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Predigt über Lukas 6, 24 - 26

Erntedankfest in der Friedenskirche Bergkamen am 2.10. 1983

Das Elend der Reichen

1. Das Gericht: das Reich Gottes wird kommen. Es muß eine Revolution der Arm-und-Reich-Ordnung geben. Das Gericht wird unerbittlich hart sein. Die Geschichte vom reichen Jüngling zeigt: es kommt eher ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in den Himmel. Bei Matthäus 25 wird im Weltgericht von Jesus gefragt, was jemand den geringsten Brüdern getan hat. Das hat er Christus getan. Dort wird hart gerichtet. Die Geschichte vom armen Lazarus der nur die Brosamen der Reichen bekam, im Himmel aber in Abrahams Schoß saß, während der Reiche in der Hölle um Hilfe schrie, all das sind harte Kritiken an der ungerechten Verteilung der Güter in der spätantiken Gesellschaft. Jesus hofft auf ein Gericht, was Gerechtigkeit schafft. Bei uns die Nürnberger Prozesse: das Lachen der Henker wird zum Heulen und Zähneklappern. Hitler kann fliehen, richtet sich dann aber feige selbst hin. Im Iran konnte der Schar auch fliehen. in Nicaragua wurde der Diktator Somoza nicht hart bestraft, man ließ ihn laufen. Die Geschichte der Diktatoren zeigt, wie oft diese Terroristen ungestraft davonkommen.

Die Ölkrise 1973 zeigt, wenn die Länder der Dritten Welt ihre Rohstoffe sperren, vergeht uns das Lachen. Den Öl-Multimillionären übrigens wieder mal nicht. Was wäre, wenn eines Tages die Rüstungsexporte der USA auf die USA selbst gerichtet werden? Wenn der Kampf um die Rohstoffe entbrennt? Von denen wir den größten Teil verbrauchen?

2. Jesus denkt unbestechlich von Gottes Gericht. Die Bauern von Solentiname denken da barmherziger. (Vorlesen !)

Die Gnade im Gericht: Die einstigen Mörder am Leben zu lassen, wird zum Zeichen der Qualität der neuen Gerechtigkeit.

3. Was tun?

Hilfe zur Selbsthilfe. Stillhalten, wenn die Armen unsere Privilegien egalisieren. Wenn sie aus dem Armutsregionen in unser reiches Deutschland einwandern, wie es die Nord-Süd-Kommission von Willy Brandt vorraussagt.

Die Fleischeslust eindämmen und zügeln. Nicht mehr so viel Fleisch essen wie früher, weil vom Futter für ein Kilo Fleisch mindestens sieben Kilo Getreide oder Gemüse angebaut werden könnten, also 7 Mal mehr Menschen satt werden.

Dritte-Welthandel: bei den Armen einkaufen und faire Preise machen. Das Genossenschaftswesen ausbauen. In Tansania gibt es die uyama.

Diversifikation der Industrie in den armen Ländern. Es muss auf Selbstversorgung hingearbeitet werden. Das Geld, was wir vom Fleisch übrig haben, in den Kauf der Waren aus dem dritte Weltladen stecken: Unseren Wohnungsstil verändern und mit Möbeln aus den armen Ländern eine gemütliche Einrichtung schaffen, solange man noch keine fertige Einrichtung hat.

Fürbitten

4. Betet für Gerechtigkeit

Es liegt eine Krise über uns - die Lehren der Jahre sind deutlich. Unsere gegenwärtigen Maßstäbe -geistlich, national, international - reichen nicht bis an die Wurzeln der Probleme heran. Ist Entwicklung etwas, was die Reichen den Armen hinunterreichen, die Starken den Schwachen, oder etwas, was wir nur in Partnerschaft und Gleichberechtigung erreichen können? Wie können wir die ungerechten sozialen, wirtschaftlichen und politischen Strukturen zerstören, ohne zu erkennen, daß die »entwickelten« Nationen ebenso Sklaven dieser Mächte sind? Wir müssen erkennen, daß Entwicklung bei uns beginnen muß! Entwicklung ist Befreiung des Menschen von den verschiedenen Gewalten, die seine menschliche Existenz einengen und unterdrücken, damit sie frei werden, sich voll zu entfalten.

Danket für Befreiung und Rechtfertigung, für die Verbesserung der Beziehungen zwischen den Gemeinden, für die internationale Zusammenarbeit und den Frieden, die die Vereinten Nationen, der Weltrat der Kirchen und die Freiwilligen-Organisationen zustande gebracht haben. Danket für die Möglichkeit, die wir alle Tag für Tag haben, eine tapfere, neue Welt aufzubauen.

Bekennet       

-           unseren kurzsichtigen Eigennutz,

-           daß unsere eigennützigen Wünsche zum Elend der Welt Gottes beigetragen haben

-           die Art, in der wir unser Verhalten und Handeln verteidigt haben, da, wo wir uns dessen hätten schämen sollen

-           daß wir blind und taub waren für die Schreie der Unterdrückten.

Bittet Gott, daß er uns hören lehre   

-           mit Geduld füreinander

-           mit dem wirklichen Wunsch einander zu verstehen

und seine Absicht mit uns allen zu verstehen

 

Betet

-           für eine Vision unserer Welt, wie sie durch Gottes Liebe entstehen würde:

eine Welt, in der die Schwachen beschützt werden, und keiner hungrig oder arm bleibt eine Welt, in der die Wohltaten des Lebens geteilt werden und sich jeder daran erfreuen kann, eine Welt, in der verschiedene Nationen, Rassen und Kulturen in Toleranz und gegenseitigem Respekt leben, eine Welt, in der sich Friede auf Gerechtigkeit gründet und Gerechtigkeit von Liebe geleitet wird:

-           daß wir den Mut und die Erleuchtung haben werden, sie aufzubauen.

-           für Freiheit und Gerechtigkeit,

-           für die Beseitigung alles dessen, was ein in vollem  Umfang menschliches Leben verhindert

-           für die, die im Kämpfen und Warten müde werden

-           für die, die noch Immer wartend sterben

-           für die, die täglich die Schläge der Diskriminierung fühlen,

-           für die, die in das Wirtschaftssystem eingefangen sind, das wir gemacht haben.

Solange Menschen Hunger haben; solange Menschen Durst haben und Unwissenheit und Krankheit und Kriege es auf das Schlimmste treiben; solange es Ungerechtigkeit gibt

in irgendeinem Land Gottes; solange bin ich meines Bruders Hüter und wage es nicht, meine Hände zu waschen.