Zum Impressum

Predigt über Jesaja 58, 1 -9

Friedenskirche 4. 3. 1984 Estomihi

Lieder: 471, 1 - 2;   471, 5 - 7;   152,1 + 5; Brich mit den Hungrigen dein Brot; 159, 1 - 3 Psalm 146;

1Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk ihr Übertreten und dem Hause Jakob ihre Sünden. 2Sie suchen mich täglich und wollen meine Wege wissen wie ein Volk, das Gerechtigkeit schon getan und das Recht ihres Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern mich zu Recht und wollen mit ihrem Gott rechten. ~

 3"Warum fasten wir, und du siehst es nicht an? Warum tun wir unserm Leibe wehe, und du willst's nicht wissen?" Siehe, wenn ihr fastet, so übt ihr doch euren Willen und treibt alle eure Arbeiter. 4Siehe, ihr fastet, daß ihr hadert und zanket und schlaget mit gottloser Faust. Wie ihr jetzt tut, fastet ihr nicht also, daß eure Stimme in der Höhe gehört würde. 5Sollte das ein Fasten sein, das ich erwählen soll, daß ein Mensch seinem Leibe des Tages übel tue oder seinen Kopf hänge wie ein Schilf oder auf einem Sack und in der Asche liege? Wollt ihr das ein Fasten nennen und einen Tag, dem HERRN angenehm? 6Das ist aber ein Fasten, das ich erwähle: Laß los, welche du mit Unrecht gebunden hast; laß ledig, welche du beschwerst; gib frei, welche du drängst; reiß weg allerlei Last; 7brich dem Hungrigen dein Brot, und die, so im Elend sind, führe ins Haus; so du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht von deinem Fleisch.

 8Alsdann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Besserung wird schnell wachsen, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird dich zu sich nehmen. 9Dann wirst du rufen, so wird dir der HERR antworten; wenn du wirst schreien, wird er sagen: Siehe, hier bin ich.

Wie Glaube überzeugt oder: die getanen Worte

Fasten, Selbstquälerei ist nur die Kehrseite der Quälerei anderer. Wenn Fasten nicht den Hungernden zugute kommt, ist es verlogen.

1. Arbeitslosigkeit: Wir brauchen einen neuen Küster, die Stelle ist jetzt zur Bewerbung frei. Dritte Welt: Narmilson auf dem Gemeindefest wäre wichtiger als eine neue Orgel.

2. Wie feiern wir Gottesdienst? Als religiöse Show? Pelzmantel-Christen? Was tun wir gegen den Hunger? Dritte Welt Gruppe, Dritte Welt Laden verkauft. Änderung unseres Konsumverhaltens. Indisches Essen: fleischlos, nicht nur, weil es eine Potenzverstärkung bewirkt, sondern auch, weil es mehr Menschen satt macht. Ein Steak = 40 Schüsseln Reis.

3. Wie feiern wir Abendmahl? Als schönes Ritual oder als Vorübung des Teilens mit den Armen? Gerechte Verteilung: ein Christ muß die Forderung der 35 Stunden Woche gutheißen, weil es nicht angeht, daß die eine Hälfte der Werktätigen Arbeit und Wohlstand hat, der andere Teil mit weniger auskommen muß, obwohl er arbeiten will und Arbeit braucht: für das persönliche Wohlergehen alleine schon. Wer arbeitslos ist, fühlt sich oft wertlos und gerät in eine psychische Krise. Karstadt ist in einer Krise und macht viele Filialen dicht. Die jetzt entlassenen Mitarbeiter, die früher sagten, Arbeitslose seien faul und arbeitsscheu, die sind plötzlich nach ihren eigenen Worten von heute auf morgen auch faul und arbeitsscheu? Und diese Welle von Entlassungen wird stetig weitergehen und der Arbeitsmarkt wird ausgedünnt.

Es gibt ein großes Desinteresse der Gemeinde an unserer 3. Welt Arbeit. Fleischverzicht sei lächerlich. Warum eigentlich? Einladung zum indischen Essen am 30. März 1984: Generationen können sich da begegnen.

4. Die Türken, vom Hunger nach Deutschland getrieben, sollen jetzt wieder raus? Was tun wir? Türkische Gruppe am Samstag.

5. Der Tropfen auf den heißen Stein kann Anfang eines Regens sein. Nicht fragen, was das soll, wenn ich alleine das mache, sondern wenn ich nicht anfange, wer denn dann! ? Das Reich Gottes wächst wie ein Senfkorn. Amen.