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Programm zur Feierstunde des Volkstrauertages am Sonntag, 13.11.83

 

Ort: Bodelschwinghhaus, Ebertstraße

Beginn: 15.30 Uhr

Orgelvorspiel: Herr Ritschke

Musiker des Bachkreises des Städt. Gymnasiums:

Werkschor Schering: Hoch tut euch auf, ihr Tore der Welt (Gluck/Satz Jacob Krest)

Posaunenchor: Christentrost an den Gräbern (Da unten ist Friede) - Karl Kloß

Gedenkrede: Pfarrer Lütge

Musiker des Bachkreises des Stadt. Gymnasiums:

Werkschor Schering: Der Mensch lebt und besteht (Hans Georg Nägeli)

Posaunenchor: Jesus meine Zuversicht

 

Kranzniederlegung am Ehrenmal auf dem Friedhof durch Herrn Stadtdirektor Brüggemann

Musikverein "Heimatklänge": Ich hatt' einen Kameraden

 

Mitwirkende:

Musiker des Bachkreises des Städt. Gymnasiums

Werkschor der Schering AG

Posaunenchor

Musikverein "Heimatklänge"

 

Gegen 11.00 Uhr wird von Herrn Ortsvorsteher Schröder an den Gedenkstätten auf dem Friedhof (Heimkehrermahnmal) und am Oberlinhaus je ein Kranz/Gebinde niedergelegt.

 

Lieder: 392,1,4,5   --- 389,1,2,3   --- 139

Liebe Volkstrauertagfeierer!
„Da unten ist Friede“, so hieß das letzte Stück. Wie gerne sehe ich es, daß jeder Mensch so wunderschön zu Grabe getragen wird, wie wir es hier in Bergkamen tun. So ist der Tod schön, als letzte Ruhe, nach einem erfüllten Leben. So war es vielleicht auch schön, als in den früheren Kriegen die Helden, die ja auf beiden Seiten immer die größten der Welt genannt wurden, feierlich zu Grabe getragen wurden. Schön und ehrenvoll war es, so zu sterben. Schön und ehrenvoll waren auch die vielen Volkstrauertages, die wir seither feiern durften.

Aber die Versöhnung über den Gräbern wurde versäumt. die Zeit des Kniefalls eines deutschen Bundeskanzlers im Warschauer Ghetto ist vorbei. Wir stehen wieder auf dem Stand von 1934, als der Volkstrauertag zum Heldengedenktag wurde. Wir erleben, daß Christen den Atomkrieg für nicht verfassungsfeindlich halten, weil er bisher noch nicht geächtet ist durch die Völkerrechtskonventionen. Wir erleben, daß Christen nicht bereit sind zu kalkulierten Vorleistungen bei der Abrüstung, vielmehr vom atheistischen Osten die Vertrauensschritte verlangen, die wir Christen zu tun hätten. Wir erleben, daß Christen hierzulande der grausigen Gewalt von Atomraketen mehr Friedfertigkeit zutrauen als dem Gott der Liebe, der uns verheißen hat, die Schwachen und Ohnmächtigen, die Sanftmütigen und die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten in seinen Schutz zu nehmen. Wir vertrauen auf Atomraketen, und nicht auf Gott. Das ist unser praktischer Atheismus, der vor Gott sehr viel schwerer wiegen wird im Weltgericht, als der theoretischer Atheismus drüben. Wir haben die Chancen der Versöhnung verpaßt.

Gott hat uns seine Gebote der Gewaltlosigkeit nicht gegeben, damit wir uns immer nur unterbuttern lassen, sondern damit wir überleben und die Todesspirale des Mißtrauens und Schreckens in der Rüstung überwinden. Vielleicht hat es unser Volk nicht anders verdient! "Das Schlachtfeld des nächsten konventionellen Krieges ist Europa und nicht die USA", sagt der US-Verteidigungsminister Weinberger. Und in einem Leserbrief aus der New York Times finden wir einen recht moralisch interessanten Satz: "Warum sind die Deutschen nicht bereit, ein Opfer zu bringen? Die Menschen von Hiroshima haben es auch gebracht, und viele von ihnen leben noch." Und Oskar Lafontaine sagt: "Wir sind alle apathische Voyeure des eigenen Untergangs. Die Pershing 2 Rakete ist die Option auf den eigenen Selbstmord."

Vielleicht werden wir auf diese Weise alle einmal zu Helden, ausradiert von Atombomben oder Atomraketen. Wer wird dann unserer gedenken? Alternativ könnten wir wie unsere Väter 1945 sagen: Von deutschem Boden soll nie wieder ein Krieg ausgehen. Sorgen wir, daß das auch so bleibt. Amen.