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Predigt über 2. Petrus 1,16-21

Friedenskirche 12.2. 1984 – Bodelschwinghhaus 19.2.1984

Ablauf:
EKG 127, 1-3
Im Namen
Christus spricht: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Ehr sei dem Vater
Mein Liederbuch S.43 Gottes Wort
Kyrie – Gnadenzusage
Ehre sei Gott in der Höhe
Mein Liederbuch S. 65 Gottes Wort
Mt 17,1-13
Credo: ML S. 22 Nicaragua
B 112
Predigt
Tauflied
Taufansprache –Taufe – Geschenk: Platten
Einsegnung: ML S. 22 Schützen
Fürbitte: ML S. 121
Vaterunserlied
Segen: ML S. 28 Zusage
Verabschiedung

Predigt

2. Pt 1,16-21: Denn wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt, da wir euch kundgetan haben die Kraft und Zukunft unsers HERRN Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen, da er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm geschah von der großen Herrlichkeit: "Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel geschehen, da wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge. Und wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint in einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. Und das sollt ihr für das Erste wissen, daß keine Weissagung in der Schrift geschieht aus eigener Auslegung. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht; sondern die heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben von dem heiligen Geist.

Liebe Gemeinde!
Jesus ist adoptiert worden von Gott durch die Taufe. So finden wir in Psalm 2,7 das äyptische Königsritual wieder, wo auch der Pharao als Sohn Gottes gefeiert und eingesetzt wird in dieses Amt. „7Ich will von der Weisheit predigen, daß der HERR zu mir gesagt hat: "Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeuget: 8heische von mir, so will ich dir Heiden zum Erbe geben und der Welt Enden zum Eigentum.“
Jesus ist also durch seine Taufe zum König geweiht worden. Matthäus erzählt von der Stimme Gottes aus dem Himmel: 3,17 „Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe.“
Vor diesem neuen König Israels fallen die Jünger bei der Verklärungsgeschichte Mt 17,5 auf die Knie. Man nennt das Proskynese, hündische Demutsgeste.
Wir haben in dieser ganzen Geschichte von den Krönungsritualen eine raffinierte Fabel der altägyptischen Königsideologie, die ägyptische Weisheitslehrer mitbrachten, die David an seinen jungen Königshof auf den Jerusalemer Zionsberg heranholen ließ.
Für die ursprüngliche Taufe Jesu darf man aber eine einfachere Form annehmen, warum sollte Johannes hier etwas andere gemacht haben als bei den anderen Täuflingen. Daß es bei der Taufe vielleicht zu Visionen oder Auditionen gekommen ist, ist allerdings nicht ganz unwahrscheinlich, wenn man annimmt, daß die Menschen von diesem Ritual immens berührt waren und sie dann aus dem Unbewußten und vielleicht aus dem Zufall eines Sonnenstrahls aus dem ansonsten bewölkten Himmel eine Gotteserscheinung erlebt haben. Später kam aus den biblischen Quellen der Text hinzu, denn Gott gesagt haben soll, die Weiheformel des Pharao.
Wie bei anderen Formen des Geistempfanges, etwa der Glossolalie, wo einer aus der Gemeinde in Extase geriet und wirre Wortsilben vor sich hinplapperte, muß man das völlig sinnfreie Wortsalatzeug im Nachherein in einem zweiten Arbeitsgang interpretieren, und das gilt auch für solche Visionen und Stimmenhören. So diente meist die damalige Bibel, also das Alte Testament, zur Deutung des Bizarren und Unverständlichen. Man konstruiert aus mehr schlecht als recht passenden Bibelzitaten einen Sinn für den spirituellen Unsinn, den ein Orakelpriester oder die Pythia in Delphi an ihrer Fels-Spalte mit psychedelischen Dämpfen vor sich hinbabbeln. Der darin wirkende göttliche Geist – und damals sah man alles, was heute in der Psychiatrie verschwinden würde, als Äußerungen des heiligen Geistes – muß gedeutet werden. Alte Bibelworte bekommen dann einen ganz neuen Sinn.
Das ist allgemein so mit unserer biblischen und kirchlichen Tradition. Wir sind im Fluß, müssen alte Texte immer neu verstehen und ihnen Sinn entlocken, den sie ursprünglich gar nicht gehabt hatten.
Der Schreiber des Petrusbriefes Nummer 2 lügt. Er ist nämlich gar nicht der Jesusjünger Petrus, sondern schreibt unter falschem Namen, um seine Zeilen wichtiger klingen zu lassen. Er schrieb im 2. Jahrhundert fast 200 Jahre nach dem Tod des Petrus. Es ist die jüngste Schrift des neutestamentlichen Kanons. Die Autorität des Petrus soll helfen, die Zweifel an der Wiederkunft Christi, die Paulus noch zu Lebzeiten erwartete, und die jetzt schon mindestens 150 Jahre überfällig war, dennoch als künftig zu erwartendes Ereignis in Aussicht zu stellen. Diese Geistesphänomene wie Visionen und Audition, kurz: die ganze Sinnlichkeit spiritueller Erfahrungen damals verleihen dem Glauben seinen Sinn. Sie sind Real-Korrelate einer eigentlich erst in naher Zukunft erwarteten Gegenwart des göttlichen Geistes.