Fürbittengebet
29.1. 1984
Herr, du hast uns
verheißen: solange die Erde steht, soll nicht
aufhören
Saat und Ernte. Und die 80.000, die heute am Hunger sterben, haben kein
Land,
um zu säen und zu ernten. Auf dem Land, was ihnen
gehören sollte, werden unsere
Genußmittel erzeugt. Wir reichen Länder ernten, was
die armen Länder sehen.
Herr wir bitten dich: mach
uns wach für das schreiende Unrecht der
Ausbeutung. Laß uns das nicht länger mehr einfach
hinnehmen. Stärke in uns den
Hunger nach Gerechtigkeit. Wir rufen: Herr erbarme dich.
Herr du hast uns
verheißen, solange die Erde steht soll nicht
aufhören Frost
und Hitze, Sommer und Winter. Und das Klima ist schon ganz
verändert durch all
den Mist, den unsere Chemiefabriken, Kraftwerke und Autos in die Natur
pumpen.
Herr wir bitten dich: laß uns die Verantwortung für
deine Schöpfung wieder
entdecken, ehe wir unsere Überlebenschancen verspielt haben.
Gib uns die
Vernunft, schnell und einschneidend zu handeln laß uns
ungeduldig werden in der
Sorge um unsere Umwelt, deine Schöpfung. Wir rufen: Herr
erbarme dich.
Herr du hast versprochen,
daß künftig keine Katastrophe mehr das
Überleben
der Menschen bedrohen soll. Und schon bauen die Regierungen und die
Reichen
sich die neuen Archen, ihre Luxus-Atombunker mit allem Drum und Dran.
Deine
Sintflut damals war gegen den jetzt drohenden Atomkrieg ja fast eher
ein
Badeunfall. Herr wir bitten dich: laß uns Tauben des Friedens
werden, die
inmitten der Fluten von Angst und Schrecken nach rettendem Land suchen.
Gib uns
die Besonnenheit, Lösungen aus dem Teufelskreis der atomaren
Kriegsvorbereitung
zu entdecken und die ersten Schritte auf das Neuland des Vertrauens
zwischen
den Fronten zu wagen. Mach uns zu Streitern für deinen
Frieden. Wir rufen: Herr
erbarme dich.
Herr, du hast nur eine neue
Zukunft gegeben, weil er in Zeiten
vermeintlicher Sicherheit geglaubt hat, daß du seine Zukunft
bist. Und unsere
Jugend sieht keine Zukunft mehr, weil die Unternehmen mit Hilfe der
Industrieroboter und Computer ihre Arbeitsplätze
wegrationalisieren. Die Angst
vor dem Verlust des Arbeitsplatzes macht unsere Arbeiter verzagt und
hoffnungslos, unsere Jugend ziellos und haltlos. Herr, wir bitten dich:
gib uns
den Mut, gemeinsam für eine gerechte Verteilung der Arbeit zu
kämpfen. Laß uns
wegkommen von der Ansicht, daß nur Arbeit das Leben
lebenswert macht. Laß uns
die Freude der Muße und des Müßiggangs als
neue Lebensqualität entdecken, damit
unsere Freizeit mehr wird als Fortsetzung der Arbeitszeit mit anderen
Mitteln.
Wir bitten besonders
für Paul-Heinrich Blätgen: mache ihn, der
tagtäglich
mit unseren Jugendlichen ohne Zukunft der Arbeitsplätze zu tun
hat, zu einem
Wegweiser auf Gottes Zukunft die für alle Menschen Arbeit und
Muße verspricht.
Laß ihn und uns für diese Zukunft kämpfen.
Wir rufen: Herr erbarme dich.
Herr, inmitten einer Sintflut
von Sorgen und Ängsten hast du uns deine Treue
versprochen. Darum hoffen wir auf dich, auf die Kraft des Umbaus der
Welt zur
Heimat aller Menschen, wo nicht, wo wirklich nicht aufhören
wird Saat und
Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. In dieser
Hoffnung
auf deine Zukunft Preisen wir dich als den letztendlichen Herren dieser
Welt.
Amen.