9. November
1938 - 9. November 2000
Erinnern für die Zukunft - Ohne
die Stadt Bochum?
Aufruf
gegen das Vergessen
In der
Pogromnacht vom 9. November 1938 gingen in ganz Deutschland jüdische
Geschäfte und Synagogen in Flammen auf. Auch die Synagoge in
Bochum wurde vernichtet. Nur eine kleine unauffällige Gedenktafel
erinnert an sie. Am heutigen 9. November werden sich dort einige
BochumerInnen versammeln, um der Opfer zu gedenken, aber auch um
die Erinnerung wach zu halten und dafür einzutreten, dass solche
Verbrechen nie wieder geschehen.
Deshalb
beteiligen wir uns an dieser Gedenkfeier.
Auch
in Bochum war die NS-Zeit lange ein Tabu. Lediglich kleinere Initiativen
wie die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) haben
recherchiert und an Unrecht erinnert. Erst seit 1983 wird am 9.
November der Opfer des Naziterrors öffentlich in Bochum gedacht.
Und wer wusste bis vor kurzem schon, dass Kortum ein jüdisches
Kaufhaus, die Synagoge in Bochum ein prächtiges Bauwerk war,
wie viele Arbeitslager es in Bochum gab, wo die so genannten Judenhäuser
waren? Wer weiß schon, dass es 1964 und 1974 am Landgericht
Bochum spektakuläre NS-Prozesse gab?
In der
Vermittlung der Vergangenheit spielen die noch lebenden ZeitzeugInnen
eine besondere Rolle. Ihre Berichte und Analysen lassen einen ganz
anderen, unmittelbareren Zugang zu. Sie machen Geschichte begreifbarer.
Deshalb wurde aus privatem Engagement Frau Orna Birnbach nach Bochum
eingeladen. Frau Birnbach ist mit 72 Jahren eine der jüngsten
Überlebenden von Auschwitz. Sie nahm zwischen 1964 und 1974
als Zeugin an NS-Prozessen in Bochum teil. Diese sehr begrüßenswerte
Initiative wird allerdings nicht von der Stadt unterstützt.
Und das ist ein Skandal!
Der Initiative
wurde seitens der Agendagruppe die finanzielle Unterstützung
der Reise von Frau Birnbach zugesagt. Diese Unterstützung wurde
dann allerdings später von Oberbürgermeister Stüber
einkassiert. Es wäre eigentlich Aufgabe der Stadt, solche Besuche
regelmäßig zu organisieren und zu finanzieren. Nun übernehmen
schon andere diese Aufgabe und die Stadt setzt noch nicht einmal
ein winziges Zeichen, dass sie diesen Besuch begrüßt.
Im Gegenteil wird durch das Verhalten von Herrn Stüber signalisiert,
dass es kein Interesse an solcher Erinnerungsarbeit gibt.
Gleichzeitig
wird der Oberbürgermeister auf der heutigen Gedenkfeier zu
uns sprechen. Aber was kann er uns noch sagen?
Wir wollen
in Anbetracht des unfassbaren Leids, dessen wir heute gedenken,
die Feier nicht stören. Wir möchten aber auch gleichzeitig
nicht die Scheinheiligkeit von Stüber ungebrochen stehen lassen.
Wir möchten
uns außerdem von ganzem Herzen bei Frau Birnbach für
ihren Besuch bedanken und unser Bedauern und unsere Empörung
zum Ausdruck bringen, dass ihr Engagement auch heute so wenig Anerkennung
bei der Stadt gefunden hat.
Gegen
das Vergessen - Erinnern für die Zukunft!
