acedia –
Trägheit, Faulheit, Ignoranz und Feigheit
Der römische Bischof Gregor I. hatte so die Lasterkataloge des
NT und andere Sündentabellen mit bis zu 8 "Fertigkeiten"
zusammengefaßt und auf sie als göttliche Strafe das
ewige Höllendasein proklamiert.
Eigentlich geht es um Übermäßigkeit in
einer Dimension des gesellschaftlichen Miteinanders. Die Warnungen der
mittelalterlichen Kirche wollten Begrenzungen schaffen, um das
Gleichgewicht mit der Natur und untereinander zu befördern.
Mit der Säkularisierung, der Industrialisierung wurden die
Grenzen des Mittelalters zum Hemmschuh der wirtschaftlichen Entwicklung
und die Todsünden bekamen teils sogar den Anstrich von
Tugenden.
Heute sind wir an der Grenze unseres Wirtschaftssystems angelangt. Wir
wissen alle, es kann so nicht weitergehen, wir schlittern unaufhaltsam
in eine ökologische Katastrophe und zerstören die
Erde an allen Enden. Jetzt ist die Zeit gekommen, uns auf die
verpönten Grenzsteine der mittelalterlichen
Verhaltensempfehlungen neu zu besinnen und zu
überprüfen, mit welchen alten Wertvorstellungen wir
unsere bedrohte Zukunft als gesamte Weltgesellschaft neu gestalten
können und müssen.
Dazu wollen wir an sieben Abenden in der Passionszeit über den
Sinn von Verzicht nachdenken. Es ist dabei ein riesiger Unterschied, ob
wir aus Zwang verzichten auf etwas scheinbar Schönes, oder ob
wir es mit Genuß tun, aus einer tiefen Leidenschaft
für das Leben der Anderen, die sonst nicht genug vom
Weltkuchen abbekommen.
Jesus sagt: "Ich lebe und ihr sollt auch leben." Wenn jeder so leben
würde, daß alle satt werden auf dem Erdball,
wäre das nicht ein wunderbares Glück? Verzichten kann
glücklich machen. Die Grünen trauen sich nicht, von
Verzicht zu sprechen, weil sie Wähler verlieren
könnten. Wir in der Kirche sind frei, darüber
nachzudenken und wollen das tun. Fastenzeit ist Zeit der Befreiung von
viel unnötigem Ballast. Das loten wir aus im gemeinsamen
Feiern, Beten, Singen, Meditieren über anregende Texte und
Gesprächen in der vertrauensvollen Kompetenzgemeinschaft der
Mitmachenden.
Die Sieben Todsünden sind im großen Ganzen auch
heute noch als asoziales Verhalten verpönt und dies in fast
allen Nationen, soweit es um den Lebensstile des Einzelnen geht. Die
moralische Bewertung hinkt mit einer Verspätung von vielen
Jahrzehnten hinter der tatsächlichen Firmenphilosophie und
Praxis der Wirtschaftsunternehmen hinterher.