[RvR]

Rolf van Raden Webressource - Willkommen auf www.rolf-van-raden.de!
Home Artikel Literatur & Theater Politik Unterwegs

+++ Artikel aus der bsz - bochumer stadt- und studierendenzeitschrift

 

Donnerstag, 10 Oktober 2002
StudentInnenvertretungen gegen F.D.P.
„Möllemann fischt Stimmen am rechten Rand“

Für Aufregung auch an der Ruhr-Universität sorgte eine Postwurfsendung der FDP, die an mehreren Tagen großflächig in Bochumer Studierendenwohnheimen gefunden wurde. „Es haben sich mehrere Studierende bei uns gemeldet, die über die antisemitische Aussage der Broschüre mit dem Titel Klartext. Mut. Möllemann. empört waren“, so der AStA-Vorsitzende Rolf van Raden.

Auch der AStA hält die Faltblätter für extrem bedenklich: Dort erscheint Michel Friedman als Stellvertreter des israelischen Ministerpräsidenten. Natürlich darf ein Davidstern auf dem Foto nicht fehlen, genauso wenig wie der Vorwurf der Kriegstreiberei. Über all dem schwebt ein Foto von Jürgen W. Möllemann, der sich angeblich beharrlich für den Frieden einsetzt. „Das weckt in der Tat antisemitische Assoziationen“, so der AStA-Vorsitzende Rolf van Raden. Wer antisemitischen Vorstellungen anhänge, werde das Faltblatt genau so verstehen.

Gift für die Stimmung an der Uni

„Klar, das ist Futter für Antisemiten, die fühlen sich dadurch bestätigt. Da wird in unglaublicher Weise am rechten Rand nach Stimmen gefischt“, sagte van Raden. „Wenn die FDP in der Umgebung der Universität mit antisemitischen Stimmungen Wahlkampf macht, dann hat das natürlich eine Auswirkung auf das Klima an der Universität. Deshalb werden wir uns dieser FDP-Kampagne genauso entgegenstellen wie Werbeaktionen von rechtsextremen studentischen Verbindungen“, so der AStA-Vorsitzende weiter.

Appell an den Bodensatz

Auch in den Kreisen der bundesweiten studentischen Vertretungen schlugen die jüngsten Attacken Jürgen Möllemanns Wellen bis hin zum freien zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs), dem Dachverband der ASten in Deutschland: „Mit den in NRW verteilten Faltblättern appelliert Möllemann erneut an den antisemitischen Bodensatz in Deutschland“, so Lars Schewe vom fzs-Vorstand. Nach Auffassung der verärgerten Studenten präsentiert der umstrittene Flyer Michel Friedmann geradezu als deutschen Statthalter des israelsichen Ministerpräsidenten. Dieser wiederum werde mit einem Davidstern als Repräsentant eines jüdischen Staates kenntlich gemacht. „Die jüdische Weltverschwörung in Aktion und Möllemann als ach so mutiger Streiter dagegen, genau so versteht ein Antisemit das“ ist man bei der bundesweiten Studentenvertretung überzeugt und befürchtet, Antisemiten könnten sich durch die NRW-FDP in ihrem Wahn bestätigt finden. „Man fragt sich wirklich, wozu hierzulande noch Antisemitismusforschung betrieben wird, wenn die Forschungsergebnisse selbst Sptitzenpolitiker nicht interessieren“, so Schewe.

Geka

 

Dienstag, 9 Juli 2002
Nach dem Kabinettsbeschluss:
Studierende stören Ratssitzung

Als Reaktion auf den Studiengebühren-Beschluss der NRW-Landesregierung zog am Donnerstag gegen 15:20 eine Gruppe von ca. 40 Studierenden in das Bochumer Rathaus. "Lasst uns der tagenden Ratssitzung klarmachen, dass wir weiter Widerstand leisten!", hieß es im spontanen Aufruf zu der Aktion. Die Studierenden enthüllten ein großes Transparent mit der Aufschrift "Education - Not For Sale!" und forderten von den Ratsleuten ein klares Statement gegen die unsozialen Pläne der rot-grünen Landesregierung. Die Ratssitzung wurde daraufhin unterbrochen. Nach ca. 20 Minuten verließen die Protestierenden den Ratssitzungssaal friedlich und freiwillig.

Der AStA der Ruhr-Uni Bochum verurteilt den Kabinettsbeschluss scharf: "Es ist zynisch zu behaupten, das Erststudium würde gebührenfrei bleiben, wenn gleichzeitig Gebühren für einen Großteil der Studierenden eingeführt werden", so AStA-Vorsitzender Rolf van Raden. Eine Statistik der Ruhr-Universität aus dem vergangenen Jahr belegt, dass allein an der Ruhr-Uni Bochum 48 % der Studierenden mindestens im 13. Semester studieren. "Es ist einfach absurd, fast der Hälfte der Bochumer Studierenden Faulheit zu unterstellen und zu beschließen, dass sie die enorme Summe von 1.300 Euro im Jahr zusätzlich zahlen müssen," so van Raden weiter. Unterstützung bekommt er von fast 15.000 BochumerInnen, welche sich in den vergangenen Wochen an einer Unterschriftenaktion gegen Studiengebühren beteiligten. Die Unterschriften wurden jetzt dem "Aktionsbündnis gegen Studiengebühren NRW" übergeben, das sie gemeinsam mit den Unterschriften aus anderen Städten an die Landesregierung weiterleiten wird.

20% weniger Studierende?

Offiziellen Verlautbarungen aus der Politik zu Folge sollen die Studiengebühren zu mehr Abschlüssen führen. Doch die 1.300 Euro pro Jahr werden für viele Studierende unbezahlbar sein, es ist dementsprechend eher davon auszugehen, dass eine größere Anzahl StudentInnen ihr Studium mangels Finanzierungsmöglichkeiten abbrechen müssen. "Die Gebühren würden vor allem Studierende treffen, die kurz vor ihrem Abschluss stehen", so der AStA-Referent für Hochschulpolitik Aron Müller. Für Bochum geht der AStA davon aus, dass die Zahl der Studierenden an der Ruhr-Universität um 15-20 Prozent sinken würde, sollte der Beschluss der Landesregierung auch den Landtag passieren.

