätten
schämen sollen
-
daß wir blind und taub waren für die
Schreie der Unterdrückten.
Bittet
Gott, daß er
uns hören lehre
-
mit Geduld füreinander
-
mit dem wirklichen Wunsch einander zu
verstehen
und
seine Absicht mit uns allen zu verstehen
Betet
-
für eine Vision unserer Welt, wie sie
durch Gottes Liebe entstehen würde:
eine
Welt, in der die Schwachen
beschützt werden, und keiner hungrig oder arm bleibt eine
Welt, in der die
Wohltaten des Lebens geteilt werden und sich jeder daran erfreuen kann,
eine
Welt, in der verschiedene Nationen, Rassen und Kulturen in Toleranz und
gegenseitigem Respekt leben, eine Welt, in der sich Friede auf
Gerechtigkeit
gründet und Gerechtigkeit von Liebe geleitet wird:
-
daß wir den Mut und die Erleuchtung
haben werden, sie aufzubauen.
-
für Freiheit und Gerechtigkeit,
-
für die Beseitigung alles dessen, was
ein in vollem Umfang
menschliches Leben
verhindert
-
für die, die im Kämpfen und Warten
müde werden
-
für die, die noch Immer wartend
sterben
-
für die, die täglich die
Schläge der
Diskriminierung fühlen,
-
für die, die in das Wirtschaftssystem
eingefangen sind, das wir gemacht haben.
Solange
Menschen
Hunger haben; solange Menschen Durst haben und Unwissenheit und
Krankheit und
Kriege es auf das Schlimmste treiben; solange es Ungerechtigkeit gibt
in
irgendeinem Land
Gottes; solange bin ich meines Bruders Hüter und wage es
nicht, meine Hände zu
waschen.