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Fürbitte für Südafrika – Gottesdienst am 15.6.1986

"Neger stinken!"

Theatergruppe der Friedenskirche Bergkamen den 9.06.86

Erste Szene: Beschimpfung

Vorn steht ein Schwarzer, mit gefesselten Armen hinter einem Stacheldrahtzaun, an dem ein Schild: "Homeland", angebracht ist, und blickt ausdruckslos in das Publikum. Seine Kleidung sollte eher ärmlich gehalten sein. Hinter ihm steht eine Reihe von sechs, besser gekleideten Weißen, die ihn der Reihe nach beschimpfen.

Bühnenaufstellung:   Weißer Weißer Weißer Weißer Weißer Weißer

                                                        Schwarzer

                                               Stacheldrahtzaun

André: Die Schwarzen sind so dumm, wie ihre Haare kurz und kraus sind.

Schwarzer (Mathias): Die Schwarzen werden bewußt von den Weißen dumm damit man sie besser ausbeuten kann. In den Richtlinien heißt es: Der Unterricht soll so geordnet sein, daß sich das Bantukind in europäischen Kreisen verständigen, mündliche und schriftliche Befehle begreifen und eine einfache Konversation mit Europäern über seine Arbeit führen kann.

Sven: Die Schwarzen sind faul. Sie würden nie von selbst arbeiten, also muß man sie dazu antreiben!

Schwarzer: Das Jahres-Einkommen einer schwarzen Familie beträgt nur ein Viertel von dem, was eine weiße Familie verdient, und daß auch nur, weil alle Familienmitglieder mitarbeiten.

Matthias: Kann man von einem Minenarbeiter, der jeden Tag 23oo Meter tief in eine Goldmine einfährt, dort unten bei einer Temperatur von bis zu 5o 'C schuftet, und dafür 2 DM Tageslohn erhält, sein Einkommen nicht in einem Geschäft seiner Wahl, sondern nur im überteuren Laden seines Arbeitgebers ausgehen kann, daß er fröhlich singend morgens zur Arbeit erscheint?

Christine: Die Schwarzen sind nicht fähig, in Frieden miteinander zu leben, nur die Kontrolle und der positive EinfIuß der weißen Zivilisation verhindert, daß sie sich gegenseitig zerfleischen.

Schwarzer: Im letzten Jahrhundert wurden die verschiedenen afrikanischen Stämme von den Weißen gegeneinander ausgespielt, um so leichter in den Besitz ihres Landes zu gelangen. Zuvor lebten die Schwarzen nicht im Chaos, sondern in Monarchischen Gesellschaftsordnungen.

Heike: Unsere Vorfahren, die Buren, kamen auf ihren Trecks in unbesiedeltes

Land. Die Schwarzen folgten ihnen erst nach, nachdem sie es urbar gemacht hatten.

Schwarzer: Unsere schwarzen Vorfahren waren Nomaden, und deshalb kam es den weißen Siedlern so vor, als ob sie in unbesiedeltes Land kämen. In Wahrheit geht die schwarze Kultur Südafrikas bis in das 4. Jahrhundert nach Christus zurück.

Carsten: Die Schwarzen sind von Gott dazu verdammt, eine niedere Rasse zu

sein und der höherstehenden weißen Rasse zu dienen! Sie stammen von Ham ab, den sein Vater Noah verfluchte und dazu verdammte, seiner Brüder Knecht zu sein!

Schwarzer: Gott liebt alle Menschen, vor ihm sind alle Menschen gleich, egal, welche Farbe ihre Haut hat.

Maureen: Neger Stinken!

and Schwestern

Schwarzer: Viele meiner schwarzen Brüder werden dazu gezwungen, in Homelands zu leben, wo das Land so karg ist, daß man nicht einmal das Lebensnotwendige anbauen kann, wo die nächsten Wasserstelle oft 15 km weit entfernt ist. Manchen gewähren die Weißen, im weißen Teil Südafrikas zu leben, aber nur um dort zu arbeiten. Sie sind dort gezwungen in KZ-ähnlichen Gettos, Township genannt, zu leben. Dort gibt es weder Blumen noch Bäume, die Baracken sind so überfüllt,

daß nachts der Boden ganz mit Schlafenden bedeckt ist, es gibt weder warmes Wasser noch Elektrizität, seine Notdurft die muß man in offenen Latrinen verrichten, die oft überlaufen. Die Straßen sind unbefestigt, so daß man entweder im Staub erstickt, oder im Schlamm versinkt.

 

Zweite Szene: "For Whites only!"

Parkbank, mit Schild "Nur für Weiße", darauf sitzend, so daß Man das Schild sieht, ein Schwarzer. Von der Seite kommend zwei Weiße, ein einheimischer Bure und

sein europäischer Verwandter auf Besuch, zu erkennen an der Kamera und der touristischen Kleidung.

Bure: Und hier in diesem Park verbringe ich meine Mußestunden, Füttere die Schwäne mit an dem kleinem See da vorn, flaniere unter den Weiden, oder sitze hier auf meiner Lieblingsbank... Also das ist jawohl die Höhe, eine Frechheit, eine Unverfrorenheit ohnegleichen!

Maureen: Was?

Bure: ( zeigt auf den auf der Bank Sitzenden) Na das!