Weder die Ankündigung, dass die Gebühren in einigen Jahren nach dem "Studienkontenmodell" eingetrieben werden sollen, noch die Tatsache, dass die Landesregierung Kredite für Studierende bezuschussen will, ändern etwas an der Tatsache, dass die Landesregierung, anstatt selber für eine vernünftige Studienfinanzierung zu sorgen, Banken und Kreditunternehmen neue KundInnen schafft, welche die Universität hoch verschuldet verlassen - was endgültig den Einstieg in die private Bildungsfinanzierung darstellt. Auch das angebliche Zugeständnis, nach dem die Gebühren in ein paar Jahren an die Hochschulen fließen sollen, ändere nichts an dieser Situation, zumal Studiengebühren bisher noch in keinem Land zur Verbesserung der Studiensituation geführt hätten, so der AStA- Vorsitzende Rolf van Raden. Im Gegenteil seien sie ein guter Vorwand, den Bildungsetat auf der anderen Seite weiter zu kürzen.

Nicht zuletzt würde die Einführung von Studiengebühren in Nordrhein-Westfalen, wo ein Drittel aller Studierenden der Bundesrepublik eingeschrieben sind, einen bildungspolitischen Dammbruch bedeuten: Bildung wird nicht mehr als öffentliches Gut betrachtet, das für jedeN frei zugänglich sein muss, sondern erhält zunehmend den Status einer Ware, für die jede und jeder individuell bezahlen muss.

Jetzt erst recht!

Auch wenn nun die Semesterferien anstehen, sollen weiterhin Aktionen gegen Studiengebühren stattfinden. "Wir werden weitermachen", so der Bochumer AStA, "Rot-Grün wird keinen ruhigen Bundestagswahlkampf machen können, während SPD und Grüne in Nordrhein-Westfalen ein zentrales Wahlversprechen der letzten Bundestags- und Landtagswahlen brechen und damit den sozialen Kahlschlag fortsetzen."

Rolf van Raden

 

Mittwoch, 12 Juni 2002
Bochumer Uni-Vollversammlung
Uni-Streik - die nächste Runde

Unter freiem Himmel beschloss heute morgen um 10 Uhr die zweite Vollversammlung an der Ruhr-Universität, in welcher Form die Proteste gegen die unsozialen Gebührenpläne der rot-grünen Landesregierung fortgesetzt werden sollen. Trotz Nieselregen harrten über 2.000 Studierende auf dem Forum aus, bis um kurz nach 11 Uhr über den Streik abgestimmt wurde: Eine klare Mehrheit von knapp 90% sprach sich für die Fortsetzung des Streiks bis zum 18.6. aus.

"Damit geht der Streik an den nordrhein-westfälischen Hochschulen in die nächste Runde", sagte der AStA-Vorsitzende Rolf van Raden nach der Vollversammlung, "wir lassen Rot-Grün keinen ruhigen Wahlkampf machen". Neben der Ruhr-Uni hatten auch die beiden Essener Hochschulen, die RWTH Aachen, FH und Uni Düsseldorf sowie die Uni und Sporthochschule Köln gestern eine Fortsetzung des Streiks beschlossen.

In den einzelnen Fachbereichen fanden im Anschluss kleinere Vollversammlungen statt, um den Streik auf die einzelnen Bedürfnisse (z.B. Prüfungstermine oder prüfungsrelevante Veranstaltungen) abzustimmen.

Der Streik ist zunächst bis zum kommenden Dienstag, den 18.6., befristet, dann soll eine weitere Vollversammlung über die Fortführung des Streiks entscheiden. Dieser Termin wurde ausgesucht, da Gerüchten zufolge am 18.6. auf der Kabinettssitzung über die Gebührenpläne beraten werden soll.

Nachdem am Montag in Wuppertal und in Bochum StudentInnen vor den jeweiligen Rathäusern übernachtet hatten, soll der Protest auch in den kommenden Tagen in die Stadt getragen werden.

Am Dienstag nachmittag soll eine Demonstration "Gegen Bildungsklau und Sozialabbau" stattfinden, zu der neben den Studierenden der Ruhr-Uni auch die Gewerkschaften ver.di und GEW aufrufen. An der anschließenden Demonstration mit trotz des schlechten Wetters rund 1000 TeilnehmerInnen nahmen auch SchülerInnen und die Studierenden der Evangelischen Fachhochschule teil.

 

Montag, 24 Juni 2002
Überwältigende Mehrheit auf der VV
Aktionssemester beschlossen

Gestern, am 19.06, haben die Studierenden der Ruhr-Universität Bochum auf der dritten und wieder gut besuchten Vollversammlung die Fortführung der Proteste beschlossen. Rund tausend Studierende kamen um 14.30 Uhr in die Mensa. Sie verabschiedeten bei einer einzigen Gegenstimme und einer Handvoll Enthaltungen eine Resolution, in der ein Aktionssemester für freie Bildung ausgerufen wird.

In der verabschiedeten Resolution heißt es: "Wir, die Studentinnen und Studenten der Ruhr-Universität Bochum erklären das Sommersemester 2002 zum Aktionssemester für freie Bildung." Damit zeigt sich, dass sowohl der Wille, als auch die Kraft zum Protest ungebrochen sind.

Der AStA-Vorsitzende Rolf van Raden stellte in der Begründung zur Resolution heraus, dass beides nötig ist: "Wir sind uns klar darüber, dass uns allen Beschwichtigungen zum Trotz, noch eine längere Auseinandersetzung bevorsteht."

Studienkonten und Strafgebühren haben dieselben Konsequenzen

Für die Studierenden besteht auch nach dem Beschluss des SPD-Parteirats und der Ankündigung Schartaus, auf 50 Euro Rückmeldegebühr für jeden Studierenden zu verzichten, das Hauptproblem weiter: Hohe Gebühren für sogenannte Langzeitstudierende, SeniorInnen und ein Zweitstudium würden gerade sozial Schwächere vom Studium ausgrenzen oder zum Abbruch des Studiums zwingen.

