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Predigt über Johannes 21, 1 - 14

Bodelschwinghhaus 26.4. 1987

Lieder: 81, 1 - 3;     87, 1, 5, 6, 7;     75;      84, 1 - 3;

Lothar Zenetti: Kommt näher

Dietrich Bonhoeffer, Optimismus

Christus wird erkannt, oder: 

die Unverjährbarkeit des Lebens.

1. Tschernobyl ist ein Jahr her. Verjährt? Ad acta gelegt? Die Bundesregierung führt ihren Atomkurs weiter fort, trotz besserem Wissen, daß Ausstieg aus der Atomindustrie laut einer Studie des RWI vom August 1986 möglich und wirtschaftlich unschädlich ist. Riesenhuber schließt mit den Russen Verträge ab über Zusammenarbeit im Atomkraftwerks-Bau. Viele Deutsche haben mit der CDU auch bewußt den Atom Kurs gewählt. Was muß noch passieren? Wenn der Meiler in Hamm einen Unfall mit für uns tödlichen Auswirkungen hätte, nichts würde sich ändern. Unser Fischfang: alle AKWs gehen ans Netz, ein Netz tödlicher Bedrohung. Jesu Fischnetz will Leben erhalten.

2. Der Auferstandene macht satt und ißt mit. Im Abendmahl wird er erkannt: im Wunder des Fischfangs kann Petrus erkennen: So ist nur Jesus. - Sie feiern Abendmahl, mit Brot und Fisch, mit der Wärme des Feuers, der Wärme des gemeinschaftlichen Mahles mit Jesus. Jesus macht alle satt. Im Sattwerden verwirklicht sich die Realität des Auferstandenen. Schauen wir in die Dritte Welt: erst wenn keine 15 Millionen Kinder und noch einmal 15 Millionen Erwachsene an Hunger sterben in jedem Jahr aufgrund unseres Welthandels, erst dann ist Ostern realisiert.

Ostern heißt aber auch für uns: Auferstehung geschieht da, wo einer für andere Brot und Fisch macht, wo die Welt satt gemacht wird. Wir sind heute dran, der Welt die Osterbotschaft, die Sättigungsbotschaft, wirtschaftlich klarzumachen, startklar zu machen. Wirtschaftlich, das heißt Kohle und Metall werden kaputt gehen, da beißt die Maus keinen Faden ab. Tausende bangen wieder einmal um Arbeitsplätze, hier bei uns in Bergkamen. Aber Atomindustrie, die wird fleißig gefördert und unterstützt von der Regierung.

3. Wie macht Jesus uns Satte satt? Unsere Nacht, unsere Erfolglosigkeit, auch gegen die Regierung, führt oft zu Resignation. Wir haben auch nichts gefangen. Oft scheint alles nur noch aussichtslos in dieser Welt. Gollwitzer-Zitat von der müden Kirche.

Die Mahlgemeinschaft ist wichtig. Wir können neue Formen der Gemeinschaft erfinden. So etwa das Kinderabendmahl, denn Kinder sind unsere Hoffnung. Jesus ließ die Kinder zu sich kommen, warum schließen wir sie immer noch vom Abendmahl aus? Miteinander warm werden und Wärme erleben!

Gemeinsam nachdenken über die Dritte Welt, den Hunger und Wege zur Entwicklung. Unsere eigenen Konsumgewohnheiten ändern. Brot und Fisch: Ist es nicht erstaunlich, mit wie wenig Jesus und die Jünger zufrieden waren? Für uns steht an der Fleischverzicht. Ein Fleischesser nimmt der Erde so viel Energie weg wie sieben Brotesser. Ohne unsere Energieverschwendung wäre der Energiebedarf nicht so gestiegen. Bei uns ungefähr 80%, in der Dritten Welt ungefähr 20% des Welt-Energieverbrauches.

Wir müssen lernen eine neue Bescheidenheit zu entwickeln, statt eine neue Armut! Fastenzeit, das wäre eine neue Selbsterfahrung ein neues Autarkiegefühl. Wir würden erfahren mit wie wenig ein Mensch auskommt. Vielleicht sollten wir einmal gemeinsame Fastenaktionen machen, Fasten für das Leben?

Beten heißt, nicht nachlassen. Im Gebet bleibt uns Gott bewußt, die Kraft des Lebens lebendig, wird der Kontrast zu unserer Politik und Kultur des Todes deutlich.

Jetzt, wo Gorbatschow die besten Abrüstungsvorschläge des Jahrhunderts präsentiert, streikt unsere Regierung, will die Atomwaffen behalten! Wir müssen beten für diese Regierung! Beten, daß sich die Option des Lebens durchsetzt. Unsere Ostermärsche sind ein Zeichen des Lebens gegen die Rüstungsspirale, an der jetzt schon Menschen durch Hunger sterben. Ein Bruchteil der Rüstungsausgaben würde die ganze Welt satt machen. Laßt uns diese Lebenspraxis weitergeben, dann wird Ostern. Amen.