"Bis
ich es neu mit euch trinken werde in meines Vaters Reich"
Meditation
über das Abendmahl
Ergebnis der Umfrage, welche Bedeutung
für die Presbyter das Abendmahl hat:
1) Mahl der Vergebung: 17 Stimmen
2) Gemeinschaft der Gläubigen: 14 Stimmen
3) Erinnerung an Jesus: 13 Stimmen
4) Dank an den Vater, der uns ernährt: 5 Stimmen
Vorausfeier des kommenden Gottesreiches: 5 Stimmen
5) Anrufung des Heiligen Geistes: 1 Stimme
Die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des
Ökumenischen Rates der Kirchen hat in Lima 1983 eine
Erklärung zur Taufe, Eucharistie und dem geistlichen Amt
abgegeben. Es ist eine Konvergenzerklärung, der Versuch,
Reformierte, Angelikanische und Orthodoxe Kirchen auf der ganzen Welt
unter einen Hut zu kriegen. Sie wollten etwas sagen, wo alle
mitkönnen. Es gab Schwierigkeiten der Einigung, gerade beim
christlichen Symbol der Einheit: Gemeinsam Essen ist der Inbegriff des
Gemeinsamen. Gerade über dieses Symbol der Einheit ist
zwischen Reformierten und Lutheranern die Spaltung entstanden: das ist
mein Leib. Die Reformierten sagen: das ist ein Zeichen und Jesus ist
nicht leibhaftig in die Oblaten eingewandert. Die Lutheraner dagegen
behaupten, Jesus sei mit seinem Leib seinsmäßig in
die Oblaten eingewandert. Die Katholiken schließlich
zelebrieren diese Einwanderung Jesu in die Oblaten mit
Glöckchenklingeln und Weihrauchdampf fast wie ein
kannibalistische Ritual.
Die griechisch-orthodoxe Kirche lebt von Liturgie. Sie hat 3 Teile: die
Vorbereitung, die Katechumenenmesse und die Gläubigenmesse.
1. Bei der Vorbereitung sind Priester und
Assistenten dabei, Brot und Wein und den Raum der Kirche festlich
vorzubereiten.
2. In der Katechumenen Messe wird ein
Fürbittengebet gehalten, es erfolgt ein kleiner Einzug mit
Priester, Diakon und der Bibel. Dann folgen Bibellesungen, wieder ein
Fürbittengebet und die Entlassung der Katechumenen.
3. In der großen
Gläubigenmesse geht regelrecht die Post ab. Ein
großer Einzug mit Brot und Wein zum Altar eröffnet.
Dann folgen Fürbittengebete, ein Friedenskuß und ein
Gruß an die Gemeinde. Diese betet darauf das
Glaubensbekenntnis. Die Abendmahlsliturgie ist ähnlich wie bei
uns, aber vor dem "Christe du Lamm Gottes" gibt es eine Epiklese als
Kernstück: Komm heiliger Geist! Hier wird die Gegenwart des
Heiligen Geistes erbeten und nicht eine leibhaftige Einwohnung Jesu in
den Oblaten. Dann folgt die Fürbitte, das Vaterunser und ein
Priestergebet. Danach gibt es die elevatio: hier wird das Brot und der
Wein hochgehoben. Dann folgt die Brotbrechung und die Vermischung des
Brotes mit dem Wein. Schließlich wird dieses ausgeteilt an
den Klerus. Danach wird dieser entlassen zur Verteilung des Brotes.
Das Ziel der Ostkirchen Liturgie ist: sichtbare
Vergegenwärtigung des Heilsgeschehens. Es wird fast wie in
einem Theaterstück nachgespielt, was uns frei macht von
Schuld. Das Kommen Christi als Lehrer mit der Bibel und als
Erlöser mit Brot und Wein soll vergegenwärtigt
werden. Die Ikonen zeigen Gott. Die Anrufung des Heiligen Geistes und
seiner Gegenwart in der Mitte des Gottesdienstes sind aber das
Wesentlichste. Die Menschen sollen in den Bereich des
Göttlichen hinein gezogen werden, stufenweise und immer
intensiver. Sie sollen mit der Kraft des Heiligen Geistes durchdrungen
werden und ihre Herzen sollen Gottes Gegenwart spüren. Das ist
wie mystische Versenkung, wie Meditation. Mit dieser im Gottesdienst
erfahrenen Kraft sollen die Christen Licht in die Finsternis der Welt
bringen.
Es gibt ein Recht auf Sinnlichkeit des Glaubens! Wenn für
einen Augenblick wenigstens die Welt verzaubert wäre,
hätte man gespürt, in welche Richtung unser Leben
gehen könnte, um in der Gemeinschaft Erfüllung zu
erfahren. Ist das kollektiver Narzißmus als
Anpassungsmaschine oder ist das Gemeinschaft als
Glückserfüllung? Für uns ist Gemeinschaft
doch ein Fremdwort. Wir sind vom Prinzip des Kapitalismus
geprägt: Jeder ist seines Glückes Schmied. Wir sind
größtenteils unfähig geworden, uns in eine
große Gruppe zu integrieren, in ihr wohlzufühlen,
stark zu fühlen und daraus Vergewisserung für unser
einzelnes Schicksal zu nehmen. Es gibt so etwas wie einen
Pseudoindividualismus bei uns.
Ist die Kirche ein Interessenverband? Oder gerade keinen Zweck, zu dem
man zusammenkommt. Einfach so? Weil schon in der Gemeinschaft alleine
etwas ist, was die einzelnen ermutigt? Es gibt Gruppenmeditationen und
es geht viel besser als in einer Einzelmeditation. Gerade, weil kein
Zweck die Gottesdienstbesucher verbindet, sind sie frei, allein durch
ihre Menschlichkeit Verbindung zu bekommen. Vielleicht ist diese
Erfahrung die einzige, die uns erinnert, das Leben mehr ist als Zwecke
zu verfolgen. Das Abendmahl als Sündenvergebung: ist das
Saubermanns seelischer Meister Proper? Wir erfahren Gemeinschaft durch
die Erinnerung an Jesus: in seinem Vorbild verbunden können
wir unsere eigene Menschlichkeit gemeinsam entdecken. Darin kommt
tatsächlich dann etwas von Gottes Herrlichkeit zum Vorschein.
Amen.