Das vom SPD-Parteirat befürwortete Studienkontenmodell brächte vergleichbare Nachteile mit sich. Bisher ist ein sehr knapp bemessenes Kontingent von 180 kostenfreien Semesterwochenstunden geplant, etwa 160 Semesterwochenstunden sind in den meisten Studienordnungen als Minimum vorgesehen. Schon ein Wechsel der Nebenfächer am Anfang des Studiums oder die Wiederholung einiger Kurse nach einem Auslandsaufenthalt oder nach einer nicht bestandenen Prüfung könnte zu hohen Gebühren führen.

Philip, der stellvertretend für die Streikaktiven auf der Vollversammlung sprach, brachte die Haltung der Studierenden zum Studienkontenmodell treffend auf den Punkt: "Dieses Schmalspurstudium mit der Stechuhr wollen wir nicht!". Ein anderer Redner schlug vor, den Begriff "Langzeitstudierende" in Zukunft zu vermeiden und stattdessen den treffenderern Begriff "verarschte Lohnsklaven der vielgelobten Dienstleistungsgesellschaft" zu benutzen.

Landesweite Streik- und Aktionstage geplant

An drei landesweiten Aktions- und Streiktagen am 28. Juni, 3. und 9. Juli soll weiterhin über die von den Studierenden abgelehnten Studiengebühren und die Privatisierung aufgeklärt und aktiv protestiert werden. Mehrere Arbeitskreise, von denen einer eine Sommeruni plant, werden weiterhin regelmäßige Koordinierungstreffen abhalten um die Vernetzung der Aktiven innerhalb und außerhalb der Universität fortzuführen.

Ziel der Proteste soll das Recht auf freie Bildung von der Kindertagesstätte bis zur Weiterbildung sein. Die Studierenden fordern weiterhin das legitime Recht ein, dass die Öffentlichkeit vor den Beschlüssen der Regierung bezüglich richtungsweisender politischer Abkommen in die inhaltliche Diskussion einbezogen wird.

 

Sonntag, 24 März 2002
Aller gute Dinge sind mindestens drei
Neuer AStA gewählt

Nach nächtelangen Koalitionsverhandlungen war es am 8. März, sechs Wochen nach den Wahlen zum Studierendenparlament (SP), soweit: Der Koalitionsvertrag und der neue Haushalt waren unter Dach und Fach gebracht und somit konnte ein neuer Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA) gewählt werden.

Nachdem die alte Koalition aus alternativer Liste (al), Fachschaftsinitiative (F-S-I) und Linker Liste (LiLi) ihre letztjährige Mehrheit von 20 der insgesamt 35 SP-Sitze bei den diesjährigen Wahlen auf 22 Sitze ausbauen konnte, wird der neue AStA auch wieder von diesen drei Listen gebildet. Zum AStA-Vorsitzenden wählte das Studierendenparlament Rolf van Raden (LiLi), der schon im letzten Jahr als Referent für Hochschulpolitik engagiert tätig war. Er löst damit Verena Witte (LiLi) als Vorsitzende ab. In seiner Antrittsrede, die von minutenlangen Ovationen begleitet war, machte Rolf van Raden die Schwerpunkte des AStA für das kommende Jahr deutlich: "In der Hochschulpolitik gibt es für uns viel zu tun: Die internationale Protestwoche gegen Studiengebühren und Bildungsprivatisierung im letzten Herbst war ein guter Anfang. Wir werden uns aktiv für den freien Zugang zur Universität und gegen die Sparpläne der Landesregierung einsetzten. Der Erhalt des Lehramtes und der kleinen Fächer ist in Bochum immer noch nicht gesichert. Wir wollen nicht zulassen, dass Fächer wie Skandinavistik oder das Lehramt dem Rotstift zum Opfer fallen." Die Schwerpunktsetzuntg des AStA im Bereich der Hochschulpolitik wird in der Besetzung dieses Referates mit drei ReferentInnen deutlich.

Gegen die Regierung

Stellvertretende AStA-Vorsitzende und somit auch Mitglieder des AStA-Vorstandes werden René Voss (FSI) und Thilo Machotta (al). Nachdem es René Voss als Finanzreferent gelungen war, durch eine solide Finanzpolitik den AStA wieder handlungsfähig zu machen, wird er seine gewissenhafte Arbeit auch im nächsten Jahr fortsetzen. Thilo Machotta wird gemeinsam mit Hanna Höfer in dem neu eingerichteten Referat für Öffentlichkeitsarbeit dafür sorgen, dass der AStA sich nicht nur auf dem Campus sondern auch in der großen weiten Welt der berühmt-berüchtigten Öffentlichkeit zu Wort melden wird.

Darüber hinaus steht dem diesjährigen AStA aufgrund der letzten Erhöhung der Semesterbeiträge auf elf Euro trotz sinkender StudentInnenzahlen etwas mehr Geld zur Verfügung. Wie immer wird das Geld auch dieses Jahr nicht für Kaviar- und Champangerexzesse im AStA benutzt. Vielmehr wurden in diesem Haushaltsjahr entgegen dem allgemeinen Trend die Ausgaben für Sozialleistungen, etwa zur Unterstützung finanziell benachteiligter StudentInnen, erhöht – eine Tatsache die in öffentlichen Haushalten zur Zeit wohl nur noch auf Kuba denkbar wäre.

Mehr Geld heißt mehr Unterstützung

Da es aber auch ein großes Interesse des AStA ist studentische und auch außeruniversitäre Initiativen zu fördern, wurde in diesem Jahr der Topf für diese Gruppierungen noch einmal ordentlich aufgefüllt. Wer also ein förderungswürdiges Anliegen (also auf keinen Fall ein sexistisches, rassistisches oder sonst irgendwie menschenverachtendes) an den AStA heranträgt, wird auch im Jahre 2002 immer auf offene Ohren zählen dürfen. Darüber hinaus wurden auch die Haushaltsposten aufgestockt, die der Förderung von Fachschaften dienen. Ein weiteres Anliegen dieses AStA ist es, verstärktes Interesse der StudentInnen an ihrer Interessenvertretung zu wecken und die Beteiligung der Studierendenschaft an den freien, gleichen und geheimen Wahlen zum SP zu erhöhen. Somit wurde auch hier eine angemessene Erhöhung der finanziellen Mittel zur Durchführung der Wahlen vorgenommen, um Schritte in diese Richtung überhaupt realisieren zu können.

