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Wie mit fremdem Leid umgehen?

Passionsandacht am 10. 4. 2019 Christuskirche Bremen Vahr

Begrüßung: Fremdes Leid – Wir spüren unsere Hilflosigkeit und die Distanz, die zwischen den grausigen Bildern der Tagesschau und unserem behüteten Leben hier in Bremen ist. Was können wir tun? Manchmal können wir Geld spenden, was den Helfern vor Ort ihre Arbeit möglich macht. Vielleicht eine Patenschaft übernehmen, ein ganz bestimmtes Projekt in Afrika unterstützen und begleiten. Wir tun es im Namen des lebenschaffenden mütterlichen Geistes Jesu. Amen.

Wenn das Brot, das wir teilen 290

Gebet: Jesus, wir wissen von dir nur durch den Spiegel der Gerüchte und Übertreibungen, die die begeisterten Jünger weitererzählt haben. Sie waren auch oft geschockt, wie unbefangen du gerade auf die geringsten, die ärmsten, kränksten, verachteten Menschen zugegangen bist, den Abschaum der damaligen Gesellschaft. Da warst du zuhause, in den Räuberhöhlen der Galiläer. Seitdem wissen wir, wie Gottes Liebe eine Vorliebe für die Unterdrückten und Leidenden ist. Nimm uns mit auf deinen Weg durch die leidende Schöpfung und laß uns immer wieder neue Ecken und Winkel entdecken, in denen wir mithelfen können. Amen.

Text: Mk 10,13 Und sie brachten Kindlein zu ihm, daß er sie anrührte. Die Jünger aber fuhren die an, die sie trugen. 14 Da es aber Jesus sah, ward er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes. 15 Wahrlich ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kindlein, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

 17 Und da er hinausgegangen war auf den Weg, lief einer herzu, kniete, vor ihn und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe? 18 Aber Jesus sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott. 19 Du weißt ja die Gebote wohl: "Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemand täuschen; ehre Vater und Mutter." 20 Er aber antwortete und sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. 21 Und Jesus sah ihn an und liebte ihn und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach und nimm das Kreuz auf dich. 22 Er aber ward unmutig über die Rede und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter. 23 Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! 24 Die Jünger aber entsetzten sich über seine Rede. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist's, daß die, so ihr Vertrauen auf Reichtum setzen, ins Reich Gottes kommen! 25 Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme. 26 Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann denn selig werden? 27 Jesus aber sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist's unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott. 28 Da sagte Petrus zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. 29 Jesus antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, so er verläßt Haus oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kind oder Äcker um meinetwillen und um des Evangeliums willen, 30 der nicht hundertfältig empfange: jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben. 31 Viele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind.

Selig seid ihr 297

Predigt

Es würde uns überschwemmen und unfähig machen, überhaupt noch irgendwas zu tun, wenn wir alles Leid, was wir durch die Medien ins Wohnzimmer gesendet bekommen, mitleiden wollten. Wir müssen uns abschotten, wir müssen tatenlos zusehen, wie ein Tsunami tausende tötet, Erdbeben hunderte vernichtet. Wie die täglich 24000 Kinder sterben, die nichts zu essen haben, werden wir nicht zu sehen bekommen. Diese Tode sind klein, unauffällig. Das meiste Leid bleibt uns verborgen. Wir sind glücklicherweise so wenig allwissend wie Gott. Und man muß Wirtschaftswissenschaften studiert haben, um zu verstehen, wie das funktioniert, daß unser Wohlstand in den Industrienationen, Deutschland ganz weit oben, zur Armut in den Entwicklungsländern führt und dort unsägliches Leid verursacht. Wir wissen, das ist ungerecht. Jesus sagt dem reichen Jüngling, was er tun kann. Seinen Reichtum zu verteilen. Viele Milliardäre machen da inzwischen mit. Sie können ja eh nichts anfangen mit den Milliarden. Also, wie machen wir es? Brot für die Welt fand ich immer großartig. Bauern eine Hacke und Saatgut schenken und darum bitten, daß sie etwas von ihrer Ernte später wieder zurückgeben, wenn es ein gutes Erntejahr wird. Mikrokredite vergeben und zugleich Lehrer hinschicken, die zeigen, wie man einen Betrieb wirtschaftlich führt, wie man Geld für die Rente und Krankheiten zurücklegt, den Anbau der Landwirtschaft passend zu Klima und Böden verbessert, die Kinder zur Schule schickt, Solarenergie nutzt in den von Dürren geplagten Ländern und dort Auffangbecken für den oft kurzen starken Regen baut.

