Liebe
Freunde!
Die
Friedensbewegung soll sich tot laufen. So wie alle Proteste in
unserem freien Rechtsstaat sich tot laufen. Das ist die Politik der
Freiheit:
während in der DDR die Leute von der Friedensbewegung
verhaftet werden, weil
der Staat Angst vor ihnen hat, läßt man uns und die
75% unserer Bevölkerung,
die gegen Atomraketen in Europa sind, demonstrieren, protestieren und
schimpfen, bis uns die Puste ausgeht. Die Regierung weiß,
daß sie keine
Schwierigkeiten bekommt, wenn sie gegen dieses Volk regiert. Denn
dieses Volk
ist schlaff und träge und findet sich mit dem kommenden
Atomkrieg ab - solange
es seine Videos gucken darf und das tägliche Schnitzel in der
Pfanne brutzelt.
Allerdings ist dieses Land ein freies Land: hier kann jeder, der
regiert,
machen was er will. Ohne Rücksicht auf Volkes Stimme. Diese
Freiheit, Freiheit
der Reichen und Mächtigen, die Graf-Otto-Freiheit, lohnt sich
in der Tat, gegen
den Kommunismus zu verteidigen. Wenigstens für Graf Otto.
Die
Friedensbewegung soll sich tot laufen. Aber wir denken nicht daran,
unsere Hoffnung und Forderung nach Rücknahme der Atomwaffen
aus der BRD
aufzugeben. Wir laufen uns lebendig. Wir laufen zu Ostern, weil Ostern
das Fest
des lebendig machen den Gottes ist, der nicht einfach hinnimmt,
daß der Mann
Jesus mit seiner Botschaft vom Erfolg der Gewaltlosigkeit einfach so
ermordet
wird. Damals hatten sie gedacht, mit dem Tod des Anführers
Jesus hätten sie die
Sache wieder im Griff. Die Sache lief ihnen aber erst recht aus den
Händen.
Sorgen wir dafür, daß es heute nicht anders ist.
Ostern marschieren, weil Gott
ein Gott der Lebendigen, ein Gott für das Leben ist und keine
Atomraketen will.
Alte Osterlieder singen vom Kampf Christi mit dem Teufel und dem Tod in
der
Hölle. Ostern ist ein Siegesfest des Lebens über den
Tod und seine finsteren
Mächte. Todesmächte sind diejenigen, die ihre
Herrschaft aufrechterhalten durch
die Drohung mit dem Tod. Auch Atomraketen sind Todesmächte.
Sie zu beseitigen
ist heute unser Osterglaube.
Noch
ein Wort zur Gewalt im Kampf gegen die Todesmacht Atomrakete.
Unsere obersten Richter bezeichnen das Sitzen vor einer Kaserne als
Gewaltakt.
Sie heiligen damit einen viel brutaler ran Gewaltakt: die Wasserwerfer
der Polizei.
Die Wasserwerfer und Schlagstöcke sind angeblich keine Gewalt.
Gleichfalls sind
die Atomraketen hinter dem Stacheldrahtzaun, der Zonengrenze innerhalb
der BRD,
keine Gewalt. Wahrscheinlich ist der Atomkrieg für unsere
Bundesverfassungsrichter auch gewaltlos und vor allem: er ist rechtens
und
legal, weil er nicht in der Völkerrechtskonvention
geächtet ist. So ist das mit
der Gewalt. Wenn jemand Hunger hat, seine Arbeit verliert, von
Todesschwadronen
in El Salvador ermordet wird, wenn ein Atomkrieg geplant wird in
Europa, bei
dem die USA Sieger wird, das alles ist rechtens. Wenn ich mich aber vor
eine
Kaserne setze, dann ist das Gewalt. Wenn ich sage, die Russenschweine
haben
meine Oma vergewaltigt, also her mit den Atomwaffen, ist das erlaubt.
Wenn ich
aber sage: Setzt euch vor Kasernen, vor Pershings, dann ist das
Anstiftung zur
Gewalt und kriminell. Ich frage euch, lohnt es sich eigentlich, einen
Staat, in
dem derart kriminell das Recht verdreht wird, so zu verteidigen?
Verteidigungswert wäre dieser Staat erst, wenn er
verstünde, seine Konflikte
innen und außen ohne Gewalt zu lösen. Ich danke euch.