Doch ist der AStA bekanntermaßen nicht nur ein Goldeuro ausscheidender Esel, sondern darüber hinaus arbeiten dort auch viele nette engagierte Studis für die Interessenvertretung der StudentInnen der RUB. Neben dem oben bereits angesprochenem Schwerpunkt des diesjährigen AStA im Bereich der Hochschulpolitik wird auch auf anderen Gebieten die Arbeit fortgesetzt. So existieren auch weiterhin die Referate für Grund- und Freiheitsrechte sowie kritische Wissenschaften, die versuchen wollen, den Blick der Öffentlichkeit für vorhandene Probleme der Gesellschaft zu schärfen. Hierfür soll der im letzten Semester angelaufene politische Dienstag (Poldi) auch im nächsten Semester fortgesetzt werden.

Modernisierung der Internetpräsenz

Auch soll in nächster Zeit die Homepage des AStA erweitert und intensiviert werden. In näherer Zukunft wird es dann bessere und auch optisch ansprechendere Internetseiten geben. Dieses soll dann Angebote zum Studienplatztausch oder eine Mitfahrzentrale umfassen. Mittels eines Newsletters ist es dann auch allen Interessierten möglich Neuigkeiten aus dem AStA schnell und bequem mittels elektronischer Post nach Hause zu bekommen. Watch out for details in Kürze hier in dieser Zeitung oder auf den Internetseiten des AStA. Insgesamt steht also wieder ein ereignis- arbeits- und angebotsreiches Jahr ins Haus. Die wichtigsten Nachrichten aus dem AStA wird es dann auch in diesem Jahr wieder wöchentlich in der bsz geben.

wc

 

Dienstag, 10 Dezember 2002
Nürnberg: fzs erstattet Anzeige
„Deutsche Studenten“ drohen mit Gewalt

Der AStA der Ruhr-Universität fordert die Bochumer Studentenverbindung „Verein deutscher Studenten Breslau-Bochum“ auf, sich von den Gewaltandrohungen ihrer Erlanger Bundesbrüder zu distanzieren.

Unterstützt von Studierendenvertretungen aus dem gesamten Bundesgebiet rufen die Studentische Versammlung StuVe als Vertretung der StudentInnen der Universität Nürnberg-Erlangen und die bundesweite StudentInnennvertretung freier zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) zu Protesten gegen den „Thomastag“, eine öffentliche Zusammenkunft von Verbindungsstudenten am 15. Dezember in Nürnberg, auf. Sehr zum Ärger der Verbindungsstudenten: „Bei unseren Kolleginnen und Kollegen in Erlangen sind bereits Drohungen eingegangen“, berichtete der Bochumer AStA-Vorsitzende Rolf van Raden. „Ein Mitglied des Erlangener Vereins deutscher Studenten (VdSt) hat eine verbindungskritische StudentInnengruppe per E-Mail bedroht.“ Von „linken Zecken“ war in der Mail die Rede, denen er „eins aufs Maul“ geben wolle. „VdSt-Verbindungen gelten im Vergleich zu eindeutig als rechtsextremistisch zu klassifizierenden Verbindungen als weniger gefährlich“, sagte van Raden und warf die Frage auf: „Wie mag es dann um die Gewaltbereitschaft bei den noch weiter rechts stehenden Verbindungen bestellt sein?“

Der studentische Dachverband fzs als bundesweite StudentInnenvertretung hat eine Anzeige gegen den namentlich bekannten Verfasser der e-Mail erstattet und fordert ein Verbot des „Thomastages“, sollte es wirklich zu Übergriffen auf VerbindungskritikerInnen kommen.

Burschi: „Ignatz Bubis ab ins Gas“

Seit Jahren ist es immer wieder zu rechtsextrem motivierten gewalttätigen Übergriffen von Verbindungsstudenten gekommen. Ziel der Übergriffe waren nicht zuletzt AusländerInnen und linke Jugendliche: Erst vorletzte Woche griffen Mitglieder einer Verbindung aus dem Dachverband Deutsche Burschenschaft unter „Ignatz Bubis ab ins Gas“-Rufen gemeinsam mit Mitgliedern der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten in Gießen eine Gruppe von Jugendlichen an.

Antisemitische Stoßtrupps

Die Vereine Deutscher Studenten und ihr Dachverband wurden Ende des 19. Jahrhunderts als universitäre Speerspitze des Antisemitismus gegründet. Das Etikett deutsch meinte damals vor allem: nicht jüdisch. Die Vereinsgeschichte der VdSt wäre allein schon Grund genug für die Übertragung des Verbandsvermögens an eine KZ-Gedenkstätte. Zu den Vorfällen in Erlangen nahm der Bochumer VdSt bis Redaktionsschluss nicht Stellung.

 

Mittwoch, 15 Mai 2002
Gebühren kosten das Studium
Jetzt auch in NRW

Was in der letzten Woche noch als schales aber völlig versalzenes Gericht aus der politischen Gerüchteküche galt, wird wohl bald erschreckende Realität: Ein gebührenfreies Studium wird dann nur noch eine nostalgische Erinnerung aus der Vergangenheit sein.

Zwar hatte die rotgrüne Bundesregierung noch in ihrem Koalitionsvertrag von 1998 ein generelles Verbot von Studiengebühren gefordert. Aber wie weit es mit diesem Wahlversprechen her ist, hat die jüngste Zeit schon vorher eindrucksvoll bewiesen. Mit der Novellierung des Hochschulrahmensgestzes (HRG) vor zwei Wochen legte man die Entscheidungsbefugnis über die Einführung von Stuidengebühren in das Ermessen der Länder. Warum, wei leider niemand.

Und nachdem die rotgrüne NRW-Regierung einmal selber entscheiden durfte, ob sie bereits schneller und direkter die Einführung von Studigebühren beschlieen wolle, als es nach dem bisher angedachten Studienkontenmodell der Fall gewesen wäre, machte man schnell Nägel mit Köpfen. Am vergangenen Mittwoch wurden neue Pläne der Düsseldorfer Landesregierung bekannt. Hiernach soll pro Semester eine Verwaltungsgebühr von 50 Euro fällig werden. Darüber hinaus müssen alle sogenannten Langzeitsudierenden, die nähere Definition regelt ein Sondererlass des Bildungsministeriums, und studierende SeniorInnen – das SeniorInnenalter ist wahrscheinlich schon mit 29 Jahren erreicht – pro Semester 500 Euro Strafgebühren entrichten. Denn wer in 8 Semestern nicht in der Lage ist, ein lupenreines Examen hinzulegen, schadet nicht nur dem Standort Deutschland und der Pisa-Studie, sondern vor allem den öffentlichen Haushalten, in die Studis ja noch nicht einmal Steuern einzahlen.

