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Predigt über Offenbarung 21,1 - 7

Ewigkeitssonntag in der Friedenskirche 20.11. 1983

Lieder: 126, 1 - 4; 330, 1, 2, 6, 7; 159, 1 -3; 141, 3

Der Gott, der Tränen abwischt

Liebe Gemeinde! Ende des Kirchenjahres, Ewigkeitssonntag oder Totensonntag? Wir blicken zurück: unzählige Tränen wurden geweint, um Menschen, die der Tod uns weggerissen hat, Menschen, an denen unser Herz hing und immer noch hängt. Die Gedichte der Jüdin Nelly Sachs, die ihren Mann in den Gaskammern der Nazis verloren hat, die selbst verschont blieb, sprechen die Sprache der Liebe, die sich mit dem unabänderlichen des Todes nicht zufrieden gibt, die dem Geliebten treu bleibt über den Tod hinaus in ihren einsamen Nächten, in der von Albtraum und Grauen gezeichneten Leere der Trauerfantasien, in der geweinten und ungeweinten Flut der Tränen, die den Tod täglich aufs Neue spürt in der wunden Leere, die anstelle ihres geliebten Mannes getreten ist.

Wir blicken zurück auf die Flut der Tränen, die wir geweint haben und noch weinen um das, was wir verloren haben. Der Tod ist uns näher gerückt. Wir sehen das Bett, das nun leer ist; ein Tischplatz, der leer bleibt, der Sessel, den wir meiden, weil es der Lieblingsplatz war von dem, von der, die wir liebten und immer noch lieben. Stark wie der Tod ist die Liebe, heißt es im Hohelied Salomos. Wir blicken zurück auf den Tod mit den Augen der Liebe. Das macht uns weinen. Totensonntag.

Aber die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Wir dürfen auch in die Zukunft schauen, so wie es der Seher Johannes in seinen Visionen vom neuen Himmel und einer neuen Erde getan hat. Im neuen Jerusalem gibt es kein Unrecht mehr. Von oben, von Gott her, kommt die neue Welt des Friedens auf uns herab und umgibt uns mit Lichtglanz und Bergen den Mauern. Es ist die Vision einer schönen Stadt, geschmückt mit Edelsteinen, geschmückt wie zum Fest der Hochzeit.

Wie sich eine Braut schmückt, wie sich ein Mädchen zurecht macht, um das Wohlgefallen ihres Liebsten zu erregen, so wird Gott die neue Welt zurechtmachen: zu unserem Wohlgefallen, zu unserer Freude. Die Zukunft Gottes wird im letzten Buch der Bibel als Schönheit Gottes beschrieben, als eine herrliche, prächtige, glückliche Welt. Eine Welt, die in völligem Kontrast steht zu unserer Welt oder der Welt des Sehers Johannes, der um seines Glaubens willen auf der Insel Patmos im Konzentrationslager lebte und hoffte. Mitten im tiefsten Elend malt sich dieser Mann Gottes neue Welt aus. Er malt sie sich aus als Paradies, wo Gott unter uns ist: "Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei Ihnen sein. Und er wird abwischen alle Tränen von ihren Augen." So wie Gott im Paradies mit Adam und Eva gewesen ist, wie ein Mensch unter Menschen. Der Gott Adam und Evas ist unerbittlich in der Konsequenz seiner Gebote. Der Gott des neuen Jerusalems ist unwiderstehlich in der Größe seines Trostes. Alle, die früher geweint haben, sollen lachen dürfen. Der Bann der Angst und der Resignation ist gebrochen. Gott tröstet die Leidenden. Die Schrecken der Kriege und Folter, das Schreien der verhungernden oder vom Krebs zerfressenen Menschenleiber wird verblassen, es darf endlich vergessen werden, weil es der Vergangenheit angehört, weil diese Vergangenheit jetzt wirklich vergangen ist und die Geschichte der Kriege für immer ein Ende gefunden hat. Ebenso die Geschichte des Hungers und des Leides, was Menschen anderen Menschen zufügen. Kurz: die Geschichte der Tränen ist zu Ende, wenn die neue Welt Gottes kommt. Und das ist unsere Hoffnung auf die Zukunft Gottes: Daß unsere Tränen endlich einmal versiegen können, weil die Liebenden nichts mehr trennt. Amen.

Ablauf

Posaunenchor Vorspiel

Abkündigungen

Lied 126, 1 - 4

Im Namen...