Ich sage anders als Jesus: Verkauf nicht all deinen Besitz. Gib das, was du übrig hast, und mach das zu deinem Hobby. Mach das Abspecken, das Fasten zu deinem Hobby. Entdecke, daß du viele der schönen bunten Sachen in den Schaufenstern und Grabbeltischen von Lidl, Netto und Aldi gar nicht brauchst, weil du ein altes Schätzchen hast, was das gleiche auch kann. Trage deine Unterhose so lange, bis das Gummi nachläßt. Trage deine alten Sachen auf, sie sind vielleicht jetzt schon wieder modern und der neuste Schrei. Spare mit Wasser und Strom. Verleihe deinen Räsenmäher und leihe dir die Bohrmaschine vom Nachbarn, wenn du keine hast. Vernetzt euch besser, Internet und Nachbarschaftshilfe-Portale wie etwa Nebenan.de in Bremen. Achtet auf euren ökologischen Fußabdruck. Fahrrad statt Flugzeug, Blockland statt Ballermann Mallorca oder Bali. Macht Fleisch zur Delikatesse, die nicht täglich auf dem Tisch liegt, stellt euch vor, daß dafür ein Tier getötet wurde und daß dieses Leben auch unter Gottes Liebe entstanden ist. Die Relation ist: 14 kg Weizen für 1 kg Rinderfleisch, 3 kg Weizen für kg Huhn. Weg von der Massentierhaltung, weil wir die Gülle nicht mehr verkraften, unser Trinkwasser wird verseucht von Nitraten und Antibiotica. Gemüse ist wesentlich gesünder. Kurz: wir haben durch unser Konsumverhalten einen riesigen Einfluß auf unsere Wirtschaft. Bioladen, Fair trade, darin liegt unsere Kraft, die in den Schwachen mächtig ist. Es ist Fastenzeit und ich sehe Fasten als Vorübung einer gerechteren weltweiten Verteilung der Güter. Wir haben zwei Möglichkeiten: Entweder glauben wir an die Dogmen vom Wirtschaftswachstum als Motor unseres Wohlstandes – oder wir sehen die dramatischen Entwicklungen dieser Konzentration des Reichtums bei uns in den Industrieländern und schnallen als Nationen den Gürtel enger, produzieren das, was wirklich nötig ist und nicht schicke Luxusgüter für die reichen Jünglinge.

Wir sehen das Leid nicht, was wir einfach durch unser einfaches Leben hier in Bremen verursachen. Es geht über zu viele Ecken. Es sind die fernen Nächsten, die an uns leiden. Wir können das lindern durch die Summe von winzig kleinen Veränderungen in unserem Haushalt, unserem Konsum, unserem Urlaubsverhalten, unseren Geldanlagen. Die Liebe Gottes geht auch durch den Magen. Weniger Fleisch ist ein erster kleiner Schritt. Wir haben erstmals auf der Welt zuwenig Getreide, um alle Menschen satt zu machen. Weil Biodiesel und E10 für unsere Autos die Brote knapp machen. Das wird künftig noch dramatischer. Es traut sich bislang noch keiner zu sagen, daß Autofahren Sünde ist. Es wird vielleicht irgendwann soweit sein, daß man das sagen muß, um die Welt zu retten. Papst Franziskus hat nur ein kleines Auto und lebt uns zeichenhaft vor, wie das gehen kann. Franz von Assisi hat es noch radikaler gemacht. Es ist wunderbar, daß wir in all diesen Versuchen, das Reich Gottes in der Welt zu verbreitern, nicht alleine sind, sondern getragen von Jesus und allen Heiligen und Seligen innerhalb und außerhalb der Kirche. In allen diesen kleinen Schritten, die auf den ersten Blick nichts zu bringen scheinen, scheint Gottes Reich in unser kleines Leben hinein. Es ist der Vorschein seiner Herrlichkeit. Amen. 

Innehalten

Segen: Die Kraft der Liebe Gottes segne uns. Sie komme über uns im Leuchten der Angesichte der Menschen, denen wir helfen dürfen. Sie erleuchte uns, das zu tun, was wir tun können. Sie behüte uns bei unserem Tun und Sein. Sie führe uns hinein in den Frieden Gottes, der größer ist als alle Atomraketen dieser Erde und der in der Schwachheit der Schutzlosen seine wahre Kraft entfalten wird. Amen.

Den Weg wollen wir gehen 310