Studium ohne Studis

Dabei wurden gerade die Universitäten im Ruhrgebiet in den siebziger Jahren unter der Alleinregierung der SPD gegründet, um Menschen aller sozialen Schichten ein kostenloses und umfassendes Studium zu ermöglichen. Allerdings folgte schon die damalige Hochschulreform keinen hehren Grundsätzen von sozialer Gleichheit oder gar Sozialismus, vielmehr wurde sie aufgrund des damaligen Mangels an AkademikerInnen vorangetrieben. Da es aber inzwischen genug AkademikerInnen auf dem Arbeitsmarkt gibt, braucht man nun auch keine studierenden ArbeiterInnenkinder mehr. Auch die neuen Pläne folgen nicht unbedingt neuartigen neoliberalistischen Logiken, sondern vielmehr der ganz gewöhnlichen Marktlogik des ganz gewöhnlichen Kapitalismus.

Für Studierende und solche Menschen, die es einmal werden wollen, hätte die Umsetzung der jetzt vorgestellten Pläne katastrophale Folgen. Der Vorsitzende des AStA der Ruhr-Uni, Rolf van Raden, warnte davor, dass „die Konsequenzen der Einführung von Studiengebühren kaum überschätzt werden können. Der AStA befürchtet, und mit dieser Befürchtung dürfte er wohl, wie das Beispiel Österreich zeigt, nicht falsch liegen, einen Rückgang der Studierendenzahlen um 15-20 Prozent. Damit stellt sich natürlich die Frage, was denn all die Menschen, welche dann nicht mehr an die Unis kommen können so machen sollen den ganzen Tag. Doch auch für all jene, die glauben und hoffen, sich ein Studium noch leisten zu können, wird es unangenehm teurer werden. Denn durch die sinkenden Studierendenzahlen müsste der schon bestehende Sozialbeitrag massiv ansteigen. So blieben z.B. die Kosten des Studienwerkes für den Betrieb der Wohnheime, Mensen und Cafeterien weitgehend gleich, müssten aber auf weniger BeitragszahlerInnen verteilt werden. Auch der Vertrag mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und die Höhe des Beitrages, den die Studierenden für die studentische Selbstverwaltung aufbringen müssen, hängen direkt von der Zahl der Studierenden ab. „Da die geplanten Rückmelde- und Strafgebühren aber nicht zur Deckung von Ausgaben an den Unis vorgesehen sind und nicht in den Bildungsetat des Landes einflieen werden, kämen so schnell weitere 50-100 Euro pro Semster zusammen, sagte Rolf van Raden weiter.

Proteste angekündigt

Der AStA der Ruhr-Uni kündigte nach Bekanntwerden der Pläne an, massiv dagegen zu protestieren. Auf dem Campus wird es in den nächsten Tagen die Möglichkeit geben, sich an Infotischen über die derzeitige Situation zu informieren. Darüber hinaus liegen Unterschriftenlisten aus, auf denen jedeR Studi gegen die Landesregierung und gegen eine Schlieung der Universitäten für Nicht-Millionärskinder protestieren kann. Für den 8. Juni ist in Düsseldorf eine Grodemostration geplant, zu der natürlich alle, die keine Lust haben knapp 500 Euro pro Semester nur für die Berechtigung, sich Studi nennen zu dürfen, zu zahlen bereit sind, herzlich eingeladen sind. Nährere Informationen zu der Demo gibt es dann in der nächsten bsz Ausgabe.

wc

 

Dienstag, 12 Februar 2002
Gerichtsurteil mit üblem Beigeschmack
Rasterfahndung: Studis im Recht

Nach Berlin und Hessen ist nun auch in Nordrhein- Westfalen die u.a. an den Hochschulen durchgeführte Rasterfahndung für rechtswidrig erklärt worden.

Schon Anfang Januar hatte das Landgericht Berlin die an den dortigen Hochschulen und anderen öffentlichen Einrichtungen durchgeführte Rasterfahndung mit der Begründung, dass eine konkrete Gefahr, welche zur Legitimierung solch einschneidender Maßnahmen notwendig wäre, für die Bundesrepublik nicht nachgewiesen sei, gestoppt. In seinem Beschluss hatte sich das Gericht auch auf die Informationspolitik der Bundesregierung bezogen, dieser Auffassung schloss sich Anfang Februar das Landgericht Wiesbaden an und erklärte die Rasterfahndung auf Antrag eines Gießener Studenten auch in Hessen für rechtswidrig. Die Annahme des Gießener AStAs, welcher die Klage des Studis unterstützt hatte, die Entscheidung werde bundesweit Einfluss auf Gerichtsentscheidungen in Sachen Rasterfahndung haben, erwies sich nun als richtig. Mit Beschluss vom 11. Januar gaben die RichterInnen des Oberlandesgerichts Düsseldorf vier von insgesamt sechs Klagen gegen die nordrhein-westfälische Rasterfahndung statt. Im Gegensatz zu den anderen Bundesländern erklärten sie die Maßnahmen allerdings nur in Teilen für unverhältnismässig. In NRW hatten die Einwohnermeldeämter, Hochschulen sowie das in Köln angesiedelte Ausländerzentralregister die Personendaten aller zwischen dem 1. Oktober 1960 und dem 1. Oktober 1983 geborenen männlichen Einwohner an den Staatsschutz weitergegeben, nach Einschätzung des Gerichts müsse sich die Fahndung jedoch auf Menschen beschränken, welche „die Staatsangehörigkeit eines verdächtigen Landes besitzen oder islamischer Religionszugehörigkeit sind“, da nur bei diesen Menschen eine „erforderliche Nähe zur Gefahrensituation“ gegeben sei. Dementsprechend wurde die Übermittlung persönlicher Daten bei den vier Klägern deutscher Staatsangehörigkeit kritisiert, die Beschwerden zweier aus Marokko und Jordanien stammender Männer jedoch abgewiesen. Von einem wirklichen Erfolg kann also nicht die Rede sein, es bleibt ein übler Beigeschmack, denn weder der rassistischen Fahndung noch der grassierenden Sicherheitshysterie tut dieses Urteil einen Abbruch.

