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Südafrika-Gottesdienst am 22. März 87 Friedenskirche

Programm

Orgelvorspiel (oder Streichervorspiel)   

Begrüßen der Versammelten       

Lied A 23 Sonne der Gerechtigkeit         

Eingangspsalm (Ernesto Cardenal)       

Ehr sei dem Vater und dem Sohn           

Sündenbekenntnis - Gnadenzusage      

Ehre sei Gott in der Höhe... Allein Gott in der Höh sei Ehr

Bibellesung: 2. Mose 14, 10 - 31 (Patrick)

Lied: Wenn das rote Meer grüne Welle hat (Katechumenen)

Glaubensbekenntnis

Lied: B 104 Steht mit mir auf

Bildmeditation (alle gemeinsam)

Lied: B 104 Steh mit mir auf

Fürbitten

Vater unser

Schlußlied: D 15 We shall overcome

Ausgangsmusik (Musikgruppe)

 

Sündenbekenntnis

Wir empören uns über so vieles, was die Gemeinschaft unter den Menschen verdirbt. Wir sind schockiert, daß in Südafrika Schwarze gefoltert werden, daß sie nicht die Bänke, Busse und Läden - nichteinmal die Kirchen der Weißen benutzen dürfen. Wir verurteilen, daß die schwarzen Familien zerrissen werden, indem die Arbeiter in Arbeitslager gesperrt werden, während ihre Frauen und Kinder in den Elendsquartieren der Homelands leben müssen. Wir entrüsten uns, daß Schwarze viel viel weniger Geld verdienen als Weiße, daß den Weißen fast der ganze Grundbesitz gehört. Wir sind entsetzt, daß schwarze Kinder nur mangelhafte Schulbildung erhalten und rücksichtslos verhaftet und getötet werden. Auch die staatliche Nachrichtensperre kann uns diese Grausamkeiten nicht verbergen.

Wir möchten uns heraushalten aus diesem Unheil und sehen uns doch darin verwickelt. Unsere Empörung über die Verletzung der Menschenrechte in Südafrika wird umso lauter, je mehr sie auf uns selbst zutrifft. Wir ertappen uns dabei, immer mehr unsere eigene Vergangenheit, die Gaskammern und Massengräber, zu verdrängen. Unser Land hat immer noch von allen Ländern der Erde die intensivsten Wirtschaftsbeziehungen zu Südafrika, ja sogar ein Kulturabkommen über lange Zeit aufrechterhalten mit einer Kultur der Unmenschlichkeit. Wir schlemmen mit Früchten aus Südafrika, profitieren von der Ausbeutung der Schwarzen durch niedrige Obstpreise.

Wir      sind verwirrt. Wir möchten heraus aus diesem Teufelskreis. Herr, erbarme dich.

Gnadenzusage

Der Apostel Paulus sagt den Gemeinden in Galatien:

„Denn durch den Glauben seid ihr alle Gottes Kinder in Jesus Christus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Hier gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Jude und Grieche, zwischen Sklaven und Freien, zwischen Schwarzen und Weißen, zwischen Mann und Frau. Denn ihr seid alle gleichwertig in Christus Jesus.“

 

Gebet für Südafrika

Sprecher 1:

Vater im Himmel wir bitten Dich für alle Menschen im südlichen Afrika, für unsere Schwestern und Brüder, die in besonderer Weise unter Unrecht, unter Ungerechtigkeit und Gewalt leiden -

Sprecher 2:

für alle, die wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert werden, die nicht beteiligt sind an der politischen Entscheidung, die ihren Wohnsitz, ihren Arbeitsplatz nicht frei wählen können, denen auf Ämtern, in Geschäften, auf der Straße weniger freundlich begegnet wird als weißen Bürgern. Laß die nicht verzweifeln, die Bürger von Nirgendwo sind, weil sie durch Beamtenwillkür weder in Weiß-Südafrika noch in Homelands leben können.

Sprecher 3:

Wir denken an alle, die in den Homelands leben müssen, die in Hunger und ekelerregendem Elend leben, ohne Arbeit, ohne Brot. Wir beten für die Alten, die von den Weißen in das Elend der Homelands zurück geschickt werden, weil sie zu schwach sind, um für die Weißen noch gewinnbringend zu arbeiten. Und wir beten für die Säuglinge, denen zu Geburt schon das Grab geschaufelt wird, weil sie keine Aussicht auf Nahrung und Überleben haben.