Unterstützende
Gruppen:
AG Feministische
Theorie + Praxis; Alternative Liste Uni Bochum; Anti-Atom-Plenum;
ausZeiten (Frauenarchiv); arbeitskreis lokale agenda aus frauensicht;
Autonomes Frauenlesbenreferat Uni Bochum; Bahnhof Langendreer -
Zentrum für Soziokultur; BISA (Bochumer Initiative Südliches
Afrika); Bochumer Friedensplenum; Fantifa Zebra; FraGen (Frauen
gegen Gentechnik); Frauenarchiv Leihse; Frauenbuchladen Amazonas;
Frauengesundheitszentrum i.G. (FGZ); GEW (Gewerkschaft Erziehung
und Wissenschaft) Stadtverband Bochum; JungdemokratInnen/Junge Linke
Bochum; klack zwo b - videoprojekt; Linke Liste Uni Bochum; Linkes
Netzwerk Bochum; Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum; PDS
Bochum; PROMONDIAL - Organisation für emanzipatorische Zusammenarbeit;
solid - die sozialistische Jugend Bochum/Witten; VVN-BdA (Vereinigung
der Verfolgten des Naziregimes - Bund der AntifaschistInnen); WenDo-Trainerinnen
Bochum; Zentralamerikakomitee Bochum, 2313 - Unabhängige Zeitung
an der RUB
Privatpersonen:
Marieluise
Bartz (BISA), Dr. med. Vera Bergmeyer (Hausärztin, Medizinische
Flüchtlingshilfe), Johannes Bock (Student, JD/JL Bochum), Ulli
Borcherts, Martin Budich (Päd. Mitarbeiter, Linkes Netzwerk
Bochum), Mustafa Calikoglu (Dipl. Sozialpädagoge), Hanne Colosi
(Hebamme, FGZ), Lydia Churs (Dipl. Biologin, FGZ), Susanne Döblitz
(Dipl. Psychologin), Hella Eberhardt (Jugendbildungsreferentin,
Linkes Netzwerk Bochum), Dr.med. Jens Eyding, Annette Falkenberg
(Gewerkschaftssekretärin hbv), Martina Flack (Rechtsanwältin),
Martina Flaspöhler (Dipl. Sozialarbeiterin), Volker Gerwers
(Dipl. Sozialarbeiter, Linkes Netzwerk Bochum), Pia Goldmann (Ärztin),
Sylke Hallmann (Dipl. Psychologin), Beyzade Han (Student, Veranstalter
der Internationalen Filmtage in Bochum), Norbert Hermann (Medizinsoziologe,
Heilpraktiker), Daniel Hoffmann, Horst Hohmeier (Anti-Atom-Plenum),
Thomas Keil (Tischler, PDS Landesvorstand), Sebastian Kirsch (Student),
Mareike Koch (Ärztin), Nina Koeslin, (Studentin), Prof. Dr.
Reinhart Kößler (Uni Bonn, Linkes Netzwerk Bochum), Hans
Martin Krämer (Student, 2313), Dr. Martin Kraft (Biologe),
Malte Krückels (Wissenschaftlicher Mitarbeiter Uni Dortmund),
Erich Kunold (Rentner, Vorsitzender Naturfreunde Bochum Mitte),
Klaus Kunold (VVN-BdA), Sibylle Leipold (Ärztin), Dorothea
Lindenberg (Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache), Anne Mayer
(Rechtsanwältin), Sebastian Meskes (solid-Sprecher NRW), Francisco
Mirallas Hernández (Sozialökonom, Med. Flüchtlingshilfe
Bochum e.V.), Karin Mohn (arbeitslos, FGZ), Christiana Obermüller
(terre des hommes - Hilfe für Kinder in Not Arbeitsgruppe Wattenscheid/
Bochum), Felix Oekentorp (Landesgeschäftsführer DFG-VK),
Heike Oertmann (Heilpädagogin, FGZ), Dr. med. Klaus Piel (Arzt,
Humanitäre Cuba Hilfe), Jürgen Plagge-Vandelaar (Mitarbeiter
PDS-Bundestagsfraktion), Eva Prausner (WenDo-Trainerin), Rolf van
Raden (Student, solid); Knut Rauchfuss (Arzt), Rosa Schneider (WenDo-Trainerin),
Heiko Schwegmann (Bahnhof Langendreer), Helen Schwenken (Sozialwissenschaftlerin,
AG fem Theorie + Praxis), Barabara Tewes (Dipl. Kunst Therapeutin,
Linkes Netzwerk), Birgit Udelhofen, Knud Vöcking (Päd.
Mitarbeiter, Sprecher PDS Landesvorstand), Uwe Vorberg (Sozialwissenschaftler),
Monika Wagner (Heilpraktikerin, FGZ), Hans Peter Warnke (Stadtteilladen
Regenbogen), Reinhard Wegener (Bahnhof Langendreer), Ulli Witt (Bahnhof
Langendreer), Dagmar Wolf (Eine-Welt-Promotorin), Mag Wompel (LabourNet
Germany). |