Eingangswort: Nelly Sachs Seite 192: mit Wildhonig

Er sei dem Vater und dem Sohn

Sündenbekenntnis Nelly Sachs Seite 86 Hiob

Kyrie

Gnadenwort Nelly Sachs Seite 87 Verwelkt

Ehre sei Gott in der Höhe... Allein Gott in der Höh sei Ehr

Kollekten Gebet Nelly Sachs Seite 222 Abgewandt warte ich auf dich

Lesung: Johannes 5, 24 - 29

Kollekte

Lied: 330, 1, 2, 6, 7

Chor: Ich hörte eine Stimme

Predigt: Offenbarung 21,1 - 7

Chor:

Totenliste verlesen

Flötenstück: Largo von Händel

Abendmahlslied 159, 1 - 3

Abendmahl: Der Friede des Herrn... Erhebet eure Herzen... Lasset uns Dank sagen... Gebet. Heilig heilig... Einsetzungsworte. Vater Unser - Christe, du Lamm Gottes

Schlussgebet

Gehet hin im Frieden des Herrn

Segen

Lied 141, 3

Einladung

Posaunen Nachspiel

 

Zusätzlicher Bus für die Volksversammlung in Bonn geordert / Vorbereitung:

Schweigen für den Frieden und „die-in“ in der City

Bergkamen. Der pure Zufall macht es möglich: für weitere 31 Bürger aus Bergkamen und Kamen gibt es seit gestern Busplätze für die Fahrt zur Friedensdemonstration am Samstag in Bonn! Am Vortag hatten die Friedensinitiative Kamen/Bergkamen (3 Busse), die Dritte-Welt-Gruppe Kamen (2 Busse) und die Bergkamener Pfarrer Kayser und Lütge, der Arzt Dr. Gerd Danner und die Gewerkschafterin Steffi Zylla (2 Busse) „ausgebucht“ gemeldet - weitete Busse waren in der näheren und weiteren Umgebung nicht mehr zu bekommen. Da meldete ein Busunternehmer den Ausfall eines Vereinsausflugs - Pfarrer Erhard Kayser orderte den freigewordenen Bus aufgrund der ungewöhnlich großen Nachfrage nach Mitfahrgelegenheiten nach Bonn spontan: bis Donnerstagabend haben Interessenten nun die Möglichkeit, sich anzumelden (Pfarrer Kayser, Hansemannstraße 41a, Bergkamen-Mitte, Tel. 02307/60040). Eine wichtige Änderung der bisherigen Planung: die drei Busse von Kayser, Lütge, Dr. Danner und Steffi Zylla fahren am Samstag bereits um 7 Uhr vor der evangelischen Friedenskirche ab! Der Mitfahrpreis beträgt bekanntlich für Erwachsene 12 DM, für Jugendliche 10 DM. Wie Kayser gestern mitteilte, erhält jeder Teilnehmer einen Stadtplan von Bonn mit dem eingezeichneten Parkplatz seines Busses.

Zuvor wird die neugegründete Friedensgruppe des evangelischen Pfarrbezirks Friedenskirche Teilnehmer und Gemeinde auf die „Volksversammlung“ in Bonn vorbereiten und einstimmen. So findet am heutigen Donnerstag um 19 Uhr im Foyer der Kirche am Südrand der City ein „Friedenstreffen" statt. Dabei wird der Literaturkreis der Kamener Gesamtschulen selbstgeschriebene Sketche zum Thema „Frieden und Abrüstung" spielen. Außerdem singt der Bergkamener Gitarrist Ralf Heywinkel Lieder von Hannes Wader und Bob Dylan. Am morgigen Freitag findet dann um 16 Uhr in der Atriumebene der City ein halbstündiges „Schweigen für den Frieden" statt. Daran anschließend gibt es dort ein „die in" - ein symbolisches Sterben bei einem Atomwaffen-Angriff - danach werden die Umrisse der am Boden liegenden Körper auf dem Pflaster mit Kreide nachgezeichnet und Blumen an die Passanten verteilt. Abschluß der Veranstaltung ist das gemeinsame Singen des Friedensliedes „Nach dieser Erde...“ - der Text wird vorher an die City-Besucher verteilt. Gestern hat auch noch einmal die neugegründete Grün-Alternative-Liste Kamen/Bergkamen die Bürger beider Städte aufgefordert, sich an der Friedensdemonstration in Bonn zu beteiligen.