In einer ersten Reaktion begrüßte der AStA der Ruhr-Universität Bochum die Entscheidung der Düsseldorfer RichterInnen. Von Anfang an hatte die Studierendenvertretung „die Universitätsleitung aufgefordert, die Rasterfahndung nicht zu unterstützen und eine Herausgabe der Daten zu verweigern“, so AStA-Vorsitzende Verena Witte, da abgesehen von der grundlegenden Kritik an der Einschränkung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung in diesem Fall noch nicht einmal die vom Gesetzgeber geforderten rechtlichen Grundlagen erfüllt seien. Denn einerseits ist eine akute Gefahrensituation nicht nachgewiesen, andererseits die Erfassung aller männlichen Studierenden der Jahrgänge 1960 bis 1983 nicht mit geltendem Recht vereinbar. Nun fordert man eine erneute Stellungnahme der Unileitung – denn trotz der studentischen Proteste rechtfertigte der Rektor der Ruhr-Universität die Mitarbeit als „rechtliche und moralische Verpflichtung“. „Nach dem Urteil des Oberlandesgerichts sollte auch Rektor Petzina klar geworden sein, dass er mit seiner unkritischen Unterstützung falsch lag“, so der Bochumer AStA-Referent für Hochschul- und Bildungspolitik, Rolf van Raden. Das Rektorat könne zwar die Weitergabe der persönlichen Daten an den Staatsschutz nicht rückgängig machen, doch sei eventuell ein gemeinsamer Versuch der Schadensbegrenzung möglich. Von den Behörden fordert die Studierendenvertretung eine sofortige Vernichtung der rechtswidrig gesammelten Daten.

Was geschieht mit den Daten?

Und genau da liegt der Knackpunkt: Auch wenn nun in verschiedenen Bundesländern die Rasterfahndung für illegal erklärt wurde und z.B. in Hessen die Fahndung landesweit gestoppt werden musste, sowie alle bis dato erhobenen und gespeicherten Daten gelöschet werden müssen, so ist eine Überprüfung dessen schwerlich möglich. Ebenso verhält es sich mit den Daten sozusagen „Unverdächtiger“, welche eigentlich vernichtet werden sollen. Eine Vergewisserung darüber, wo welche Daten gespeichert waren bzw. sind und wo diese gelöscht werden, ist für Einzelne nicht nachvollziehbar. Gerade im Hinblick auf die im Zuge der Kompetenzerweiterung der Geheimdienste vom Gesetzgeber erlaubte Möglichkeit eines verstärkten Datenaustausches zwischen den Verfassungschutzämtern der Länder und des Bundes sowie dem BKA, erscheint dies wenig vertrauenswürdig.

Zwar dürfen die bisher aus den Daten gewonnenen Erkenntnisse offiziell nicht weiter verwendet werden, doch aus ähnlichen Vorgängen in der Vergangenheit ist hinlänglich bekannt, das dies in den wenigsten Fällen geschieht. So ist es fast schon der Normalfall, das Menschen bei herkömmlichen Personalienfeststellungen der Polizei mit – zumeist ohne ihr Wissen – von ihnen gespeicherten Daten konfrontiert werden. Da wird dann z.B. jemand im Bahnhof vom Bundesgrenzschutz kontrolliert und anschließend mit auf die Wache genommen und einer Durchsuchung einschließlich „Enddarm-Eingriff“ unterzogen, weil zu Jugendzeiten kurzeitig ein – wohlgemerkt wegen Haltlosigkeit der Vorwürfe eingestelltes – Verfahren wegen Besitz von Haschisch gegen ihn lief oder jemand in München von der Polzei festgehalten, weil er während einer Demonstraion in Brüssel kontrolliert worden war. Wohlgemerkt ohne sich in irgendeiner Weise strafbar gemacht zu haben.

Jas

 

Dienstag, 8 Januar 2002
Aktionen gegen Studiengebühren dauern an!
Das letzte Hemd

Mit zahlreichen phantasievollen Aktionen protestierten im Dezember StudentInnen der Ruhr-Universität gegen die von der nordrhein-westfälischen Bildungsministerin Behler für das Jahr 2003 angekündigte Einführung von Studiengebühren. Mit großer Mehrheit hatte sich eine mit über tausend StudentInnen gut besuchte Vollversammlung gegen Studiengebühren und das von Frau Behler angekündigte Studienkontenmodell ausgesprochen.

Ein aus dieser Vollversammlung hervorgegangenes Aktionskomitee ging unterstützt vom Allgemeinen StudentInnenausschuss (AStA) und der FachschaftsvertreterInnenkonferenz (FSVK) an die Arbeit und leistete mit geringen Kräften Hervorragendes: Um die Studis auf die bevorstehende Beschränkung des Hochschulzugangs aufmerksam zu machen, wurde einer der wichtigsten Zugänge zur RUB symbolträchtig durch eine Mauer aus Pappkartons verengt und die PassantInnen auf Flugblättern informiert und zu Aktionen aufgerufen. „Die meisten Studis haben die Flugblätter zumindest gelesen", so ein Aktivist, „nur ein paar Irre haben sich offensiv für Studiengebühren und gegen unsere Aktion ausgesprochen. Bedauerlich war vielleicht nur, dass einige gehbehinderte KollegInnen einen Umweg in Kauf nehmen mussten".

Bemerkenswert war die Resonanz auf die Aufrufe, sich an Demonstrationen zu beteiligen. Während sich nur knapp über hundert Menschen einfanden, um unter dem Motto „Wer hat uns verraten – Sozialdemokraten" in der Bochumer Innenstadt zu demonstieren, waren immerhin zweihundert StudentInnen bereit, mit dem Bus nach Brüssel zu fahren, um sich dort anlässlich des EU-Gipfels an den Protesten gegen die von der Europäischen Union forcierte Privatisierung der Bildung zu beteiligen.

