Konfirmandengruppe:
THEATERSTÜCK zum Erntedankfest:
Hunger
durch Essen (Gen 41f)
Reporter: Guten Abend, meine Damen und Herren, hier ist wieder unsere
life-Übertragung aus Amerika. Wir befinden uns jetzt gerade
auf dem Land, um zu sehen, welche Stimmung die diesjährige
Rekordernte bei den Weizenfarmern in den Vereinigten Staaten
ausgelöst hat. Wir werden jetzt einige Bauern im Staate Oregen
aufsuchen und sie nach ihren Bilanzen fragen.
Fernsehoma: Otto, komm mal rüber, hier kommt gerade ein Film
über die Bauern in Amerika.
Fernsehopa: Augenblick noch, Elli, die Spiegeleier sind gleich
fertisch.
Reporter; (Interview des Meerbauern) Guten Tag, Mister Jonson, wie
steht es bei Ihnen mit der Ernte?
Farmer Johnson; Schlecht, sehr schlecht.
Reporter: Was denn, was denn, so sauer bei dieser Rekordernte?
Farmer Johnson: Ja, was glauben Sie denn, wie die Preise bei diesem
Überangebot an Weizen auf dem amerikanischen Markt gefallen
sind!
Reporter: Sagen Sie mal, was machen Sie denn da eigentlich die ganze
Zeit?
Farmer Johnson: Ich schmeiße den Weizen ins Meer, damit die
Weizen¬preise stabil bleiben.
Reporter: Nun ja, wir sind erstaunt. Wir dachten, als wir ankamen,
daß Sie sich freuen würden über soviel
Weizen. Aber trotzdem, vielen Dank für das Interview, Mister
Johnson! Byby. So, wir sind nun auf der Farm von Judy O'Brien, eine der
fortschrittlichen amerikanischen Jungfarmerinnen. Tag Miss O'Brien, was
treiben Sie denn da?
Farmerin O'Brien: Ich brenne das Korn nieder, damit die Preise stabil
bleiben, junger Mann! Langsam werden ja die Kosten für das
Einfahren der Ernte schon größer als das, was ich
hinterher von den Weizenkonzernen dafür bekomme. Da
wäre es doch Schwachsinn, das Zeug noch zu ernten. Verbrennen
ist billiger.
Reporter: Haben Sie mal überlegt, daß in den armen
Ländern die Leute verhungern, weil ihnen Weizen fehlt?
Farmerin O'Brien: Was kann ich denn dafür? Ich bin ja selbst
schon fast pleite. Von mir aus könnten die Neger gerne meinen
Weizen holen. Ich würde ihn denen gerne geben.
Reporter: Ja, Miss O'Brien, dann vielen Dank, ich hoffe, daß
Sie ihre Farm trotzdem noch halten können. Auf Wiedersehen.
So, meine Damen und Herren, wir sind nun auf dem Wege zur letzten Farm,
ja, und jetzt sind wir eingetroffen bei Mister Patrick Jackson. Guten
Tag Mister Jackson, wie sind Sie denn mit dem Überangebot an
Weizen fertig geworden?
Farmer Jackson: Ich überhaupt nicht, das Zeug müssen
ja meine Schwei¬ne fressen. Wollen Sie auch was davon haben? Eh
ich das Zeug verbrenne oder ins Meer verklappe, füttere ich
lieber meine Schweine damit und habe dann wenigsten hinterher Fleisch
aus dem Weizen ge¬wonnen.
Reporter: Vielen Dank, Mister Jackson, das was's dann für
heute.
Wir schalten jetzt zurück ins Studio, Auf Wiedersehen, meine
Damen und Herren.
Fernsehopa: Elli, sag mal, findest du das eigentlich in Ordnung? Da
schmeißen die einfach ihren Weizen weg und woanders
verhungern die Leute.
Fernsehoma: Wir könnten ja mal einen Brief schreiben an die
Regierung in Amerika.
Fernsehopa; Ja, Elli, da hast du auch recht! Ich hole eben etwas zum
Schreiben für dich. (Aufstehn und Papier und Stift holen!) So,
Elli, jetzt schreib mal auf: "Sehr geehrter Mister Präsident.
Wir sind sehr schockiert, daß in Ihrem Land der Weizen
vernichtet wird, während in den armen Ländern jeden
Tag allein Vierzigtausend Kinder verhungern an einem Tag!
Können Sie denn dagegen nichts unternehmen? Viele
Grüße von Oma und Opa Müller.“
Fernsehoma: So, das hab ich. Morgen bring ich den Brief gleich beim
Einkaufen in den Briefkasten, Komm, Otto, jetzt ist es aber Zeit, ins
Bett zu gehen.
Reporter: Guten Abend, meine Damen und Herren, hier ist unser
Afrikareport. Wir sind dieses Mal zu Gast in dem Land Kenia. Sie wissen
ja vielleicht schon, daß Kenia in diesem Jahr von den
Amerikanern eine überaus günstige Lieferung Weizen
aus dem über¬schüssigen Reserven bekommen
hat. Die Amerikaner haben dieses Weizenlieferungsprogramm unter dem
Namen "Food for Peace" ge-startet. Die Regierung kauft den Farmern den
überschüssigen Weizen ab und bietet ihn den armen
Ländern zu zinsgünstigen Krediten an. Wir sind nun in
Mombasa vor einem Supermarkt und fragen Kunden nach den Auswirkungen
des amerikanischen Hilfsprogramms. Hallo, Sie da, was meinen Sie zu dem
amerikanischen Weizen?
