Ablauf:
EKG 127, 1-3
Im Namen
Christus spricht: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte
werden nicht vergehen.
Ehr sei dem Vater
Mein Liederbuch S.43 Gottes Wort
Kyrie – Gnadenzusage
Ehre sei Gott in der Höhe
Mein Liederbuch S. 65 Gottes Wort
Mt 17,1-13
Credo: ML S. 22 Nicaragua
B 112
Predigt
Tauflied
Taufansprache –Taufe – Geschenk: Platten
Einsegnung: ML S. 22 Schützen
Fürbitte: ML S. 121
Vaterunserlied
Segen: ML S. 28 Zusage
Verabschiedung
Predigt
2. Pt 1,16-21: Denn wir
sind nicht klugen Fabeln gefolgt, da wir euch
kundgetan haben die Kraft und Zukunft unsers HERRN Jesus Christus;
sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen, da er empfing von
Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm geschah
von der großen Herrlichkeit: "Dies ist mein lieber Sohn, an
dem ich Wohlgefallen habe." Und diese Stimme haben wir gehört
vom Himmel geschehen, da wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge. Und
wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl,
daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint in
einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in
euren Herzen. Und das sollt ihr für das Erste wissen,
daß keine Weissagung in der Schrift geschieht aus eigener
Auslegung. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen
hervorgebracht; sondern die heiligen Menschen Gottes haben geredet,
getrieben von dem heiligen Geist.
Liebe Gemeinde!
Jesus ist adoptiert worden von Gott durch die Taufe. So finden wir in
Psalm 2,7 das äyptische Königsritual wieder, wo auch
der Pharao als Sohn Gottes gefeiert und eingesetzt wird in dieses Amt.
„7Ich will von der Weisheit predigen, daß der HERR
zu mir gesagt hat: "Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeuget:
8heische von mir, so will ich dir Heiden zum Erbe geben und der Welt
Enden zum Eigentum.“
Jesus ist also durch seine Taufe zum König geweiht worden.
Matthäus erzählt von der Stimme Gottes aus dem
Himmel: 3,17 „Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach:
Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe.“
Vor diesem neuen König Israels fallen die Jünger bei
der Verklärungsgeschichte Mt 17,5 auf die Knie. Man nennt das
Proskynese, hündische Demutsgeste.
Wir haben in dieser ganzen Geschichte von den Krönungsritualen
eine raffinierte Fabel der altägyptischen
Königsideologie, die ägyptische Weisheitslehrer
mitbrachten, die David an seinen jungen Königshof auf den
Jerusalemer Zionsberg heranholen ließ.
Für die ursprüngliche Taufe Jesu darf man aber eine
einfachere Form annehmen, warum sollte Johannes hier etwas andere
gemacht haben als bei den anderen Täuflingen. Daß es
bei der Taufe vielleicht zu Visionen oder Auditionen gekommen ist, ist
allerdings nicht ganz unwahrscheinlich, wenn man annimmt, daß
die Menschen von diesem Ritual immens berührt waren und sie
dann aus dem Unbewußten und vielleicht aus dem Zufall eines
Sonnenstrahls aus dem ansonsten bewölkten Himmel eine
Gotteserscheinung erlebt haben. Später kam aus den biblischen
Quellen der Text hinzu, denn Gott gesagt haben soll, die Weiheformel
des Pharao.
Wie bei anderen Formen des Geistempfanges, etwa der Glossolalie, wo
einer aus der Gemeinde in Extase geriet und wirre Wortsilben vor sich
hinplapperte, muß man das völlig sinnfreie
Wortsalatzeug im Nachherein in einem zweiten Arbeitsgang
interpretieren, und das gilt auch für solche Visionen und
Stimmenhören. So diente meist die damalige Bibel, also das
Alte Testament, zur Deutung des Bizarren und Unverständlichen.
Man konstruiert aus mehr schlecht als recht passenden Bibelzitaten
einen Sinn für den spirituellen Unsinn, den ein Orakelpriester
oder die Pythia in Delphi an ihrer Fels-Spalte mit psychedelischen
Dämpfen vor sich hinbabbeln. Der darin wirkende
göttliche Geist – und damals sah man alles, was
heute in der Psychiatrie verschwinden würde, als
Äußerungen des heiligen Geistes –
muß gedeutet werden. Alte Bibelworte bekommen dann einen ganz
neuen Sinn.
Das ist allgemein so mit unserer biblischen und kirchlichen Tradition.
Wir sind im Fluß, müssen alte Texte immer neu
verstehen und ihnen Sinn entlocken, den sie ursprünglich gar
nicht gehabt hatten.
Der Schreiber des Petrusbriefes Nummer 2 lügt. Er ist
nämlich gar nicht der Jesusjünger Petrus, sondern
schreibt unter falschem Namen, um seine Zeilen wichtiger klingen zu
lassen. Er schrieb im 2. Jahrhundert fast 200 Jahre nach dem Tod des
Petrus. Es ist die jüngste Schrift des neutestamentlichen
Kanons. Die Autorität des Petrus soll helfen, die Zweifel an
der Wiederkunft Christi, die Paulus noch zu Lebzeiten erwartete, und
die jetzt schon mindestens 150 Jahre überfällig war,
dennoch als künftig zu erwartendes Ereignis in Aussicht zu
stellen. Diese Geistesphänomene wie Visionen und Audition,
kurz: die ganze Sinnlichkeit spiritueller Erfahrungen damals verleihen
dem Glauben seinen Sinn. Sie sind Real-Korrelate einer eigentlich erst
in naher Zukunft erwarteten Gegenwart des göttlichen Geistes.