Zugang zur Uni vermauert

Enttäuscht zeigten sich die AktivistInnen vom Rektor der Ruhr-Universität, Petzina, der ihrer Aufforderung nicht nachkommen wollte, sich gegenüber dem Ministerium für einen Erhalt der Gebührenfreiheit einzusetzen. „Petzi kam uns mit dem blöden Argument, er müsse ja schließlich die ganze Uni vertreten und nicht nur die Studis", so eine Aktivistin, „dabei sind wir vielleicht nicht die ganze Uni, aber ohne uns wäre die Uni reichlich sinnlos". Zuvor hatten die Studis dem Senat einen Besuch in dessen Sitzungssaal abgestattet, in dessen Verlauf dem Rektor Hemden, die durch Beschriftung als das jeweils letzte kenntlich gemacht wurden, übergeben wurden. Weniger melodramatisch aber ebenso symbolträchtig wurde dem Rektor des weiteren ein Beutel Schleim übergeben, um die nach Auffassung der AktivistInnen überzogene Unterwürfigkeit der Universitätsleitung gegenüber dem Bildungsministerium zu kritisieren.

Das letzte Hemd gegeben

Ihren Abschluss für das Jahr 2001 fanden die Aktionen mit einem Warnstreik der SoWi-StudentInnen, der von der Vollversammlung der Fachschaft Sozialwissenschaft beschlossen worden war und in dessen Verlauf das Gebäude HGC für einen Tag vollständig abgeriegelt wurde. Zu Konflikten kam es dabei mit einigen Jura-StudentInnen, die das Gebäude unbedingt betreten wollten, um eine Klausur abzuleisten, die schließlich, Flexibilität ist ja inzwischen Lernziel an deutschen Universitäten, in einen anderen Raum verlegt wurde.

Nicht locker lassen

„Auch im neuen Jahr wird es weitere Aktionen geben" kündigte Dominik Ruppenthal, Sprecher der FSVK, an. „Die Aktionsgruppe hat noch zahlreiche Ideen auf Lager und wird von der Verfassten StudentInnenschaft unterstüzt". Angedacht seien etwa Aktionen am 16. Januar, einem von StudentInnen der Freien Universität Berlin ausgerufenen Aktionstag. „Auf jeden Fall haben wir schon eine gewisse Öffentlichkeit erreicht, auf die wir aufbauen können", ergänzte Rolf van Raden, Referent für Hochschulpolitik im AStA der Ruhr-Uni. „Ist mir scheißegal, was in der WAZ steht", schloss eine Aktivistin kämpferisch die Runde ab, „Studiengebühren sind der allerletzte Scheiß und wir werden dafür sorgen, dass unsere Argumente gehört werden".

Ab kommender Woche wird der Aktionsarbeitskreis sich wieder treffen, Zeit und Ort sind im AStA im Raum der FSVK und im Referat für Hochschulpolitik zu erfragen. Bereits am Mittwoch, den 9.1., trifft sich eine Gruppe, die sich intensiver mit den Themen Gebühren und Bildungsprivatisierung in Europa auseinandersetzen und eine Broschüre zu diesen Themen erstellen will.

 

Mittwoch, 5 Februar 2003
Wahlen zum Studierendenparlament an der RUB
AStA-Koalition wiedergewählt

Die bisherige AStA-Koalition aus der Linken Liste und der alternativen liste gewann bei den StudentInnenparlamentswahlen an der Bochumer Ruhr-Uni deutlich hinzu. Bei einer um 30% gestiegenen Wahlbeteiligung wurde die alternative liste mit 9 (Vorjahr 7) Sitzen vor der Linken Liste mit ebenfalls 9 (9) Sitzen stärkste Liste im StudentInnenparlament. Beide Listen verfügen zusammen über eine bequeme Mehrheit von 18 der 35 Sitze. Der bisherige Koalitionspartner F-S-I (Fachschaftsinitiative) war nicht wieder zur Wahl angetreten.

Ebenfalls hinzugewinnen konnten die Gruppe „RUB-Rosen“ (Jusos), die 7 (6) Sitze erhielt. Die liberale Hochschulgruppe (LHG) und der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) hingegen kamen unverändert auf 1 bzw. 6 Sitze. Zum ersten Mal traten die „Young Engaged Students“ (YES), die sich die Nachfolge der FSI auf die Fahnen schrieben, zur Wahl an und holten 3 Sitze.

Wahlbeteiligung: Abwärtstrend umgekehrt

Nachdem die Wahlbeteiligung in den vergangenen Jahren stets gesunken war und 2002 mit 7,4% einen historischen Tiefstand erreicht hatte, konnte der Abwärtstrend in diesem Jahr umgekehrt werden. „Wir hatten uns als AStA das Ziel gesetzt, die Wahlbeteiligung deutlich zu erhöhen,“ so der AStA-Vorsitzende Rolf van Raden. „Eine Wahlbeteiligung von 9,7% ist immer noch sehr niedrig, die Trendwende ist jedoch geglückt.“

Studiengebühren als Hauptthema im Wahlkampf

Das beherrschende Thema im Wahlkampf war die Einführung von Studiengebühren in Nord-rhein-Westfalen, schließlich fiel der entsprechende Beschluss des Landtages erst wenige Tage vor der Wahl. Für die Studierenden ist es offenbar wichtig, einen AStA zu haben, der den Kampf gegen das geplante Studienkontenmodell fortsetzt – die Forderung „gegen Studiengebühren“ hatten sich alle Listen ins Programm geschrieben. „Die parteinahen Gruppen sind in der Frage Studiengebühren sehr unglaubwürdig, da ihre Mutterparteien genau diejenigen sind, die die Studiengebühren vorantreiben“, kommentierte Thilo Machotta vom AStA-Referat für Öffentlichkeitsarbeit das Ergebnis. Und das ist ja auch wenig verwunderlich in Zeiten, in denen das CDU-regierte Baden-Würtemberg, ermutigt durch das Umkippen der sozialdemokratsichen Bundesländer in der Gebührenfrage, bereits den nächsten Schritt in Richtung allgemeine und grundständige Studiengebühren unternimmt: Die dortige CDU/FDP-Mehrheit im Haushaltsausschuss hat Studiengebühren ins Gespräch gebracht um Haushaltslöcher zu schließen. Im Gespräch sind „nachlaufende“ Studiengebühren, die erst nach dem Studium fällig werden und den Studis als Schuldenberg nachlaufen. Damit behält Baden-Würtemberg seine Vorreiterrolle in der Gebührenfrage bereits, dort waren bereits vor Jahren Strafgebühren für sogenannte „Bummelstudenten“ eingeführt worden. Es liegt auf der Hand, dass das Kontenmodell auch in den sozialdemokratisch geführten Ländern nur ein Einstieg ist. Diesem Einstieg entgegenzutreten und dabei alle Möglichkeiten auszuschöpfen, ist selbstverständliche Aufgabe jeder studentischen Vertretung.