Sprecher 4:

Wir bitten Dich, Herr, für die Wanderarbeiter in den Industriezentren, in den rieseigen Arbeiterlagern, die von ihren Arbeitgebern nur für eine Saison eingestellt werden, und sich dann schnell einen neuen Arbeitsplatz suchen müssen, wenn sie nicht zurück ins Homeland wollen -

Sprecher 5:

und für ihre Familien zu Hause, für die verlassenen Frauen mit der großen Verantwortung für die Familien. Wir verbinden uns mit den Müttern, die morgens nicht einkaufen gehen, weil sie auf das Räumkommando der weißen Polizei warten müssen, um das Notwendigste vor der Planierraupe zu retten.

Sprecher 1:

Wir bitten Dich für die Menschen in Südafrika, die zwangsumgesiedelt werden, vor deren Häuschen eines Morgens plötzlich ein LKW der Polizei steht. Schenke den schon Umgesiedelten Kraft, neue Gemeinschaftsformen zu entwickeln. und bewahre die politischen Führer der Homelands davor, die Herrschaft von Terror und Unterdrückung weiterzugeben, die sie von den Weißen als Politik kennengelernt haben. Gib denen, die sich der drohenden Umsiedlung widersetzen, Kraft und Mut, Einigkeit und gute Freunde.

Sprecher 2: Wir bitten Dich, Vater im Himmel, für alle, die gegen das Unrecht in Staat und Gesellschaft, gegen das System der Trennung aufstehen und sich einsetzen für Gerechtigkeit und Versöhnung in diesem Land und die bereit sind, dafür auch Leiden auf sich zu nehmen.

Sprecher 3:

Für alle Schüler in den Schulen, für alle die jungen Menschen, die gegen Unrecht sich erheben. Für alle, die eingeschüchtert, verfolgt, verletzt, mißhandelt werden, vor allem für die Verhafteten und ihre Familien.

Sprecher 4:

Wir bitten für Nelson Mandela, der seit über 20 Jahren im Gefängnis sitzt, ohne eine Straftat begangen zu haben. Laß ihn begreifen, daß die Leiden im Gefängnis nicht vergebens sind. Gib ihm Geduld, auf den Tag der Befreiung zu warten.

Sprecher 5:

Und Vater, wir bitten auch für die, die das Unrecht tun. Für die Menschen in der Polizei, im Militär. Hilf ihnen zu erkennen, was recth ist, und gib ihnen dann Kraft, danach zu handeln. Wandle die Herzen derer, die die Macht in Händen halten im Staat, in der Gesellschaft, in der Regierung. Wir bitten für Pieter William Botha, daß er endlich seine schönen Worte wahrmacht: "Apardheit soll sterben".

Sprecher 1:

Wir bitten für die skrupellosen Waffenlieferanten in unserem eigenen Land, die Manager der Firma Rheinmetall, für Dietrich Falke, Dieter Köhler, Wilhelm Striepke und Hans Voß, daß sie erkennen, wie sie mitschuldig geworden sind an der Ermordung unzähliger Schwarzer, indem sie die Mordwaffen beschafft haben an ihren Schreibtischen hier im Ruhrgebiet. Wir bitten dafür, daß sie statt Waffen Geräte zum Schutz der Umwelt bauen lassen.

Sprecher 2:

Und schließlich bitten wir für alle die sparsamen Hausfrauen, die lieber billiges Obst aus Südafrika kaufen, als die paar Pfennige mehr auszugeben für Obst, an dem kein Blut klebt. Laß sie erkennen, wie sie indirekt das Geld zum Kauf der Waffen beibringen, mit denen die Schwarzen erschossen werden.

Sprecher 3:

Wir bitten für die Dresdener Bank, die Commerzbank und die bayrische Landeszentralbank und alle ihre Bankkunden, die durch günstige Kredite die weiße Regierung Südafrikas im Sattel halten helfen, daß sie begreifen, wie ihr Geschäft das Blutvergießen fördert.

Sprecher 4:

Wir bitten dich, Herr: Schenke diesem verzweifelten südlichen Afrika bald einen Frieden, der nicht mehr über Leichen geht. Wir bitten dich, Herr: Mach schnell damit. Amen.