Bodelschwinghhaus
26.4. 1987
Lieder: 81, 1 - 3; 87, 1, 5, 6, 7; 75; 84, 1 - 3;
Lothar Zenetti: Kommt näher
Dietrich
Bonhoeffer, Optimismus
1.
Tschernobyl ist ein Jahr her. Verjährt? Ad acta gelegt? Die
Bundesregierung führt ihren Atomkurs weiter fort, trotz
besserem Wissen, daß
Ausstieg aus der Atomindustrie laut einer Studie des RWI vom August
1986
möglich und wirtschaftlich unschädlich ist.
Riesenhuber schließt mit den Russen
Verträge ab über Zusammenarbeit im
Atomkraftwerks-Bau. Viele Deutsche haben mit
der CDU auch bewußt den Atom Kurs gewählt. Was
muß noch passieren? Wenn der
Meiler in Hamm einen Unfall mit für uns tödlichen
Auswirkungen hätte, nichts
würde sich ändern. Unser Fischfang: alle AKWs gehen
ans Netz, ein Netz
tödlicher Bedrohung. Jesu Fischnetz will Leben erhalten.
2.
Der Auferstandene macht satt und ißt mit. Im Abendmahl wird
er
erkannt: im Wunder des Fischfangs kann Petrus erkennen: So ist nur
Jesus. - Sie
feiern Abendmahl, mit Brot und Fisch, mit der Wärme des
Feuers, der Wärme des
gemeinschaftlichen Mahles mit Jesus. Jesus macht alle satt. Im Sattwerden verwirklicht sich die
Realität des Auferstandenen. Schauen wir in die
Dritte Welt: erst wenn
keine 15 Millionen Kinder und noch einmal 15 Millionen Erwachsene an
Hunger
sterben in jedem Jahr aufgrund unseres Welthandels, erst dann ist
Ostern
realisiert.
Ostern
heißt aber auch für uns: Auferstehung geschieht da,
wo einer für
andere Brot und Fisch macht, wo die Welt satt gemacht wird. Wir sind
heute
dran, der Welt die Osterbotschaft, die Sättigungsbotschaft,
wirtschaftlich
klarzumachen, startklar zu machen. Wirtschaftlich, das heißt
Kohle und Metall
werden kaputt gehen, da beißt die Maus keinen Faden ab.
Tausende bangen wieder
einmal um Arbeitsplätze, hier bei uns in Bergkamen. Aber
Atomindustrie, die
wird fleißig gefördert und unterstützt von
der Regierung.
3.
Wie macht Jesus uns Satte satt? Unsere Nacht, unsere Erfolglosigkeit,
auch gegen die Regierung, führt oft zu Resignation. Wir haben
auch nichts
gefangen. Oft scheint alles nur noch aussichtslos in dieser Welt.
Gollwitzer-Zitat von der müden Kirche.
Die
Mahlgemeinschaft ist wichtig. Wir können neue Formen der
Gemeinschaft erfinden. So etwa das Kinderabendmahl, denn Kinder sind
unsere
Hoffnung. Jesus ließ die Kinder zu sich kommen, warum
schließen wir sie immer
noch vom Abendmahl aus? Miteinander warm werden und Wärme
erleben!
Gemeinsam
nachdenken über die Dritte Welt, den Hunger und Wege zur
Entwicklung. Unsere eigenen Konsumgewohnheiten ändern. Brot
und Fisch: Ist es
nicht erstaunlich, mit wie wenig Jesus und die Jünger
zufrieden waren? Für uns
steht an der Fleischverzicht. Ein
Fleischesser nimmt der Erde so viel Energie weg wie sieben Brotesser.
Ohne
unsere Energieverschwendung wäre der Energiebedarf nicht so
gestiegen. Bei uns
ungefähr 80%, in der Dritten Welt ungefähr 20% des
Welt-Energieverbrauches.
Wir
müssen lernen eine neue
Bescheidenheit zu entwickeln, statt eine neue Armut!
Fastenzeit, das wäre
eine neue Selbsterfahrung ein neues Autarkiegefühl. Wir
würden erfahren mit wie
wenig ein Mensch auskommt. Vielleicht sollten wir einmal gemeinsame
Fastenaktionen machen, Fasten für das Leben?
Beten
heißt, nicht nachlassen.
Im Gebet bleibt uns Gott bewußt, die
Kraft des Lebens lebendig, wird der Kontrast zu unserer Politik und
Kultur des
Todes deutlich.
Jetzt,
wo Gorbatschow die besten Abrüstungsvorschläge des
Jahrhunderts
präsentiert, streikt unsere Regierung, will die Atomwaffen
behalten! Wir müssen
beten für diese Regierung! Beten, daß sich die
Option des Lebens durchsetzt.
Unsere Ostermärsche sind ein Zeichen des Lebens gegen die
Rüstungsspirale, an
der jetzt schon Menschen durch Hunger sterben. Ein Bruchteil der
Rüstungsausgaben würde die ganze Welt satt machen.
Laßt uns diese Lebenspraxis
weitergeben, dann wird Ostern. Amen.