In den nächsten Tagen beginnen die Koalitionsverhandlungen zwischen der alternativen Liste und der Linken Liste, die wahrscheinlich den kommenden AStA stellen werden. Unklar ist zur Zeit noch, ob weitere Listen zu den Verhandlungen eingeladen werden.

 

Mittwoch, 12 Dezember 2001
Keine Bildungsprivatisierung in der EU!
Freitag: Großdemo von StudentInnen in Brüssel

Am Freitag, den 14. Dezember treffen sich die europäischen Regierungschefs zum EU-Gipfel in Brüssel. Dort beraten die Staaten der Europäischen Union unter anderem auch über das internationale Handelsabkommen GATS (General Agreement of Trade in Services) und damit auch über die Bereiche Bildungs- und Hochschulpolitik. Denn in den Augen gläubiger Neoliberaler, und das ist zur Zeit nahezu das gesamte parlamentarisch vertretene politische Spektrum in Deutschland, ist Wissensvermittlung eine Dienstleistung wie jede andere auch und der von Neoliberalen vergöttlichte Markt wird, jeder staatlichen Planung durch Omnipräsenz und Allwissenheit haushoch überlegen, schon alles zum größten Nutzen der größten Zahl wenden. Wer keine Lust hat, sein Studium auf dem Altar der religiösen Inbrunst neoliberaler Markt-Taliban zu opfern, ist gut beraten, den Bus nach Brüssel zu besteigen um denen mal ordentlich am Bart zu zupfen.

Aber zurück zum GATS: Unter den Fittichen des GATS wird - vorbei an den nationalen demokratischen Instanzen – es möglich, weite Teile der Öffentlichkeit zu privatisieren, auch im Hochschulbereiche werden die Zeichen der Zeit erkannt und einige alte Pläne aus der Schublade gezogen: Studiengebühren, Sparmaßen, Uni-Privatisierung. Staaten, die nicht so recht mitspielen wollen und etwa hier und da noch ein bisschen mit hehren Zielen wie Chancengleichheit beim Bildungszugang liebäugeln, können praktischerweise mit Handelssanktionen bestraft werden. Neben der Liberalisierung des Bildungssektors steht auch die des Gesundheitssektors auf dem Tagesordnung.

Einige Konsequenzen sind bereits jetzt an Schulen und Uni in der BRD zu spüren: Privatisierung von Unis, Einführung von Studiengebühren (bzw. Strafgebühren für „BummelstudentInnen) und die zunehmende Aushebelung der Mitbestimmungsrechte von SchülerInnen und StudentInnen gelten als Wege in eine gruselige Zukunftsutopie, in der das Grundrecht auf Bildung wohl nur in Abhängigkeit von passendem Portemonnaie gewährt werden wird.

Vorbereitungen in Bochum

Nach einer etwas lahmen (wenn auch außerordentlich gut besuchten) Vollversammlung am Mittwoch letzer Woche, sind auch an der RUB die ersten Protestaktionen (s.u.) angelaufen, an denen sich viele Studis beteiligen. Auch die internationale Großdemonstration gegen Privatisierung von Bildung in der EU am 14. Dezember in Brüssel stößt auf großes Interesse. „Die Studis rennen uns regelrecht die Bude ein und wollen Karten", erklärte Rolf van Raden, Referent für Hochschulpolitik im AStA der Ruhr-Universität: „Drei Busse sind schon voll und vielleicht brauchen wir auch noch einen vierten". Fahrkarten zum konkurrenzlos günstigen Preis von zwanzig Mark sind weiterhin im Raum des Service-Referats (Raum 007 im StudentInnenhaus, Telefon 0234-3226704) im AStA erhältlich. Letzte Informationen über den geplanten Ablauf und zu organisatorischen Fragen sollen auf einem Vorbereitungstreffen am heutigen Mittwoch, den 12. Dezember um 16.00 Uhr geklärt werden. Treffpunkt ist der AStA, um pünktliches erscheinen wird gebeten. Ein anderes Europa ist möglich! Auf nach Brüssel!

+++  Artikel-Links

bsz: bochumer stadt- und studierendenzeiung
Während der Vorlesungszeit erscheint sie wöchentlich, in den Semesterferien unregelmäßig: Die gute alte Tante bsz, ihres Zeichens dienstälteste Campus-Zeitung in der Bundesrepublik. Kritisch, aktuell und interessant wird sie Woche für Woche auf dem Campus der Ruhr-Universität verteilt und liegt in Bochumer Cafés, Kneipen und Kulturzentren aus.
zur bsz>>

Freitag
Was etwas spröde mit dem Untertitel "Ost-West-Wochenzeitung" daherkommt, entpuppt sich als eines der interessantesten Medienprojekte aus der Wendezeit: Herausgegeben von u.a. Günter Gaus und Christoph Hein hat sich der Zusammenschluss aus dem "Sonntag", dem Organ des Kulturbundes zur Demokratischen Erneuerung Deutschlands, der Düsseldorfer "Volkszeitung" und der Frankfurter VVN-Zeitung "Tat" eine lebendige, kritische und aktuelle Plattform für politische und historische Debatten mit starkem Feuilleton entwickelt.
zum Freitag>>

die tageszeitung im Ruhrgebiet: taz-ruhr
Inzwischen erscheint die Berliner tageszeitung mit einem täglichen Regionalteil für NRW. Damit hat das Homepage-Chaos der taz-nrw auch endlich ein Ende, weil die Regionalartikel nun endlich auch auf der Mutterseite zu finden sind.
zur taz-ruhr>>
zur taz-nrw>>

 
©2004 Rolf van Raden MailImpressum HomeArtikelLiteratur & TheaterPolitikUnterwegs