Tourist: Also hör mal, nur weil das deine Lieblingsbank ist, kannst Du doch nicht erwarten, daß sie für dich allein reserviert ist.

Bure: Es geht auch nicht darum, daß irgend jemand auf der Bank sitzt, sondern daß er (zeigt auf den Schwarzen) darauf sitzt!

Tourist: Wieso er?

Bure: Na dieses schwarze Schwein, das so dreist ist, sich auf eine Bank zu setzen, die nur für Weiße ist, da steht es doch, "Nur für Weiße"!

Tourist: Also das hätte ich nicht von dir erwartet, ich dachte, dieser Rassismus gehörte der Vergangenheit an. Und Du, als zivilisierter und humanistisch gebildeter Mensch.

Bure: Dazu kannst Du Dir kein Urteil erlauben, Du bist nicht von hier, Du kennst nicht die hiesigen Verhältnisse. Und was heißt hier Humanismus, diese Schwarzen sind doch gar keine Menschen. He,  Sergeant!

Sergeant: (Von der Seite auftretend) Sie wünschen?

Bure: Sehen Sie sich das mal an?

Sergeant: Was?

Bure: Na diesen Nigger auf der Bank für Weiße!

Sergeant: (Sieht erst den Buren an, dann den Touristen, legt dem Buren vertraulich den Arm auf die Schulter) Nun ja, vielleicht sind Sie noch nicht darüber orientiert, aber seit einiger Zeit haben sich die Verhältnisse hier geändert. (Zum Touristen gewandt)

Zwar gab es früher, unter dem Einfluß gewisser rassistischer Elemente, die unsere Regierung unterwandert hatten, hier bei uns gewisse, sagen wir rassentrennende Tendenzen. Natürlich gehört das alles der Vergangenheit an, natürlich ist es unter unserer überaus humanistischen und fortschrittlichen Regierung jedem Nigger, ich meine natürlich jedem Farbigen gestattet, sich dahin zu setzen, wo es ihm beliebt.

Schließlich haben wir in unsere Verfassung die Freizügigkeit eingebaut.

Bure: Also jetzt hört sich doch alles auf, dieser stinkende Nigger pflanzt seinen dreckigen Hintern auf eine Bank für Weiße, und Sie erzählen hier was von Freizügigkeit, statt ihn einzulochen,

Sergeant: (Nimmt den Buren beiseite) Werter Herr, sie wollen doch nicht, daß dieser Herr hier (zeigt auf den Touristen) einen falschen Eindruck von den hiesigen Verhältnissen erhält. Schließlich sind wir doch eine humane und zivilisierte Nation.

( Wieder an beide gewandt) Nun, wie wäre es mit einem Foto für ihren europäischen Freund, sozusagen zur Erinnerung.

(Plaziert den Buren auf die Bank neben den Schwarzen auf die Bank, achtet betont darauf, daß das Schild "Nur für Weiße" von dem Buren verdeckt wird, stellt sich selbst nebee den Schwarzen und legt ihm vertraulich die Hand auf die Schulter, der Schwarze reagiert überhaupt nicht, der Tourist fotografiert, Keep smiling. Bure und Tourist gehen ab. Der Sergeant wendet sich an den Schwarzen)

Nun mein schwarzer Bruder( grinst geringschätzend), wie steht es mit Deinem Paß?

Schwarzer: Ich hab keinem Paß.

Sergeant: Das haben wir gerne, sich hier mit deinem dreckigen schwarzen Hintern auf eine Bank für Weiße pflanzen und keinen Paß dabeihaben. Das kostet dich vierzehn Tage Knast. (Schubst den Schwarzen von der Bank, der fällt hin, der Sergeant tritt ihn in die Seite) Und danach, mein Schwarzer Bruder, (tritt ihm noch mal in die Seite) geht es ab zurück ins Homeland. (schleppt und schubst den Schwarzen von der Bühne)

 

Dritte Szene: Blutige Bananen

Zwei normal europäisch gekleidete Weiße, der eine hat eine Banane und einen Apfel dabei.

Britta: Ich hätte gern die Banane.

Heike: Die Banane? Die stammt aber aus Südafrika!

Britta: Na und, was soll's!

Heike: Wie gesagt, die Banane kommt aus Südafrika, sind Sie sich sicher daß sie die wolle? Ich hab hier auch noch einen Apfel, der kommt hier aus der Bundesrepublik.

Britta: Quatscht! Apfel. Ich will die Banane.

Heike: Nun gut, Sie müssen Es ja wissen. (Gibt ihm die Banane, der erste stellt sich nach vorn, betrachtet genüßlich die Banane, zieht genießerisch die erste Schale ab, und Blut tropft aus der Banane)

Britta: Igitt, was ist denn das für eine Sauerei. Grauenvoll, äh!

Heike: Ich hab es Ihnen doch gesagt, die Banane stammt, aus Südafrika?

Britta: Und was hat das mit dieser Schweinerei zu tun?

Heike: In Südafrika herrscht ein weißes, rassistisches Regime von 5 Millionen

über 25 Millionen Schwarze. Die Schwarzen werden mit den brutalsten terroristischen Mitteln unterdrückt. Der dazu notwendige Polizeiaufwand wird durch den Export von Früchten und Rohstoffen finanziert. Wer also Früchte aus Südafrika kauft, macht sich an dem Unrecht mitschuldig, indem er es indirekt finanziert.