Erste Negerin: Ja, das Brot ist jetzt um die Hälfte billiger
ge¬worden. Man spart dadurch ja doch eine ganze Menge. Also ich
finde das toll von den Amerikanern!
Reporter: Danke, gute Frau. Meine Damen und Herren, wir machen jetzt
einen Ausflug über die kenianischen Dörfer
nördlich von Mombasa. Hier wird hauptsächlich Hirse
angebaut. Wir interviewen nun einen der hiesigen afrikanischen Bauern.
Herr Hullugullu, wie steht es bei Ihnen mit der Ernte und dem
amerikanischen Weizen?
Herr Hullugullu: Seit es bei uns den amerikanischen Weizen so billig
gibt, kaufen hier ja alle nur noch diesen Weizen. Ich bin auf meiner
Hirse völlig sitzengeblieben.
Frau Hullugullu: Ich weiß gar nicht, wie ich für das
nächste Jahr das Geld herholen soll, um den Samen und den
Kunst¬dünger, das Benzin und die Ersatzteile bezahlen
zu können. Wenn das so weitergeht, bin ich erledigt.
Reporter: Vielen Dank, Herr Hullugulla, vielen Dank, Frau
Hullu¬gullu. Schade, daß die Hilfe der Amerikaner bei
Ihnen doch auch zu Nachteilen geführt hat. - Wir haben zum
Schluß unserer Sendung nun noch ein Interview mit dem
kenianischen Ernährungsminister vorbe¬reitet, ein Jahr
nach der ersten Weizenlieferung aus den USA. - Frau Minister Olowango,
wie schätzen Sie die Langzeitwirkung des amerikanischen
Weizenhilfsprogrammes "Food for Peace" ein?
Frau Minister Olowango: Zuerst waren wir ja alle sehr dankbar
für den billigen Weizen. Endlich konnte einmal jeder satt
essen. Aber wir haben zu spät gemerkt, daß unsere
eigene Landwirtschaft mit dem billigen Weizen aus USA gar nicht
konkurrieren konnte. So mußten wir dann hilflos mitansehen,
wie ein Bauer nach dem anderen zugrunde ging. Jetzt sind wir ganz auf
weitere Hilfslieferungen aus den USA angewiesen Denn unsere eigene
Landwirtschaft, die vorher drei Virtel unseres einheimischen Bedarfs
decken konnte, ist völlig zusammengebrochen. Wir sind
gezwungen, den amerikanischen Weizen zu kaufen. Wenn die USA mit ihren
Preisen anziehen würde, wüchsen die Auslandsschulden
bei uns so stark, daß wir geliefert wären.
Außerdem sind wir jetzt auch politisch unter dem Druck der
amerikanischen Regierung. Wenn denen etwas nicht paßt bei
uns, dann brauchen die bloß die Weizenlieferungen zu
verteuern und oder zu stoppen. Wir sind völlig in der Hand der
USA. Mit unserer Autonomie ist es vorbei. Mit dem Hunger aber nicht.
Reporter: Danke, Frau Minister, wir Deutschen sind sehr interessiert an
diesem Programm. So, und damit, meine Damen und Herren, gebe ich
zurück in die Friedenskirche Bergkamen, wo zur Zeit eine
Gemeinde ihr Erntedankfest feiern und nun eingeladen ist, über
Weizen und Hunger zu diskutieren. Auf Wiedersehen!
Abendmahlsgebet
Es fliegen uns keine gebratenen
Hühnchen in den Mund. Wir müssen hart dafür
arbeiten. Aber wenn wir nicht mehr hart arbeiten können, fehlt
uns etwas und nicht nur das Geld. Wir brauchen unsere Arbeit genau wie
das tägliche Brot. Und weder das eine noch das andere ist
selbstverständlich. Darum wollen wir heute, am Erntedankfest,
sagen: Wir sind dankbar, daß wir arbeiten und essen
können, wir sind dankbar, daß von denen, die unsere
Wirtschaft aus ihrem Getriebe ausgeschieden hat, wenigstens keiner
ver¬hungert. Wir nehmen Arbeit und Brot wie ein Geschenk und
freuen uns an unserem Gott, der für uns Menschen sorgt. Wir
nehmen Brot und Wein als Zeichen Christi, der sich und sein Leben
hingegeben hat für die Armen und Elenden. Wir spielen hier in
der Kirche damit herum. Wir spielen ein Spiel, was auf der ganzen Welt
einmal zum endlich unblutigen Ernst werden soll. Wir spielen teilen.
Wir teilen das Brot unter uns so auf, daß jeder etwas davon
hat. So üben wir uns mit Christi Leib und Blut in Gottes
Gerechtigkeit hinein, in der alle einmal satt werden. Christus, lehre
uns teilen und teilnehmen an deiner Sendung. Wecke in uns die Ideen und
den Tatendrang, der uns zu Kämpfern gegen den Hunger machen
kann. Amen.